33 - tattoos
In den nächsten Tagen war leider weniger Louis, sondern mehr arbeiten und mehr Erkundungstouren auf dem Plan. Ich hatte zumindest die kleine Hoffnung, dass er in dieser Zeit mit Eleanor reden würde, doch keine Chance. Dafür war St.Petersburg atemberaubend, zumindest die schönen Ecken der Stadt. Andernorts war sie verdammt dreckig und natürlich hielt unser Reiseführer uns von diesen Orten weitestgehend fern. Wir besichtigten einen Palast, liefen an mehreren Kathedralen vorbei, dessen Dächer und Kuppeln bunt waren und imposant aussahen. Niall, Liam, Zayn und ich machten auch eine kleine Schiffsfahrt durch die Flüsse, mit der wir noch mehr Eindrücke von der Stadt sammeln und einfangen konnten. Danach taten meine Füße von dem ganzen Laufen aber auch echt weh und ich war froh, abends im Bett zu liegen, auch wenn es dann morgens wieder an die Arbeit ging.
In der Hauptstadt von Estland waren wir nach dem Aufenthalt in Russland auch viel unterwegs. Wir besuchten Kirchen, Burgen und die historische Altstadt. Louis sah ich dabei meistens nur, während meinen Schichten in der Eisdiele, denn sonst wurde er viel von Eleanor und ich von meinen Freunden eingespannt. Es wäre alles so viel leichter, würde er mal endlich mit ihr reden. Eigentlich wollte ich ihm seine Zeit lassen, aber vielleicht sollte ich ihn doch mal darauf ansprechen, einfach vorsichtig nachfragen? Was konnte das schon schaden? Gerade nachdem ich mich bei Eleanor nach der Übernachtung rausreden musste, obwohl Louis das klären wollte. Dies hatte erneute Zweifel in mir hochkommen lassen. Wollte er mich doch nur benutzen? Wollte er, dass das nur ein kleiner Spaß während der Kreuzfahrt war, den er in zwei Monaten nie wiedersehen müsste? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich hatte mich in Louis verliebt, aber weder wusste ich, ob er dasselbe fühlte oder was sein weiterer Plan war.
Gerade saß ich mit eben diesem in einem Café in der Hauptstadt Schwedens, nämlich Stockholm. In drei Tagen würden wir in Hamburg anlegen und die nächste Etappe der Kreuzfahrt damit enden. Dann ging es nach einigen weiteren Städtetrips nach New York und ich war schon mehr als aufgeregt, ein neuer Kontinent, den es zu erkunden galt. ,,Schmeckt dir dein Kakao nicht?" Louis riss mich mit seiner Frage aus den Gedanken und wie ein aufgescheuchtes Huhn sah ich ihn an. ,,Doch natürlich, ich hab nur über die weitere Reise nachgedacht und das ich mich unheimlich auf New York freue", meinte ich lächelnd und nahm zum Beweis gleich noch einen Schluck meiner heißen Schokolade. ,,Das ist alles neu für dich, oder?" Ich nickte, was Louis grinsen ließ. ,,Das finde ich süß, dein Strahlen in den Augen während du all die neuen Orte erkundest ist total schön", merkte der Wuschelkopf an und ließ mich rot anlaufen.
,,Warst du denn schon in New York? Wie war es da?" Neugierig sah ich zu Louis, der die Frage natürlich gleich bestätigte. ,,Ich war schon in New York, geschäftlich als auch privat. Ich mag die Stadt und ich bin mir sicher, sie wird dir auch gefallen. Mein liebster Tatöwierer hat dort seinen Standort, allein deswegen bin ich schon gern dort", erzählte Louis und bot mir damit eine perfekte Überleitung zu dem Thema, das ich sowieso schon lange mal ansprechen wollte. ,,Wenn es dort gute Tatöwierer gibt, kann ich mich ja nur noch mehr freuen. Wie viele Tattoos hast du eigentlich und haben sie eine Bedeutung? Also wenn ich das fragen darf, sonst musst du es natürlich nicht beantworten." Louis sah mich nach dieser Frage kurz überrascht an, fing sich dann aber wieder.
,,Ich hab so einige Tattoos, wie viele genau weiß ich gar nicht mehr. Nicht jedes hat eine Bedeutung, aber zum Beispiel den Spruch hier", Louis zog sein Shirt etwas runter, womit sich das 'It is what it is' auf seiner Brust kurz offenbarte, ,,hab ich mir nach der Verlobung mit Eleanor stechen lassen, denn ich dachte und denke immernoch, das es manchmal einfach ist, was es ist und man nicht viel Einfluss auf sein Schicksal hat. Da wusste ich ja aber auch noch nicht, das mir das Schicksal so einen Engel wie dich schicken würde." Louis Worte zauberten ein Lächeln auf meine Lippen, ich sagte jedoch nichts und lauschte ihm weiter in seiner Erzählung. ,,Der Papierflieger hier", Louis zeigte auf seinen rechten Arm, ,,soll symbolisieren das ich trotzallem frei bin. Vielleicht im Moment noch nicht, was die Liebe angeht, aber geistig und bald auch wieder körperlich bin ich frei.
Die Teetasse ist da, weil ich oft ohne das Gebräu nicht einschlafen kann und es einfach zu mir gehört. Eine Tasse Tee kann so viel besser machen. Das Hufeisen steht für die Hoffnung, dass ich auch mal Glück habe im Leben und es scheint ja was gebracht zu haben, wenn ich mir dich so ansehe. Dieses zusammengenähte Herz hier auf meinem Oberarm soll in gewisser Weise meine Stärke symbolisieren. Früher wurde ich gut und gerne mal verarscht, aber ich bin immer wieder aufgestanden und habe mein Herz zusammengeflickt. Eleanor war dabei, es wieder auseinander zu reißen, aber du hälst es zusammen und dafür bin ich dir unglaublich dankbar. Oh und bei diesem Tic-Tac-Toe Feld war ich einfach nur betrunken", Louis kicherte und brachte auch mich damit zum schmunzeln.
,,Naja, ich könnte noch endlos so weiter reden und dir alles erzählen, einige sind jedoch auch total grundlos, aber was ist mit deinen Tattoos? Ich hab gesehen du hast auch ein paar, haben die eine Bedeutung?" Louis musterte mich neugierig und ich war ihm jetzt ebenfalls eine Antwort schuldig. ,,Fang ich am besten mit dem leichtesten an", murmelte ich und legte erst meine linke und dann meine rechte Schulter etwas frei. ,,Das G steht für Gemma, also für meine Schwester und das A für meine Mutter Anne. Auf meinem Bauch ist ein großer Schmetterling, der einfach die Schönheit des Lebens symbolisieren soll. Auf meinem linken Arm steht 'Things I can't' und auf meinem rechten 'Things I can', damit will ich im weiteren Verlauf meines Lebens meine Stärken und Schwächen auf meinen Armen durch Tattoos deutlich machen.
Außerdem hab ich mir hier 'I can't change' tatöwieren lassen. Größtenteils ist das auf die Situation mit meinem Vater bezogen, um mich daran zu erinnern, das ich ein Kind war, es nicht besser wusste und ich keine Schuld trage, andererseits ist es aber auch auf mich selbst bezogen. Am Ende bin ich ein Mensch und manchmal überlege ich nicht, auch wenn das besser wäre, sondern tu es einfach und dann kann ich es nicht mehr ändern. Die Schwalben über meinem Schmetterling stehen wie bei dir der Papierflieger für Freiheit. Der Käfig, den ich mir hier auf dem Arm hab stechen lassen, zeigt aber, das man nie vollends frei sein kann, leider. Einige Tattos sind bei mir auch ohne große Bedeutung, aber das sind so die wichtigsten", erzählte ich, woraufhin Louis nach meiner Hand griff. ,,Das sind wirklich schöne Tattoos Harry, die Bedeutungen dahinter berühren mich enorm und mir kam gerade eine bescheuerte Schnappsidee, aber vielleicht möchtest du sie auch hören."
Ich nickte Louis zu, denn manchmal waren Schnappsideen die besten Ideen, die man haben konnte. ,,Ich könnte meinen Tatöwierer in New York kontaktieren und dann könnten wir uns dort beide ein Tattoo stechen lassen, wie fändest du das? Ich mein, es hätte auch eine Bedeutung, du vergisst damit niemals die Kreuzfahrt und hoffentlich auch mich nicht." Stellte Louis seinen kleinen Gedanken vor, was mich seine Hand in meiner drücken ließ. ,,Das ist eine schöne Idee, warum also nicht? Ein Tattoo mehr wird nicht schaden und dich könnte ich sowieso niemals vergessen", stimmte ich zu, denn ich war jung und vielleicht auch ein bisschen naiv, was das anging, aber wenn nicht an Louis, dann sollte es mich an die drei aufregendsten Monate meines Lebens erinnern. ,,Dann werde ich das mal abklären und dich könnte ich auch niemals vergessen", versprach Louis und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Da wir hier mitten in der Innenstadt von Schweden saßen, war die Gefahr entdeckt zu werden leider groß, schließlich war Eleanor mit ihren Freundinnen hier im Moment auch unterwegs, weshalb Louis und ich bald darauf beschlossen zurück zum Schiff zu gehen. ,,Oh schau mal", meinte Louis plötzlich, als wir die Eingangshalle betraten. Er lief auf ein Schild zu, das auf einer Staffelei stand. Verwirrt folgte ich ihm, denn ich konnte nicht sehen, was er da entdeckt hatte, bis er davor stehen blieb. ,,Morgen ist schon wieder ein Karaokeabend?" Seufzte ich nicht gerade begeistert, doch Louis strahlte mit der Sonne um die Wette. ,,Diesmal werden wir da beide zusammen mitmachen, du kannst auch gern alle deine Freunde einladen", beschloss Louis, was mich sofort den Kopf schütteln ließ. ,,Oh nein, vergiss es, du weißt, das ich allein mein einziges Publikum bin, auf die Bühne kriegen mich nichtmal eintausend Pferde." Louis grinste schelmisch, denn er wusste, irgendwie bekam er mich immer rum und überredete mich dazu Dinge zu tun, die ich nie tun wollte. Wie in etwa, eine Affäre eines verlobten Mannes zu werden, der sich einfach nicht von seiner Verlobten trennen konnte.
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Was die beiden sich wohl stechen lassen könnten? Und was glaubt ihr, wie der Karaokeabend sein wird?🌝
All the love xx
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