8 - plans
,,Guten Abend liebe Gäste, es freut mich zu verkünden, dass wieder alle an Bord sind und wir noch niemanden verloren haben", ein paar Leute lachten, bevor der Kapitän weiterredete. Mein Blick wanderte dabei zu Louis, der gespannt zuhörte. Ich war irgendwie froh, ihn jetzt schon zweimal bedient zu haben, sonst wäre ich ihm wahrscheinlich nie aufgefallen und ich hätte nie den Mumm gehabt ihn anzusprechen. ,,Wie Sie alle wissen haben wir morgen einen Seetag vor uns. Das bedeutet Meer, soweit das Auge reicht. Zum Glück gibt es auf dem Schiff aber genügend Aktivitäten, denen Sie nachgehen können, damit es ihnen sicher nicht langweilig wird. Außerdem wenn Sie Kinder haben, morgen ab acht Uhr morgens beginnt unser Kinderprogramm und geht den ganzen Tag, bis sechs Uhr abends, dann beginnt die Bühnenshow. Ich hab gehört, ein paar ganz talentierte Sänger sollen auftreten.
Aber weiter im Text. In der Nacht von morgen auf übermorgen werden wir Europa dann verlassen haben und durch den Golf von Tunis Nordafrika betreten. Dann liegt auch schon bald unser zweites Ziel vor der Tür, Tunis. Berühmt ist die tunesische Hauptstadt mit den knapp 700 000 Einwohnern für ihre Architektur. Es gibt berühmte Paläste wie den Dar Ben Abdallah und Dar El Bey aus dem 13. Jahrhundert, die Sie sich definitiv ansehen sollten. Wenn Sie gern in der Geschichte reisen sollten, sollten Sie außerdem das archäologische Museum Bardo besuchen, das berühmte römische Mosaiken in einem Palastkomplex aus dem 15. Jahrhundert präsentiert. Es sieht wirklich wunderschön aus, ist also einen Blick wert. Wenn Sie durch die Hauptstadt gehen, werden Sie auch sehen, dass sich viele Gebäude aus der Zeit um 1900 erhalten haben. Tunesien war einer der Vorreiter des arabischen Frühlings. Nach unruhigen Zeiten geht es nun langsam wieder bergauf. Es ist wirklich eine einmalige Chance für Sie, dieses Land im Umbruch zu erleben.
Das war es dann für heute aber auch wieder von meiner Seite aus und sicher genug geschichtsträchtiges Gerede für Sie. Haben Sie morgen einen schönen, sonnigen Seetag." Nachdem der Applaus geendet und der Kapitän verschwunden war, hörte ich Louis seufzen. Fragend blickte ich zu ihm. ,,Was ist los?" ,,Mir tun die Füße jetzt schon weh bei dem Gedanken das meine Verlobte Eleanor sicher alles davon besichtigen will." ,,Du ärmster, aber das wird sicher interessant", versuchte ich ihn kläglich scheiternd aufzuheitern. ,,Wir könnten ja zu viert gehen?" Schlug Niall plötzlich vor und lächelte breit. ,,Ehrlich? Das würdet ihr tun?" Fragte Louis hoffnungsvoll, in seine Augen kehrte ein gewisses Strahlen zurück. ,,Klar, Harry und ich haben den ersten Tag in Tunis frei und wir kennen uns zwar noch nicht, aber man kann sich ja kennenlernen und so wird das sicher amüsanter, als alleine da lang zu laufen. Ich geh dann jetzt aber auch mal ins Bett, wir sehen uns", Niall klopfte mir auf die Schulter und verließ breit lächelnd das Zwischendeck.
Kurz legte sich ein Schweigen über Louis und mich, bis ihm einfiel, was wir noch vorhatten. ,,Kommst du noch mit auf's Deck oder möchtest du doch lieber schlafen gehen?" ,,Natürlich komme ich noch mit, ich habe Delfine noch nie live gesehen", sagte ich und stand enthusiastisch auf. ,,Echt nicht? Nicht einmal in einem Zoo?" ,,Nein, ich war mal in einem Streichelzoo, aber mehr als Ziegen, Esel und Lamas gab es da nicht. Außerdem hab ich glaub ich zu viele Dokus über Delfine und andere Meerestiere in Gefangenschaft gesehen, als das ich jetzt noch mit einem guten Gewissen so einen Park besuchen könnte." ,,Darüber hab ich noch gar nicht richtig nach gedacht", gestand Louis, ,,ich war in SeaWorld, im LoroParque, eigentlich schon überall." Ich nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis, während wir dann schweigend hinausliefen.
,,Am besten kannst du die Delfine sehen, wenn du am Bug stehst, meistens hüpfen sie davor hinaus, falls uns heute überhaupt welche begleiten." ,,Du weißt so viel darüber, hast du schon einmal Delfine im offenen Meer gesehen?" Fragte ich, obwohl ich mir hätte denken können, dass das nicht Louis erste Kreuzfahrt war. ,,Ja, auf meiner letzten Kreuzfahrt und einmal war ich auf Teneriffa bei einer Bootstour dabei, da hab ich Pilotwale und Delfine gesehen, das war auch total schön", erzählte Louis begeistert und irgendwie war es total beruhigend ihm zuzuhören. Plötzlich hörte ich ein entferntes Plätschern und schaute zu Louis, der wissend grinste. Wir beiden stellten uns an die Reling und schauten hinab in das tiefe blau des Meeres. ,,Schau, siehst du den Schatten an der Spitze des Schiffes", ich folgte Louis Fingerzeig und entdeckte tatsächlich ein paar dunkle Flecken im Meer. Sie näherten sich der Oberfläche und plötzlich sprangen gleich drei Delfine aufeinmal hoch.
,,Wow, das ist atemberaubend", stammelte ich, konnte mich nicht von dem Anblick lösen, während die Sonne langsam im Meer verschwand und sie in ein orangenes Licht tauchte. Ein wenig fühlte ich mich wie bei Titanic, als Rose sich ganz vorne an die Spitze des Schiffes stellte und Jack sie von hinten festhielt. Nur einen Jack hatte ich leider nicht und so schön und amutig wie Rose war ich schon lange nicht. ,,Danke, dass du mir das gezeigt hast Louis", murmelte ich, während ich den Delfinen die ganze Zeit weiterhin begeistert dabei zusah, wie sie aus dem Mittelmeer sprangen. Der nach Salz schmeckende Wind wehte uns um die Nase und langsam wurde es ein wenig frisch. Louis merkte, dass ich fröstelte und legte mir seine Strickjacke um die Schultern. ,,Nicht, sonst frierst du", ich wollte ihm sie zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf. ,,Du hast nur ein Shirt an, ich einen Pullover, das geht schon in Ordnung", dankbar lächelte ich Louis an und beugte mich wieder ein Stück über die Reling.
Ob Louis jetzt Geld hatte oder nicht, was ich nur aufgrund seiner drei monatigen Reise und den teuren Schuhen gestern vermutete und nicht endgültig wissen konnte, er war nett und sympathisch und das war für mich, was einen Freund ausmachte. Ich wusste zwar nicht, ob ich ihn überhaupt schon als Freund bezeichnen konnte, aber wir verstanden uns gut, also konnte man sagen wir waren auf einem guten Weg dahin. Noch eine halbe Ewigkeit standen wir so da, ich konnte mich nicht an dem Anblick satt sehen, bis Louis vorschlug, nach drinnen zu gehen und sich dort noch in ein Café zu setzen. ,,Ich bezahle für dich, als dank für das Eis, was du mir spendiert hast." ,,Quatsch, das war doch selbstverständlich", widersprach ich und setzte mich hin, als wir auf dem zweiten Zwischendeck das letze offene Café gefunden hatten, es war aber auch schon ziemlich spät.
,,Doch. Keine Widerrede", Louis bezahlte dann seinen Kaffee und meinen Kakao im Vorraus, sodass ich keine Macht mehr darüber hatte. Mir war das immer unangenehm, wenn jemand was für mich bezahlte, lag aber auch daran das wenn die Menschen in meinem Umfeld wussten, das ich wenig Geld hatte, sie dies nur aus Mitleid taten. Zum Glück wusste Louis das nicht, sodass ich versuchte mir nicht allzu viele Gedanken zu machen. ,,Sag mal Harry, du meintest doch gestern du studierst oder? Hattest du mir erzählt was?" ,,Nein, du hast nicht danach gefragt und ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, ob dich das interessieren würde." Gestand ich offen, denn ich hielt mich selbst nicht für so interessant. ,,Uh doch und wie mich das interessiert, erzähl." ,,Ich studiere Internationale Kommunikation. Ich wusste nie so richtig, was ich mal machen möchte. Ich hatte aber schon immer Spaß an Sprachen und hatte gedacht, damit entweder als Dolmetscher tätig zu werden oder vielleicht in den Journalismus einzusteigen. Ich singe aber auch gerne, also wer weiß, ob sich daraus was machen lässt", erzählte ich, ,,und als was arbeitest du?"
,,Das klingt sehr interessant, welche Sprachen kannst du denn alle? Ehrlich gesagt, ich habe nie studiert, eine Ausbildung gemacht oder sonst irgendwas. Nachdem ich mein A-Level beendet habe, hat mein Vater mich direkt in seine Firma aufgenommen. Alles ums Thema der Wirtschaft, was du dir nur vorstellen kannst. Ich will mich nicht beklagen, ich verdiene mehr als gut und soll das alles mal übernehmen, langweilig ist es dennoch die meiste Zeit." Erzählte Louis und sah etwas frustriert aus, als er an seinem Kaffee nippte. ,,Ich spreche Englisch, Deutsch, ein wenig Spanisch und als nächstes steht wohl Chinesisch an. Was hättest du denn eigentlich gerne gemacht?" Traute ich mich zu fragen, doch Louis änderte dadurch sofort seine Haltung und winkte ab. ,,Nicht so wichtig, es ist gut so wie es ist." Noch kurz saßen wir da, ich genoss es einfach in seiner Nähe zu sein, während wir unseren Gedanken nachhingen. Die Zeit verflog viel zu schnell und als wir beide aufgetrunken hatten, kehrte ich leider schon zurück zu einem schnarchenden Niall und Louis zurück in sein Appartment zu seiner Verlobten.
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Leider kein Larry Kuss :( Dafür werden die beiden langsam warm miteinander, was haltet ihr von Nialls Idee?🌝
All the love xx
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