83 - overcome difficulties
Ich konzentrierte mich auf alles, was Mark sagte, wie er sich verhielt, selbst wie seine Augenbrauen sich bewegten. All diese Gesten verrieten mehr über den Menschen, ob man lügte oder die Wahrheit sprach. Für mich schien Mark eindeutig so, als würde er so ziemlich immer die Wahrheit sprechen, er hatte aber natürlich auch eigentlich keinen Grund zu lügen. ,,Ob ein paar aus meiner Firma oder von meinen Partnern intolerant sind, weiß ich natürlich nicht in allen Fällen", begann Mark, was ich vollkommen nachvollziehen und verstehen konnte. ,,Aber ich weiß, das zumindest die Mehrzahl meiner Kollegen so denkt, wie ich, andere lassen das einfach an sich vorbei ziehen, aber niemand ist hasserfüllt, zum Glück. Unser heutiges Weltbild sollte schließlich fortgeschrittener sein, andere Sexualitäten akzeptieren. Intoleranz hat einfach keinen Platz mehr, es hätte nie einen Platz haben dürfen und hat zu so viel Leid geführt.
Meine Assistentin ist lesbisch, sie ist verheiratet und sie haben zwei Kinder adoptiert. Nur um dir ein Beispiel zu nennen, welches ich zum Glück hautnah in meiner Firma erleben durfte, wie tolerant meine direkten Mitarbeiter sind und wie viel Akzeptanz und Liebe in ihnen steckt. Es gab nur einen, der etwas dagegen zu sagen hatte, leider waren seine Worte auch nicht gerade harmlos, also nicht unbedingt etwas, was ich wiederholen möchte, aber mittlerweile arbeitet dieser Mann nicht mehr bei uns. Ich habe ihn entlassen, denn eines der wichtigsten Dinge auf der Arbeit ist für mich, dass man sich wohlfühlt und er hat dieses Miteinander durch seine Beleidigungen gestört." Das Mark schon in seinem direkten Umfeld mit Homosexuellen zusammen gearbeitet, sie verteidigt hatte und in seinem ganzen Team eine Art Familie sah, bezeugte mich einmal mehr darin, das er nichts gegen Louis und seine Gefühle haben würde.
Er war einer der tolerantesten Menschen, dem ich seit langem begegnete und Louis konnte sich unglaublich glücklich schätzen, so einen Vater zu haben, der ihn immer lieben würde. ,,Harry, brauchst du ein Taschentuch?", fragte Mark fürsorglich und erschrocken fasste ich mir an die Wangen, an denen ein paar Tränen hinab kullerten. Dankbar ergriff ich deshalb das Taschentuch, welches er mir hinhielt und trocknete meine Spuren der Trauer schnell wieder. ,,Wenn ich ehrlich sein soll, ich hatte nie eine richtige Vaterfigur, meiner ist abgehauen, als ich klein war", gestand ich, erzählte Mark ein Stück meiner Geschichte, ,,und dann zu sehen, dass es doch noch Väter wie dich gibt, die für ihre Kinder alles machen würden, die sich dafür einsetzen, was ihnen wichtig ist, es macht mich einfach glücklich. Also es sind Freudentränen."
,,Das mit deinem Vater tut mir leid", sagte Mark und tätschelte meinen Arm, ,,aber wie man sieht, hast du ihn nicht gebraucht, um ein wundervoller Mensch und meinem Sohn ein guter Freund zu werden." Wieder musste ich mir sämtliche Kommentare zu diesem Satz verkneifen, aber es schien, als würde Mark mich definitiv mögen, als wäre er froh, das ich mit Louis zu tun habe und das war eindeutig ein gutes Zeichen. ,,Ich bin auch sehr froh, Louis kennengelernt zu haben, aber ich schweife ab, also um noch einmal auf das Thema zurückzukommen, wissen deine Partner denn von der Sexualität deiner Assistentin? Akzeptieren sie das? Also ich meine, sodass auch ich ohne Probleme ein Praktikum bei dir machen könnte?"
Mark überlegte. ,,Mhm, also wie gesagt, ich kann natürlich nicht in alle Köpfe gucken, aber wenn meine Partner bei mir anrufen, sprechen sie immer erst mit meiner Assistentin und keiner verhält sich ablehnend oder sagt so etwas, wie das er nicht mit ihr telefonieren kann. Und das sie mit einer Frau verheiratet ist, wissen sie, jeder hat ihr an ihrem Hochzeitstag eine Karte mit Glückwünschen geschrieben. Also ich denke, du hättest bei uns nichts zu befürchten, solltest du ein Praktikum anstreben. Louis hatte erzählt, du wohnst in Holmes Chapel und studierst in Manchester? Während der Zeit des Praktikums müsstest du natürlich zu uns nach London kommen und ich denke, entweder du kommst dann während der Zeit bei Louis unter oder, wenn du das nicht möchtest, kann ich dir auch eine Wohnung zur Verfügung stellen."
,,Wow, das ist wirklich großzügig", stammelte ich, ,,aber ich denke ich werde darüber nochmal mit Louis sprechen und mit Sicherheit die erste Variante wählen." Mark lächelte. ,,Ja, das hab ich mir fast gedacht. Aber sag mal Harry, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber weißt du, ob Louis schon mit Eleanor gesprochen hat? Ob er sich entschieden hat, wegen der Hochzeit? Es ist nur so, die Zeit rennt natürlich und ich will nicht, dass Louis eine dumme Entscheidung fällt und womöglich nur wegen mir jemanden heiratet, den er gar nicht liebt." Das Louis Vater darüber nachdachte, überraschte mich eher weniger. Er hatte solche Schuldgefühle wegen Louis Entscheidungen gehabt, die gefällt worden waren, weil Louis Mark in kein weiteres vermeintliches Unglück stürzen wollte, da war es klar, dass es den Vater weiterhin beschäftigte.
,,Ähm nein, ich weiß leider noch nicht, ob Louis sich entschieden hat, welchen weiteren Schritt er gehen will, aber ich kann nochmal mit ihm reden, damit er mit dir redet?", bot ich an und Mark nickte sofort dankbar. ,,Das wäre wirklich toll, ich mache mir einfach Gedanken. Louis war leider schon immer etwas stur, aber genauso war er im Inneren schon immer unsicher. Er hat sich sonst bei seiner Mutter Rat geholt, sie hatte ihn in jeden Lebenslagen unterstützt und als er mich gebraucht hätte, war ich nicht da. Das möchte ich jetzt besser und irgendwie wieder gut machen, auch wenn ich die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann und Louis mich nicht mehr so sehr braucht, ich möchte dennoch ein besserer Vater sein. Egal, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen mögen, Louis soll wissen, das er immer mit mir reden kann und wir gemeinsam eine Lösung finden."
Dies waren genau die Worte, die ich hören musste, um ihm zu beweisen, das Eleanor zu schlagen war, das ihre Erpressung nichts ausrichten konnte. Mark bewies einmal mehr, das er bereute, was damals geschehen war und Louis für ihn nun an erster Stelle stand. Mit diesen neugewonnen Informationen über die Firma war ich mir sicher, Louis die Angst nehmen zu können. Vielleicht könnte er auch mit seinem Vater über die Erpressung sprechen, auch wenn er sich im selben Atemzug outen musste, dies sah ich nun wirklich nicht länger als Problem. Und wie der Vater sagte, gemeinsam konnte für alles eine Lösung gefunden werden. ,,Danke, das werde ich Louis ausrichten, es wird ihm viel bedeuten. Und glaub mir, als Junge, der nie wirklich einen Vater hatte, so jemanden wie dich als Vater zu haben, wäre wirklich toll gewesen. Natürlich hast du Fehler gemacht, aber das beweist doch nur, das wir menschlich sind und solange Louis jetzt weiß, dass er auf dich zählen kann, sehe ich keine weiteren Probleme."
,,Ich muss dir danken Harry, ich hab meinen Jungen lange nicht mehr so strahlen sehen und wer weiß, was passiert wäre, hättet ihr euch nicht kennengelernt. Er wäre seinem Unglück wahrscheinlich ins offene Messer gelaufen." ,,Glaub mir, ich habe auch lange nicht mehr so gestrahlt", beim Gedanken an Louis musste ich wieder lächeln, ich versuchte, es nicht zu auffällig zu machen, aber wahrscheinlich konnte man meine Verliebtheit eindeutig erkennen. ,,Das freut mich. Und sag das Louis jetzt nicht, er muss seine Entscheidung schließlich für sich selber fällen, aber ich denke, es wäre eindeutig besser, wenn er Eleanor verlässt oder zumindest die Hochzeit erstmal aufschiebt. Sie hat ihn nicht einmal ansatzweise so glücklich gemacht, wie du es jetzt als guter Freund tust." ,,Ja, guter Freund..also ich werde nochmal mit Louis reden und dann wird er sicher mit dir sprechen, um dich auf dem Laufenden zu halten, was seine Entscheidung mit Eleanor betrifft."
Immer wieder zu hören, dass ich nur als guter Freund für Louis bekannt war, nervte mich langsam an. Ich meine, natürlich war das schön, einem durch solche eine Zeit helfen zu können, aber es wäre auch schön, endlich als Louis fester Freund betitelt zu werden und sich auch genauso verhalten zu können. Deswegen hoffte ich umso mehr, das Louis endlich klar werden würde, das sein Vater da war, um ihn zu unterstützen und um ihm zu helfen, selbst bei dieser Erpressung. Und ich glaubte, ihm das durch dieses Gespräch deutlich machen zu können, wieder waren Marks Worte weise und mit Bedacht, aber auch mit Liebe gewählt worden. ,,Danke Mark für das Gespräch und für die Chance auf ein Praktikum, ich hoffe ich hab nicht zu viel deiner Zeit geraubt. Aber ich werde dann jetzt auch aufbrechen, ich bin noch mit meinen Freunden verabredet", verabschiedete ich mich und Mark begleitete mich noch bis zur Tür. ,,Du hast mir meine Zeit nicht geraubt und ich hoffe, das du noch etwas bei Louis erreichst, damit er bei mir nicht mehr so unsicher ist." ,,Ich gebe mein bestes", gab ich zurück, denn schließlich hing auch meine Zukunft mit Louis davon ab und nach einem letzten Lächeln verschwand ich zum Pool, um Louis von meinen neuen Informationen in Kenntnis zu setzen.
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Glaubt ihr, Louis wird sich seinem Vater endlich anvertrauen, wenn Harry ihm von den neuen Kenntnissen erzählt..?
All the love xx
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