38 - eiffel tower

Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, erhielten wir unseren Zimmerschlüssel und auch wenn ich nur gebrochen französisch verstehen konnte, war ich mir sicher, dass die Suite Liebesnacht hieß. So wie ich Louis kennengelernt hatte, erahnte ich, hatte er diese mit voller Absicht gebucht. Meine Vermutung bestätigte sich, als wir in das luxuriöse Zimmer eintraten und ein imposantes Himmelbett übersät mit Rosenblättern das erste war, was ich sah. Direkt davor war eine große Fensterfront mit Aussicht auf den Eiffelturm. Damit hatte Louis also auch nicht gelogen. Ich wollte gar nicht wissen, wie teuer hier eine Nacht war. Mir fehlten die Worte und staunend, wenn auch etwas überfordert, stellte ich meine Sachen ab.

,,Wow", murmelte ich, fuhr mit meinen Fingern sachte über die zarten Blütenblätter und schaute mich weiter um. Im Badezimmer befanden sich mehrere unangezündete Kerzen, die für romantische Stimmung sorgen sollten und auch hier befanden sich in einem kleinen Gefäß Rosenblüten zusammen mit Badesalz. Für diese Zeit vergaß ich die Existenz von Eleanor, da waren Louis und ich für mich ein verliebtes Ehepaar. Eine Flasche Champagner befand sich in einem silbernen Kühlbehältnis, umringt mit Eiswürfeln. ,,Ich liebe es hier", gestand ich Louis ehrlich, denn ich stand auf Romantik und Louis scheinbar auch ein bisschen, sonst hätte er diese Suite nie gebucht. ,,Soll ich ein Foto von dir machen?" Fragte mein gegenüber, weshalb ich die Augenbrauen zusammenzog. ,,Nein, warum das denn? Ich möchte den Moment mit dir genießen", erwiderte ich und trat auf Louis zu, legte meine Hände auf seine Brust.

,,Achso, Eleanor will in solchen Momenten immer fotografiert werden und das dann auf Instagram hochladen, um allen zu zeigen, was sie sich alles leisten kann. Ganz schön nervig", Louis legte seine Hände auf meine und lächelte mich an. ,,Ich bin nicht Eleanor und ich kann mir auch nichts leisten, also gibt es nichts womit ich prahlen könnte und das würde ich auch gar nicht wollen. Ich finde das die meiste Zeit auch einfach nur nervig." ,,Ich weiß doch, dass du nicht Eleanor bist und darum bin ich auch mehr als froh", er küsste meine Nasenspitze, ,,und ich möchte das hier auch einfach nur genießen mit dir." Er strich mir meine Locken aus dem Gesicht, nach über einem Monat auf der schwimmenden Stadt hatte ich es immernoch nicht zum Friseur geschafft.

,,Ich habe gerade gesehen, dass es bald Abendessen gibt, wollen wir davor zum Eiffelturm oder danach?" Fragte Louis, ich fand es total lieb, dass er mich fragte, anstatt einfach über meinen Kopf hinweg zu entscheiden. ,,Ich würde sagen nach dem Essen, oder? Dann können wir nach dem Eiffelturm auf's Zimmer und vielleicht die Badewanne genießen", eigentlich war ich niemand, der sich traute, solche Andeutungen zu machen, aber Louis und ich verstanden uns mittlerweile mehr als nur gut. Ich vertraute ihm, weswegen es mir auch deutlich leichter fiel, sowas vorzuschlagen. Ich wusste, dass auch er mir näher kommen wollte, sein breites Lächeln bestätigte dies. ,,Finde ich eine sehr schöne Idee", ich bekam einen sanften Kuss auf die Lippen, ,,ich mag wie du denkst." Ich wollte nicht mit Louis schlafen, bevor die Verlobung nicht vollständig aufgelöst war, aber gegen ein gemeinsames Bad sprach mit Sicherheit nichts.

Auch wenn mir durchaus bewusst war, dass wir uns hiermit gegenüber Eleanor noch falsch verhielten, wir konnten es nicht mehr rückgängig machen und waren mittlerweile schon zu weit drinne, um es einfach zu lassen oder zu ignorieren, was zwischen uns stattfand. Bald hatte das Fehlverhalten ein Ende und vielleicht war das der ausschlaggebende Gedanke, der mich nicht weiter daran hinderte, Louis noch ein Stück weit näher zu kommen, mehr als nur Küsse auszutauschen. Der Schaden war schon angerichtet und schlimmer konnte es wohl kaum werden. ,,Dann komm, wir machen uns etwas frisch, ich hab nämlich verdammt Hunger", Louis drückte mir noch einen abschließenden Kuss auf den Mund, der sich wie all die anderen nach mehr anfühlte, als nach einer Affäre und wie immer schlug mein Herz ein Stück höher.

Wir beide wuschen uns das Gesicht, denn nach der Busfahrt und Louis Nickerchen sahen wir beide etwas qequält aus und unsere Jogginghosen tauschten wir gegen ausgehtaugliche Jeans. Nach dem Essen wollten wir direkt weiter zum Eiffelturm und nicht nochmal zurück auf das Zimmer, deshalb packte ich mein Handy und mein Portemonnaie ein und nahm mir zur Sicherheit auch noch eine Jacke mit. Louis tat dasselbe und danach waren wir bereit, in das hoteleigene Restaurant zu gehen. Wie auch auf dem Schiff, als Louis mich dort in das edle Restaurant geführt hatte, fühlte ich mich unwohl. Hier gab es zusätzlich zur Karte aber zum Glück ein Buffet, so musste ich bei dem Namen des Menüs nicht raten, worum es sich bei dem Essen handelte, sondern konnte einfach zum Buffet gehen und mir dort alles anschauen, um mir das zu nehmen was ich mag, was ich dann auch tat.

Louis schüttelte bei meiner Ausbeute den Kopf und grinste. ,,Was?" Fragte ich beleidigt, trank einen Schluck von meinem Wasser. ,,Nichts, ich geh dann auch mal zum Buffet." Als Louis zurück kam, wusste ich genau, warum er gegrinst hatte. Mein Teller war mit ein paar Kartoffeln, einem Schnitzel und etwas Gemüse gefüllt, Louis hatte Sachen wie Kaviar, Lachs, Sauerrahm, aber ebenfalls Kartoffeln auf dem Teller. Gegen seine etwas exquisiter Auswahl wirkte ich wie ein kleines Kind, aber im Grunde war mir das auch egal, ich hatte ihm gesagt, warum ich für sowas nicht gemacht war und deshalb aß ich lieber das, was ich kannte und was mir schmeckte. Nach dem Essen konnten wir einfach aufstehen, unsere Sachen wurden von einer Kellnerin abgeräumt und am liebsten hätte ich ihr geholfen, aber so war das nicht in Louis Welt. Das Essen war in der Buchung, die Louis getätigt hatte, enthalten.

,,Dann lass uns mal zum Eiffelturm", sprach dieser nun euphorisch, ergriff meine Hand als wir das Hotel verließen und nachdem wir über die Straße gelaufen waren, was sich als äußerst gefährlich herausgestellt hatte, waren wir bei dem Gerüst auch schon angekommen. Imposant stand das Stahlgebilde inmitten auf einem großen Platz, hunderte von Menschen standen dafür an, um Tickets zu kaufen und darauf zu kommen. ,,Es wird bald dunkel, das heißt dann gehen zur vollen Stunde die Lichter an. Wenn wir mit dem Fahrstuhl ganz nach oben fahren, dann sind wir pünktlich dafür oben, können die Aussicht genießen, wieder hinunter fahren und das ganze Spektakel nach einer Stunde nochmal von unten betrachten", erklärte mir Louis und da ich von alldem keine Ahnung hatte, nickte ich nur und folgte ihm. Ich rückte ein weniger enger an seine Seite und drückte seine Hand, um zwischen all den Menschen nicht verloren zu gehen.

Es wunderte mich nicht, dass Louis so durchkam, ohne sich anstellen zu müssen und nach nichtmal fünf Minuten standen wir in dem Fahrstuhl und wurden auf die höchste Etage gebracht. Louis wusste, dass dadurch meine Höhenangst nur halb so schlimm war. Müsste ich die Höhe durch die Treppen erklimmen, könnte ich die ganze Zeit hinab in die Tiefe schauen und hätte längst einen Nervenzusammenbruch erlitten. So war es leichter und dadurch das Louis die ganze Zeit meine Hand hielt fühlte ich mich beschützt und sicher. Der Ausblick von dem 324 Meter hohem Gebäude war atemberaubend und auch wenn ich nicht eine Sekunde Louis Nähe verlassen konnte, ohne in Panik auszubrechen, es war ein einmaliges Erlebnis. Als dann zur vollen Stunde, wie von Louis erwartet, auch noch die Lichter angingen und diese alles erleuchteten, konnte ich nicht mehr aufhören zu lächeln.

Nach fünf Minuten gingen die Lichter wieder aus, wir betrachteten danach die Aussicht von allen Seiten und Höhen, die uns möglich waren. Louis küsste mich immer wieder, zeigte mir das ich gewollt war, bevor wir wieder mit dem Fahrstuhl hinab fuhren und uns vor dem Eiffelturm ins Gras setzten. ,,Danke Louis, dass du das alles möglich machst, durch dich erleb ich so viel neues, ohne dich hätte ich mich das nie getraut", der blauäugige lächelte mir zu, legte seine Hand auf meine. ,,Nichts wofür du dich bedanken musst Harry, für dich ist es mir das alles wert, ich mach das gern." ,,Doch, ich sehe das nicht als selbstverständlich und wenn ich könnte, würde ich dir das irgendwie zurückgeben, aber..", Louis brachte mich mit einem kurzen Kuss zum schweigen. ,,Du gibst mir genug zurück, allein das du mit mir hier bist macht mich glücklich, wenn du mich küsst, dann kann ich nicht aufhören zu strahlen und wenn du wegen mir lachst bin ich wohl der überglücklichste Mensch auf Erden. Also sag nicht, dass du mir nichts zurückgeben könntest." Mit dem nächsten Mal, indem Louis Lippen auf die meinen trafen, gingen die Lichter des Eiffelturms zur nächsten vollen Stunde wieder an und ein bisschen fühlte es sich so an, als wären dies die hellen, strahlenden Lichter unserer Zukunft.

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Paris fängt für Harry gut an, wollen wir hoffen, dass das so bleibt oder noch besser wird🌝
All the love xx

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