104 - arrival
Leider mussten Louis und ich den wunderschönen Ort auf dem Berg irgendwann verlassen. Bis auf die Menschen, die sich ab und auf der Pferderanch blicken ließen, die uns aber von ihrem Standort aus gar nicht sehen konnten, waren wir komplett für uns allein, bis der Mond die Sonne ablöste und erste wenige Sterne den Himmel erhellten. Sobald wir unsere Sachen zusammen gepackt und im Auto verstaut hatten, waren wir noch einmal zu den Pferden spaziert, die fröhlich wieherten und es kam mir so vor, als würden sie uns damit begrüßen. Zwei von ihnen, ein Schimmel und ein Rappe, kamen sogar an den Zaun, ließen sich von uns streicheln und schmusten sich förmlich gegen unsere Handflächen.
,,Stell dir vor, wir würden uns jetzt einfach diese Pferde schnappen, davonreiten und nie mehr wiederkommen", sagte ich völlig fasziniert von diesen Geschöpfen und schaute Louis kurz an, der dem Schimmel gerade über die Nüstern strich. ,,Würdest du das denn wollen?", gab Louis zurück, hörte für einen kurzen Moment auf, das Pferd zu streicheln, woraufhin es Louis gegen die Schulter stupste und er fortfuhr. ,,Einerseits irgendwie schon, solange du dabei bist, fühle ich mich, als könnte mir nichts auf der Welt etwas anhaben und es ist mir egal wo ich bin, hauptsache du bist dabei, auf der anderen Seite würde ich aber natürlich meine Familie und meine Freunde vermissen, also, ich weiß nicht. Und du?"
,,Hätte das Drama mit Eleanor jetzt noch kein Ende gefunden, hätte ich wahrscheinlich sofort zugestimmt, denn abzuhauen wäre für mich da als erstes in den Sinn gekommen, aber nun bin ich auch froh, dass es so ist, wie es ist. Das wir eben nicht mehr abhauen und uns verstecken müssen. Wir können uns jetzt an Ort und Stelle wohlfühlen", lächelnd nickte ich auf diese Worte und hielt Louis meine Hand hin, die er ergriff. Ich streichelte noch einmal die zwei Pferde zum Abschied, mein Freund tat es mir gleich und danach liefen wir zurück zum Auto, um mit diesem zurück zum Schiff zu gelangen. Diesmal behielten wir das Verdeck des Cabrios jedoch geschlossen, es war mittlerweile ziemlich frisch geworden und da hatten wir es lieber schön warm.
Über die Golden Gate Bridge ging es zurück auf die andere Seite von San Francisco, die sehr viel weniger Natur zu bieten hatte. In der Nähe vom Pier 39, wo wir das Auto auch gemietet hatten, setzten wir es wieder ab, gaben die Schlüssel zurück und liefen den restlichen Weg zum Schiff zu Fuß. Es war ein toller Spaziergang, während immer mehr Sterne am Himmelszelt erschienen, redeten Louis und ich über Gott und die Welt. Ab und an liefen wir auch einfach nur schweigend nebeneinander her, unsere Hände waren miteinander verschränkt und zeigten das Band, welches sich um uns knüpfte. Sowohl viel zu reden, als auch zu schweigen, beides war mit Louis wunderschön und der Weg kam mir dadurch so viel kürzer vor. Als wir am Schiff ankamen, war ich schon ziemlich überrascht, das es so schnell ging.
Wir beide waren vom Picknick und der ganzen Nascherei so satt, dass wir nichts mehr zu Abend aßen, sondern uns direkt auf Louis Appartement begaben und nach einem Film und einer weiteren Tüte Chips auch schon ins Bett gingen. Der ganze Tag an der frischen Luft hatte uns zusätzlich zu dem ganzen Drama heute Morgen ziemlich ausgelaugt und ich war einfach nur froh und erleichtert, dass der Tag heute so glimpflich ausgegangen war. Zudem hatten Louis und ich damit endlich erzielt, was wir von Anfang an gewollt hatten, Freiheit. Auch wenn man meinen sollte, das es sich nicht anders anfühlte, mit ihm in einem Bett zu schlafen, da wir das ja jetzt schon öfters getan hatten, es fühlte sich eindeutig anders an, es fühlte sich noch besser an. Zu wissen, das er nun ganz offiziell und nur allein mein Freund war und ich ihn mit keiner Verlobten mehr teilen musste, war ein wunderbares Gefühl.
Noch nie hatte ich so gut geschlafen, wie in dieser Nacht, angekuschelt an Louis, während er mich in seinen Armen hielt und zusätzlich in dem Wissen, das Eleanor heute von ihrem Vater abgeholt werden würde und ihre Rachegelüste endgültig ein Ende hatten. Ich fühlte mich rundum Wohl und San Francisco wurde immer mehr zu meiner absoluten Lieblingsstadt. Auch wenn die ersten Stunden hier durch Eleanors versuchte Rache nicht sonderlich schön gewesen waren, die restliche Zeit über behandelte San Francisco uns bisher wirklich gut. ,,Guten Morgen Haz", Louis fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und lächelnd schaute ich zu ihm hoch. ,,Guten Morgen Lou", gab ich fröhlich zurück, ,,gut geschlafen?" ,,Und wie, ich fühle mich, als könnte mir die Welt nichts mehr anhaben, mein Herz fühlt sich so viel leichter an, so bescheuert sich das auch anhören mag", nuschelte Louis ins Kissen, drückte sich näher an meinen Körper und verflocht unsere Beine miteinander.
,,Das hört sich nicht bescheuert an, ich weiß genau was du meinst und mir geht es nicht anders. Ich denke wir beide waren einfach total erschöpft und einfach nur fertig wegen der Sache mit Eleanor und nun, wo sie uns endlich nichts mehr anhaben kann, erholen sich unsere Körper ein bisschen." ,,Da hast du vollkommen Recht, ich bin einfach so glücklich, nun der ganzen Welt zeigen zu können, dass du mein Freund bist", hauchte Louis, lächelte dabei so verliebt, dass ich glaubte, dahin zu schmelzen. Ich wollte gerade wieder die Augen schließen und es mir gemütlich machen, vielleicht sogar noch eine Runde schlafen, da vibrierte Louis Handy einmal kurz auf dem Nachtschrank, weshalb er sich aus unserer gemütlichen Position entzog, um dieses zu erreichen.
Ich seufzte und wollte ihn schon wieder zu mir ziehen, da teilte er mir mit, dass sein Vater ihm geschrieben hatte und sofort setzte ich mich auf, um genau hinhören zu können. ,,Mein Vater schreibt, dass Eleanors Vater ihn gerade noch einmal angerufen hat und nun auf dem Weg zum Schiff ist, um Eleanor abzuholen, die keine Ahnung davon hat. Eleanors Vater hat meinen Vater darum gebeten, mir mitzuteilen, dass er noch einmal mit mir sprechen möchte, also soll ich gleich in die Eingangshalle kommen", erzählte Louis kurz zusammengefasst die Nachricht von Mark. Nun seufzte ich frustriert und zog die Decke bis zum Kinn. ,,Man kann morgens echt nie noch einmal eine Runde mit dir kuscheln", beschwerte ich mich, was Louis schmunzeln ließ. Er zog mir die Decke weg und kam mir so nahe, dass unsere Nasenspitzen sich berührten.
,,Wie wäre es, wenn wir uns schnell fertig machen, gemeinsam in die Eingangshalle gehen, mit Eleanors Vater sprechen und dann noch einmal wieder zurück ins Bett verschwinden?" Ich tat so, als würde ich nach Louis Vorschlag überlegen, nahm eine Denkerpose ein und zog die Stirn in Falten. ,,Mhmm ja, das wäre ein Kompromiss." Ein Blick zu Louis reichte und ich konnte nicht mehr, sondern musste laut loslachen. ,,Dann komm jetzt, umso schneller wir fertig sind, umso schneller haben wir das Gespräch hinter uns und umso schneller sind wir wieder im Bett", kicherte Louis, wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, weshalb ich seinem Befehl Folge leistete. Schnell waren die Zähne geputzt, das Gesicht gewaschen und auch wenn ich am liebsten in meinen Schlafklamotten geblieben wäre, zog ich mir doch eine Jeans und einen Pullover über.
Louis tat es mir gleich und kurz darauf befanden wir uns auf dem Weg in die Eingangshalle, wo die Hölle los war, da heute die neuen Passagiere an Bord kamen. Es war das letzte Mal auf dieser Reise, das neue Gäste zugestiegen waren, denn schließlich war das hier unsere letzte Etappe. Zumindest waren die meisten der Passagiere, die jetzt schon länger mitfuhren, schon von Bord, um weiter San Francisco zu erkundigen und würden erst heute Abend wieder kommen. Dadurch war kein sonderliches Gedränge an den Ausgängen und umso mehr Minuten vergingen, umso mehr Ruhe wurde in die Situation gebracht. Langsam leerte die Lobby sich schon wieder, als ein älterer Mann den Raum betrat. Er hatte ein sympathisches Auftreten, kurzgeschorene, braune Haare und nicht ein einziges Gespäckstück in der Hand.
Er sprach kurz mit einer Angestellten von der Rezeption, dann blickte er sich suchend um und da ich vermutete, dass es sich hierbei um Eleanors Vater handelte, stupste ich Louis an. ,,Oh ja, das ist er", bestätigte er, als ich ihm diesen gezeigt hatte, er erhob sich von der Bank, auf welcher wir beim Warten Platz genommen hatten und ging auf den Mann zu. Schüchtern folgte ich, ich wusste nicht, was Eleanors Vater von mir halten würde, er wusste schließlich alles und nachher war er ganz und gar nicht glücklich damit, dass ich der Grund war, weshalb seine Tochter nicht länger verlobt war. ,,Hallo Mr.Calder", sprach Louis den Mann an, der sich daraufhin umdrehte und Louis sofort lächelnd begrüßte. ,,Louis du kannst mich gerne weiterhin dutzen, das weißt du doch", sagte er freundlich, woraufhin Louis beruhigt nickte. Okay Philip."
,,Und du bist also Harry, ich erkenne dich von dem Bild aus der E-Mail wieder", wandte der Mann sich nun an mich, was mich schwer schlucken ließ. ,,Ja, der bin ich", murmelte ich und als er mir die Hand hinhielt, ergriff ich sie. Nach der Begrüßung schenkte er mir ein Lächeln, was die Hoffnung in mir aufkeimen ließ, das er mich ausstehen konnte. ,,Ich kann Louis schon verstehen", schmunzelte er, blickte dann wieder zu Louis, während ich vor Erleichterung tief durchatmete. Er war total freundlicher und wirkte keinesfalls sauer oder rachsüchtig, er war das komplette Gegenteil von Eleanor. ,,Louis, ich möchte mich noch im Namen von Eleanor entschuldigen. Was sie dir und euch angetan hat, ist nicht okay. Als ich aus dem Flieger gestiegen bin und die Nachricht von Mark empfangen habe, dass sie dich vom Schiff schubsen wollte, ich war fassungslos. Aber ich verspreche dir, das kommt nie wieder vor. Und nun, wo ist meine Tochter überhaupt?"
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Was ist euer erster Eindruck von Eleanors Vater? Wie wird Eleanors Reaktion wohl ausfallen?😳
All the love xx
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