78 - sincerity

Eleanor sah ihren momentan noch Verlobten an und wartete darauf, das er nach seinem Räuspern etwas sagte. Doch dieser schwieg weiterhin, ich war mir sicher, dass er gerade noch überlegte, wie er das überhaupt beginnen sollte. ,,Louis, was ist los?", fragte sie fast schon fürsorglich, ergriff seine Hand, die er ihr gleich wieder entzog und mein Herz erleichterte. Während Niall und Michael die wenigen Gäste bedienten, machte ich den Abwasch hinter der Theke um weiterhin alles hören zu können, was Louis und Eleanor sprachen. Ich wusste, dass das dem Wuschelkopf ganz Recht so war, er hoffte, dass wenn es brenzlig werden würde, ich sofort da wäre, um ihn zu unterstützen.

,,Wir müssen reden", sagte Louis schlussendlich, ein Blick zu den beiden zeigte mir, wie ernst der blauäugige seine Verlobte musterte. ,,Die Worte bedeuten nie etwas gutes", stellte Eleanor erstaunlich schnell fest, ,,worüber müssen wir denn reden?" ,,Über uns", gestand der junge Mann, in den ich mich verliebt hatte und ich war froh, fast schon benebelt darüber, dass das ganze Versteckspiel bald ein Ende haben würde. So lange hatten wir es ausgehalten, waren nochmal schwach geworden, aber hatten immer versucht, uns versteckt zu halten und bis jetzt wurden wir auch nie erwischt. Bald müssten wir gar keine Angst mehr haben, erwischt zu werden, bald könnten wir ganz öffentlich zusammen sein.

,,Über uns? Was ist denn mit uns?" Dümmlich sah die Brünette zu Louis. Hatte sie etwa gar nicht gemerkt, wie die beiden sich immer mehr voneinander entfernt hatten? Da war keine Liebe, kein gar nichts gewesen, sie musste doch wissen, dass ihre Liebe am Ende war, es zumindest vermutet haben. ,,Wir haben uns die Kreuzfahrt über voneinander entfernt, so sehr, dass ich das Gefühl habe, dich gar nicht mehr zu kennen", Louis Ehrlichkeit zeigte wahre Stärke, es war nicht leicht, sich von jemandem zu trennen, besonders bei seinen Ängsten, als homosexueller Mann nicht akzeptiert zu werden. ,,Wir haben selten etwas gemeinsam unternommen und wenn doch, dann hat das meist in Streit geendet El, das musst du doch auch gesehen haben."

Louis Freundin verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. ,,Natürlich hab ich das wahrgenommen, aber wir werden den Rest unseres Lebens miteinander verbringen, ich dachte da ist es gut, wenn jeder davor nochmal etwas Zeit für sich selbst hat, vor allem wegen dem vielen Streit. Du hast viel mit Harry und ich viel mit meinen Freundinnen gemacht. Aber weder wirst du Harry nach der Kreuzfahrt wiedersehen, noch werde ich meine Mädels so schnell wieder treffen können. Wir teilen uns dann wieder in der Welt auf und das muss man einfach rational sehen. Außerdem werden wir zwei dann noch ganz viel Zeit für uns haben, nach der Hochzeit die Flitterwochen zusammen verbringen und am besten dann schnell ein Baby, damit ich danach wieder viel Modeln kann. Ich werde mich vor Jobangeboten sicher kaum retten können."

Mir wäre fast das Glas, welches ich gerade abwusch, aus der Hand gefallen, als ich hörte, wie Eleanor ihr gemeinsames Leben schon lieblos durchgeplant hatte und glaubte, dass Louis und ich nach der Kreuzfahrt keinen Kontakt mehr haben würden. Ein Baby klang für sie eher wie ein Muss und nicht wie eine Entscheidung aus Liebe. Und dann das mit dem Modeln, wieso sollte sie sich danach vor Jobangeboten kaum noch retten können? Vielleicht verstand ich zu wenig von dem Business, aber Louis schien sich dieselbe Frage zu stellen. ,,Also erst einmal, eigentlich war die Kreuzfahrt dafür gedacht, dass wir einfach nochmal Abstand von unseren Familien und Freunden nehmen und uns nur auf unsere Beziehung konzentrieren, nicht das wir uns auch voneinander entfernen. Und doch, Harry werde ich nach der Kreuzfahrt definitiv wiedersehen.

Außerdem habe ich, sobald wir zurück nach Hause kommen, noch gar keine Zeit mich um ein Baby zu kümmern, ich muss mich erst einmal wieder auf die Arbeit konzentrieren. Und warum solltest du nach unserer Hochzeit und nach einem Baby noch mehr Jobangebote kriegen?" ,,Warum ich dann noch mehr Jobangebote kriege? Erstmal, weil du ein einflussreicher, noch bekannterer Mann sein wirst, sobald du die Firma deines Vaters übernimmst und zweitens, weil ein Model, das ein Kind geboren hat und gleich danach wieder perfekt aussieht, noch beliebter ist. Diese zwei Punkte würden mich für Kunden nur noch attraktiver machen." Eleanors Gedanken brachten mich dazu, den Kopf zu schütteln. Wie konnte man nur so denken? Es war mir unbegreiflich.

,,Also möchtest du mich nur heiraten und ein Kind mit mir, weil dich das auf dem Arbeitsmarkt beliebter machen würde?", fragte Louis erschrocken und ziemlich verletzt, es würde mich nicht wundern, wenn er sich jetzt ausgenutzt vorkam. ,,Nein, natürlich nicht. Ich liebe dich Lou, deshalb will ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen", erneut wollte Eleanor Louis Hand ergreifen, doch scheiterte kläglich. ,,Mhm, ist klar. Naja Eleanor, worauf ich hinaus will, für mich haben wir uns einfach zu sehr voneinander entfernt", fing Louis wieder an, war so nahe, sich von ihr zu trennen. ,,Aha und was soll das bedeuten?" Sie schob ihr Eis von sich weg und verschränkte die Arme. ,,Es soll bedeuten, dass wir uns entfremdet haben, ich weiß gar nicht mehr voran ich bei dir bin, geschweige denn, wer du bist und deshalb möchte ich weder länger mit dir verlobt, noch überhaupt mit dir zusammen sein."

Louis hatte es echt gesagt, nun gab es kein zurück mehr, er war dabei, Eleanor endgültig zu verlassen. Ich musste mir einen Freudenschrei unterdrücken, hielt den Atem an und auch wenn ich mich nicht direkt in Eleanors Blickfeld befand, versuchte ich eine neutrale Miene aufrecht zu erhalten. Louis sah dafür öfter zu mir rüber, auch so nach diesem Satz, was wohl einmal zu oft war. Eleanor drehte sich ebenfalls zu mir, als ich nicht widerstehen konnte und Louis gerade ein freudiges Lächeln schenkte, sofort danach wechselte ich wieder zu purer Neutralität, doch dafür schien es zu spät. ,,Wow, du willst echt lieber mit dem da rumschwulen, als mit mir zusammen zu sein? Louis, wir lieben einander, was soll das denn?" Eleanor sah fassungslos von mir, wieder zu Louis.

,,Wir schwulen nicht rum, was ist das denn überhaupt für ein Ausdruck? Ich verlasse dich, weil ich dich nicht mehr liebe und es tut mir leid, wenn ich dich damit irgendwie verletze, aber die Beziehung kann ich einfach nicht mehr", sagte Louis, stotterte dabei kurz, aber meisterte das sonst ganz souverän. ,,Ach komm, glaubst du echt, ich bin so blöd?", fragte Eleanor und ließ mich damit hellhörig werden. ,,Allein das du hier mit mir Schluss machst, während der da", Eleanor zeigte mit ihrem Mittelfinger auf mich, ,,uns wahrscheinlich belauscht, zeugt doch nur noch mehr davon, das zwischen euch etwas läuft." Vor Schreck fiel mir nun doch ein Eisbecher zu Boden und zersprang in gefühlt hunderte von Scherben. Michael bediente gerade draußen, aber Niall war drinnen und kam sofort zu mir, um mir zu helfen, alles aufzukehren. Ahnte sie, dass etwas zwischen Louis und mir läuft oder wusste sie es sogar? Sie hatte doch die meiste Zeit über so ahnungslos gewirkt? Aber ihre Aussagen schienen nun doch etwas ihrer Ahnungen zu beweisen.

Eleanor beobachtete das alles belustigt und mit einem Mal ertönte ein weiteres Klirren. Ich schaute hoch und erkannte, dass der Eisbecher der Brünetten nicht mehr vor ihr auf dem Tisch stand, sondern ebenfalls in Scherben vor ihr auf dem Boden lag. ,,Ups", machte sie nur und widmete sich dann wieder Louis. Ich nahm mir einen nassen Lappen, ein Handtuch und das Kehrblech, um die Scherben aufzukehren und die Reste des Eis aufzuwischen. ,,Siehst du, das ist der Ort, an den Menschen wie Harry hingehören. Vor uns auf dem Boden und dabei unseren Müll wegräumen. Für nichts anderes ist jemand wie er gut", Eleanor lächelte süffisant zu mir hinab und ich musste mich anstrengen, nicht in Tränen auszubrechen, die Worte trafen mich mitten ins Herz.

,,Siehst du, genau das ist der Grund, weshalb ich hier mit dir Schluss mache. Du bist unberechenbar, fast schon erbärmlich und nachher hättest du mich noch von Bord geschubst. Harry ist ein toller Mensch und hat ein riesengroßes Herz, davon könntest du dir noch eine Scheibe abschneiden", hörte ich Louis sagen, was zumindest ein kleines Trostpflaster war. ,,Ich glaub, selbst wenn ich so großartig und toll wie dieser Trottel wäre, ich wäre kein Kerl und du damit immer noch nicht an mir interessiert", traf Eleanor wieder eine Aussage, als wüsste sie genau, was zwischen Louis und mir abläuft. ,,Wieso sagst du sowas?", fragte dieser unsicher, wusste auch nicht so recht, wie er mit der Aussage umgehen soll. Das Outing machte ihm eine Heidenangst. ,,Als wüsstest du nicht ganz genau, weshalb ich das sage."

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Das fing ja alles jetzt nicht so gut an und Eleanor scheint tatsächlich mehr zu wissen..wie das wohl nun weitergeht?
All the love xx

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