53 - sincere panic
Die Nacht war schlimm, sehr schlimm. Auch wenn ich zunächst durch die Massage entspannt und durch Zayns Worte beruhigt gewesen war, die für mich ganz logisch klangen, verfolgte mich in der Dunkelheit ein Albtraum nach dem anderen und ließ mich immer weinend aufwachen. Jedesmal aufs neue wünschte ich mir, in Louis Armen zu liegen, zu wissen, das er mir gehört, doch stattdessen lag er bei Eleanor, hielt sie wohlmöglich in den Armen und wer weiß, was sie sonst so trieben. Warum war mein Leben so vom Pech verfolgt? Wurde mir von einer höheren Macht kein Glück gegönnt? Ich hatte wirklich geglaubt, in Louis meinen Seelenverwandten gefunden zu haben und da sollte ich mich nun auch wieder geirrt haben?
Liam glaubte zwar daran, das Louis auch etwas für mich empfand und ich wirklich mehr für ihn war, als eine Affäre, mehr als ein Spielzeug während der Kreuzfahrt, doch einen wirklich logischen Beweis gab es dafür nicht, nur wilde Vermutungen und glauben ist im Endeffekt nicht so viel, wie etwas zu wissen. Manchmal reichte das einfach nicht aus, manchmal sind die Kellen der Hoffnung leer geschöpft und nicht so schnell wieder auffüllbar. Und Zayns Worte waren schlussendlich auch nur seine eigenen Erfahrungen und Dinge an die ich mich klammern konnte, die aber nicht unbedingt zutreffen mussten. Sollte Louis sich jetzt von mir entfernen, würde mir dass das Herz erneut brechen, jedoch war ich auch nicht bereit, so sehr ich ihm auch verfallen war, ohne weiteres wieder an dem Punkt weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Dafür war nun zu viel vorgefallen und dagegen sprach auch ganz klar die weitere Heimlichtuerei, die damit einhergehen würde.
Ein Gespräch wäre wohl die beste Option, auf der andere Seite fühlte es sich jedoch so an, als wäre schon alles gesagt. Ich wollte mich nicht mehr verstecken, Louis war noch nicht bereit, aus dem Schatten zu treten. Zwei Gegensätze, die nicht so leicht zu beheben waren. Je mehr ich über Zayns Worte nachdachte, umso mehr musste ich über sie grübeln, ich wollte nicht an ihnen zweifeln, sie hatten mir ein positives Gefühl geschenkt, das schon bald alles wieder gut sein würde, aber es waren wohlmöglich wieder falsche Hoffnungen, die mich genauso wie ein weiteres Versteckspiel kaputt machen würden. Ich soll Louis Bedenkzeit geben, aber wie lange? Uns lief langsam aber sicher die Zeit davon und bei Louis Ängsten wusste ich nicht, ob sie ausreichen würde.
Er hatte gesagt, er wolle mit mir zusammen von Bord gehen, doch wohlmöglich müsste ich dies nun doch alleine tun, während er am Ende mit Eleanor und seinem Vater das Schiff verlassen würde, sollte sich nichts ändern. Und was, wenn Louis nicht klar wird, was er verliert, wenn er sich keinen Ruck gibt? Ich bin vielleicht kein Hauptgewinn, aber so wie ich das gesehen hatte, hatte ich Louis anders als Eleanor immerhin glücklich gemacht. Das konnte man doch nicht vorspielen, weshalb sonst hätte Louis seine Zeit mit jemanden wie mir verbringen wollen?
Sein Vater schien auf mich einen netten und vernünftigen Eindruck gemacht zu haben, hatte mir gleich das Du angeboten und Louis Glück schien ihm sehr am Herzen zu liegen. Warum konnte das Louis nicht so sehen? Sogar Zayns religiöser Vater hatte die Machtlosigkeit gegenüber der Liebe akzeptiert, warum sollte Louis Vater das nicht können? Warum sah Louis selbst nicht, das früher oder später alles ans Licht kommen würde? Ich wollte ihm ja, wie Zayn mir geraten hatte, zur Seite stehen, ihm Unterstützung und Zuwendung schenken, doch ging das nur auf einer freundschaftlichen Eben und die war auf Dauer für mein geschundenes, verliebtes Herz und mich nicht ausreichend.
Und wie sollte ich bei der ganzen Situation bitte den Kopf frei kriegen? Auch wenn Zayn es gut meinte, wie stellte er sich das vor? Bei allem was ich ansah kam mir eine Erinnerung, die mit Louis zu tun hat, auch im Moment trug ich sein Fußballtrikot, welches in Paris seinen Duft wieder angenommen hatte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Liebeskummer über mich hereinbrechen sollte und dies war nun geschehen. Ein dauerhaftes Ziehen in meinem Herzen ließ mich das nicht vergessen. Natürlich hatte die Ablenkung meiner Freunde geholfen, sie wirkte aber auch nur dann, sobald ich wieder alleine oder alles um mich herum still wurde, war der Schmerz wieder sehr präsent und meine Augen brannten von den Tränen, die ihren Weg noch nicht hinaus gefunden hatten.
Ich kam nicht weiter, drehte mich im Kreis und da ich weder auf einen grünen Zweig kam, was ich nun wegen Louis machen sollte, noch weiterschlafen konnte und aufgrund der Albträume auch nicht wollte, schälte ich mich um kurz vor sechs aus dem Bett. Angezogen und im Bad fertig gemacht, verließ ich leise die Kabine und ging wieder einmal an Deck, um den Sonnenaufgang zu betrachten. Wie immer war es wunderschön, wie die Sonne sich ihren Weg nach oben schlich, den Himmel und das Meer in warme Farben tauchte. All das war so unberührt und unbeschwert, ganz ohne Probleme, man konnte sich auf den Sonnenaufgang verlassen, genauso wie auf den Sonnenuntergang. Louis war sowohl mein Aufgang, als auch mein Untergang gewesen und noch stand in den Sternen, ob er für einen weiteren Aufgang unserer Liebe sorgen würde.
Fast zwei Stunden lehnte ich an der Brüstung, schloss ab und an die Augen, genoss die Klänge und Winde der Natur, bevor ich beschloss, langsam wieder hinein zu gehen. Im Schiffsinneren empfing mich eine wohlige Wärme, mittlerweile waren viel mehr Menschen auf den Beinen und ich ergatterte mir im Speisesaal gerade so noch einen Platz für vier, denn mein Gefühl täuschte mich nicht und wenige Minuten später setzten sich Liam, Niall und Zayn zu mir an den Tisch. Liams Verlobter musste sich gleich um die Bar kümmern, während wir für die Frühschicht in der Eisdiele eingeteilt waren. Ich hoffte, das viel los sein würde, damit ich nicht zum nachdenken kommen würde.
Während des Frühstücks erkundigten sich meine Freunde, wie es mir nach gestern erging, doch wirklich sprechen wollte ich darüber im Moment nicht, was ich ihnen, wenn auch dankbar für ihre Hilfe, sagte und sie ohne Wenn und Aber akzeptierten. Es kostete mich so viel Kraft, diese Gedanken jedes Mal aufs neue wieder aufzurollen, jedes Mal wieder daran denken zu müssen, dass Louis mir nichts und wieder nichts versprochen hatte. Zum Glück hatten meine Freunde so viel zu bereden, das gleich das Thema gewechselt wurde, weder unangenehme Stille herrschte, noch musste ich mich wie ein Sonderfall fühlen. Sie behandelten mich ganz normal, scherzten mit mir und halfen mir durch diese Art tatsächlich am besten.
Pappsatt zurück auf der Kabine zogen Niall und ich uns unsere Arbeitskleidung an, im Badezimmer kümmerte ich mich nochmal um mein Tattoo, auch wenn es ein wenig schmerzte, dies anzusehen, denn die Bedeutung konnte ich nicht einfach abändern, es war dafür gemacht mich an die schöne Zeit mit Louis zu erinnern und das tat es. Nach dem einschmieren krempelte ich den kurzen Ärmel meines Shirts wieder darüber, nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn, aber natürlich war das nur etwas, was man sich einredete und nicht viel Wirkung zeigte. Immerhin verging die erste Stunde auf der Arbeit schnell, mit viel Arbeit und wenig Denken, und ich war guter Dinge, dass das so weitergehen würde, doch ich irrte mich, wie so häufig in letzter Zeit.
Gerade war ich dabei, eingesammeltes Geschirr in die Spülmaschine zu stellen, als drei bekannte Gestalten die Eisdiele betraten. Ausgerechnet heute hatte ich die Aufgabe, mich drinnen um die Tische zu kümmern, Niall und Liam waren zurzeit beide draußen, um dort die Gäste zu bedienen. Louis Vater lief vor, Louis und Eleanor Händchen haltend hinterher, als wäre mein Herz nicht schon genug belastet worden. Bisher hatte der Mann, den ich liebte mich nicht bemerkt, wohlmöglich wusste er nicht einmal, dass ich arbeiten musste, blind folgte er seinem Vater Mark und setzte sich an den von ihm ausgewählten Tisch.
Seufzend klappte ich die Spülmaschine zu und warf mir ein Handtuch über die Schulter, griff nach meinem Tablett und ging mit langsamen Schritten auf die drei zu. Ich wusste nicht wirklich, wie ich sie begrüßen sollte, etwas formelles würde den Vater sicher verwundern. ,,Hallo, schön euch zu sehen", sprudelte schließlich aus meinem Mund, auch wenn das gelogen war und ich sie schleunigst weghaben wollte. ,,Was kann ich euch denn bringen?" Ich spürte Louis Blick auf mir, welcher mich schwer zum schlucken brachte, kurz sah ich in das Blau, bevor ich genauso schnell wieder weg sah und zu Mark schaute.
,,Ich hätte gerne so einen Pinnocchio-Eisbecher", bat Mark, was mich schmunzeln ließ. ,,Du weißt, dass der für Kinder ist?" Fragte ich sicherheitshalber nach. ,,Echt? Oh..", Louis Vater schaute wieder in die Karte. ,,Weißt du was? Ich mache dir einfach eine große Portion daraus", schlug ich vor, was Mark zufrieden zustimmen und mich zu Eleanor schauen ließ. Nach ihrer mehr oder weniger nett ausgedrückten Bitte nach einem Erdbeereisbecher zwang ich mich, wieder zu Louis zu schauen. Sehnsucht lag in seinen Augen, genau wie in den meinen und wäre der Schmerz nicht so tiefsitzend, würde ich ihm am liebsten sofort um den Hals fallen und darum betteln, die ganzen Probleme einfach zu begraben. Der Wuschelkopf räusperte sich einmal, ehe er sprechen konnte.
,,Bitte dasselbe, wie immer", sein Lächeln war nicht sonderlich stark oder breit, aber es war echt und an mich gerichtet, woraufhin kurz meine Mundwinkel zuckten, sobald ich den Eisbecher notiert hatte. Auch wenn ich es verhindern wollte, Louis konnte mich durch solche Kleinigkeiten immer noch zum Lächeln bringen. ,,Alles klar, kommt sofort", ich wollte mich schon umdrehen und die Bestellungen zurecht machen, um all das schnell hinter mir zu haben, als Mark mich aufhielt und ich vor Schock beinahe mein Tablett hätte fallen lassen. ,,Harry, bevor du gehst, ich hätte eine Frage an dich."
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Was Louis Vater Harry wohl fragen möchte?🌝
All the love xx
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