114 - needle and thread
Am nächsten und letzten Tag in Mexiko fühlte ich mich schon wieder so fit, das Louis mir von der kleinen Überraschung erzählte, die er für uns beide herausgesucht hatte. Er meinte, er wäre sich unsicher, ob mir das überhaupt gefallen würde, aber da es eine Seite an ihm war, sollte ich es auch kennenlernen. Nach einer halben Stunde Fahrt mit dem Taxi kamen wir bei einem Weingut an, wo alles selbst angebaut und produziert wurde und man das Endergebnis verkosten konnte. Louis hätte mit mir hier nicht hinkommen wollen, wenn ich noch etwas krank gewesen wäre, wegen dem Alkohol, aber da ich nun wieder gesund war, sprach für ihn nichts dagegen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nicht einen Schluck Wein getrunken, dementsprechend hatte ich auch nicht an sowas gedacht oder damit gerechnet, aber ich verstand, inwiefern das ein Teil von Louis Leben war, da er sonst eindeutig in anderen gesellschaftlichen Kreisen verkehrte, als ich.
Auch nach so einigen Gläsern Wein, die erstaunlicherweise wirklich alle anders schmeckten, war ich dennoch kein sonderlicher Fan davon und genoss eher den schönen Ausblick auf die grünen Felder und Bäume. Louis verkostete noch einige Gläser, bis er sich für einen Wein entschied, von welchem er eine Flasche für seinen Vater kaufte. Zum Glück haute der Wein nicht ganz so sehr rein, wie die Margaritas gestern bei Niall, Liam und Zayn, sodass Louis und ich auf dem Weingut noch zum Mittagessen blieben und danach die letzten Stunden in Ensenada noch nutzten, um so viel wie möglich vom Land und der Kultur kennenzulernen. Am Abend konnte ich gar nicht fassen, dass das nun tatsächlich unser vorletztes Reiseziel gewesen war und wir nach einem Seetag unser letztes Reiseziel erreichen würden. Los Angeles.
Diese Stadt wollte ich von klein auf schon immer einmal besuchen, war mir aber sicher, dass das niemals geschehen würde. Und nun würde mein Traum doch wahr werden, übermorgen befand ich mich in der Stadt der Stars und Sternchen. Von Louis wusste ich, dass er schon dreimal in Los Angeles gewesen war, dennoch empfand auch er es immer als besonders, hierhin zurückzukommen. Von Los Angeles aus würde es dann mit dem Flugzeug zurück nach England gehen, jedoch war mir schon jetzt klar, dass Louis eher nach Hause fliegen würde als ich. Nach zwei Tagen in der Stadt der Engel war es für alle Passagiere Zeit, das Schiff zu verlassen und alle Mitarbeiter mussten danach beim Aufräumen helfen. Bevor das Schiff ohne Passagiere zurück in den Heimathafen gefahren werden konnte, wo es gewartet und auf den neusten Stand gebracht werden sollte, mussten zumindest die Zimmer und alles was dazu gehört wieder gereinigt werden, damit schon bald neue Passagiere und eine neue Besatzung damit in ein Abenteuer starten konnten.
Sobald wir den Hafen von Mexiko verlassen hatten, gingen wir mit unseren Freunden zum Abendessen und danach machten Louis und ich uns noch eine schöne Zeit in der Badewanne, die etwas mehr beinhaltete, als nur in der Wanne zu liegen. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als die letzten paar Tage, die wir gemeinsam hatten. Für einige mochte all das nichts besonderes sein, aber nach so viel Aufregung und nach so viel Drama genoss ich das, was ich mit Louis hatte, umso mehr. Für mich war es ein Geschenk und das würde ich für kein Geld der Welt eintauschen wollen.
Sobald der nächste Tag anbrach, der einzige Tag auf See, vor unserer Ankunft in Los Angeles, raffte ich mich endlich auf, die Wappen auf Gemmas Decke zu nähen. Die Decke war frisch gewaschen, nachdem wir damit in San Francisco gepicknickt hatten und alle Wappen hatte ich in einer Kiste aufbewahrt. Zusammen mit den nötigen Utensilien, die ich zum Nähen brauchte, setzte ich mich auf den Balkon und suchte mir dann das erste Wappen heraus. Louis war gerade bei Zayn an der Poolbar, dementsprechend konnte ich das hier alles in Ruhe angehen. Das erste Wappen stammte von Mallorca. Auch wenn die Reise in Barcelona begonnen hatte, da hatte ich noch nicht gewusst, was ich Gemma mitbringen sollte und da die Insel Mallorca unser erstes Reiseziel gewesen war, passte das ja irgendwie auch.
Schnell hatte ich das erste Wappen ganz oben, links in die Ecke der Decke aufgenäht und wollte so immer weiter chronologisch jedes Reiseziel abarbeiten. Auf Mallorca hatte ich mich getraut, Louis anzusprechen und ihn ein wenig über sein Leben auszufragen. Wir hatten uns sofort so gut verstanden, ich hatte das Gefühl, schon dort mit ihm auf einer Wellenlänge gewesen zu sein und alles, was ich gewollt hatte war, ihn wieder glücklich zu sehen. Wir hatten gemeinsam Delfine beobachtet und schon dort eine tolle Zeit gehabt. Als nächstes kramte ich das Wappen von Tunis heraus. Dort hatte ich Louis Verlobte zum ersten Mal richtig kennengelernt und schon wie sie uns begrüßt hatte, als Leute der niederen Arbeit, und wie sie sich verhalten hatte, war sie mir nicht sonderlich sympathisch. An diesem Tag hätten Louis und ich uns schon beinahe geküsst, so stark war die Chemie gewesen, doch Niall hatte es noch einmal unterbinden können.
Mit dem Wappen von Italien brachte ich den dritten Aufnäher an die rosane Decke. Auf dem Seetag bis dahin hatten Louis und ich die Zeit im Kletterpark und bei einem Fußballspiel verbracht, hatten uns weiter kennengelernt und angenähert. Ich hatte ihm die Geldsorgen meiner Familie anvertraut und dennoch hatte er mich mit denselben Augen angesehen. Louis ging mir schon da nicht mehr aus dem Kopf und hatte für einige schlaflose Nächte gesorgt. Auf dem Weg nach Pisa, das zugehörige Wappen nähte ich als nächstes auf, hatten Louis und ich über den beinahe entstandenen Kuss geredet. Außerdem hatte ich ihn in dieser Nacht in meinem Bett schlafen lassen, was uns wortwörtlich noch enger zusammen gebracht hatte. In Pisa selbst hatten wir uns leider eher voneinander ferngehalten und erst am letzten Abend dort hatten wir wieder Kontakt gehabt, bei dem ich allerdings leider etwas zu tief ins Glas geschaut hatte.
Und auch wenn ich da beschlossen hatte, mich ab sofort von Louis fernzuhalten, auf dem Weg nach Kiel entstand unser erster Kuss, im Nachhinein betrachtet einer der bisher besten Tage meines Lebens. Wir vertrauten einander immer mehr unsere Geschichten an, ich erzählte Louis von meinem Vater und er hörte mir zu, stand mir bei und war für mich da. Wir gingen gemeinsam shoppen und er fand sogar ein Wappen von dem Schiff, der RainbowCruise, was ich nun auf die Decke nähte. Nach Kiel folgte Danzig, das Wappen nähte ich ebenfalls auf, hatte da aber leider wenige Erinnerungen mit Louis, da er zu dieser Zeit eher mit Eleanor beschäftigt war. Helsinki bot da eindeutig mehr, Louis und ich hatten gemeinsam Tequila getrunken, hatten in der Öffentlichkeit rumgeknutscht und für einen Moment vergessen, dass seine Verlobte uns hätte erwischen können. Louis und ich hatten gemeinsam in seiner Kabine übernachtet und ich war immer mehr für ihn gefallen.
In St.Petersburg und Tallinn, die beiden nächsten Wappen, die ihren Platz auf der Decke fanden, hatte ich mehr mit Niall, Zayn und Liam gemacht, doch in Stockholm wiederum hatten Louis und ich sehr spontan beschlossen uns in New York gemeinsam ein Tattoo stechen zu lassen. Dass das tatsächlich passiert war, hatte ich nicht wirklich für möglich gehalten, aber das Tattoo zählte definitiv zu meinen Favoriten. Auch den Karaokeabend, den Louis und ich nach Stockholm gemeinsam bestritten, würde ich nie vergessen. Die ganze Zeit hatte insofern einen bitteren Beigeschmack, dass Louis mir immer wieder versprochen hatte, das ich keine Affäre war und er sich in New York von Eleanor trennen würde. Es war nicht so gekommen, aber ich trauerte dem nicht mehr hinterher, sondern war glücklich, dass Louis und ich jetzt überhaupt zusammen waren, es hätte schließlich auch ganz anders ausgehen können.
In Hamburg hatte ich Louis das erste Mal richtig eifersüchtig erlebt und fand das unheimlich niedlich, weil es mir bewiesen hatte, dass auch er wirklich an mir interessiert war. Mit diesen Reisezielen waren schon zwei Etappen und ein ganzer Monat um gewesen, die Zeit war so geflogen, das es mir mittlerweile unvorstellbar vorkam, dass ich all das erlebt hatte. Die dritte Etappe begann mit Amsterdam, ich erinnerte mich noch immer an Louis Glitzern in den Augen und gab mir beim Aufnähen dieses Wappens besonders viel Mühe. Danach folgte Southampton und danach Paris, an das ich mich allzu gern zurückerinnerte. Das Louis ein Hotelzimmer für uns gebucht hatte, hatte ich kaum glauben können und war eine gelungene Überraschung gewesen. Das gemeinsame Bad war bis heute eines meiner schönsten Erinnerungen und ich liebte es auch jetzt immer noch, wenn Louis und ich gemeinsam duschen oder baden gingen. Selten konnten wir dann die Finger voneinander lassen und eigentlich endete es immer in himmlisch guten Sex.
Nach Paris folgte die lange Überfahrt nach New York. Wir nahmen an einem Kochwettbewerb teil, gewannen und zu diesem Zeitpunkt hätte es mir nicht besser gehen können, bis die oberste Besatzung uns allen vorspielte, dass das Schiff untergeht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wirklich Todesangst und als ich auch noch gesehen hatte, das Eleanor und Louis beinahe intim miteinander geworden wären, hatte ich gar nicht mehr gewusst, woran ich war. Zum Glück hatte sich das alles geklärt und sobald wir in New York einfuhren, war alles wieder gut, bloß leider nicht für lange Zeit, denn dann fing das Drama erst richtig an. Nach einem unglaublichen Helikopterflug und dem Stechen lassen eines Tattoos, mussten wir feststellen, dass Eleanor Louis Vater an Bord geholt hatte. Ich hatte Louis gestanden, das ich ihn liebe und dennoch hatten wir uns im selben Atemzug getrennt. Das erste Mal hatte ich Liam, Niall und Zayn von allem vollständig in Kenntnis gesetzt und ohne Umschweife waren sie alle im vollen Umfang für mich da.
Trotz der überwiegenden Funkstille zwischen Louis und mir hatte sein Vater mich zu dem Essen mit dem Kapitän eingeladen, nicht gerade der beste Abend, aber ich hatte ein Jobangebot bekommen, was mir bis heute noch im Kopf schwebte. Zum Glück waren meine Freunde nach diesem eher unschönen Abendessen wieder für mich da, lenkten mich sowohl in Orlando, als auch in Miami ab. Erst als wir die Bahamas erreichten und Louis und ich im Fahrstuhl stecken blieben, was ich bis heute für Schicksal hielt, stoppten wir mit der Funkstille und beschlossen es mit einer Freundschaft zu versuchen, was nicht so lange funktionierte. Als ich das Wappen der Bahamas aufnähte, erinnerte ich mich lächelnd an den Pig Beach und eher weniger lächelnd kamen die Erinnerungen an Louis Seeigelstich wieder hoch. Danach folgte das Wappen von Grand Turk Island und daraufhin das von Amber Cove. Dort hatte Louis seinem Vater endlich anvertraut, das er überlegte, sich von Eleanor zu trennen und sobald sein Vater weg war, hatte Louis mir zum ersten Mal seine Liebe gestanden und wir hatten uns geküsst, ein unvergleichlicher Abend.
Das Wappen von Key West erhielt als nächstes seinen Platz auf der Decke. Der Ort, an dem Louis Eleanor offenbarte, das er sich von ihr trennen wollte und der Ort, an dem Eleanor mit ihrer Erpressung begann. Aber da ich wusste, dass Louis nun wirklich soweit war, das er bereit war, zu mir und zu sich selbst zu stehen, gab ich alles auf dem Weg nach San Francisco, um ihn zu unterstützen, sonst wären wir sicher nicht an dem Punkt, an dem wir heute sind. Und nach einem wortwörtlich heftigem Sturm und einem Sturm der Gefühle, war es endlich soweit und Louis outete sich, gestand seinem Vater, wie er sich wirklich fühlte und mit was Eleanor ihn erpresste. Danach ging dann alles wieder bergauf, auch wenn es in San Francisco selbst noch einmal heikel wurde, am Ende wurde alles gut.
Lächelnd griff ich nach dem Wappen von San Francisco, legte es auf die Decke und begann, es festzunähen. Die Sonne schien angenehm auf mich herab und machte die Arbeit auf dem Balkon wirklich angenehm. ,,Na, darf ich dir Gesellschaft leisten?", ertönte es plötzlich hinter mir und lächelnd drehte ich mich um. ,,Natürlich darfst du", erwiderte ich und zog Louis den zweiten Stuhl heran, auf welchen er sich fallen ließ, nachdem er mir einen Kuss geschenkt hatte. ,,Wie weit bist du?", fragte er neugierig. ,,Nur noch das Wappen von Hawaii und Ensenada, dann bin ich fertig. Ich hoffe, schon morgen eines von Los Angeles zu finden, damit ich das am Abend direkt noch aufnähen kann."
Die Tage auf den Inseln von Hawaii waren mir noch so präsent im Kopf, dass ich einfach nur strahlte und auch der Gedanke an Ensenada machte mich glücklich. ,,Das hat ganz schön viele Erinnerungen hochgebracht", erzählte ich Louis, der verständnisvoll nickte und mir die Decke aus den Händen nahm, sobald das letzte Wappen befestigt war. Fünfundzwanzig Wappen hatte ich gerade festgenäht, meine Finger taten weh, ab und an hatte ich mich auch mal mit der Nadel gestochen, aber es war jede Mühe wert gewesen und nun hoffte ich einfach nur noch, das Gemma sich darüber freuen würde. ,,Zu jedem einzelnen Ort habe ich mindestens eine wunderschöne Erinnerung mit dir, ich wünschte, ich hätte auch so eine Decke, um mich an alles davon auf ewig zu erinnern", sagte Louis lächelnd und gab mir dann mein fast vollendetes Werk zurück, ,,du hast wirklich tolle Arbeit geleistet Hazza. Gemma wird sich schrecklich freuen." ,,Ich hoffe du hast recht", murmelte ich und beim Gedanken an meine Familie und das sie Louis bald endlich kennenlernen würden, erschien ein riesiges Lächeln auf meinen Lippen.
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Ein etwas längeres Kapitel, dafür hat Harry es endlich geschafft die Wappen aufzunähen und hat sich ein wenig an die letzten Monate erinnert. Habt ihr einen Larry Moment bei dieser Kreuzfahrt, der euch besonders gefallen hat? Nur noch ein Reiseziel, dann geht es nach Hause..😳
All the love xx
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