92 - solution

,,Das Problem ist", begann Louis, ,,ich habe Eleanor mit Harry betrogen. Aus Angst dich zu enttäuschen, konnte ich sie nicht verlassen, aber ich konnte auch nicht auf die Liebe von Harry verzichten. Und das nutzt sie nun als Druckmittel, damit ich bei ihr bleibe und ihr gebe, was sie möchte. Ruhm, Jobs, Geld, alles, wonach es ihr lüstet. Sie hat ein Bild von Harry und mir, auf dem wir uns vor dem Louvre küssen, eine Zeit, in der unsere Verlobung noch Hand und Fuß hatte. Wenn ich Harry nicht verlasse, die Verlobung mit ihr beende und nicht mit ihr zusammenbleibe, dann schickt sie eine E-Mail an dich und alle deine Partnerfirmen. Deshalb war Harry bei dir und deshalb haben wir das mit dem Praktikum erfunden. Er wollte für mich herausfinden, ob deine Partner vielleicht etwas gegen Homosexuelle haben, denn Eleanor weiß genau, das ich dich nicht enttäuschen will und sie meinte, mit meiner Sexualität und der Tatsache, das ich sie betrogen hatte, würde ich deiner Firma schaden, was das letzte ist, das ich möchte."

Louis Vater nickte und hörte seinem Sohn genau zu. Es war genau das, was Louis brauchte, dementsprechend war ich eigentlich guter Dinge, dass wir das gemeinsam schaffen und Eleanor überwinden würden. Dennoch schien Louis Vater sichtlich erschrocken über das, was sein Sohn ihm da über Eleanor offenbarte und hatte scheinbar nie damit gerechnet, dass sie so hinterlistig und gemein sein könnte. ,,Was steht denn genau in der E-Mail, dass es solch ein Unheil bringen soll?", fragte Mark verwundert, nahm einen Schluck seines Tees und war wirklich interessiert daran, zu helfen. ,,Darin steht, dass die Tomlinsons, also wir, Betrüger wären, mit denen man lieber nicht arbeiten sollte. Nicht nur meinen Betrug und das Kussbild kreidet sie da an, sie erwähnt auch dich und den Skandal damals, als du frisch im Geschäft warst."

Mit einem Mal begann Louis Vater ein wenig zu lachen, Louis und ich sahen einander unsicher an und wussten nicht, was das zu bedeuten hatte. Schnell hatte Mark sich jedoch wieder beruhigt, stützte seine Ellenbogen auf die Knie und beugte sich vor. ,,Tut mir leid, aber letzteres hat mich gerade wirklich amüsiert. Was damals passiert ist, als ich in falsche Aktien investiert habe, wissen alle meine Partner. Ich erzähle ihnen es immer lieber gleich, bevor wir eine Partnerschaft eingehen, damit sie meine Fehler aus der Vergangenheit kennen und ihn nicht irgendwo anders aufschnappen. Meine Partner waren auch alle mal jung und grün hinter den Ohren, auch sie haben Fehler gemacht, doch wir haben alle daraus gelernt und nie wieder ist uns der gleiche Fehler unterlaufen. Mit diesem Skandal von vor hunderten von Jahren kann Eleanor mir wirklich nichts mehr anhaben", erzählte Mark und beruhigte damit sowohl mich als auch Louis.

,,Das du Eleanor jedoch betrogen hast, enttäuscht mich tatsächlich ein wenig, so habe ich dich nicht erzogen. Dennoch ist diese Rache, die sie jetzt zu üben versucht, in keiner Art und Weise gerechtfertigt. Genauso kann ich ein wenig verstehen, weshalb du sie betrogen hast, beziehungsweise trage ich da wohl eine gewisse Mitschuld aufgrund deiner Angst, die durch mich verantwortet wurde. Ich werde dir auf jeden Fall helfen und ich denke, ich habe auch schon eine Idee, wie ich das am besten tun kann." Überrascht riss ich die Augen auf. ,,Jetzt schon?", entfloh es mir etwas zu laut, gleich darauf schlug ich mir mit roten Wangen die Hände vor den Mund. Von Louis war ich viel Bedenkzeit gewöhnt, langes Warten, bis Lösungen oder auch nur Ideen gefunden werden und das war jetzt einmal etwas ganz anderes.

Louis lachte und ergriff meine Hand, verschränkte unsere Finger und schürte die Verbundenheit. Es fühlte sich gut an, die Liebe, die wir füreinander empfanden, etwas offener bekunden zu können. Mark schaute ebenfalls lächelnd auf unsere Hände hinab, fast schon mit einem gewissen Stolz erfüllt, ehe er auf meine viel zu laut gestellte Frage antwortete. ,,Ja, jetzt schon. Allerdings nur unter einer Voraussetzung", gab er zurück und sofort fragte Louis nach, was für eine Voraussetzung das denn sei. Mein Herz klopfte schnell gegen meinen Brustkorb, Adrenalin schoss durch meine Adern und ich konnte kaum erwarten zu hören, was für eine Lösung Mark im Sinn hatte. ,,Unter der Voraussetzung, dass du Harry und deine Sexualität jetzt nicht mehr unter einem Deckmantel tragen willst."

,,Möchte ich nicht, ich möchte zu mir stehen und ich möchte zu Harry stehen, den ich mehr liebe, als mein Leben. Für ihn würde ich alles tun, nicht nur weil er alles für mich tut, sondern weil er mein Herz besitzt. Ganz öffentlich soll jeder Wissen, das er mein Freund ist, ich möchte es gerne jedem zeigen und ihn und mich nicht länger verstecken." Lächelnd beobachtete ich Louis dabei, während er diese Worte sprach und als er sich zu mir drehte und mir einen Kuss schenkte, wurde ich wieder etwas rot um die Nase. Es war ungewohnt, sich nicht mehr hinter verschlossenen Türen zu küssen, aber es war auch ein ziemlich gutes Gefühl. ,,Gut, dann weiß ich genau was zu tun ist", sprach Mark und sprang plötzlich auf.

,,Was machst du Dad? Verrätst du uns auch mal, was du jetzt dagegen tun möchtest und wie wir dabei helfen können?", fragte Louis, rief das seinem Vater hinterher, der in die Küche verschwunden war, mit seiner Tasse in der Hand. Als er ohne Tasse zurückkam, blieb er vor uns stehen und erneut überkam mich eine Welle der Aufregung. ,,Ihr könnt nur helfen, indem ihr euch noch, bis wir, beziehungsweise ihr, in San Francisco angelegt habt, versteckt haltet. Tut so, als wäret ihr weiterhin in Angst und Schrecken, wegen Eleanors Erpressung, als wäre sie euer schlimmster Albtraum. Ich denke, das verlangt nicht viel Schauspielkunst, sie hat euch in den letzten Tagen wahrscheinlich oft genug die Hölle auf Erden bereitet, aber sobald der Anker in San Francisco ins Wasser gefallen ist, dürft ihr gemeinsam von Bord, übers Deck schlendern und zukünftig öffentlich zueinander stehen."

,,Aber wie? Wie stellst du das an? Und was meinst du, nur wir legen in San Francisco an? Du bist doch auch auf diesem Schiff." Ich war ziemlich verwirrt, aber auch Louis konnte nicht in den Kopf seines Vaters hinein gucken und stellte genau die Fragen, auf die ich auch gerne Antworten hätte. ,,Wenn alles klappt, werde ich noch heute Abend von Bord sein." Ich zog die Augenbrauen zusammen und wollte endlich, dass Louis Vater Klartext sprach, es war unheimlich schrecklich, wie er uns auf die Folter spannte. ,,Ich muss mit dem Kapitän sprechen und ein paar Anrufe tätigen, vorher möchte ich eigentlich lieber nichts genaues sagen, um eure Hoffnungen nicht zu sehr zu erwecken." Louis verdrehte die Augen. ,,Dad, wir sind schon groß und verkraften eine mögliche Enttäuschung, bitte sag uns, was du vor hast."

,,Okay, okay", er lachte und hob beschwichtigend die Hände, ,,wenn alles klappt, habe ich vor, mich heute Abend von einem Helikopter abholen und ans Festland bringen zu lassen. Dort nehme ich dann den nächsten Flug nach London, werde mit meinen Partnern eine Notfallsitzung einberufen und ihnen die ganze Sache erklären, bevor die E-Mail eintrudelt. Wer nicht verstehen mag, was für eine große Angst man vor einem Outing haben kann, was die Liebe mit einem anstellen kann, weshalb man bereit ist zu betrügen oder wer gar etwas gegen dich hat, der kann gerne die Partnerschaft beenden. Das wird meiner Firma nicht schaden. Außerdem werde ich noch einmal ein ernstes Wörtchen mit Eleanors Vater reden, ich denke, ihn wird das brennend interessieren."

Das Louis und seine Familie Geld hatten, das war mir bewusst, aber sich eben mal einen Helikopter zu rufen, machte mich ganz schön sprachlos und ich sah zu Louis, den zwar nicht der Reichtum, aber etwas anderes beschäftigte. ,,Dad..möchtest du wirklich deine Beziehungen für mich aufs Spiel setzen? Gibt es da nicht eine andere Möglichkeit? Und was ist mit der restlichen Kreuzfahrt? Du hast doch dafür bezahlt." Mark seufzte und kniete sich vor Louis. ,,Louis, falls du es noch nicht wusstest, du bist mein Sohn, unabhängig davon, wen du liebst, mit wem du eine Zukunft möchtest. Ich würde für dich jederzeit alles aufs Spiel setzen. Familie über Firma, das hab ich dir versprochen und viel zu lange nicht eingehalten, aber jetzt schon. Ich finde es gibt keine andere Möglichkeit, um das ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Und bei der Kreuzfahrt bin ich doch nur dabei, weil Eleanor mich gebeten hat. Du kannst gerne ab sofort in mein Appartement ziehen, sobald ich weg bin, hier bekommst du deine Sachen unter, denn ich weiß, wie eng die Kabinen für die Mitarbeiter sind."

Louis sprang auf, riss seinen Vater mit und umarmte ihn fest. ,,Danke. Tausend Dank, dass du mich akzeptierst, das du Harry und mich akzeptierst. Das du mir deine Unterstützung und Hilfe zugesichert hast, mich zu der Trennung von Eleanor ermutigt hast. Auch das dich der Betrug an meiner Verlobten nicht allzu sehr enttäuscht, lässt einen weiteren Stein von meinem Herzen fallen. Und vorallem danke, dass du mir jetzt dabei hilfst, die Erpressung zu beseitigen, damit ich endlich ich selbst sein kann. Du gibst dir so viel Mühe, Harry hatte Recht, ich hätte wirklich eher zu dir kommen und dir vertrauen sollen. Aber besser spät als nie, oder? Ich bin auf jeden Fall mehr als glücklich, es mich nun getraut zu haben." Louis ließ sich wieder aufs Sofa fallen, ergriff mein Gesicht und küsste mich. Also wenn das so weiterging, dann sah unsere Zukunft ziemlich rosig aus.

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Mark scheint wirklich eine große Hilfe für Louis und Harry zu sein, ob sein Plan aufgeht, damit Larry endlich glücklich sein kann?🌝

Ich hoffe, ihr verbringt schöne Ostertage
All the love xx

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