54 - invitation

Ich versuchte, nicht allzu geschockt auszusehen und raufte mich schnell zusammen, um ein Lächeln zustande zu kriegen. Louis hatte sich ruckartig aufgesetzt, was mich darauf schließen ließ, dass auch er keine Ahnung hatte, was sein Vater mich fragen wollte. ,,Natürlich, was möchtest du denn wissen?" Fragte ich möglichst ruhig, versuchte, langsam und unauffällig zu atmen, nicht als würde mir mein Herz vor Aufregung gleich aus der Brust hüpfen. Aber er konnte doch nichts wissen, nichts von dem was zwischen Louis und mir abgelaufen war, also sollte ich nichts zu befürchten haben. Ich behielt mein Tablett fest in der Hand und das Lächeln festgemeißelt im Gesicht.

,,Weißt du, gestern beim Abendessen hat Louis mir viel von dir und euren Unternehmungen erzählt..", fing der Vater an und ließ mich die Augenbrauen hochziehen. ,,Ach hat er das?" Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch, kurz keimte in mir die Hoffnung auf, er hätte seinem Vater die vollständige Wahrheit erzählt, doch dann erinnerte ich mich, dass Eleanor und Louis Hand in Hand hinein gekommen waren und die Hoffnung erstickte. ,,Ja, hat er und es freut mich, dass er in dir so einen guten Freund gefunden hat, wo er doch im Moment sowieso noch auf der Suche nach einem Trauzeugen ist." ,,Dad", zischte Louis und auch mir wurde etwas übel, das ging in die ganz andere Richtung eines Outings.

,,Tut mir leid, ich verquatsche mich schon wieder, was ich fragen wollte war, ob du heute Abend mit uns essen möchtest? Der Kapitän und ich sind alte Freunde und wir werden heute in seiner Kabine zu Abend speisen, aber ich dachte mir, dass Louis sicher auch einen guten Freund dort gebrauchen könnte, um sich nicht zu langweilen, denn Eleanor hat schon etwas mit ihren Freundinnen vor." Die Bitte von Mark überrumpelte mich etwas, mit sowas hatte ich nicht gerechnet. ,,Das ist zwar wirklich nett von dir, aber ich glaub, dass ich das ablehnen muss. Ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen, da würde ich doch nur stören und ich bin mir nicht sicher, ob ich in dieses Engagement überhaupt hinein passe", versuchte ich mich dankbar herauszuwinden, das Letzte was mir fehlte war ein Abend, bei dem ich gezwungen war, mit Louis zu sprechen.

,,Ach was Harry, das passt sicher. Und es würde mich freuen, dich näher kennenzulernen und wie Louis es geschafft hat, dass du immer wieder deine Höhenangst überwunden hast. Also keine Widerrede, sei einfach um sieben Uhr bei der Showbühne", legte der Vater fest und gab mir gar keine weitere Möglichkeit zu widersprechen. Hätte ich weiterhin penetrant abgelehnt wäre das wohlmöglich auch etwas auffällig gewesen, also welche Wahl blieb mir? ,,Gut, ich werde dann jetzt eure Eisbecher zubereiten", war das letzte was ich sagte, würdigte Louis keines Blickes, der nicht einmal versucht hatte, mich zu unterstützen, als würde er wollen, dass ich da heute Abend mitkomme.

Gerade als ich wieder hinter der Theke stand, kam Niall hinein, verstaute dreckiges Geschirr in der Spülmaschine und sah dann auf. ,,Oh, soll ich Tisch dreizehn für dich übernehmen?" Fragte der Ire, als er erkannte, dass Louis an diesem saß. ,,Danke, aber leider war ich dort schon und jetzt muss ich heute mit dem Kapitän zu Abend essen." Nialls Augen wurden groß. ,,Das ist ein Scherz oder?" ,,Ich wünschte, es wäre einer. Ich erzähle es dir nach dem Feierabend, okay? Gehen wir dann in die Poolbar?" ,,Okay, ich werde Liam gleich Bescheid sagen", noch völlig geschockt lief Niall mit seinem Tablett wieder nach draußen, während ich die fertigen Eisbecher auf meines stellte und dieses zum Tisch Nummer dreizehn balancierte.

,,So, der Pinocchio-Eisbecher, in der Erwachsenen-Variante, der Erdbeereisbecher und deiner", zählte ich auf, stellte alles richtig hin, bei Louis etwas liebloser, als bei den anderen. ,,Ich hoffe sie schmecken euch, sagt einfach Bescheid, wenn ihr zahlen möchtet", ratterte ich meinen weiteren Standardtext hinunter und ging schneller, als gerade eben, um kein weiteres Mal aufgehalten zu werden. Umso länger ich in Louis Nähe verbrachte, umso unerträglicher wurde es für mich und mein Herzschmerz, meine Sehnsucht nach ihm wurde nicht weniger und als sie das Eis bezahlen wollten, nahm Niall mir das zum Glück ab, auch wenn der Vater mir dafür verständlicherweise einen fragenden Blick schenkte. Ich tat einfach so, als würde die Spülmaschine nicht hinterher kommen und als hätte ich dadurch unerträglich viel Abwasch zu erledigen.

Kaum war Feierabend und unsere Ablösung in Form von Dave, Clint und Michelle da, wurde ich von Liam, der mittlerweile von dem Iren ins Bild gesetzt wurde, und Niall zur Poolbar gezogen, wo Zayn gerade die Theke abwischte. Er hatte jedoch schon mit uns gerechnet und drei Gläser bereit gestellt, die er nun mit Cola füllte. ,,Wie ihr guckt, gibt es Neuigkeiten", stellte er schmunzelnd fest und erwartete eine Bestätigung. ,,Ich denke, die gibt es", murmelte ich, trank erstmal einen Schluck des Erfrischungsgetränkes, in der Hoffnung es würde auch meine Gedanken abkühlen, doch Fehlanzeige.

,,Gestern, als Louis und ich herausgefunden haben, das sein Vater hier ist, hat Louis mich diesem als einen guten Freund vorgestellt. Erst danach war ja unserer Streit und die Trennung oder wie auch immer man das nennen soll", bei den Erinnerungen an gestern schluckte ich einmal schwer den Kloß in meinem Hals runter, ehe ich weiter sprach. ,,Louis Vater ist jetzt natürlich immernoch auf dem Stand einer Freundschaft zwischen uns und deswegen hat es mich kaum gewundert, als sie vorhin zur Eisdiele gekommen sind. Ich hab mich zusammen gerauft und mein weniges Schauspieltalent zusammen gekratzt, um sie möglichst normal zu bedienen und nachdem ich ihre Bestellungen aufgenommen habe, hat Louis Vater mich aufgehalten.

Erst hat er mich indirekt gefragt, ob ich nicht Louis Trauzeuge sein möchte, bevor er zu seiner eigentlichen Frage kam. Er hat erzählt, dass er gut mit dem Kapitän befreundet ist und sie heute Abend bei ihm zum Essen eingeladen sind. Anscheinend hat Eleanor schon etwas vor und er fände es schön, wenn ich mitkomme, damit auch Louis einen Freund an seiner Seite hat. Ich habe versucht mich da rauszuwinden, aber er hat einfach keine Widerrede zugelassen und jetzt hab ich den Schlamassel und keine Ahnung, wie ich den Abend überleben soll", ich befeuchtete meine trockenen Lippen mit der Zunge und sah hilflos zu meinen Freunden. Zayn war nach meiner Erzählung sein Wischlappen heruntergefallen und kaum hatte er ihn wieder aufgehoben, entflohen seinem Mund die Worte:,,Heilige Scheiße."

Zumindest brachte uns das alle kurz zum Grinsen. ,,Wenig motivierend, aber es ist nur ein Abend und wenn du da ohnehin nicht mehr rauskommst, was soll schon schief gehen? Ich weiß, du willst gerade alles andere als in Louis Nähe sein und das ist auch dein gutes Recht und verdammt verständlich, aber nach dem Essen kannst du dich ja schnell aus dem Staub machen und vielleicht kannst du dich dort ja auch gut mit dem Kapitän oder Louis Vater unterhalten, immerhin besser als mit Louis", schlug Niall etwas verzweifelt vor, aber was besseres fiel mir auch nicht ein. ,,Ich habe keine andere Wahl, als das hinter mich zu bringen", stellte ich seufzend fest, was von Anfang an klar war und trank mein Glas in einem Zug leer. ,,Selbst jetzt, wo Louis und ich nichts mehr miteinander haben, muss ich mich immernoch verstecken", frustriert ließ ich mir von Zayn ein weiteres Glas mit dem süßen Softdrink befüllen.

,,Du schaffst das Harry und wenn irgendwas ist, ich lasse mein Handy auf laut und dann ruf mich einfach an oder schreib eine schnelle Nachricht und ich komme dich holen", Liam legte eine Hand auf meine Schulter und dankbar lächelte ich ihm zu. ,,Wir alle lassen unsere Handys auf laut", fügte Niall hinzu, ,,du bist nicht allein." ,,Danke Leute, ich wüsste echt nicht, wie ich das ohne euch überstehen soll." Bis zum späten Nachmittag hingen wir noch in der Poolbar, unterhielten uns, bis es Zeit für mich wurde, aufzubrechen, auch wenn ich das ganz und gar nicht wollte. Sobald ich aufstand, wünschten mir alle drei noch viel Glück, was ich mit klopfendem Herzen annahm.

Im Zimmer ging ich noch einmal schnell duschen und fischte danach eines der wenigen Hemden aus meinem Kleiderschrank, um wenigstens etwas ordentlich auszusehen und nicht vollständig aus der Reihe zu tanzen. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, was mich erwarten würde. Wenn Mark und der Kapitän alte Freunde waren, müsste es doch eigentlich eine lockere Stimmung sein und Louis Vater hatte gesagt, ich würde dort reinpassen, sicher war ich mir jedoch nicht. Vorallem weil ich alles andere als locker mit Louis umgehen konnte und auch wenn ich durch das Versteckspiel meine schauspielerische Leistung etwas verbessern konnte, ob das ausreichen würde? Ich hatte leider keine Zeit mehr darüber nachzudenken und mit dem Schmerz in den Adern, der immernoch durch den Verlust von Louis herrührte, machte ich mich auf zur Showbühne.

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Wie der Abend wohl verlaufen wird? :(
All the love xx

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