67 - desire
,,Einen Moment!", hörte ich Louis Stimme erklingen und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er sich jetzt humpelnd zur Tür kämpfte. In der Kabine vernahm ich ein kurzes Rumpeln und ich machte mir schon Sorgen, dass Louis hingefallen war, doch kurz darauf öffnete sich die Tür und ich konnte sein hübsches Gesicht erblicken. ,,Hey Harry", begrüßte Louis mich, zwei Bücher, die vorher im Regal gelegen hatten, lagen nun auf dem Boden und erklärten mir, woher das Rumpeln gekommen war. Er hatte sich sicher am Regal abstützen wollen und damit die Bücher zu Boden gerissen. ,,Guten Morgen Lou, du siehst grauenhaft aus", grinsend half ich ihm, zum Sofa zurückzukommen, damit er seinen Fuß nicht belasten musste. ,,Oh danke, das hört man gerne. Aber ich fühle mich auch grauenhaft.
Irgendwann in der Nacht bin ich aufgewacht, du warst nicht mehr da und mein Fuß hat so weh getan. Ab dem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr schlafen und war die ganze Zeit wach." Nachdenklich zog ich die Augenbrauen zusammen, eigentlich wollte Eleanor doch für Louis da sein? Scheinbar schien sie ihr Wort nicht gehalten zu haben. ,,Das tut mir leid, aber deshalb wollte ich auch mit dir reden, bist du alleine?" ,,Ja, Eleanor ist am Pool, wieso?" Neugierig sah Louis mich an und ich setzte mich neben ihn auf das Sofa, legte seine Beine über meine, damit er sie ausgestreckt lassen konnte. ,,Naja, ich bin auch in der Nacht aufgewacht, eigentlich wollte ich ja gar nicht einschlafen, sondern sobald du ins Land der Träume gefunden hast, auf meine Kabine zurück, doch das hat nicht so funktioniert. Auf jeden Fall, als ich aufgewacht bin, bin ich auf Eleanor getroffen."
Louis zog die Luft ein, fing sich aber schnell wieder und nickte mir zu, als Zeichen, dass ich weiterreden konnte. ,,Sie meinte, sie wäre angeblich früh vom Abendessen zurückgekommen, um sich bei dir zu entschuldigen und dir zu helfen, als sie uns kuschelnd und schlafend auf dem Sofa vorgefunden hat. Dann hat sie mich gefragt, was da zwischen uns läuft." Ich merkte, wie Louis alle Kräfte in sich sammelte, bevor er sich wenige Worte zurechtlegen konnte. ,,Okay und was hast du ihr geantwortet?" ,,Das, was du auch immer sagst", erwiderte ich, konnte nicht verhindern, dass ein verletzter Unterton mitschwang, ,,wir seien gute Freunde und das du wegen der Schmerzen nicht allein sein wolltest und ich dich nicht alleine lassen konnte.
Eleanor schien mir das zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig glauben zu wollen, zugegeben bin ich aber auch einfach ein schlechter Lügner, schätze ich. Sie hat dann noch einmal betont, dass sie dich wirklich heiraten möchte, als wolle sie mir damit ins Gewissen reden. Ich hab gesagt, dass ich das weiß und das dann mit der Situation in Helsinki verglichen, als du dich in der Nacht übergeben musstest und ich dich zurück zum Schiff gebracht habe. Ich meine, da haben wir sogar in einem Bett zusammen geschlafen. Bevor sie noch etwas hätte sagen können, bin ich gegangen, ich bin davon ausgegangen, dass sie sich um dich kümmert, weil sie das gesagt hat, aber da hat sie wohl gelogen. Aber genau deshalb, weil du ihr immer egaler zu werden scheinst, denke ich, dass sie was ahnt."
Louis blieb kurz still, aber er ergriff meine Hand und machte mir damit deutlich, dass er nicht sauer war, ich zumindest nichts falsch gemacht zu haben schien. ,,Jeder andere hätte mich mit Sicherheit geoutet, bei denen wäre der Geduldsfaden sicher schon vor einiger Zeit gerissen", murmelte Louis, küsste meine Fingerknöchel und schenkte mir damit eine Gänsehaut. ,,Ich bin aber nicht so wie jeder andere", flüsterte ich, konnte nicht lauter sprechen, Louis raubte mir die Stimme. ,,Oh glaub mir, dass hab ich schon vor langer Zeit gemerkt." Louis rückte näher an mich heran, ich wusste, dass das in eine ganz falsche Richtung ging, aber mein Herz hatte solche Sehnsucht nach ihm. ,,Du bist einzigartig und deshalb bin ich so unglaublich glücklich dich zu haben...wenn auch nur momentan als einen Freund", die letzten Worte hauchte er mir gegen meine Lippen.
Mein zittriger Atmen traf die seinen. ,,Louis..", versuchte ich schwachen Widerstand zu leisten, brachte aber nicht mehr Worte zustande. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, bemerkte dadurch wie mein Körper reagierte, dass er mich immernoch bedingungslos in der Hand hatte. Ich wollte das nicht, ich wollte stark bleiben, doch er war so anziehend, umso näher er mir kam, umso mehr schien er mich wieder um den kleinen Finger zu wickeln. ,,Du hast gesagt, du machst nichts, was die Grenzen überschreitet", brachte ich schließlich über die Lippen, meine Trumpfkarte war, dass Louis nichts tun wollte, was mich verschrecken würde. Denn damit würde er mich vielleicht endgültig verlieren, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen konnte, ohne ihn zu sein.
,,Tut mir leid, du machst mich nur so verrückt, ich habe solche Sehnsucht nach dir", gestand Louis, nahm aber wirklich wieder Abstand von mir, was mich versucht unauffällig tief durchatmen ließ. Einerseits wollte ich das nicht, wollte ihn so nahe wie möglich bei mir haben, das Kribbeln spüren, auf der anderen Seite wusste ich, dass der Abstand besser so war, nur so konnte die Freundschaft funktionieren. Mein Herz klopfte noch wie wild von der plötzlichen Nähe in meiner Brust und machte mir bewusst, dass ich beinahe die Kontrolle verloren hätte, das durfte nicht noch einmal passieren. Nicht solange Louis noch mit Eleanor verlobt war und sich noch nicht geoutet hatte.
,,Hast du schon überlegt, wann du mit deinem Vater sprechen möchtest?", lenkte ich ab, vor der Antwort hatte ich Angst, doch musste die Frage sein, damit wir die Sehnsucht umwandeln konnten, denn ich würde nichts lieber, als Louis wieder richtige nahe sein. ,,Ich hab überlegt, dass wir mit ihm reden, wenn wir das nächste Mal Festland erreichen. Sollte irgendwas schief gehen, kann ich mich da irgendwo verstecken", scherzte Louis, auch wenn uns beiden bewusst war, dass ein wenig Wahrheit in dieser Aussage mitschwang. ,,Passt das auch für dich?" ,,Ja, alles gut und du bist dir immernoch sicher, dass ich bei dem Gespräch dabei sein soll?" ,,Definitiv, ohne dich schaffe ich das nicht und ich denke, jetzt wo Eleanor wirklich einen Verdacht zu haben scheint, muss ich langsam mal in die Puschen kommen."
,,Ach echt? Ist dir das auch mal aufgefallen?" Grinsend musterte ich Louis und zog eine Augenbraue in die Höhe, zumindest kehrte er das Thema nicht unter den Teppich, sondern dachte wirklich darüber nach. ,,Lass mich, ich brauch halt immer etwas länger." Froh darüber, dass die Annäherung gerade eben nichts zwsichen Louis und mir, nichts zwischen der instabilen Freundschaft, zerstört hatte und wir immer noch viel Spaß miteinander haben konnten, stand ich auf. ,,Also, ich weiß ja nicht, wie es um dich steht, aber ich hab wirklich Hunger und hätte nichts gegen ein ausgelassenes Frühstück." Ich sah fragend zu Louis hinab, der noch auf dem Sofa saß.
,,Ich auch, aber ich weiß nicht, ob ich so einen weiten Weg schaffe." Louis seufzte und blickte zu seinem verbundenen Fuß. ,,Ich würde sagen, du nimmst jetzt erst einmal eine Schmerztablette, wenn es so schlimm ist und dann trag ich dich Huckepack zum Buffet", schlug ich vor und ohne auf eine Antwort zu warten, lief ich in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Sobald ich zurück kam, protestierte Louis. ,,Du kannst mich nicht wirklich Huckepack nehmen, ich bin viel zu schwer." ,,Spinn nicht rum, du bist kleiner als ich und definitiv nicht schwer." Zusammen mit einer Schmerztablette, die in der Packung auf dem Wohnzimmertisch lag, reichte ich ihm das Glas Leitungswasser und kaum war das Medikament genommen, nahm ich ihn kichernd auf meinen Rücken. ,,Du bist verrückt Harry Styles." ,,Mag sein, hauptsache du magst mich."
Natürlich erhielten wir auf dem Weg zum Frühstückssaal einige schräge Blicke, andere musterten uns amüsiert und was sprach schon gegen ein bisschen Spaß? ,,Hey, da sind Liam, Niall und Zayn, wollen wir uns zu ihnen setzen?" Fragte ich, als ich meine Freunde an einem Tisch am Fenster erblickte, der mittlerweile zu unserem Stammplatz geworden war. ,,Ich weiß nicht, du hast ihnen doch sicher mittlerweile von uns erzählt, oder?" Louis legte sein Kinn auf meine Schulter und klang sehr unsicher. ,,Ja, aber sie wissen auch, dass wir gemeinsam versuchen, das hinzubekommen und das wir solange Freunde sind. Sie meinten, wenn ich glücklich bin, sind sie es auch." Der Wuschelkopf auf meinem Rücken seufzte, ehe er zustimmte. ,,Na gut, wenn du meinst."
Fröhlich steuerte ich auf den Tisch meiner Freunde zu, die begannen zu lachen, als sie Louis auf meinem Rücken erkannten. Wie sie erzählten, hatte Niall ihnen schon berichtet, was Louis zugestoßen war und ich half ihm, sich auf den Stuhl zu setzen. Zum Glück nahmen sie ihn ohne weiteres auf, gaben ihm keine bösen Blicke und auch kam nichts mit Eleanor zur Sprache, schließlich hatte ich Niall das auch erzählt. Ich fragte Louis, was er zum Frühstück haben wollte und holte uns dann beiden jeweils einen Teller der leckersten Leckereien. Solange ließ ich ihn mit meinen Freunden allein, doch als ich wiederkehrte, lachten sie gemeinsam, was mich unheimlich beruhigte. Jetzt musste nur noch das Gespräch mit Louis Vater klappen, hoffentlich wirklich, sobald wir übermorgen das Festland erreichten, aber zu viel Hoffnung wollte ich mir nicht machen.
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Da hat Louis wohl einen kleinen Annäherungsversuch gestartet, aber Harry hat gerade noch die Kurve gekriegt..ob Louis wirklich beim Erreichen des Festlandes mit seinem Vater sprechen wird? :(
All the love xx
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