5 - mallorca

Als das große Schiff pünktlich am Nachmittag im Hafen von Mallorca einlief war das ein großes Spektakel. Hunderte von Menschen waren gekommen, nur um zuzuschauen. Leider war Louis schon eher wieder gegangen, als ich es erwartet hatte, vermutlich, um sich bei dieser Eleanor, wie er sie genannt hatte, zu entschuldigen. Doch darüber dachte ich im Moment gar nicht weiter nach, denn ich konnte es nicht erwarten, endlich nach Schichtende Mallorca zu erkunden. So flog die letzte Stunde förmlich dahin und auch wenn die Hitze schon beinahe unerträglich war, das war es alles wert. Und am Ende schloss ich die Eisdiele mit einem guten Gefühl ab, das Hauptdeck war so gut wie leer gefegt und die meisten Gäste bereits von Bord.

In unserer Kabine schlüpften Niall und ich in eine Badehose und ein lockeres T-Shirt, packten unsere Rucksäcke mit dem wichtigsten Kram zusammen und verließen dann auch zum ersten Mal wieder das Schiff. Es war schon ein wenig seltsam, plötzlich wieder auf dem Land zu laufen und nicht dauerhaft kleine Vibrationen der Wellen an den Füßen zu spüren, doch war dies auch mal wieder ganz beruhigend für das Gemüt. ,,Ich will meiner kleinen Schwester unbedingt ein Souvenir mitbringen aus jedem Land, das wir bereisen. Bloß hab ich keine Ahnung, was am besten wäre." Murmelte ich seufzend und hoffte auf Nialls Rat, während wir über den Marktplatz nahe des Hafens liefen. Es war ziemlich viel los, Händler versuchten schreiend ihre Ware loszuwerden und an jeder Ecke und hinter jeder Palme wollte jemand einem Sonnenbrillen andrehen. Die Sonne brannte auf der Haut und ich war froh, mich sorgfältig eingeschmiert zu haben.

,,Vielleicht Schneekugeln? T-Shirts? Schlüsselanhänger? Kühlschrankmagneten?" Schlug Niall fragend vor, doch über diese Varianten hatte ich auch schon nachgedacht und war mir unsicher. Das war alles so vorhersehbar. Dann wie ein Geistesblitz traf mich eine Idee, sodass ich gleich in den nächsten Laden für Souvenire lief, die es hier gab wie Sand am Meer. Niall wäre schon fast weiter gelaufen, weil er mein schnelles Verschwinden erst nicht bemerkt hatte. Drinnen lief ein Ventilator und spendete angenehm kühle Luft, die mich erstmal tief durchatmen ließ. Ich musste mich auch nur kurz umgucken, bis ich fand, was ich suchte. ,,Was möchtest du denn damit?" Niall sah skeptisch das Stück Stoff in meiner Hand an, was mich schmunzeln ließ. ,,Als ich kleiner war, da hat meine Mutter mir das Nähen beigebracht. Ich hab überlegt, in jedem Land so einen Aufnäher in Form des Wappens zu kaufen und diese auf eine Decke zu nähen. Das wird sie sicher benutzen und es ist nützlich, sodass es nicht irgendwann im Müll landet." ,,Ausgefallen, aber gefällt mir", Niall nickte anerkennend, weshalb ich gleich danach den Wappenaufnäher bezahlte. Meiner Mutter kaufte ich tatsächlich noch eine Schneekugel.

Noch knapp eine Stunde schlenderten wir durch die Stadt, Niall kaufte noch was für seinen Bruder, bevor wir dann beschlossen, an den Strand zu gehen. Als wollte mir das Schicksal eins auswischen oder mir irgendwelche Hinweise senden entdeckte ich nicht weit von Nialls auserkorenem Liegeplatz den schönen Fremden, namens Louis. Sein Name zerging mir förmlich auf der Zunge und aufgrund seines Akzents der mir gleich besonders aufgefallen war, vermutete ich, das er genauso wie ich aus England kam. Er saß auf seinem Handtuch, stützte sich mit seinen Händen nach hinten ab und hatte sein Gesicht der Sonne entgegen gestreckt. Eine Pilotenbrille hatte er auf der Nase sitzen und sein Haar lag noch viel zu gut dafür, dass das Wasser von seiner Haut abpellte und er dementsprechend schon im Meer gewesen sein musste.

Ein wenig atemlos leckte ich mir die trockenen Lippen und inspizierte die Tattoos auf seiner Brust, die trotz der Entfernung gut sichtbar waren. It is what it is, dieser Spruch zog sich in einer Wölbung von dem einen bis zum anderen Schlüsselbein und überhalb seines Herzens auf der linken Seite hatte er sich eine 78 tätowiert. Auch an seinen Armen befanden sich einige Tattoos, doch die waren zu klein, sodass ich diese leider nicht weiter erkunden konnte. Trotzallem wirkte er so makellos und perfekt, das man den traurigen Blick in seinen Augen beinahe übersah. Doch ich hatte ihn selbst oft genug gesehen, wenn ich in den Spiegel sah, also entging er mir nicht. Und auch wenn ich Louis nicht kannte und mich in seine Angelegenheiten wohl auch besser nicht einmischen sollte, packte mich dennoch die Neugier, was ihm wohl wiederfahren war.

,,Erde an Harry? Kommst du jetzt mit ins Wasser oder nicht?" Niall stand vor mir, T-Shirt und Schuhe hatte er sich schon ausgezogen. ,,Klar, warte", ich löste meine Gedanken von Louis, zog mir mein Oberteil ebenfalls über den Kopf und stellte meine Schuhe neben mein Handtuch in den Sand. ,,Wer zuerst da ist?" Anstatt Niall zu antworten lief ich lachend los und gewann das Rennen dadruch haushoch, auch wenn es unfair gewesen war. Das Wasser war warm, im Gegensatz zu der stehenden Hitze in der Luft aber immernoch eine schöne Abkühlung. Ich schmeckte das Salz auf meinen Lippen und genoss den herrlichen Geruch. Tiefenentspannt schloss ich die Augen, bis ich plötzlich unter Wasser getaucht wurde. Meine Atmung stockte und schnell tauchte ich wieder auf, wo mich ein lachender Niall erwartete. ,,Das war die Rache für deine Schummelei." Mit einem Grinsen nahm ich das hin, denn verdient hatte ich es schon.

So verbrachten wir den ersten Tag noch am Strand und es war herrlich. Obwohl ich das hier machte, um zu arbeiten und Geld zu verdienen kam dennoch ein wenig Urlaubsgefühl in mir hoch. Wir ließen uns von der Sonne trocknen, ich genoss das Prickeln auf der Haut, die Kinder lachen und die Wellen rauschen. Am liebsten wollte ich hier nie wieder weg, so unbeschwert fühlte ich mich in diesem Moment, aber da wir uns später noch mit Liam an der Poolbar treffen wollten, rappelten wir uns, kurz bevor die Sonne am Horizont untergehen konnte, auf und gingen zurück zum Schiff. Nach der Ausweis- und Mitarbeiterkontrolle durften wir dann hinein und verschwanden erstmal auf unser Zimmer, wo Niall zuerst duschen ging. Als er fertig war, ging ich ins Bad und wurde in der Dusche endlich den Sand los, der sich so gut wie überall festgesetzt hatte.

Ich föhnte meine Haare, die dank der Locken kaum zu bändigen waren und war froh, als sie mir nicht mehr andauernd ins Gesicht fielen. Vielleicht sollte ich hier an Bord mal wieder zum Frisör. Aus meinem Kleiderschrank suchte ich mir eine kurze Hose und ein T-Shirt, denn trotz das die Sonne bald unterging war es immernoch ziemlich warm. ,,Du solltest dir eine Jacke mitnehmen. Es wird später sicherlich windig und dann kann es um die Arme ziemlich frostig werden." Meinte Niall, der sich selbst eine Strickjacke um die Hüfte gebunden hatte. ,,Ach was, das glaub ich nicht und sonst hole ich mir noch eine aus dem Zimmer." ,,Wenn du meinst", Niall zuckte mit den Schultern, ,,wollen wir dann los? Liam wartet sicher schon." ,,Zayn muss doch arbeiten, dann sitzt Liam sicher schon eine ganze Weile da", antwortete ich grinsend, öffnete dann aber die Zimmertür und trat gefolgt von Niall hinaus.

Ich sollte Recht behalten, Liam war schon da und das sah sicher nicht nach seinem ersten Bier aus. Er hatte sich ein Stück über den Tresen gebeugt und empfing gerade mit seinen Lippen die des Barkeepers. ,,Jetzt weiß ich, wieso die Bar hier so beliebt ist", lachend setzte ich mich neben Liam auf einen Barhocker, woraufhin die beiden erschrocken auseinanderfuhren. Mein Chef lief rot an, Zayn grinste nur. ,,Was kann ich euch bringen?" ,,Ich nehm ein Bier und du Niall?" Fragend sah ich zu dem blondhaarigen, der ebenfalls um ein Bier bat. Kurz darauf standen zwei frisch gezapfte Bier vor uns, mit denen wir erst einmal anstießen, bevor wir uns über den Tag unterhielten und einander erzählten, was wir so gemacht hatten.

Mit der Zeit erkundete ich ein wenig die Umgebung. Die Poolbar stand, wie der Name vermuten ließ, unweit vom Pool entfernt. Doch ebenso wie die Eisdiele hatte auch die Bar einen überdachten Bereich, wo man es sich auf Sofas mit kleinen Beistelltischen gemütlich machen konnte. Dabei konnte man aus der riesigen Fensterfront direkt raus aufs Meer schauen. Neben Zayn arbeiteten hier heute noch drei weitere Mitarbeiter, denn die Bar war Abends wirklich gut besucht. Hier wurde leise Musik gespielt, nicht so laut wie auf den Zwischendecks in den Diskotheken, das man Angst darum haben müsste, sein Trommelfell würde platzen. Und in der letzten Ecke auf einem Sofa entdeckte ich eine einsame Gestalt mit wuscheligen braunen Haaren, die ich jetzt schon aus hunderten wieder erkennen würde. Also trank ich noch einen Schluck von meinem Bier, behielt das Glas in der Hand und lief auf den jungen Mann zu.

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Da traut sich Harry jetzt aber was😏 Was er wohl mit Louis bereden könnte?🌝
Wie immer voten bitte nicht vergessen
💗
All the love xx

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