70 - relapse
Nach diesen Worten von Louis Vater war es erstmal still. Ich war mir sicher, dass mein Herz gerade bei all der Liebe, die Mark für seinen Sohn hatte, geschmolzen war. Schon allein, dass er so aufmerksam zuhörte, auf alles einging und Louis wirklich das Gefühl gab, dass seine Probleme verstanden wurden, war großartig. Genau das brauchte Louis auch, um zu realiseren, dass sein Vater ihn wirklich akzeptieren würde wie er war und auch ohne Eleanor an der Seite seines Sohnes glücklich war. Beide waren ehrlich zueinander gewesen und besser hätte das Gespräch bisher nicht laufen können, besser hätte Mark seine Worte bisher nicht wählen können. Ich blickte zu Louis, der in diesem Moment den Mund öffnete, um etwas zu sagen.
,,Also, wenn ich mir das mit Eleanor jetzt nochmal überlege und feststelle, dass ich sie wirklich nicht heiraten will, würdest du mich immernoch lieb haben? Du wärest nicht enttäuscht, wütend oder traurig? Du würdest nicht wieder rückfällig werden und dich in die Arbeit stürzen?" Ich konnte mir genau vorstellen, wie Louis vor seinem inneren Auge gerade seine ganze Vergangenheit noch einmal durchlebte und auch sein Vater schien das zu bemerken. Mark stand auf, was mich sofort meine Hand aus Louis' lösen ließ, denn sein Vater kam nun auf ihn zu, beugte sich zu ihm hinab und umarmte ihn fest. Etwas, was wohl beide gerade brauchten, denn erst nach einigen Minuten löste sich Mark und setzte sich wieder gegenüber von Louis hin.
,,Ich weiß, nach dem Tod deiner Mutter hab ich es dir nicht gerade leicht gemacht, aber ich schwöre dir, dass das nie wieder vorkommen wird. Ich hab schon da gemerkt, was ich dir damit antue und dass das auch jetzt noch nicht immer ganz überwunden ist, zeigt mir erst Recht, was ich mit meinen unüberlegten Aktionen bewirkt habe. Louis, du als mein Sohn, der immer zu mir gehalten hat, bist mein größtes Geschenk und du könntest mich niemals enttäuschen. Du musst da wirklich keine Angst mehr vor haben. Ich schwöre dir, ich werde nie wieder rückfällig und auch wenn du mittlerweile erwachsen bist und meine Aufmerksamkeit nicht mehr so brauchst, wie du sie früher gebraucht hättest, ich werde mich auch nie wieder so in die Arbeit stürzen, dass ich dich damit aus den Augen verliere. Und natürlich werde ich dich immer lieb haben, du bist schließlich mein Sohn und mein ganzer Stolz", sprach Mark und Louis schossen vor purer Erleichterung die Tränen in die Augen.
,,Danke Dad, ich hatte so Angst, sollte ich mich gegen Eleanor entscheiden, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, Harry kann von meinem Gejammer mittlerweile ein Lied singen", Louis sah grinsend zu mir, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern und brachte mich damit zum schmunzeln. ,,So schlimm war es gar nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch wir beide wussten, dass ich schwindelte und Louis musste kurz kichern. ,,Also wie ich sagte, wenn dir bewusst geworden ist oder noch bewusst wird, dass Eleanor nichts für dich und den Rest deines Lebens ist, dann ist dem so. Ich bin der letzte, der dich zu sowas zwingt und ich möchte sicherlich nicht, dass du dich so abquälst." ,,Ja, momentan fühle ich mich wirklich nicht so, wie du dich bei Mum gefühlt hast. Auf der Kreuzfahrt ist mir einiges klar geworden und momentan ist es wahrscheinlicher, dass ich mich von Eleanor trenne, als sie heiraten zu wollen."
Mark nickte und lächelte seinen Sohn an. ,,Das ist in Ordnung, hauptsache du bist glücklich, dass ist nach all dem, was wir durchgemacht haben, das wichtigste für mich." Louis bedankte sich, ehe er doch noch etwas loswerden wollte. ,,Eine Frage hab ich noch, wenn du dachtest, aus Eleanor und mir könnte ohnehin nie was langfristiges werden, warum hast du sie mir dann vorgestellt?" ,,Naja, du warst immer so traurig Zuhause, weil du glaubtest, niemand könnte dich jemals lieben und ich wollte dir das Gegenteil beweisen. Durch Eleanors Vater wusste ich, dass sie auf der Suche nach einer Beziehung war und deshalb hab ich euch aneinander vorgestellt. Jetzt hätte ich das wohl doch lieber nicht getan, dann hätten wir dieses Problem gerade nicht", Louis Vater seufzte schuldig und fuhr sich einmal mit seinen Händen durch sein Gesicht.
,,Wahrscheinlich ist es gar nicht so schlecht, dass du sie mir vorgestellt hast", sagte Louis plötzlich und kassierte sowohl von mir, als auch von seinem Vater einen schrägen Blick. ,,Wir hätten wohl niemals diese Kreuzfahrt gemacht und dann hätte ich niemals so einen guten Freund in Harry gefunden", Louis Worte erwärmten mein Herz und ich bedankte mich schüchtern, ehe ich schnell was trank, um die aufsteigende Hitze in meinem Gesicht irgendwie abzukühlen. Auch Louis Vater lächelte und die ganze Welt schien für einen Moment in Ordnung. Heute Abend war Louis dem Outing einen großen Schritt näher gekommen, auch wenn er seine Sexualität noch nicht preisgegeben hatte, Louis hatte hoffentlich endgültig gemerkt, dass sein Vater nur das beste für ihn will und wenn Louis glücklich ist, ist er es auch.
Als Mark sich verabschiedete, realisierte ich vollkommen, wie gut das Gespräch eigentlich gelaufen war und Louis schien es ähnlich zu gehen. Als die Tür ins Schloss fiel, fiel der Wuschelkopf mir um den Hals und sofort erwiderte ich die innige Umarmung, vollkommen glücklich und zufrieden. ,,Danke, danke, danke", nuschelte Louis immer wieder, durch seinen warmen Atem an meinem Nacken, überkam mich eine Gänsehaut. ,,Verstehst du jetzt, dass dein Vater nur das beste für dich will?", fragte ich Louis und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände, um seine Reaktion beobachten zu können. ,,Ja, ich glaube, deutlicher hätte er es nicht machen können. Oh Harry, du glaubst nicht, wie erleichtert ich gerade bin. All die Last der letzten Jahre ist von mir abgefallen und ohne dich hätte ich das nie geschafft."
,,Irgendwann hättest du das sicher auch so geschafft, aber ich bin froh, dass ich dir dabei eine so große Unterstützung sein konnte." Ich lächelte Louis an und wollte mich von ihm lösen, als er seine Arme um meine Taille schlang und mich nur noch enger an seinen Körper presste. Mein Bauch kribbelte, Louis Lippen sahen total einladend aus und mein Mund wurde trocken. ,,Harry?" ,,Mhm?" ,,Ich liebe dich", es war das erste Mal, dass Louis diese Worte sagte, ich hatte ihm sie bei unserer Trennung an den Kopf geworfen und das nun in so einem Moment von ihm zu hören, war unbeschreiblich. Mein Herz klopfte, mein Körper begann zu kribbeln und die Hitze stieg mir in die Wangen.
Mir verschlug es die Sprache und ich wusste gar nicht, was ich antworten sollte, ich vergaß wo oben und unten war, die blauen Augen blickten mich treu an und verdrehten mir den Kopf. Wie unsere Lippen letzlich nach so vielen Tagen wieder aufeinander lagen, wusste ich nicht, wer wen zuerst geküsst hatte war auch egal, Louis einfach wieder zu schmecken, seine Nähe zu fühlen, all das befriedigte endlich meine Sehnsucht nach ihm. Ein Feuerwerk explodierte in mir. Ich ließ mein Herz aus dem Käfig, dass sich sofort mit dem von Louis verband und eins wurde. So von Glücksgefühlen geleitet, landeten unsere Lippen immer wieder aufeinander, keinesfalls hektisch, sondern sanft und verlangend nach Liebe, die wir einander gaben.
Meine Hände vergruben sich in seinen Haaren, er hatte weiter meine Taille fest umschlungen und hielt mich damit an Ort und Stelle. Nichts konnte diesen Moment ruinieren, es war fast zu schön, um wahr zu sein, übertrat die Grenzen, die ich einhalten wollte, aber im Moment konnte mir das nicht egaler sein. Ich war so stolz auf Louis, stolz, dass er es endlich geschafft hatte, sich seinem Vater anzuvertrauen, glücklich, dass dieser so liebevoll reagiert hatte und einfach nur voller Liebe, die meine Sehnsucht nach dem Wuschelkopf nutzte, um ihm wieder so nahe wie nur irgendwie möglich zu sein.
Auch wenn wir die ganze Zeit etwas zusammen unternommen und miteinander gesprochen hatten, ich hatte ihn dauerhaft vermisst, die Bindung, die zwischen uns herrschte, wenn wir zusammen waren. Die, die sich mit dem Kuss wieder entfaltete, ich vergaß meine Vorsätze, ich vergaß Eleanor, in meinem Kopf spukte nur Louis. Er hatte sich dort festgesetzt und mein Herz wollte ihn nicht mehr loslassen, das wusste auch mein Verstand. Als sich unsere Lippen für einen längeren Zeitpunkt voneinander trennten, standen wir Stirn an Stirn, schwer atmend und nach Luft ringend, mein Herz klopfte wie wild und war überglücklich. Da schaute ich Louis an und ohne darüber nachzudenken, antwortete ich ihm, was ich fühlte. ,,Ich liebe dich auch."
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Da hat Harry es wohl nicht länger geschafft, an die Grenzen zu denken..ob das eher gut oder schlecht ist..?
Dies ist nun einfach schon das 70. Kapitel, ich hätte nicht gedacht, dass es doch so viele werden. Danke für die ganze Unterstützung❤
All the love xx
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