90 - break through

Ich war einfach nur glücklich. In diesem Moment war für kurze Zeit alles vergessen, was wir durchgemacht haben. Jedes Drama, jeder Streit, jede Angst, alles verblasste in der Sekunde, in der ich realisierte, dass Louis und ich zusammen waren und er sich nach langem Kampf seinem Vater stellen würde. Zu was das in der Nacht führte, das musste ich wohl kaum erwähnen. Es war unglaublich und Louis nach diesem klärenden Gespräch so nahe zu sein, ihn überall zu fühlen und zu spüren, es war nochmal eine ganz andere Art von Sex, Leidenschaft und Intimität. Wir beide waren erleichtert darüber, dass er seine Angst endlich überwinden wollte. Und das ließen wir einander in der schlaflosen Nacht auch durchaus spüren.

Danach hielt Louis mich beschützend im Arm. Streichelte immer wieder über jedes Stück Haut das er fand, küsste mich und flüsterte mir süße Sachen ins Ohr, die ich endlich vollständig zulassen und glauben konnte ohne die Angst zu haben, verletzt zu werden. Wenn ich wegen des Sturms, den wir zwar fast vollständig durchfahren hatten, der ab und an aber immer noch ziemlich Krach machte und das Schiff leicht zum Schaukeln brachte, zusammenzuckte, hielt Louis mich noch fester. Ich fühlte mich sicher und geliebt, selbst wenn das Schiff jetzt sinken würde, glaubte ich zu überleben, einfach nur weil Louis bei mir war. Louis hielt aber auch etwas wach, nicht der Sturm, sondern die Gedanken, wie er seinem Vater alles offenbaren konnte. Er wollte das unbedingt, das spürte ich, dennoch wusste er noch nicht ganz, wie er das Thema beginnen sollte.

Er murmelte immer wieder Sätze vor sich hin, die das Outing einleiten könnten, genauso wie Erklärungen, warum Eleanor ihn nun genau erpresste. Ich war mir aber sicher, egal was er sich jetzt auch überlegte und zurecht legte, am Ende würde er etwas ganz anderes sagen, was aber auch vollkommen in Ordnung war. Die Hauptsache war für mich, dass er sich damit wohlfühlte, wie er es machte und das überließ ich ganz ihm. Als ich ihm angeboten hatte, ihm bei der Wortfindung zu helfen, hatte er dankend abgelehnt, mir einen Kuss geschenkt und dann gesagt, dass ich lieber mal langsam schlafen sollte. Und auch wenn ich das eigentlich nicht wollte, sondern lieber für Louis da sein wollte, der Stress der letzten Tage hatte mich so ausgelaugt und da nun all der Druck von meinen Schultern gefallen war, war ich zwar glücklich und erleichtert, aber genauso auch erschöpft. Da forderte mein Körper auch seinen Tribut und so schlief ich eher in Louis Armen ein, als mir lieb war.

Das erste, was mir auffiel, als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die Tatsache, dass das Schiff nicht mehr schwankte. Wir hatten den Sturm über Nacht endlich vollständig durchfahren, das hieß aber mit Sicherheit auch, dass nun gerade die Aufräumarbeiten schon im vollen Gange waren, damit das Sonnendeck wieder öffnen konnte. Ein wenig schämte ich mich schon, dabei nicht freiwillig mitzuhelfen, aber neben Louis zu liegen, der noch niedlich vor sich hin schlummerte, war um Längen besser. In diesem Moment, in dem ich den braunhaarigen Mann betrachtete, fielen mir auch die Geschehnisse des gestrigen Abends und der Nacht wieder ein. Heute hatte Louis vor sich zu outen und nicht nur das, wir hatten das erste Mal darüber gesprochen, das wir tatsächlich zusammen sind und die Glücksgefühle, die damit durch meinen Körper sprudelten, waren immens.

,,Guten Morgen", die raue Stimme des Mannes meiner Träume erklang und sofort zauberte es ein Lächeln auf meine Lippen. Ich fuhr mit einer Hand durch seine Haare, begrüßte ihn ebenfalls und erhielt einen Kuss auf die Stirn. ,,Wie hast du geschlafen?", fragte er, dabei fielen mir seine Augenringe auf, die leider nicht darauf hinwiesen, dass er besonders lange geschlafen hatte. ,,Gut und du? Du siehst nicht so aus, als hättest du überhaupt geschlafen", sagte ich besorgt, legte mich auf Louis Brust und fuhr mit meinen Daumen die Ränder seiner Augenringe nach. ,,Ich hab nicht besonders lange geschlafen das stimmt, aber dafür gut. Ich schlafe immer sehr gut neben dir, also mach dir keine Sorgen", Louis lächelte mich an und seufzend nahm ich das zur Kenntnis. Ich hoffte nach dem heutigen Tag würde das Adrenalin in seinem Körper ihm den Schlaf nicht mehr verwehren.

Nachdem wir es nach einer Stunde, in der wir einfach nur rumgelegen und gekuschelt hatten, auch mal geschafft hatten aufzustehen, machten wir uns im Bad fertig, zogen uns an und gingen dann zum Frühstück. ,,Du isst ja fast gar nichts", murmelte ich, als ich Louis Teller erblickte, auf welchem nur eine Scheibe Brot mit Marmelade lag. ,,Mir ist ein wenig schlecht, nervöser Magen und sowas, aber das geht schon vorüber", winkte er ab und wechselte dann auf das wichtige Thema des heutigen Tages. ,,Kommst du gleich direkt mit zu meinem Vater?" Mit großen Augen sah ich Louis an, nahm schnell einen Schluck meines Multivitaminsaftes, um meine Kehle zu befeuchten, die nach Louis Frage auf einen Schlag der Sahara geähnelt hatte. ,,Gleich schon?", fragte ich dementsprechend überrascht, was Louis sofort nicken ließ. ,,Ich möchte es nicht noch länger aufschieben, das verringert meine Angst auch nicht", murmelte er schulterzuckend, was ich natürlich verstand und mich insgeheim freute.

,,Ich hoffe nur, er akzeptiert mich wirklich. Nicht das er Homosexualität beim eigenen Kind nochmal etwas anders sieht. Und ich hoffe, das ihm auch gleich was wegen Eleanor einfällt, sonst kann ich meine Zukunft vergessen und mich gleich begraben", murmelte Louis nervös, umso näher wir der Kabine seines Vaters kamen. Ich nahm einmal kurz seine Hand in meine, drückte sie und lächelte ihn sanft an. ,,Louis, du machst dir schon wieder einen viel zu großen Kopf und viel zu viele Sorgen. Er wird dich akzeptieren und dich weiterhin lieb haben. Ich weiß, dass einige Menschen jede Art von Sexualität, die von der Heterosexualität abweicht, als Krankheit sehen und die sind wohl auch in einem früheren Jahrhundert stecken geblieben, aber dein Vater nicht. Er lebt im Hier und Jetzt und hat mir versichert, dass er es toll findet, wenn Menschen lieben, wen sie eben lieben. Sonst hätte er ja auch was gegen mich."

Louis nickte daraufhin nur, ich sah das Zittern seiner Hände, die Angst, die seine Augen weiterhin ausstrahlten, aber umso stolzer war ich auf ihn, dass er das heute durchzog. Für sich, für mich und für uns. Mein Herz klopfte selbst auch vor Aufregung, auch wenn ich wusste, dass gleich alles glatt gehen würde, ein wenig Adrenalin schoss dennoch durch meine Adern. Als Louis an die Kabinentür seines Vaters anklopfte, nahm ich ein letztes Mal für wenige Sekunden seine Hand in meine und ließ sie keine Sekunde zu spät wieder los, als Mark die Tür öffnete. ,,Hey, was führt euch denn zu mir?", begrüßte er uns, schenkte mir aber im selben Atemzug ein dankbares Lächeln, da er mich ja gebeten hatte, Louis zu überreden, noch einmal mit seinem Vater über die Trennung von Eleanor zu sprechen.

Wenn er wüsste, was ihn gleich wirklich erwarten würde. Ich glaubte daran, dass er über die Neuigkeiten glücklich war und hoffte, das er mich als Freund seines Sohnes akzeptieren würde. Als guter Freund hatte ich schon einmal seinen Segen, nun brauchte ich diesen noch als festen Freund. ,,Hallo Dad", Louis umarmte seinen Vater kurz, ,,könnten wir das vielleicht drinnen besprechen?" ,,Natürlich, kommt rein. Ich hab mir gerade Wasser für meinen Tee gekocht, kann ich euch auch welchen anbieten?", fragte Mark, verfrachtete uns derweil ins Wohnzimmer des teuren Appartements. ,,Gerne", antwortete ich, auch Louis stimmte zu und so saßen wir wenig später zu dritt im Wohnzimmer, Louis und ich auf dem Sofa, sein Vater im Sessel.

,,Also Louis, was gibt es zu besprechen?", Mark klang fürsorglich, hatte eine Aura an sich, die einen förmlich dazu brachte, sich ihm anzuvertrauen. Das er nicht direkt fragte, ob etwas mit Eleanor sei, auch wenn ihm diese Frage wahrscheinlich auf der Zunge brannte, fand ich auch gut, so setzte er Louis nicht unter Druck und er konnte in seinem Tempo entscheiden, was er wann ansprach. ,,Ich bräuchte deine Hilfe", Louis sah nach diesem Satz unsicher zu mir, was mich ihm stolz zunicken ließ. Er schaffte das und ich war jederzeit hier, um ihn zu unterstützen. ,,Natürlich Louis, ich bin immer hier, um zu helfen, was kann ich tun?", Mark war sofort enthusiastisch und gab Louis damit genau das richtige Gefühl. Er hatte jemanden, der ihm zuhörte, der ihm danach aber auch einen Rat gab und Hilfestellung leistete. ,,Zuerst musst du mir versprechen, dass du ehrlich mit mir bist, mir wirklich bis zum Ende zuhörst und mich nicht verurteilst", forderte Louis, die Unsicherheit in seiner Stimme entging mir nicht. Auch dabei stimmte Mark sofort zu, versprach Louis all diese Dinge, von denen ich mir sicher war, dass er sie einhalten würde und kaum war das geschehen, stand dem Gespräch nichts mehr im Wege.

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Der Anfang wäre geschafft, nun muss Louis nur noch aussprechen, was ihm auf dem Herzen liegt..ob er das schaffen wird? Und was sein Vater wohl sagen wird?
All the love xx

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