65 - first steps

Sobald wir das Appartement betraten, löste sich die angespannte Stimmung über unsere stark verspätete Ankunft ohne weiteres, Louis Vater kam sofort auf uns zu. ,,Oh mein Gott Louis, Harry was ist passiert?" Fragte Mark besorgt, nahm mir seinen Sohn ab und stützte ihn zum Sofa. ,,Wir waren schnorcheln an einem Riff, nur wurde Louis leider von einem Seeigel gestochen. Aber es ist alles in Ordnung, wir waren im Krankenhaus, der Stachel wurde entfernt und wir müssen jetzt nur noch Acht geben, dass der Stich oft genug eingeschmiert und der Fuß die nächste Woche lang nicht so stark belastet wird", erzählte ich und blieb etwas verloren neben dem Sofa stehen, wusste nicht ob ich lieber gehen oder mich doch setzen sollte. Also blieb ich erstmal stehen und wartete ab.

,,Und du hast zu mir gesagt, dass sei nicht gefährlich", Mark verschränkte die Arme, doch sein Gesichtsausdruck zeigte pure Erleichterung. ,,Sei froh, dass mich kein Hai erwischt hat", scherzte Louis und legte seinen geschundenen Fuß, gestützt durch ein Kissen, auf den Couchtisch. ,,Sehr lustig, es hätte wirklich was schlimmes passieren können, wieso hast du nicht angerufen?" ,,Ich weiß Dad, aber das ist es doch nicht. Harry war sofort da und hat mir geholfen, du hättest auch nicht mehr tun können und bei den unerträglichen Schmerzen war ich froh, so wenig Menschen wie möglich um mich zu haben", redete Louis sich raus, sah dann zu mir und klopfte neben sich auf das Sofa. Mit fragendem Blick sah ich ihn an, um mir sicher zu werden, ob er das ernst meinte, doch als er ein weiteres Mal auffordernd klopfte und mich mit einem Lächeln bat, mich neben ihn zu setzen, tat ich dies auch.

,,Dann werde ich jetzt mal gehen", meldete sich Eleanor zu Wort, die dem Geschehen bisher nur zugeschaut hatte. Merkte Louis Vater dadurch nicht, wie sie und sein Sohn absolut nicht zusammenpassten? Nicht harmonierten? Sich nicht liebten? Eleanor hatte noch nicht einmal gefragt, wie es Louis geht oder ihre Erleichterung über sein Wohlergehen ausgedrückt. ,,Wohin?" Fragte Louis, blickte über die Sofalehne zu seiner Verlobten. ,,Eigentlich wollten wir beide ja Essen gehen, aber da du dich so verspätet hast, hab ich mich jetzt mit meinen Freundinnen zum Essen verabredet, denn ich hab wirklich Hunger und du solltest dich sicher sowieso besser ausruhen", sie tätschelte Louis die Schulter, lächelte Mark noch einmal an und ging dann aus der Kabine.

Etwas verdutzt sah Louis Vater ihr hinterher. ,,Sag mal, habt ihr Streit?" Fragte er danach an seinen Sohn gerichtet, doch dieser schüttelte den Kopf. ,,Alles gut Dad, aber würdest du Harry und mich jetzt vielleicht alleine lassen? Ich würde mich gerne etwas ausruhen, der Tag war anstrengend", bat der Wuschelkopf und sein Vater nickte ohne Weiteres. ,,Natürlich, ruh dich gut aus, wir sehen uns morgen", nun verließ auch Mark das Zimmer und ließ Louis und mich alleine. Kurz saßen wir stillschweigend auf dem Sofa, schauten geradeaus und lauschten nur der Atmung des jeweils anderen, bevor ich mich traute die Frage zu stellen, die mir schon den ganzen Tag im Kopf herumschwirrte. Jetzt oder nie.

,,Sag mal Louis, möglicherweise ist das jetzt unpassend, aber ich hätte eine Idee, wie du vielleicht langsam deine Ängste loswerden kannst, was dein Outing betrifft", murmelte ich und blickte weiter geradeaus, traute mich nicht wirklich Louis anzusehen, aus Angst vor seiner Reaktion. ,,Harry", erwiderte Louis seufzend und ich war schon bereit, enttäuscht aufzustehen, als Louis Worte mich zurückhielten. ,,Was hättest du denn für eine Idee?" ,,Du möchtest es dir echt anhören?" Fragte ich überrascht, hatte eher mit einem erneuten Ausweichen seinerseits gerechnet. ,,Natürlich möchte ich das", der blauäugige lächelte mich aufmunternd an, seine Augen fesselten mich und ich musste mich schwer zusammenreißen, einen vernünftigen Satz zu bilden.

,,Naja, ich dachte vielleicht, dass du mal mit deinem Vater reden könntest...allein, ohne Eleanor..sondern über Eleanor. Du könntest ihn fragen, wie er zu ihr steht, wie du dir sicher sein kannst, das Eleanor wirklich deine Frau fürs Leben ist. Ich meine du hast doch gerade wieder gesehen, wie sie sich aufgeführt hat. Du hättest dich ernsthaft verletzen können und ihr war das egal, ihr war nur wichtig, dass sie gleich was essen kann. Willst du so jemanden wirklich bis zum Rest deines Lebens an deiner Seite? Dein Vater wird sicher deutlich machen, dass er nur möchte das du glücklich bist." Nachdem ich das mit vollkommener Unsicherheit ausgesprochen hatte, blieb Louis erstmal still.

Eine Denkfalte auf der Stirn zeugte davon, dass er wirklich ernsthaft darüber nachdachte, weshalb mich die Stille nicht ganz so verrückt machte, wie sonst. Als seine Stimme dann wieder aus dem Nichts ertönte, zuckte ich kurz erschrocken zusammen, da ich selbst in Gedanken versunken war. ,,Vielleicht ist das wirklich ein guter Anfang", erklang es aus seinem Mund und ich glaubte, meinen Ohren nicht trauen zu können. ,,Ja?" Fragte ich ungläubig und beobachtete Louis Gesichtszüge, die mit sich zu ringen schienen. ,,Ja, irgendwo muss ich ja anfangen, um mich zu überwinden und um vorallem dich zurück zu bekommen." Das Blut schoss mir in die Wangen und mein Herz schmiegte sich an meine Brust, um Louis näher zu sein.

,,Danke Louis, ich hab gehofft, dass du das so sehen würdest. Alles was ich möchte ist, dass wir das so schnell wie möglich auf die Reihe bekommen, um wieder mehr zu sein, als nur Freunde." ,,Das möchte ich auch, ich hätte allerdings eine Bedingung, wenn ich mit meinem Vater darüber spreche", sprach Louis und ich wusste das ich mich zu früh gefreut hatte und es natürlich einen Haken gab. ,,Was für eine Bedingung?" Ich versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und sah tapfer in die strahlenden Diamanten. ,,Du bist bei dem Gespräch dabei." ,,Was?" Sofort schlug ich mir die Hände auf den Mund, als ich realisierte, wie laut ich das kleine Wörtchen ausgerufen hatte.

,,Ja, du findest immer die richtigen Worte und sollte das in irgendeiner Weise in Streit ausarten möchte ich, dass du den schnell schlichtest. Das letzte was ich bei meinem Coming Out gebrauchen kann, ist Stress mit meinem Vater." ,,Und du bist dir sicher, dass du das nicht alleine mit ihm klären möchtest?" ,,Sehr sicher und du bist schlussendlich auch meine Motivation das überhaupt zu tun. Du bist sogesehen die Versicherung dafür, dass ich keinen Rückzieher mache." Louis Gründe waren verständlich und auch wenn ich Sorge hatte, dass das Gespräch sehr seltsam werden könnte, Louis nahm den ersten Schritt in die richtige Richtung, zu seinem Outing, zu mir und das könnte mich nicht glücklicher stimmen. ,,Gut, dann stimme ich der Bedingung zu."

,,Großartig. Wenn es dir nichts ausmacht würde ich mich aber jetzt wirklich gerne ausruhen, mein Fuß brennt wie Hölle", Louis sanftmütiger Blick ließ mich nicken. ,,Dann gehe ich wohl besser und lass dich ein wenig allein." ,,Nein, bitte bleib. Ich hatte gehofft, du könntest mich vielleicht etwas halten", gestand der braunhaarige schüchtern. ,,Louis", murmelte ich, war mir unsicher, wie mein Körper und mein Herz darauf reagieren würden. ,,Bitte Harry, wir überschreiten auch keine Grenze, allein deine Nähe macht den Schmerz schon erträglicher", Louis, dessen Augen mich so anglänzten wie zwei wunderschöne Murmeln, überzeugten mich schließlich schnell. Zudem hatte er einem Gespräch mit seinem Vater zugestimmt, das war ein Fortschritt und dafür konnte man zur Feier des Tages nach all dem Stress sicher auch einfach mal gemeinsam auf dem Sofa liegen.

Ich legte meine Arme um Louis und wohlig seufzend kuschelte er sein Gesicht an meine Brust. Sein kaputter Fuß wanderte vom Tisch aufs Sofa und als er es sich endlich gemütlich gemacht hatte, schaltete ich den Fernseher ein. Was dort lief war Nebensache, es sollte einfach nur ein wenig die Stille füllen. Der junge Mann in meinen Armen hatte die Augen geschlossen und ein friedliches Lächeln aufgelegt, als könnte er keiner Fliege was zu Leide tun und als hätte er mich niemals verletzt. Mit der Zeit in der wir so da lagen, wurde auch ich immer schläfriger, Louis Atmung war schon längst gleichmäßig geworden und so schnell würde er nicht mehr aufwachen. Bevor ich aufstehen und in meine Kabine gehen konnte, übermannte mich selbst der Schlaf und mit Louis in meinen Armen gleitete ich in eine wohltuende Ruhe.

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Louis hat also einem Gespräch mit seinem Vater zugestimmt, wie das wohl wird, wenn es zustande kommt?:(
All the love xx

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