61 - beach day

Louis lachte kurz herzhaft, bevor er nickte. ,,Ja, das sind Schweine. Sie leben hier und sind die hauptsächlichen Bewohner dieser Insel, Menschen gibt es hier keine." ,,Aber wie kommen sie denn hier auf die Insel?" Fragte ich fassungslos, die anderen Touristen verteilten sich sowie wir über die Insel. Überall am Strand liefen Schweine umher oder sie schwammen im Wasser, die Nase voller Sand, einige waren schweinchenrosa, andere dunkel oder gefleckt. Sie waren alles andere als scheu und schauten einen niedlich an, weil sie etwas zu Essen wollten. Der Kapitän des kleinen Bootes gab uns dafür extra eine Tüte mit passenden Leckereien, die wir in einen extra bereit gestellten Futtertrog füllen konnten, um den Schweinen nicht mit sonstigen Nahrungsmitteln den Magen zu verderben.

,,Es ranken sich viele Mythen darum, wie genau sie auf die Insel gekommen sind. Es ist nicht überliefert worden, sie leben hier schon ewig. Einige glauben, sie wurden von Piraten ausgesetzt, andere vermuten, dass sie ein Schiffsunglück überlebt haben oder das die Bewohner der Nachbarinsel sie hier ausgewildert haben. Wenn du mich fragst, ist die Version mit den Piraten die spannendste." Interessierte nickte ich, musste aufgrund von Louis letztem Kommentar leise kichern und als ein kleines rosanes Schweinchen grunzend auf mich zukam, kniete ich mich hin und streckte meine Hand vorsichtig aus, um das Tier zu streicheln. ,,Louis schau", voller Glück schaute ich zu dem Wuschelkopf, als das Schwein seinen Kopf an meine Hand schmiegte.

Louis kniete sich neben mich und streichelte das Tier ebenfalls, bis es nach kurzer Zeit fröhlich grunzend davon lief. Danach legten wir unsere Taschen in einem kleinen umzäunten Bereich ab, damit die Schweine nicht daran kommen würden. ,,Wollen wir schwimmen gehen?" Louis fragte dies, während er sich schon sein Oberteil auszog. Mein Blick fiel unwillkürlich auf das neuste seiner Tattoos in Form eines Kompass, welches gut verheilt und wunderschön aussah. Räuspernd wandte ich meinen Blick wieder auf Louis Gesicht, der mein Starren bemerkt hatte, aber zum Glück nichts sagte. ,,Darf man das denn? Also mit den Schweinen schwimmen?" ,,Natürlich aber du darfst sie nicht bedrängen, sich auf sie setzen oder sie hochheben." ,,Das würde ich niemals tun", entgegnete ich, was Louis nicken ließ. ,,Weiß ich doch, ich hab es nur noch einmal sicherheitshalber gesagt." Schmunzelnd stupste der blauäugige mir einmal in die Seite, mein ganzer Körper begann zu kribbeln, was ich irgendwie zu unterbinden versuchte. Mit ihm Zeit zu verbringen, war Segen und Fluch zugleich.

Zurück am Strand waren schon einige andere der Touristen im Wasser, die meisten im Alter von Louis und mir. Gemächlich spazierten wir ins Meer und wurden dabei von einigen Schweinen begleitet, die fröhlich herumtollten, bis sie nicht mehr stehen konnten und zu schwimmen begannen. Die Einmaligkeit dieses traumhaften Erlebnisses ließ sich nicht in Worte fassen, man musste es wohl selbst erleben um zu verstehen, was für ein Gefühl das war, auf den Bahamas neben einem Schweinchen her zu schwimmen. Beim Tauchen hielt ich die Augen auf, auch wenn es brannte, ich wollte die Schönheit der Unterwasserwelt vollkommen erfassen.

Bis mich auf einmal etwas am Fuß packte und ich mich erschrocken rumdrehte. Doch es war nur Louis gewesen, der nun lachend hinter mir stand und zu mir blickte. Seine Augen hatte er leicht zusammengekniffen, was seinem Gesicht Lachfältchen und Lebensfreude gab. ,,Du Idiot", murmelte ich, musste aber auch ein wenig grinsen und schwomm schnell weiter, damit er dies nicht sehen konnte. Louis kam kichernd hinterher, holte schnell zu mir auf und zu dritt, da ein Schwein uns begleitete, schwommen wir ein wenig durch das Meer. Es folgte uns sogar zurück bis zum Strand und als wir uns in den Sand setzten, mit Blick auf das salzige Wasser, legte sich das rosa Schwein neben mich.

Vorsichtig begann ich das Tier zu streicheln, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, mich aber auch sehr beruhigte und mir Mut gab für das, was ich Louis fragen wollte. ,,Wie lief es die letzten Tage so mit deinem Vater und Eleanor?" Am liebsten würde ich das Thema für immer ruhen lassen und einfach mit Louis auf dieser Insel bleiben, niemand sonst lebte hier, vor nichts müssten wir uns verstecken und es könnte so einfach sein. Allerdings brauchte ich Antworten um zu wissen, wie die aktuelle Situation aussah, damit ich Louis die bestmögliche Hilfe bieten konnte und wir nicht für immer allein auf dieser Insel leben müssten. ,,Naja, ganz okay, würde ich sagen. Wir waren viel unterwegs, damit wir immer was zu tun und etwas zu reden hatten. Aber ich glaube dennoch das mein Vater etwas ahnt. Eleanor ist auch komisch drauf, vielleicht weiß sie auch mehr, als ich vermutet hatte."

Louis zuckte mit den Schultern, dabei fiel mir auf, wie schwer es ihm fiel, über dieses Thema zu sprechen. Wenn seine Augen nicht gerade auf den Boden gerichtet waren, ließ er seinen Blick unruhig hin und her schwanken, seine Hände knetete er ineinander, um etwas Ablenkung zu haben. ,,Wie meinst du das genau, dass dein Vater etwas ahnt? Und inwiefern ist Eleanor komisch drauf?" Fragte ich vorsichtig, wollte Louis Angst nicht noch schlimmer machen, als sie es sowieso schon ist. ,,Ich halte Eleanors Hand nur, wenn sie meine ergreift und richtig geküsst haben wir uns nun auch schon länger nicht mehr. Höchstens kleine Schmatzer, doch allein die fühlen sich schon unangenehm auf meinen Lippen an. Es ist so, als wären deine Lippen mittlerweile das einzige, was meine küssen könnten um sich richtig wohl zu fühlen, als wären sie füreinander gemacht."

Bei Louis Worten lief ich rot an und blickt hinab auf das Schwein, was sich genüsslich im Sand ausgestreckt hatte, ehe Louis fortfuhr. ,,Ich schätze, deshalb ist Eleanor so komisch, ich mein es ist natürlich auch kein Wunder, aber ich fühle mich einfach nicht mehr in der Lage ihr Liebe oder Nähe zu schenken, seit ich dich kenne. Und ich denke meinem Vater fällt das natürlich auch auf. Nach dem Essen beim Kapitän hat er mich darauf angesprochen, dass er mich zuletzt so strahlen gesehen hat, als ich noch klein war und von meiner Mutter getragen wurde. Ich hab es selbst nicht gemerkt, aber immer wenn ich zu dir gesehen habe, musste ich automatisch lächeln und das ist meinem Vater aufgefallen. Er hat mich gefragt, ob du der Grund dafür bist."

,,Und was hast du geantwortet?" ,,Ich hab gesagt, dass ich noch nie so einen guten Freund wie dich gehabt habe, ich also deshalb so glücklich bin." Guter Freund, ein weiterer Stich direkt ins Herz, auch wenn ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, es war unheimlich schwer. Zum Glück musste ich darauf nicht antworten, ich hätte auch nicht gewusst was, denn Louis sprach weiter. ,,Ich schätze, er hat es mir geglaubt, vorerst. Aber er hat auch gemerkt wie meine Stimmung runter ging, als wir nichts zusammen unternommen haben. Er hat mich ja sogar selbst gefragt, warum und wo du steckst, wie ich dir schon erzählt habe. Keine Ahnung, was ich tun soll",  Louis zog seine Knie an und stützte sein Kinn darauf ab, den Blick geradeaus auf das Meer, in welchem wir gerade noch so viel Spaß hatten.

,,Hast du denn schonmal überlegt, wie du dich outen möchtest?" Fragte ich zögernd, legte meine Hand vorsichtig auf Louis Oberschenkel, wollte ihm Unterstützung und Halt bieten. ,,Nicht wirklich, nur indem ich es ihm direkt sage und gleich darauf hab ich mir ausgemalt, wie enttäuscht er mich angeblickt hat und wie sehr sich das in mein Herz gebrannt hat", Louis gab einen frustrierten Laut von sich und sah dann lächelnd zu dem Schwein, welches ich die ganze Zeit streichelte. ,,Ich glaub, es mag dich." ,,Ich glaube es ist ein Mädchen", erwiderte ich grinsend und rutschte danach etwas nach hinten, damit auch Louis das Tier streicheln konnte. Ich merkte, dass er zunächst nicht weiter über das Thema sprechen wollte, andernfalls würde ich wahrscheinlich mit einer Wand reden. Er war noch so eingefahren in seiner Angst, die zunächst beseitigt werden musste, bevor wir weiter vorangehen konnten, nur war die große Frage, wie wir das anstellten.

Den restlichen Tag auf Big Major Cay genossen wir als Freunde, so gut es ging, ohne das für Louis beunruhigende Thema eines Outings nochmal anzusprechen. Wir schwammen ein paar weitere Runden mit den Schweinen, spazierten am Strand entlang, ehe wir schon bald mit dem kleinen Boot zurück nach Staniel Cay und von dort mit dem Flugzeug zurück nach Nassau mussten, damit das Kreuzfahrtschiff nicht ohne uns den Hafen verlassen würde. Auch wenn ich es vermisste, Louis küssen oder seine Hand halten zu können, war dies besser als nichts und ich war erleichtert, dass der Tag ohne Zwischenfall gelaufen war. Als wir das Schiff wieder betraten, durchquerte Louis Vater gerade die Eingangshalle, blieb stehen, als er uns sah und schenkte mir ein Lächeln, bevor Louis mich zum Abschied umarmte. 

Louis Vater war noch in sicherer Entfernung und wartete auf seinen Sohn, sodass er uns nicht hören konnte. ,,Danke für den tollen Tag", sagte Louis und tatsächlich hatte er ein breites Strahlen aufgelegt. ,,Ich muss dir danken. Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch als Freunde mehr oder weniger funktionieren können und ich finde das schön", erwiderte ich, konnte ein Lächeln ebenfalls nicht verhindern. ,,Und ich hätte nicht gedacht, dass du es überhaupt versuchen willst, aber ich bin mehr als dankbar darum. Auch das du mir heute wieder zugehört hast und mir helfen möchtest. Ich weiß das sehr zu schätzen."

,,Wir bekommen das schon irgendwie hin", murmelte ich, wollte daran liebend gerne selber glauben. ,,Das werden wir. Ich melde mich Harry, bis dann." ,,Bis dann", kam es mir leise über die Lippen, als Louis mir den Rücken zukehrte und zu seinem Vater ging, gemeinsam verschwanden sie dann um die nächste Ecke. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, meine Lippen sehnten sich nach denen von Louis und ich konnte kaum erwarten, ihn wiederzusehen und etwas neues mit ihm zu erleben. Er war einzigartig und auch wenn er mich zutiefst verletzt hatte, im Inneren war er ein sehr guter Mensch. Er musste nur verstehen, dass sein Vater ihn auch genauso liebt, wie er ist, sie eine Familie sind und er ihn mit der Liebe zu einem Menschen, ob Mann oder Frau, nicht so leicht enttäuschen würde.

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Die erste Unternehmung von Larry lief ohne Zwischenfall, ob das auch weiterhin so gut läuft?🌝
Glaubt ihr Louis Vater und Eleanor ahnen tatsächlich etwas?

Diese Story hat einfach 10.000 Votes erreicht und eure Unterstützung bedeutet mir unglaublich viel, also ein großes Dankeschön💗
All the love xx

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