72 - sensitive

Nach diesem Abend, an dem so viel gutes passiert und Louis seinem Outing ein Stück näher gekommen war, wollten wir uns die nächsten Tage wieder etwas Entspannung gönnen. Das alles war so aufregend und nervenaufreibend für Louis gewesen, was ich vollkommen verstehen konnte, weshalb er für kurze Zeit Abstand davon nehmen und wieder die Kreuzfahrt genießen wollte. Währenddessen grübelten wir weiterhin darüber, wann der beste Zeitpunkt wäre sich von Eleanor zu trennen. Auch wenn Louis etwas Bammel vor ihrer Reaktion hatte, da er sie absolut gar nicht mehr einschätzen konnte, wollte er das irgendwie durchziehen, für mich, für sich selbst und für uns.

Den zweiten Tag in der Karibik genossen wir aber ersteinmal, ohne uns darüber zu viele Sorgen zu machen. Die Strände waren zu schön, das Meer zu klar und zu warm, um sich gleich ins nächste Drama zu stürzen. Wir wollten kurz tief durchatmen, bevor es weiter ging. Louis Fuß ging es schon sehr viel besser, auch wenn es beim Auftreten noch ab und an unangenehm ziepte und er vorsichtshalber noch das Wasser mied, das schlimmste war überstanden. So konnten wir auch die Karibik selbst etwas erkunden, einige Wasserfälle besichtigen und soweit es möglich war, verhielten wir uns auch weiterhin wie Freunde. Man merkte aber, dass es nicht mehr so leicht von der Hand ging, wie vorher.

Der Kuss hatte eine Spannung zurückgebracht, die ich gut unter Kontrolle gehabt hatte, als Louis mich so verletzt hatte. Nun, wo er all das wieder gut machte, kehrte sie zurück und ich wollte Louis nahe sein, seine Hand halten und ihn küssen. Ich hielt mich ein wenig verkrampft zurück. Selbst wenn uns auf der Insel niemand beobachten würde, ich wollte nicht schwach werden, denn dann war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Louis auch wieder auf dem Schiff verfallen würde. Es waren sicher nur noch ein paar Tage, bis zur Trennung von Eleanor, solange konnte und musste ich einfach noch durchhalten. Zumindest hatte ich das vor.

Gerade leichter wurde mir das aber nicht gemacht. Nach dem Aufenthalt in der Karibik hatten wir nämlich wieder zwei Seetage, die Louis ausschließlich mit mir verbringen wollte. Natürlich wollte ich auch die Zeit mit ihm verbringen, nur war es nur halb so schön, wenn ich ihn nicht küssen und ihm einfach nicht so nahe sein konnte, wie ich es gerne hätte. Unser nächstes Reiseziel war zumindest das letzte, der vorletzten Etappe. In der letzten Reiseetappe würden wir die Westküste der USA bereisen und ich war schon ganz aufgeregt, denn das war schon immer ein Traumziel von mir gewesen. Allerdings bedeutete die letzte Etappe auch, dass Louis sich mit der Trennung ranhalten musste, wenn wir zusammen von Bord gehen wollten.

Auch wenn wir es gedacht hatten, schien Eleanor nun doch nicht so viel zu ahnen, wie anfangs vermutet, denn sie schlug Louis am ersten Seetag nach der Karibik etwas vor, was nicht nur unsere eigentlich geplante gemeinsame Zeit einschränkte, sondern auch davon zeugte, dass sie doch noch sehr an ihm interessiert zu sein schien. ,,Harry, ich will das doch auch nicht machen", sprach Louis, während er mir dabei zusah, wie ich wütend das Glas abwusch. Ausgerechnet, während ich bei der Arbeit war, musste er mir davon erzählen. ,,Und hast du Eleanor das gesagt?" ,,Natürlich", beteuerte Louis und ließ mich ein weiteres Mal in dieser Konversation die Augen verdrehen. ,,Dann verstehe ich nicht, warum du es trotzdem machen musst."

,,Weil Eleanor immer bekommt, was sie will." Dieser Satz aus Louis Mund ließ mich seufzen und den Kopf schütteln. ,,Falsch, sie bekommt nicht immer was sie will. Dich will sie schließlich auch und das kann sie auch knicken, denn du gehörst zu mir." Louis musste kurz schmunzeln, ihm gefiel es, wenn ich besitzergreifend und womöglich auch etwas eifersüchtig wurde. ,,Das ist wahr, aber solange ich die Verlobung noch nicht aufgelöst habe, muss ich noch eine Zeit lang mitspielen." Ich wusste, dass Louis das auch alles ganz und gar nicht gefiel, dennoch wurmte es mich, es war einfach nicht schön mit anzusehen. ,,Kommst du heute Abend denn trotzdem zur Showbühne, um mich zu unterstützen?", fragte Louis und auch wenn ich das auf jeden Fall tun würde, ließ ich ihn kurz zittern, das hatte er verdient.

,,Ich weiß nicht", gespielt theatralisch seufzte ich tief, schnappte mir einen Eisbecher und füllte ihn mit der nächsten Bestellung. ,,Bitte Harry und wenn das vorbei ist, dann komm ich auch noch sehr gerne mit zu dir auf die Kabine, vorausgesetzt, du möchtest das." Louis war so süß, wenn er unsicher wurde und schnell nickte ich, um ihn zu beruhigen, ein breites Grinsen auf meinen Lippen. ,,Du Blödmann, ärgere mich doch nicht so", lachte Louis, stupste mir in die Seite und wartete kurz, als ich die Bestellung zum Gast brachte. ,,Du bist aber nur auf meine Kabine eingeladen, wenn du auch gewinnst", kicherte ich, als ich zurück kam, um mich wieder auf meinen Posten zu stellen. Louis löffelte aus dem Eisbecher, den er immer nahm. ,,Was erwartest du? Natürlich gewinne ich den Titel King Of The Sea."

Was wie ein blöder Scherz klang, war leider Realität, denn genau darum ging es. Am Ende jeder Etappe wurde ein Pärchen zum Königspaar der Weltmeere erklärt. Man bekam eine Krone auf und ein Zepter in die Hand gedrückt, doch bisher hatte Eleanor nie Interesse an der Veranstaltung gezeigt, bis jetzt. Aus diesem Grund hatte sie auch den Tanzkurs gemacht, denn um zu gewinnen musste man singen, tanzen und schauspielern können. Ich wusste, dass Louis singen konnte, im Schauspielern war er auch nicht schlecht und wenn ich überlegte, auf was für unendlich vielen Veranstaltungen er schon mit seinem Vater war, würde ihm sicher auch das Tanzen nicht schwer fallen. Aber das mit Eleanor zu tun, obwohl ich in dem Wissen lebte, dass er sich bald von ihr trennen wollte, nagte trotzdem an mir.

Eigentlich wollten wir nach meinem Feierabend essen gehen und uns danach noch aufs Sonnendeck begeben, um dort den Abend ausklingen zu lassen, doch das konnte ich nun vergessen. Wieder kam nur die Variante in Frage, uns auf der Kabine zu treffen und dort Fernsehen zu schauen oder uns zu unterhalten. Seit dem Kuss war ich noch empfindlicher, was Berührungen anging, so sehr sehnte mein Körper sich nach Louis und ich hatte keine Kontrolle, weshalb ich dem im Allgemeinen aus dem Weg ging. Auch hatten wir das aus Paris nie wiederholt, auch wenn wir es uns immer vorgenommen hatten, zu viel kam dazwischen und mit einem Mal waren wir schon getrennt, beziehungsweise unsere versteckte Liebschaft nicht mehr existent.

Am Abend ging ich dann also anstatt mit Louis, da er sich für seinen Auftritt bereit machen musste, mit Liam, Zayn und Niall essen, was ich aber auch niemals ablehnen würde. Was sie jedoch ablehnten war, mich zur Wahl von King And Queen Of The Sea zu begleiten. Zayn und Liam hatten sich das einmal ganz zu Anfang der Reise angesehen und fanden es viel zu spießig und oberflächlich, meinten es sei eher was für die reichen Mitreisenden unter uns und erst recht nichts für die Angestellten. Dies machte meine Laune darauf nur noch weniger existent und der Hunger verging mir dadurch auch. Meine Freunde verbrachten ihren Abend in der Kabine von Zayn und Liam, wo auch Niall unterkam, als ich ihn darum bat, damit Louis und ich heute nach dem tollen Event noch etwas Zeit für uns hatten.

Immerhin lieh mir Liam noch Klamotten, aus seinem Kleiderschrank, da ich nichts extravagantes besaß und durch normale Alltagsklamotten nicht zu sehr auffallen wollte. Am Ende trug ich ein blaues Hemd, eine schwarze Anzughose und eine gleichfarbige Fliege um den Hals und Liam versicherte mir, dass ich damit eindeutig richtig gekleidet war, was sich mir bestätigte, als ich bei der Showbühne eintraf. Es waren auf den ersten Blick tatsächlich nur Leute erkennbar, die besser betucht waren und die das hier nicht nur als Spaßveranstaltung ansahen, was total bescheuert war, denn wer nahm schon etwas ernst, wo man König und Königin der Meere krönte?

Ich suchte mir einen Platz mittig des Geschehens, damit ich hoffentlich in der Masse unterging. Ich wollte einfach nur, dass diese Veranstaltung hier ganz schnell vorbei war, mir war es auch egal, ob Louis und Eleanor gewinnen würden, ich wollte Louis einfach nur wieder bei mir und nicht bei Eleanor wissen. Auch wenn ich wusste, dass er sie nicht wollte, ein Stück weit eifersüchtig wurde ich immernoch. Es lag sicherlich vorallem daran, weil wir in der Öffentlichkeit nicht unsere Liebe zueinander zeigen konnten, uns auch privat mit dieser zurückhielten und eigentlich niemand außer meiner Freunde wusste, dass wir bald zusammengehören. Ich konnte kaum erwarten, endlich mit Louis auf meiner Kabine zu sein und vielleicht würde ich heute doch mal mit ihm kuscheln, auch wenn das die Grenzen überschritt, wir hatten es bald geschafft und dadurch sehnte ich mich immer mehr nach ihm.

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Ob Eleanor und Louis wohl Königin und König der Meere werden?😹 Wird Harry noch an die Grenzen denken..?
All the love xx

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