23 - senses

Leider kam der nächste Tag viel zu schnell und damit auch wieder eine weitere Schicht in der Eisdiele. Ich versuchte wegen Louis so wenig wie möglich nachzudenken, aber natürlich klappte das ganz und gar nicht. Er geisterte wie verrückt in meinem Kopf und oberflächlich sah ich es als richtige Entscheidung, ihm gestern aus dem Weg gegangen zu sein, aber im Inneren wusste ich, das wir es früher oder später klären mussten. Da Niall heute Spätschicht hatte ließ ich ihn schlafen, als ich aufstand und traf beim Frühstücksbuffet auf Ashton und Luke, mit denen ich heute meine Schicht hatte. Nach erneutem frisch machen nach dem Frühstück öffneten wir die Eisdiele, die schon nach zehn Minuten keine leeren Plätze mehr vorweisen konnte. So verging Stunde um Stunde, die letzte wurde dann aber die schlimmste.

Zehn Minuten vor meinem Feierabend betrat Louis allein den Raum und suchte sich einen Platz an der Fensterwand, um von dort aus auf das tosende Meer zu gucken. Seufzend schnappte ich mir mein Tablett und atmete noch einmal tief durch, bevor ich zu ihm ging. Ich würde ihn einfach wie einen normalen Kunden behandeln. ,,Guten Tag, was kann ich Ihnen denn heute bringen?" Ich starrte stur auf meinen Block und behielt den Kulli fest in der Hand. ,,Harry, was ist los? Seitdem ich bei dir übernachtet habe bist du so komisch, du gehst mir aus dem Weg", murmelte Louis betrübt. ,,Tut mir leid, die Eissorte gibt es leider nicht, also, was kann ich Ihnen bringen?" Fragte ich erneut und sah den Mann nicht an. Ich hörte ihn seufzen, doch dann sprach er tatsächlich eine Bestellung aus. ,,Dasselbe wie immer bitte, mit extra viel Sahne."

Ich nickte und ging dann zur Theke zurück, um Louis Bestellung vorzubereiten. Kaum war diese fertig brachte ich sie zu ihm. Am liebsten hätte ich das Ashton oder Luke machen lassen, diese waren aber selbst viel zu beschäftigt. ,,,Guten Appetit, lassen Sie es sich schmecken", ohne Louis wirklich anzusehen stellte ich ihm das Eis hin und machte dann wieder kehrt, um mich um die anderen Gäste zu kümmern. Ich wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, jetzt wo ich mir klar war, das ich Gefühle für ihn hegte. Ich wollte, dass wir weiter Freunde bleiben, aber ich wusste nicht ob ich das kann, wenn er mich immer so berührte oder wenn ich ihn so mit Eleanor sah. Das machte es mir echt schwer, meine Gefühle im Zaum zu halten. Und ich wusste das Liam Recht hatte, das die beste Option war, miteinander zu reden, aber dadurch würde ich unsere Freundschaft erst recht aufs Spiel setzen. Es überforderte mich.

Als unsere Ablösung kam und damit meinen Feierabend ankündigte, drückte ich Niall mein Tablett in die Hand und verschwand sofort aus dem Eiscafé. Aus dem Augenwinkel nahm ich noch eine ruckartie Bewegung wahr, weshalb ich nur noch schneller lief. ,,Harry", hörte ich Louis rufen, meine Beine trugen mich immer schneller übers Schiffsdeck. ,,Harry warte bitte", kam es erneut, seine Stimme wurde immer lauter und ich endete schweratmend am Bug, konnte nirgendwo hin. Es war sowieso zwecklos wegzulaufen, wir waren auf dem offenen Meer. Ich drehte Louis, der immer näher kam, den Rücken zu, stützte mich an die Reling, wandte mein Gesicht zum Meer und entdeckte genau in diesem Moment einen Delfin knapp unter der Wasseroberfläche. Die Sonne schien mir direkt ins Gesicht und der leichte Wind kitzelte auf meinen Armen eine Gänsehaut hervor. ,,Harry", Louis kam neben mir zum stehen und lehnte sich ebenfalls an die Reling, jedoch seitlich, damit er mich anschauen konnte.

,,Bitte sag mir was los ist", er griff nach meiner Hand, die ich sofort wieder befreite und um die Reling legte. ,,Lass mich einfach in Ruhe Louis, das ist für alle Beteiligten das beste", murmelte ich und beobachtete den Delfin beim auftauchen. Insgeheim wünschte ich mir, jetzt mit ihm den Platz tauschen zu können. Ich wusste das die Zeit um ehrlich zu sein jetzt gekommen war, doch es machte mir Angst vor Louis Reaktion. ,,Nein, es wäre nicht das beste für mich. Also, warum gehst du mir so aus dem Weg? Warum lässt du dich nicht mehr von mir berühren?" Fragte Louis, was mich kurz sarkastisch auflachen ließ. ,,Du bist verlobt, ist dir das bewusst? Du wirst Eleanor heiraten. Aber dabei siehst du mich so an, du sagst solche lieben Sachen zu mir und du berührst mich so, wie es nicht gerade üblich ist. Glaubst du, da mach ich mir keine Gedanken? Glaubst du das lässt mich kalt?" Platzte es aus mir heraus, weiterhin traute ich mich nicht Louis anzusehen. Die Wellen brachen an der Bordwand und auch ich fühlte mich ein wenig so, als würde ich brechen.

,,Es tut mir leid, du hast Recht. Ich hätte auf dich und deine Gefühle Rücksicht nehmen sollen", gestand Louis und nahm einen Schritt Abstand von mir. ,,Aber bitte sieh mich an Harry, ich ertrage es nicht, von dir mit Missachtung gestraft zu werden. Du bist die einzige Person die mich versteht", Louis flehte mich an, sodass es mir im Herz schmerzte. Auch der Delfin sprang in diesem Moment wieder hoch, weshalb ich meinen Mut zusammen nahm und zu Louis guckte. Sobald ich in diese blauen Augen sah kamen die Erinnerungen des Tanzabends wieder hoch. Der Schmerz in Louis Augen, wenn ich ihm aus dem Weg ging, brodelte noch immer darin, aber auch die brennende Leidenschaft, als ich betrunken genug war, mich wieder auf ihn einzulassen. ,,Du verhälst dich so widersprüchlich Louis, bitte erkläre mir das." Bat ich nun etwas sanfter und ergriff seine Hand, um ihm etwas Halt zu geben. Sollte ich tatsächlich seine einzige Vertrauensperson sein, brauchte er das jetzt und ich wollte kein Unmensch sein.

,,Ich versteh es doch auch nicht. Seit über einem halben Jahr war ich mir sicher, Eleanor zu heiraten und mir eine Zukunft mit ihr aufzubauen, egal um welchen Preis. Das hier sollten die letzten drei Monate als Mann für mich sein, der noch nicht unter der Haube steckt. Wir haben sogar schon die Torte ausgesucht und Einladungen verschickt. Aber kaum kamst du um die Ecke, hast du nicht einmal eine Sekunde gebraucht um mich zu verzaubern. Und du hast nichtmal zwei Wochen gebraucht, damit ich dir wie ein treuer Hund hinterher laufe. Ich habe sonst nur noch meinen Vater, wenn ich Eleanor nicht heirate, dann wird er enttäuscht sein, das weiß ich ganz genau. Ich mein er hat es nie gesagt, aber..-." Ich unterbrach Louis mit einer Frage, bei der ich nach seiner Reaktion Angst hatte, das er mir gleich über die Reling stürzen würde. ,,Liebst du sie? Liebst du Eleanor?"

Sein Gesicht wurde blass und er verkrampfte seine Hand um meine, der Wind wurde stärker und kälter, was seine Nase schniefen ließ. Die Sonne versteckte sich hinter ein paar dunklen Wolken, die nach Regen aussahen. Louis dachte nach, für meinen Geschmack viel zu lange und am Ende erhielt ich keine Antwort, was mir aber mehr als Antwort genug war. Für mich erklärte es in dem Moment, warum er mir immer so nahe kam. ,,Louis, an dem Abend, an dem wir uns fast geküsst hätten hast du zu mir gesagt, das man manche Dinge einfach tun muss, auch wenn sie nicht gut für einen sind. Vielleicht verstehe ich das nicht, weil wir unterschiedliche Standpunkte haben, aber ich rate dir auf das zu hören, was du fühlst. Liebe kann sonst eine ganz schöne Qual sein und dabei soll sie doch einfach nur glücklich machen." Der erste Regentropfen landete in diesem Moment auf meinem Haar und seufzend schaute ich kurz in den Himmel, bevor ich wieder zu Louis sah. ,,Wir sollten reingehen."

,,Nein", widersprach Louis und hielt mich fest, als ich mich umdrehen wollte. Die Wolken ließen dem Regen freien Lauf und innerhalb von Sekunden waren wir bis auf die Unterwäsche durchnässt. Doch ich bekam das gar nicht richtig mit, Louis Augen hielten mich gefangen. Egal wie sehr ich das Gegenteil versuchte, egal wie sehr ich ihm aus dem Weg gehen und meine Gefühle verstecken wollte, seine Wirkung auf mich konnte ich nicht ändern. ,,An dem Abend, bevor du mir so entflohen bist, als ich dich auf den Kuss angesprochen und dir meine Ängste verraten habe, meine Angst, mich in jemand anderes zu verlieben als Eleanor, da hast du mir etwas gesagt. Du hast mir gesagt ich solle das machen, was ich will, was gut für mich ist und das wir nichts machen, was ich nicht möchte."

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, als Louis seine Hände auf meine Wangen legte und damit die nassen Haare aus meinem Gesicht strich. Sofort wurde mir warm, dennoch zitterten meine Knie vor Aufregung. Er hielt meine grünen Augen gefangen und alles was ich sagen wollte blieb mir im Hals stecken. ,,Dabei gibt es eigentlich nur eine Sache, die ich schon von Anfang an tun wollte", flüsterte Louis dann und kam mir näher. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren, während der Regen unablässig auf uns niederprasselte. Meine Atmung ging rasselnd und fast schon wie ein verschrecktes Reh sah ich ihn an. Seine Augen schenkten mir Wärme, Geborgenheit und etwas, was sich anfühlte wie Liebe. Und dann in einem einzigen Wimpernschlag legte Louis seine Lippen auf meine, er küsste mich und schenkte mir damit so viel von dem, was ich mir gewünscht hatte und wie ich es noch nie zuvor gefühlt hatte.

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Da ist der erste Larry Kuss, wie das jetzt wohl weitergeht..?🌝

Wie im letzten Kapitel erwähnt, hab ich heute eine neue Larry Story hochgeladen, mit dem Titel You Have My Heart. Wenn ihr Lust und Zeit habt könnt ihr dort gerne einmal vorbei schauen💗

Klappentext:
Auf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern?
Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik verbindet sie, sodass sie sich bei X-Factor bewerben, um den Traum zusammen wahr werden zu lassen. Zusammen, ein Wort und ein Zustand, der schnell zerstört werden kann. Louis kommt weiter, Harry nicht, doch unterstützt er seinen besten Freund wo er kann, bis dieser an der Spitze steht.

Nur hat keiner damit gerechnet, wie stürmisch es an der Spitze sein kann und wie vernebelt die Aussicht manchmal ist. Schneller als es einem lieb ist verliert man sich aus den Augen und die Jahre ziehen dahin. Doch was ist, wenn genau diese Sendung, die die besten Freunde auseinandergebrochen hat, sie wieder zusammenführt? Wenn vergrabene Gefühle wieder aufgerüttet werden? Wenn einer am längeren Hebel sitzt? Denn nun sitzt Louis auf der anderen Seite des Tisches und er hat Harrys Traum in der Hand, den er wie eine Seifenblase zerplatzen lassen kann.

All the love xx

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