57 - jet ski

Unser nächster Hafen war der Port Caneveral in Orlando, Florida. Dort gab es alle Hände voll zu tun, es war der zweitgrößte Kreuzfahrtschiffhafen der Welt und wirklich zur Ruhe kamen wir Mitarbeiter nicht. Louis war beide Tage mit seinem Vater und Eleanor an Land unterwegs, ich bekam ihn nur Abends zu Gesicht, wenn er das Schiff wieder betrat. Die Eisdiele suchte er gar nicht auf, aber vielleicht tat uns der Abstand gut, auch wenn es nicht so wirkte. Er sah müde und erschöpft aus und ich war mir sicher, dass die ganze Situation wirklich unheimlich an ihm nagte und mir damit nichts vorlog. Doch auch für mich war das alles nicht einfach, ich vermisste unsere Gespräche, unsere Späße, unsere Unternehmungen, seine Nähe, sein Lachen, seine Erzählungen, seine Berührungen, wie er mich angesehen und geküsst hatte und alles, was Louis einfach zu meinem Louis gemacht hatte.

Deshalb hatten sich meine Freunde für unseren nächsten Hafen, den weltgrößten Kreuzfahrthafen, nämlich in Miami etwas überlegt, um mich auf andere Gedanken zu bringen und das Gesamtbild danach vielleicht aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können. Am Morgen auf dem Weg zum Frühstück kamen Niall und mir Louis Vater und dieser selbst entgegen und mehr als ein abgehetztes ,,Hallo", des Wuschelkopfes erhielt ich nicht, bevor wir schon wieder getrennte Wege gingen. Sehnsüchtig blickte ich über meine Schulter, doch Louis war schon um die nächste Ecke gebogen, weshalb ich keinen Blick mehr auf ihn erhaschen konnte. Niall bemerkte, wie sehr mich das alles runterzog und legte mir eine Hand auf die Schulter. ,,Das wird schon alles wieder werden." Mit einem frustrierten Laut nahm ich das zur Kenntnis, versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, sondern das Frühstück zu genießen.

Die Sonne Miamis brannte, keine einzige Wolke erstrahlte am Himmel und obwohl wir nach dem Frühstück direkt los wollten, gingen wir vorsichtshalber noch einmal auf unsere Zimmer, schmierten uns mit der stärksten Sonnencreme ein, die wir besaßen und mein Tattoo deckte ich noch einmal extra ab. Auch wenn es jetzt schon einige Tage meine Haut zierte, es war noch relativ frisch und direkte Sonneneinstrahlung war alles andere als gut dafür. Nachdem all diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen waren, sammelten wir uns in der Eingangshalle des Schiffes wieder, während ich immer noch nicht genau wusste, was Zayn, Liam und Niall geplant hatten. Das einzige was sie mir gesagt hatten war, dass ich eine Badehose anziehen sollte, welche ich nun auch trug.

Weiterhin verheimlichten sie mir den weiteren Tagesablauf, winkten, kaum das wir das Kreuzfahrtschiff verlassen hatten, stattdessen ein Taxi heran, was uns an einen bestimmten Punkt am Strand bringen sollte. Die Fahrt dauerte nicht lange, dennoch war ich froh, dass das Auto über eine Klimaanlage verfügte, sonst hätte ich eindeutig den Ledersitz vollgeschwitzt. Am goldenen Sandstrand, direkt an der Skyline der Stadt wurden wir abgesetzt, Liam bezahlte den Fahrer, bevor wir ausstiegen und ich meinen drei Freunden folgte. Ehe wir den Sand betraten zogen wir unsere Schuhe aus und verstauten sie in unseren Rucksäcken. Ich lobte mich selbst noch einmal dafür, zum Friseur gegangen zu sein, so hatte ich jetzt keine Haare im Nacken, die es mir extra warm machten.

Der Strand war, wie nicht anders zu erwarten bei über dreißig Grad rappelvoll, wenn Leute bei diesen Temperaturen noch im Büro saßen und sich keine Abkühlung genehmigten, hätten sie einen Preis verdient. ,,Jungs", quängelte ich, ,,was habt ihr denn jetzt vor?" Meine Füße brannten durch den heißen Sand und ich wollte liebend gerne ins Wasser. ,,Wir sind gleich da", antwortete Liam nur und tatsächlich blieben wir nach kurzer Zeit vor einer blau gestrichenen Holzhütte stehen, welche ins Wasser ragte, durch viele hohe Pfeiler standhaft blieb und so auch nicht von den Wellen erreicht werden konnte.

Der Teil der Holzhütte, welcher ins Wasser ragte, war mit einer kleinen Treppe verbunden, die auf einen Steg führte, welcher im Wasser schwamm. Durch vier Anker, an jeder Ecke einer, blieb er an Ort und Stelle. Auf dem Steg selbst befanden sich kleine Anlegestellen, acht Stück an der Zahl, von welchen gerade sechs mit Jet-Skis belegt waren. Da ich nicht glauben konnte, das wir Jet-Ski fahren würden, sah ich Liam fragend an. ,,Was machen wir jetzt hier?" Fragte ich erneut und brachte den braunhaarigen zum Lachen. ,,Siehst du das etwa nicht?" Fragte Liam und zeigte auf die im Wasser treibenden Jet-Skis. ,,Doch, aber...das kann doch nicht euer Ernst sein. Das ist doch teuer", murmelte ich beschämt. Ich konnte es ja schon nicht leiden, wenn Louis für mich Geld ausgab, wenn jetzt noch meine Freude damit anfangen würden, wo sollte das bloß hinführen? Ich fühlte mich total schlecht.

,,Mach dir da mal keinen Kopf. Die RainbowCruise und der Jet-Ski Betreiber hier arbeiten zusammen. Für Gäste vom Kreuzfahrtschiff ist es fünfzig Prozent billiger, für Mitarbeiter sogar fünfundsiebzig. Außerdem ist alles schon gebucht und bezahlt, wir bekommen gleich eine dreistündige Stadtrundfahrt von Miami übers Wasser. Also komm, lass uns reingehen", bevor Liam sich weiterbewegen und die Holzhütte betreten konnte, fiel ich ihm überglücklich um den Hals. Auch Niall und Zayn schenkte ich eine Umarmung, bedankte mich sicher tausend Mal, auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass das ansatzweise genug wäre. Auf dieser Kreuzfahrt hatte ich nicht nur die besten Freunde gefunden, sondern Freunde fürs Leben, die ich niemals wieder verlieren wollte.

Und wer weiß, wenn das mit dem Job nach meinem Studium klappen würde, würden Liam, Zayn und ich wohlmöglich auf den gleichen Schiffen zusammen arbeiten. Nur noch Niall müsste dann noch mit ins Boot geholt werden, aber da das im Moment ja sowieso noch Wunschdenken war, schob ich das erstmal beiseite und gemeinsam betraten wir die kleine Holzhütte, wo man uns schon erwartete. Unser Rundführer, der sich als Logan vorstellte, kleidete uns in Schwimmwesten, unsere Rucksäcke wurden vorsichtshalber weggeschlossen, damit sie nicht gestohlen werden konnten und danach nahm uns Logan mit nach draußen auf den Steg, der wackeliger war, als er vom Strand aus ausgesehen hatte.

Man erklärte uns kurz die richtige Bedienung des Jet-Skis, welche gar nicht so kompliziert war, bevor jeder von uns sich auf eins setzen konnte und Logan es vom Steg losband. Dann schwang er sich ebenfalls auf eins und fuhr langsam voraus, um auszutesten, ob wir hinterher kamen. Eine kurze Strecke später bremste er und ging noch einmal zu unserer eigenen Sicherheit durch, ob wir alles verstanden hatten, bevor wir mit der Tour über Miamis Gewässer starten konnten. ,,Alles klar, dann können wir ja jetzt loslegen. Anfangen tun wir mit Miami Downtown, sobald wir dort sind, werde ich langsam fahren und schließlich ganz anhalten, um euch ein bisschen was zu erzählen. Oh und solltet ihr nicht hinterher kommen oder sogar runterfallen, schreit einfach, ich höre das dann schon", meinte Logan spaßeshalber, lachte kurz mit uns und fuhr dann amüsiert voraus.

Dies war wirklich eine ganz besonders aufregende Art Miami zu erkunden und kennenzulernen, die ganze Zeit wusste ich nicht, ob ich zuerst nach rechts oder links gucken sollte, so viel gab es zu sehen und ich war wirklich dankbar über die Ablenkung von meinem Liebeskummer und der eigentlich sonst dauerhaft präsenten Sehnsucht nach Louis. Man sollte meinen, ich hatte mich an der Skyline von New York schon satt gesehen doch auch die imposante Skyline von Miami Downtown war mehr als sehenswert und Logan zog seine Tour mit genau dem richtigen Anteil an Ernst und Spaß auf. Das Wasser des Atlantiks spritzte hoch, bot eine schöne Abkühlung, sodass man die Hitze der Sonne fast vergessen konnte.

Weiter fuhren wir an Fischer Island und Star Island vorbei. Die erste Insel hat nur 132 Einwohner und ist bekannt für luxuriöse und streng abgeschirmte Wohnsitze vieler Reicher und Prominenter. Wie der Name der zweiten Insel sagte war es hier ähnlich, Prunkvillen von Berühmtheiten wie Will Smith und Sylvester Stallone waren dort Zuhause und man konnte sie alle vom Wasser aus sehen. Am Schluss unser dreistündigen Tour, die wie im Flug verging, fuhren wir mit Vollgas durch den Government Cut auf den Atlantischen Ozean hinaus. Alles mögliche konnte man dort vom Wasser aus noch einmal betrachten und sich der Einmaligkeit dieser Situation bewusst werden. In der Biscayne Bay legten wir nochmal einen kurzen Stopp ein, Logan erzählte, dass man hier ab und an Delfine sehen und hautnah erleben konnte.

Schon fast, als ich die Hoffnung aufgeben wollte, hüpften gleich mehrere aus dem Wasser und lächelnd beobachtete ich, wie fröhlich die freien Tiere im Wasser umher schwammen, miteinander spielten und sich uns immer wieder zeigten. Unwillkürlich erinnerte mich das an die Situation zurück, als Louis und ich uns noch nicht so nahe gewesen waren, wir noch nicht einen einzigen Kuss geteilt und er mir gezeigt hatte, wie die Delfine am Bug des Schiffes hoch sprangen. Das war ein tolles Erlebnis gewesen, alles war noch so unschuldig gewesen und ein wenig wünschte ich mir diese Zeit zurück, doch noch viel mehr wollte ich einfach nur Louis bei mir haben, der mich nicht mehr los ließ und meine Welt auf den Kopf gestellt hatte. Warum musste das alles so kompliziert sein?

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Ja..warum muss das bloß alles so kompliziert sein? :(
All the love xx

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