91 - coming out

Louis atmete noch ein letztes Mal tief durch, tankte Kraft und dann war es soweit. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich war selten so nervös in meinem Leben. ,,Wie du weißt, habe ich überlegt mich von Eleanor zu trennen, weil ich während dieser Zeit hier neue Seiten an ihr kennengelernt habe, die mir allesamt nicht zusagen. Aber gleichzeitig habe ich auch das Gefühl, mein wahres selbst gefunden zu haben. Ich verspüre eine innere Ruhe und bin zufrieden mit mir, durch einige Dinge, die ebenfalls hier auf der Kreuzfahrt geschehen sind. Leider habe ich dieses Glück viel zu lange unterdrückt aus Angst, auf mein Herz zu hören, aber nun unterdrücke ich die Angst und lasse mein Herz sprechen. Als wir noch im Hafen von Key West lagen, da habe ich mich mit Eleanor zusammengesetzt und mit ihr über alles geredet. Welche Änderungen ich bei ihr verspürt habe und das ich mittlerweile nicht mehr die Gefühle hege, die ich hegen sollte, wenn wir in einer Beziehung sind. Also, um es deutlich zu sagen, ich habe die Verlobung aufgelöst und sie verlassen."

Mein Herz machte einen Sprung nach vorne, als Louis diesen letzten Satz so überraschend aussprach. Ich studierte Marks Gesicht genau, ich war mir sicher, dass er sich gerade freute, aber nach außen behielt er zum Glück ein relativ neutrales Gesicht, um Louis nicht aus der Fassung zu bringen. Er nickte nur ab und an, unterbrach seinen Sohn aber wie versprochen nicht, sondern hörte ihm in Ruhe zu. Sicherlich war es für Mark eine Erleichterung, nun zu hören, dass Louis sich von Eleanor getrennt hatte, da er sich mittlerweile schuldig fühlte, sie einander vorgestellt zu haben und seinen Sohn nicht mehr so glücklich sah, wie damals. Bei mir sah Mark ihn glücklich, wie er mir bei unserem Gespräch zu zweit erzählt hatte und das machte wiederum mich immer noch unheimlich glücklich und war für mich ein großes Kompliment.

,,Nun ist jedoch ein nicht ganz so kleines Problem aufgetaucht, bei dem ich dringend deine Hilfe und Unterstützung bräuchte, weil ich allein nicht weiterkomme", Louis wurde langsam nervös, sein Outing kam näher, ,,weshalb ich dir auch erst jetzt von der Trennung erzähle. Eleanor hatte scheinbar ihre eigenen Gründe und Ziele, weshalb sie mit mir noch eine Beziehung geführt hatte, die sich jetzt aber nicht mehr erfüllen können, da ich mich ja von ihr getrennt habe. Sie wollte mich, beziehungsweise meinen Status, einzig und allein noch für Jobs, für Geld, für Ruhm, sie wollte durch mich zum erfolgreichsten Model der Welt aufsteigen. Naja und damit ich sie nicht verlasse...", Louis Stimme zitterte und am liebsten wollte ich seine Hand ergreifen, um ihm Mut zu spenden, ,,Dad, sie erpresst mich."

In seiner Stimme lag der Schrei nach Hilfe und Verzweiflung, er wusste nicht mehr, was er tun sollte, aber wirkte auch erleichtert, diese Worte endlich losgeworden zu sein. Es gab kein zurück mehr, in wenigen Minuten würde Mark über alles Bescheid wissen. Dieser machte nach Louis letztem Satz große Augen und hatte den Mund vor Schock ein wenig geöffnet. Zum Glück fing er sich jedoch schnell wieder und war sofort für Louis da. Vom Sessel begab er sich zum Sofa und setzte sich neben Louis. ,,Louis, atme tief durch. Es ist wirklich gut, dass du damit zu mir gekommen bist und du kannst mir alles erzählen. Möchtest du mir sagen, warum und womit sie dich erpresst?", fragte Mark fürsorglich, hielt seinen Sohn sanft im Arm und schenkte ihm alle Zeit der Welt.

,,Ich möchte dich nicht enttäuschen Dad, es tut mir so unglaublich leid, bitte sei nicht sauer auf mich", Louis krallte sich mit einer Hand im Hemd seines Vaters fest. Ein wenig wirkte er dabei auf mich gerade wie ein kleiner Junge, auf der anderen Seite wunderte es mich aber auch nicht, da er seit acht Jahren nicht die Aufmerksamkeit von seinem Vater bekommen hatte, die er nach dem Verlust seiner Mutter gebraucht hätte. ,,Louis", Mark seufzte und hielt den jungen Mann im Arm, ,,ich habe dir doch schon gesagt, dass du mich niemals enttäuschen könntest und gerne sage ich es dir auch immer wieder, bis du es mir glaubst. Egal, was es auch ist, ich habe dich immer lieb und du bleibst immer mein Sohn und ich werde auch sicherlich nicht sauer sein.

,,Ich..ich..", stammelte Louis und fing dann nervös an zu lachen, um seine Angst zu überspielen. Er löste sich aus der Umarmung und knetete seine Hände. ,,Wow..ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, das auszusprechen", murmelte Louis, verwuschelte seine Haare ein weiteres Mal. ,,Louis, ich möchte dir nicht auf den Schlips treten, aber dürfte ich es dir vielleicht etwas leichter machen?", fragte Mark und sofort sahen wir beide ihn überrascht an. Ahnte er etwas? Hatte er uns genauso wie Eleanor durchschaut? Hatte Eleanor ihm sogar selbst von uns erzählt? ,,Es geht um deine Sexualität, oder?", stellte Mark dann fragend fest, nachdem er ein Nicken von Louis erhalten hatte. Dieser wusste zunächste nicht, was er dazu sagen sollte, er schnappte nach Luft, seine Augen wurden glasig und im nächsten Moment kullerten die Tränen. ,,Ja, woher weißt du..", stotterte Louis, schon jetzt schien aber eine enorme Last von ihm abzufallen, da sein Vater total sanft und liebevoll mit ihm sprach.

,,Ich weiß nicht, seit ich hier auf diesem Schiff bin, habe ich es schon irgendwie geahnt. Harry war dir wichtiger als alles andere. Selbst als Eleanor, du und ich essen gehen wollten, musstest du erst mit Harry sprechen. Und dann habe ich deine Blicke gesehen, du schaust ihn so an, wie ich deine Mutter angeschaut habe. Voller Liebe und mit einem Hauch von Vergötterung. Als dann auch noch das Gespräch aufkam, dass du dich vielleicht lieber von Eleanor trennen möchtest und Harry urplötzlich mit einem Praktikum hier bei mir ankam, um zu fragen, wie meine Firma und meine Partner zu Homosexuellen stehen, irgendwie hat sich das Puzzle immer weiter zusammengesetzt. Und zusätzlich bist du immer noch mein Sohn." Ich wusste nicht, was ich denken, geschweige denn, wie ich mich in diesem Moment verhalten sollte. Louis flossen ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, aber sonst war es auch um ihn still.

Sprachlosigkeit füllte den Raum, man hörte die Uhr an der Wand ticken, was mich ganz nervös machte. ,,Ich bin schwul", diese drei Worte waren nur ein Hauch, aber durch die Stille kamen sie bei uns allen an. Mark lächelte und nickte. ,,Ich weiß und ich könnte nicht stolzer sein, einen Sohn wie dich zu haben. Natürlich war ich mir nie ganz sicher, aber deshalb wollte ich dich nur umso mehr noch wissen lassen, dass du meine Unterstützung hast, egal was kommen mag. Für mich bist du weiterhin Louis William Tomlinson, mein Sohn, wenn du Jungs liebst, dann ist das so, das ändert nichts daran, das ich dich liebe. Und deine Mutter hätte dich auch geliebt, genauso wie du bist. Wahrscheinlich beobachtet sie uns gerade und ist so unsagbar stolz auf dich, selbst ich kann es nicht in Worte fassen", schluchzend umarmte Louis seinen Vater, pure Erleichterung strömte durch seinen Körper, das war ihm ganz deutlich anzusehen. Seine Angst war mit einem Mal beseitigt worden, endlich war das vorüber, wir hatten es geschafft, Louis hatte es geschafft.

Als die kleine Familie sich nach einer Weile löste, Louis sich immer wieder bei Mark bedankte und Mark sich wiederum bei Louis für sein Vertrauen bedankte, nahm Louis plötzlich meine Hand in seine. ,,Dad, ich möchte ihn dir natürlich auch noch einmal ganz offiziell vorstellen. Das ist mein Freund Harry. Von Beginn der Kreuzfahrt an, hatte er mir sofort den Kopf verdreht. Am Anfang war er nur für mich da gewesen, in dem er mir Eis servierte, aber schon bald hatten wir den Kontakt zueinander gesucht und schnell konnte ich mir Harry aus meinem Leben nicht mehr wegdenken. Wenn ich etwas unternehmen wollte, dann mit Harry, wenn ich eine verrückte Idee teilen wollte, dann mit Harry, wenn ich Geborgenheit und Liebe brauchte, dann wusste ich, ich bekam und bekomme das bei Harry.

Ohne ihn würde ich jetzt nicht hier sitzen. Er hat so um mich gekämpft, er hat mich nicht aufgegeben, selbst wenn ich mich aufgegeben habe und ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder gut machen kann. Ich wäre ohne ihn geradewegs in mein Unglück gerannt, ich könnte jetzt nicht frei lachen, nicht aus tiefster Seele glücklich sein. Erst er hat mir beigebracht, meine Seele von innen heraus erstrahlen zu lassen. Er hat mich gelehrt, was pures Glück heißt und er hat mir gezeigt, was wahre Liebe ist." Nun war ich es, der sich die Tränen von den Wangen wischte und wie ein blöder Idiot grinste. ,,Louis, jetzt musst du ihn auch küssen", forderte Mark, wir drei lachten unbeschwert auf und gleich darauf landeten Louis Lippen auf meinen. Es war ein kurzer Kuss, aber voller Liebe und Dankbarkeit. Doch bei all dem Glück, was sich in der Liebe und der Akzeptanz abspielte, nun musste Mark noch erfahren, was es genau mit der Erpressung von Eleanor auf sich hatte, das Louis seine Verlobte betrogen hatte. Anders als bei Louis Sexualität, hatte er hierbei sicher nicht die geringste Ahnung, worum es sich handeln könnte.

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Louis hat es geschafft, er hat sich geoutet und wie einige von euch vermutet haben, hat Louis Vater etwas geahnt und akzeptiert seinen Sohn vollkommenWas er jetzt wohl zu der Erpressung sagt..?
All the love xx

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