47 - overcoming

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, ich krallte mich an Louis Hand fest und beobachtete meine Beine und Hände, die fröhlich hin und her zitterten, als würden sie ihren Tanz des Lebens aufführen. ,,Gehts?" Erkundigte Louis sich ohne eine Sekunde verstreichen zu lassen, legte seine freie Hand, die ich nicht erdrückte, auf meinen Oberschenkel. Sofort wurde das Zittern weniger und mein Herzschlag langsamer, als ich in seine Augen sah. ,,Geht", erwiderte ich infolgedessen und lächelte. ,,Dann lass uns mal aus dem Fenster sehen", erwiderte der Wuschelkopf und auch wenn meine Panik noch nicht vollständig abgeebbt war, tat ich dennoch wie er sagte. Und es war unglaublich, den Ausblick alle Mal wert. Es war wunderbares Wetter, die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel zu sehen und bot eine wunderschöne Aussicht.

Wir schwebten sicher mehrere hunderte Meter über dem Boden, höher als einige Wolkenkratzer, es war ein gruseliges Gefühl, aber längst nicht mehr so schlimm wie ich mir das vorgestellt hatte. Louis Nähe, allein seine bloße Anwesenheit, seine Hand auf meinem Oberschenkel, seine Hand in meiner, all das half mir die Situation zu überstehen und nicht nur das, sondern sie sogar ein wenig zu genießen. Die vielen Menschen sahen von hier unten so klein aus, fast wie Ameisen, es waren unendliche Massen, denen man durch diesen Flug für eine kurze Zeit entkam. Kein Stress, keine Verpflichtungen, nur die grenzenlose Freiheit, die die Lüfte schenkte.

Am Hudson River entlang flogen wir vorbei am World Financial Center, dem Empire State Building und der George-Washington-Brücke. Unterwegs wurde uns von dem Co-Piloten über unsere Kopfhörer Näheres über die einzelnen Sehenswürdigkeiten erzählt. Wir genossen einen hervorragenden Blick auf die Stadt, trotz Höhe, trotz vorangegangener Panik. Das Highlight war der Flug um die Freiheitsstatue, die römische Göttin der Freiheit stand inmitten von Wasser umgeben. Sie sollte Hoffnung geben und Unabhängigkeit versprechen und ich hoffte, sie würde für Louis und mich auch ein gutes Omen sein. Nun konnte doch eigentlich gar nichts mehr schiefgehen. Auf dem Rückflug flogen wir wieder über das Hudson River hinweg und landeten nach einer halben Stunde wieder dort, wo wir gestartet hatten, am Downtown Manhattan Heliport.

Meine Beine zitterten ein wenig, als ich wieder Boden unter den Füßen spürte und kaum war Louis ausgestiegen, stützte ich mich vorsichtshalber an ihm ab. ,,Alles in Ordnung?" Der Wuschelkopf sah mich besorgt an, legte einen Arm um meine Hüfte. ,,Ja, es war echt schön, dennoch bin ich froh wieder Boden unter meinen Füßen zu haben, auch wenn sich das jetzt irgendwie ungewohnt anfühlt." Louis legte lachend seinen Kopf in den Nacken, was auch mich kurz danach zum kichern brachte. ,,Pass auf, sonst wirst du noch zum Kind der Lüfte", gab er schmunzelnd von sich. Wir bedankten uns bei den Piloten für das tolle, informative Erlebnis und verabschiedeten uns noch, bevor wir den Heliport verließen. Zu Fuß machten wir uns auf zu Louis liebstem Tätowierer, bei dem er ohne Probleme einen Termin für uns beide ergattern konnte.

,,Hast du schon eine Ahnung, was du dir stechen lassen möchtest?" Fragte Louis auf dem Weg dorthin und sah mich neugierig an. ,,Ja und du?" ,,Ich auch", lächelnd zeigte er mir seine weißen Zähne und fröhlich folgte ich ihm kurz darauf in den Tattooshop, als wir ihn endlich erreichten. Er befand sich inmitten der New Yorker Innenstadt, viele Menschen waren auf den Straßen, hetzten hin und her und hatten es einem schwer gemacht, voranzukommen. ,,Hey Paul", Louis begrüßte einen tätowierten Mann hinter der Theke mit einem Handschlag. ,,Das ist Harry, ein Freund von mir", stellte er mich danach vor, schob mich vor ihn. ,,Hallo", begrüßte ich den Tätowierer und schüttelte ihm mit einem freundlichen Lächeln die Hand. Er grinste, sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Louis, beließ es aber dabei.

,,Also, was darf ich euch zwei hübschen denn heute gutes tun? Welches Motiv darf es sein?" Paul führte uns in einen hinteren Raum, während er das fragte, indem nicht viel mehr stand, als alle Utensilien zum Tätowieren, ein Stuhl, auf dem Louis und ich gleich nacheinander sitzen würden, um uns neue Tinte in den Arm stechen zu lassen und ein Schreibtisch mit Malutensilien darauf. ,,Willst du mit deinem Plan anfangen?" Louis sah mich fragend an, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Fang du gerne zuerst an." Der blauäugige nickte und fing dann an, Paul alles genauso zu beschreiben, wie er es gerne hätte, was er Freihand aufzeichnete. ,,Also, da wir im Moment auf Kreuzfahrt sind und ich gerne etwas hätte, was mich daran für immer erinnert, mich aber gleichzeitg auch darauf aufmerksam machen soll, immer meinem Herzen zu folgen, um die richtige Richtung zu finden, hätte ich gerne einen Kompass.

Eine Himmelsrichtung soll durch das Wort Home ersetzt werden, darauf soll dann auch die Nadel zeigen, so weiß ich, wo ich hin gehöre und was ich gerne hätte. Ein richtiges Zuhause", bei seinen letzten Worten sah Louis zu mir und erwärmte damit mein Herz. Der Tätowierer malte das ohne weiteres auf und zeigte Louis sein fertiges Werk, was uns beide sofort umhaute. ,,Das ist perfekt", staunte der braunhaarige und auch ich konnte nur sprachlos nicken. ,,Das freut mich, dann kommen wir noch zu dir Harry und danach zum schönen Teil", er zeigte mit seinem Stift auf die bereitliegende Tätowiernadel und brachte uns damit alle zum lächeln. Ich war jetzt nur noch aufgeregter, endlich ein neues Schmuckstück auf meiner Haut zu tragen.

,,Auch ich hab mir ein Motiv überlegt, dass mich für immer an die Kreuzfahrt und so an die schöne Zeit erinnern soll, die sich anfühlt als würde man nach Hause kommen." Es würde mich wundern, würde Paul nicht bemerken, wie es zwischen Louis und mir knisterte, er sagte dazu aber nichts. ,,Dafür hätte ich gern ein Schiff, aber kein normales Kreuzfahrtschiff, sondern ein imposantes, altes, als die Schiffe noch aus Holz gefertigt wurden, mit Steuerrad, Segeln und hohen Masten." Der Tätowierer nickte, schien ein genaues Bild vor Augen zu haben, denn er zeichnete sofort darauf los. Nach wenigen Minuten zeigte er mir das perfekte Motiv, genau wie ich es mir vorgestellt hatte und ich verstand immer mehr, warum das hier Louis Lieblingstattoostudio war.

,,Genauso wollte ich es haben, du bist echt talentiert", stellte ich glücklich fest, was den braunhaarigen Mann lächeln ließ. ,,Dankeschön. Louis, wir starten mal mit dir, wo soll es hin?" Louis setzte sich auf den Stuhl, zog den Ärmel an seinem rechten Arm hoch und zeigte auf den Unterarm, direkt unter ein anderes Tattoo von ihm, ein Strichmännchen das Skateboard fuhr. Paul legte die Vorlage zunächst einfach nur auf, versicherte sich nochmal, ob alles so okay war und nachdem Louis zugestimmt hatte, wurde alles für das Stechen vorbereitet, die Stelle gereinigt und von sämtlichen Haaren befreit. Nach der Reinigung übertrug der Künstler die Vorlage auf die Haut. Es passte alles und Louis sah glücklich aus. Das unsere Tattoos zusammenpassten, wie der Deckel auf einen Topf wurde mir jetzt erst richtig klar und ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln.

,,Haz, hälst du bitte meine Hand?" ,,Was?" Überrascht sah ich zu ihm, Louis hatte schon so viele Tattoos und ich hätte nicht erwartet, dass er noch Unterstützung dabei brauchte. Sein Grinsen verriet mir aber schließlich, dass er das Tattoo nur als Vorwand nutzte, um meine Hand halten zu können. Also tat ich Louis allzugern den Gefallen und umschloss seine linke Hand mit meinen beiden Händen, während Paul auf der anderen Seite saß und nun mit dem Tattoo begann. Innerhalb von etwa dreieinhalb Stunden wurde das Motiv auf Louis Haut übertragen, nur selten verzog er vor Schmerz das Gesicht und steckte alles ziemlich gut weg. Meiner Ansicht nach war das Ergebnis perfekt, die Aufregung auf mein Tattoo stieg ins Unermessliche. Da hatte Louis wirklich eine tolle Schnappsidee gehabt.

Auch Louis sah glücklich auf das Endergebnis herab, bis es in Wundgel und einem sterilen, luftdurchlässigen Verband einpackt wurde. Da es schon spät am Abend war, vertraten wir uns zu dritt kurz die Beine, gingen eine Kleinigkeit essen und kehrten danach zurück, um bis spät in die Nacht mein Motiv vom Segelschiff auf meinen linken Oberarm zu tätowieren. Da es noch ein Stück größer war, als das von Louis, dauerte es seine Zeit, aber die war es alle mal wert, um ein wunderschönes Endergebnis zu bekommen. Louis hielt auch die ganze Zeit über meine Hand, lächelte mir beruhigend zu wenn es mal weh tat und so hatten wir lange nach Mitternacht ohne es abgesprochen zu haben zusammenpassende Tattoos auf der Haut. Mein Tattoo wurde noch reichlich eingecremt und in einem Verband umwickelt, bevor Louis bezahlen ging. Er bestand darauf, da er meinte das es seine Idee gewesen war.

Wir bedankten uns herzlichst bei Paul, der beneidenswert talentiert war, nahmen uns danach ein Taxi zurück zum Schiff, auf dem mittlerweile so gut wie alle schliefen, außer wenige Mitarbeiter, die uns auch wieder herein ließen. Ich begleitete Louis noch bis zu seinem Appartment auf dem Schiff. ,,Ist dir eigentlich aufgefallen, dass unsere Tattoos zusammenpassen?" Fragte ich ihn, als wir vor der Tür standen. ,,Ja, aber das stört mich nicht, ich finde es ehrlich gesagt schön." ,,Ich auch", meine Wangen zierte ein Rotschimmer, wofür Louis mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. ,,Das war ein wunderschöner Tag. Wir sehen uns morgen." ,,Definitiv, bis morgen", ich erhielt noch einen Gute Nacht Kuss und als Louis die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging ich dann leise in meine Kabine, wo der Ire schon lange schlief. Überglücklich legte ich mich ins Bett und dachte daran, dass morgen schon der Tag sein könnte, an dem Louis sich von Eleanor trennt.

___
Viele von euch haben diese Motive vermutet und nun tragen sie sie auf der Haut, hoffen wir mal, dass es keiner bereuen wird..

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und ich hoffe ihr seid gut herein gerutscht💗
All the love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top