79 - emotional blackmail

Louis sah unsicher zu mir, ich hatte all die Scherben aufgefegt, stand vom Boden auf und warf sie in den Müll. ,,Nein Eleanor, ich weiß nicht ganz genau, weshalb du das sagst", meinte Louis schließlich und mir war klar, warum er seine Sexualität weiterhin verleugnete. Er wollte nicht, dass die Gefahr besteht, dass Eleanor ihn vor seinem Vater outet, das wollte er schon selber machen. Und zudem wollte er zuerst bei seinem Vater über seine Sexualität reden, bevor irgendjemand anderes davon erfahren sollte. Aber so wie es gerade aussah, konnte er sich das abschminken, wenn ihm nichts anderes einfallen sollte. Vielleicht hätte er sich doch erst vor seinem Vater outen und dann mit Eleanor Schluss machen sollen, aber er hatte ja solche Angst gehabt, dass etwas schief geht und nun haben wir doch dasselbe Problem.

,,Willst du wirklich, dass ich die Dinge aufzähle, von denen du glaubst, dass ich sie nicht gesehen oder nicht bemerkt habe? Für wie dumm du mich gehalten hast? Ich weiß schon lange, dass es zwischen uns vorbei ist, aber ich brauche dich noch, also habe ich nichts gesagt und mich zusammengerissen." Wenn jetzt Louis Vater hier wäre, er könnte Eleanors wahres Gesicht sehen, aber es reichte eigentlich auch, wenn dieses Gespräch jetzt endlich vorbei und die Trennung vollzogen wäre. ,,Zähle gerne deine Hirngespinste auf, ich hab nämlich keine Ahnung wovon du sprichst. Und wofür brauchst du mich noch, hm? Für ein Baby? Für Geld? Für Jobs?" Louis wusste mit Sicherheit, was Eleanor aufzählen wollte, auch er ahnte, dass sie von irgendwas wusste, das sie uns beobachtet hatte, wo und wann auch immer.

,,Gut erkannt, für Jobs und damit auch indirekt für Geld. Nach der Verkündung unserer Verlobung konnte ich mich vor Anfragen schon kaum retten, eine Hochzeit würde das alles nur noch bestärken und mir das geben, was ich verdiene. Das erfolgreichste Model der Welt zu sein, mit einem erfolgreichen Mann und stell dir mal vor, wie hübsch unsere Babys wären. Aber nun kannst du die auch gerne behalten, es reicht mir erstmal, wenn du an meiner Seite bleibst." Ich sah, wie Louis die Augen verdrehte, die Wendung des Gesprächs machte mir dennoch Angst. ,,Eleanor, hast du mir gerade zugehört? Ich verlasse dich. Also gibt es weder eine Hochzeit, noch Babys, noch eine Fortbestehung unserer Verlobung." ,,Achja? Was wohl dein geliebter Vater dazu sagt, den ich extra aufs Schiff eingeladen habe, um dich an mich zu binden..begeistert wäre er sicher nicht."

,,Ich hab schon mit ihm gesprochen", konterte Louis, wiegte sich auf der sicheren Seite, doch das war ein Fehler. ,,Auch über meine, wie du sie nennst, Hirngespinste?" Eleanors Lächeln war gruselig und egal, was sie mir bisher an den Kopf geworfen hatte, über die letzten Wochen, dieses Lächeln war tausendmal schlimmer. ,,Da du mir noch nicht verraten hast, welche Hirngespinste du hast, kann ich dir diese Frage schlecht beantworten." Louis verkreuzte seine Arme und blickte Eleanor ohne jegliche Gefühlsregung in seinem Gesicht an. ,,Am Anfang hatte ich wirklich gedacht, Harry und du seien nur Freunde", begann Eleanor und ich duckte mich etwas hinter der Theke, um nicht erneut von ihr ins Kreuzfeuer genommen zu werden.

,,Ich hab mich sogar für dich gefreut, dachte du hättest den idealen Trauzeugen gefunden, weil dir die auf der Arbeit ja alle zu spießig sind, aber dann haben sich die Dinge verändert. Ich habe gesehen, wie du Harry anschaust und das damit verglichen, wie du mich anschaust. Ich hab gegrübelt, mit meinen Mädels hier an Bord gesprochen und schlussendlich kamen wir zu einem Entschluss, wie gerade schon gesagt. Ich bin kein Kerl, kann nicht schwul sein und, wahrscheinlich das wichtigste für dich, ich habe keinen Penis. Wir mussten nur noch eins und eins zusammen zählen, mit ein paar Leuten an Bord sprechen, die wussten, das Harry offen zu seiner Sexualität steht und dann ergab sich das mit dir ganz von allein."

Louis Blick zeigte blanke Panik, er versuchte, Worte zu finden, um sich auszudrücken, doch Eleanor war noch nicht fertig und redete weiter. ,,Beginnen tat das alles, würde ich vermuten, nach unserem Aufenthalt in Tunis. Den ganzen Seetag über hast du mit Harry abgehangen und eigentlich wollten wir am Abend gemeinsam essen gehen, doch du hast mich hängen lassen, für den da", Eleanor zeigte auf mich, die Eistheke umgab mich schützend, dennoch zuckte ich zusammen. Wenn sie es schon seit Tunis gewusst oder zumindest geahnt hatte, dann hatte sie es so gesehen schon von Anfang an gewusst, denn zu diesem Zeitpunkt hatten Louis und ich noch nichts miteinander gehabt, bis auf den beinahe entstandenen Kuss, der alles ins Rollen gebracht hatte.

,,Das ging dann immer so weiter. Tag für Tag habt ihr lieber etwas miteinander unternommen, als du mit mir, deiner Verlobten. Louis, und ausgerechnet du möchtest mir erzählen, dass du die Kreuzfahrt dafür nutzen wolltest, Zeit mit mir zu verbringen. Immer warst du mit Harry unterwegs und irgendwann hab ich das nicht mehr mitgemacht und lieber etwas mit meinen Freundinnen unternommen. Und dann kam Helsinki, nachdem ihr in der Nacht gegangen seid, wusste ich, dass wenn ich zurück aufs Schiff komme, ich mit Sicherheit endlich die Wahrheit erfahren werde. Ich schätze, das habe ich dann auch, als ich euch in unserem Bett kuscheln gesehen habe. Natürlich habt ihr geschlafen, aber es sah viel zu vertraut aus, als dass das alles nur Zufall gewesen sein könnte.

Dann hat man euch nach Schweden beim Karaokeabend gesehen. My Heart Will Go On, euer Ernst? Und dazu auch noch Händchen halten, auffälliger hätte es nicht sein können und du dachtest echt, ich würde es nicht erfahren. Ich kann nur erahnen, was in Paris passiert ist, aber Harrys Handy hat mir ganz nette Auskünfte gegeben." Ich bekam große Augen, wann war Eleanor an mein Handy gekommen? Und was fiel ihr ein, sich es einfach zu nehmen und darin herumzustöbern? Sie griff in ihre Handtasche, um ihr eigenes Handy rauszuholen. ,,Natürlich hab ich mir die Bilder gleich geschickt, schließlich sind sie Gold wert", sie hielt Louis das IPhone unter die Nase und ohne das ich etwas sehen musste, wusste ich schon, von welchen Bildern sie sprach. Es handelte sich um jene, auf denen wir küssend vor dem Louvre zu sehen waren.

,,Wie bist du an Harrys Handy gekommen?", fragte Louis knurrend, jegliche Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen. ,,Die Nacht, nachdem du Idiot dich von einem Seeigel hast stechen lassen. Es sah ja schon fast süß aus, wie ihr auf dem Sofa gekuschelt habt, aber Harrys Rucksack und sein Handy darin waren noch interessanter", sie grinste siegessicher, auch wenn ich jetzt nicht genau wusste, was sie damit erreichen wollte. Louis hatte mit ihr Schluss gemacht, also was erwartete sie nun? ,,Ich wusste, dass du mich in New York verlassen wollen würdest, auch wenn ich da noch nicht diese Bilder und damit keinen handfesten Beweis eurer Affäre hatte, du bist nicht umsonst ein so guter Geschäftsmann, du denkst logisch und dort wäre ich aufgrund unserer Wohnung definitiv von Bord gegangen. Deswegen musste ich mir was ausdenken und dein Papa-Problem war mir die passende Lösung.

Für ein paar Tage hat das ja auch geklappt, aber ihr seid lästiger als Flöhe und habt irgendwie wieder zueinander gefunden", Eleanor seufzte, als würde sie das wirklich frustrieren und sie machte mich damit wahnsinnig. Am liebsten hätte ich ihr das Glas, welches ich schon seit Ewigkeiten schrubbte, an den Kopf geworfen, aber dann müsste ich zum dritten Mal Scherben aufkehren und dazu hatte ich keine Lust. ,,Wenn du es schon so lange weißt, warum hast du mich dann noch nicht verlassen? Wieso lässt du Harry und mich nicht einfach lästige Flöhe sein?" Aufgrund von Louis letzter Frage hätte ich fast grinsen müssen, wäre die Situation nicht so angespannt.

,,Bist du dumm oder tust du nur so? Ich hab echt einen Trottel als Verlobten. Ich habe es dir doch gerade schon tausendmal erklärt. Deine hohe Stellung in deinem Job ist verlockend und macht auch mich automatisch zu einem gut bezahlten Model. Aber nur so lange, wie wir ein Paar sind. Ich würde niemals riskieren, das zu verlieren. Harry kommt mir da sehr ungelegen." ,,Tja", Louis rührte mit seinem Löffel in dem leeren Eisbecher, ,,blöd für dich. Denn Harry kommt mir sehr gelegen. Ich liebe ihn und mit uns hat sich das erledigt", gab Louis nun doch zu, outete sich damit endgültig zuerst vor Eleanor, aber jegliche Verleumdung wäre jetzt ohnehin zu spät.

,,Glaubst du, dass sich das erledigt hat, ja? Weißt du denn eigentlich, wie sehr du der Firma deines Vaters schaden würdest, wenn herauskommt, dass du deine Verlobte betrogen hast und dazu auch noch mit einem Mann?" Eleanors Lächeln ging durch Mark und Bein, Louis noch so positiv gestimmtes Grinsen fiel und geschockt riss er die Augen auf. Ganz zu Anfang hatte er mal angedeutet, dass er Angst hatte, mit seiner Sexualität der Firma seines Vaters zu schaden, aber ich dachte, das wäre überwunden, ich hätte nicht gedacht, dass das nochmal zu einem Problem wird. Aber als ich Louis Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass es eindeutig ein Problem war. Ich konnte das nicht mehr, wollte er durch solche eine lächerliche Erpressung nun wieder seine Versprechen brechen? Schleunigst stellte ich das blitzblank geputzte Glas ab, warf mein Handtuch in die Spüle und stürmte aus der Eisdiele. ,,Harry!"

___
Ist jetzt wohl nicht ganz so gelaufen, wie es hätte laufen sollen..ob Louis sich erpressen lassen wird? :(
All the love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top