101 - after all

Kurz bevor wir Niall, Liam und Zayn erreichten, hielt ich Louis auf. Das Schweigen, diese Ruhe, es würde mich sonst noch umbringen. ,,Louis, weißt du was da gerade passiert ist?", fragte ich ihn, sah direkt in seine strahlend blauen Augen, während ich selbst noch nicht so richtig realisieren konnte, was das Ereignis nun zur Folge hatte. Mein Freund sah mich an, schüttelte und nickte immer wieder mit dem Kopf, ihm ging es ähnlich wie mir. ,,Ich hab Eleanor gesagt, was Sache ist, sie hat die E-Mail abgeschickt, sie hat mich geküsst, wollte mich von Bord schubsen, du hast mich gerettet und jetzt...", Louis Gehirn ratterte, ehe seine Mundwinkel zuckten und er zu Strahlen begann. ,,Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass sie mich geküsst hat", sagte der Wuschelkopf, ,,ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht, bevor wir in unsere öffentliche Beziehung starten."

Er fuhr mit seinen Daumen über meine Handrücken, ich lächelte, während eine Gänsehaut meine Arme überzog. ,,Sie hat dich geküsst, nicht du sie. Ich bin einfach froh, dass ich dich nicht aus dem Hafen fischen musste und das nun endlich alles vorbei ist. Ich glaube gegen Ende hat sie wirklich begriffen, was sie dir eigentlich angetan hat und was sie dir noch antun wollte. Wirklich, ich hatte solche Angst um dich, wenn du mir jemals noch so einen Schrecken einjagst..", bevor ich meinen Satz zu Ende führen konnte, übermannten mich meine eigenen Gefühle und ich umarmte Louis fest. ,,Ich hatte auch ein wenig Angst, auch wenn ich nicht wirklich daran geglaubt habe, dass sie mich allein von der Kraft her wirklich über die Reling schubsen kann, sie hatte mich auf jeden Fall fest im Griff, als sie mich dort festgehalten hat.

Sie war wirklich der festen Überzeugung, dass ich mich für sie entscheide. Ich meine, sie hat sogar zugegeben, dass ihre Erpressung eigentlich gar nichts anderes für mich übrig gelassen hat, als mich für sie zu entscheiden, da es an sich die erträglicheren Aussichten gewesen wären, wenn mein Vater mich nicht akzeptiert hätte. Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, umso mehr ist mir klar geworden, dass ich nicht so ein Leben mit Eleanor führen will. Klar, ich möchte meinen Job behalten, auch wenn er manchmal ätzend ist, ich möchte meinen Vater nicht in den Ruin treiben, ich möchte lieben, geliebt werden, heiraten und irgendwann auch Kinder kriegen. Aber die Person, mit der ich all das erleben möchte, steht direkt vor mir", Louis legte eine Hand auf meine Wange, ich biss mir auf die Unterlippe, um jegliche Schluchzer zu unterdrücken.

,,Wenn mein Vater mich nicht akzeptiert und unterstützt hätte, wenn du mir nicht geholfen hättest, ich hätte nicht gewusst, was ich tun soll. Vielleicht hätte ich all das erst realisiert oder durchgezogen, wenn es schon zu spät gewesen wäre. Aber das ich mich meinem Vater anvertraue und das Eleanor sich selbst ein Bein gestellt hat, in dem sie meinen Vater aufs Schiff eingeladen hat, damit hat sie ganz und gar nicht gerechnet. Wie sie gesagt hat, sie wollte mein Leben ruinieren, doch jetzt hat sie ihr eigenes ruiniert. Das erleichtert mich einfach so sehr, auch wenn es gemein klingt, sie hat es verdient, mal wie ein Fisch auf dem Trockenen zu liegen. Vielleicht gelangt ja so einmal etwas Sauerstoff in ihr Gehirn, damit sie realisiert, das gesellschaftliche Stellung, Erfolg, Geld und Ruhm nicht alles ist. Ich meine wir beide haben versucht ihr verständlich zu machen, wie schön es ist, geliebt zu werden und dass sie das tief im Inneren sicher auch möchte.

Doch sie war noch so in ihrem Film drin, hat mir gar nicht zugehört und stattdessen wirklich geglaubt, dass es noch irgendetwas bringt, die E-Mail abzuschicken. Nun war nicht ich es, der seinen Vater enttäuscht hat, sondern sie. Dabei war sie immer der kleine Liebling, die kleine Prinzessin, doch das ist jetzt endgültig vorüber. Und wie sie wirklich geglaubt hat, mein Vater wäre mir gleichgültig, nur weil ich keine Angst mehr vor ihrer E-Mail hatte. Bei der Erklärung sind ihr glaube ich die Augen dreimal aus dem Kopf gefallen." Louis schüttelte den Kopf und schmunzelte ein wenig, während er darüber nachdachte, wie Eleanor ausgesehen hatte, als sie all das erfahren hatte, was in den letzten fünf Tagen ohne ihr Wissen geschehen war. ,,Das ist wahr, vielleicht hättest du es ihr aber etwas schonender beibringen sollen. Ich meine, sie hätte dich fast von Bord geworfen, irgendwas läuft bei ihr gewaltig schief."

,,Harry", murmelte Louis und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen, eine Geste, die sonst in der Öffentlichkeit nicht möglich gewesen war, ,,jetzt hab kein Mitleid mit ihr. Anders als auf diese Weise hätte sie es sicher nicht verstanden." Ich seufzte daraufhin und nickte. ,,Ich habe ja auch kein Mitleid mit ihr, ich hatte nur Angst um dich. Was, wenn Liam, Niall und Zayn mir nicht gesagt hätten, dass ich hinter euch hergehen soll? Was wenn ich nicht da gewesen wäre, um einzugreifen?" Louis ergriff meine Hände und führte diese an sein Herz, ließ daraufhin meine los, nur um seine Hände auf mein Herz zu legen. ,,Aber du warst da, weil du hier gespürt hast, dass ich sicher deine Hilfe gebrauchen kann", entgegnete mein Freund, tippte auf die Stelle, die mein Herz beheimatete.

,,Das ist wahr", gab ich mit erröteten Wangen zurück, ,,doch wie geht es nun weiter?" Louis zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und war sich wohl eindeutig unsicher, wie ich die Frage meinte, was seine nächsten Worte darauf bestätigte. ,,Wie meinst du das? Ich dachte, wir hätten schon beschlossen, wie es nun weitergeht?" ,,Ja, naja. Ich meine mit Eleanor. Wir haben sie da jetzt gerade förmlich im Regen stehen lassen. Sie ist wahrscheinlich immer noch total wütend und was, wenn sie immer noch auf Rache aus ist? Das wird doch keinesfalls gut enden. Ich meine, so überzeugt wie sie von alldem war, dich auszunehmen wie eine Weihnachtsgans, meinst du echt, dass sie einfach so aufgibt?"

Wieder legte Louis seine Hand auf meine Wange und sofort beruhigte sich mein Herzschlag ein wenig. Das alles war gerade so unfassbar aufregend gewesen, dass mein Gehirn erst jetzt nach und nach realisierte, was da eigentlich geschehen war und was noch passieren könnte. ,,Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie einfach so aufgibt, aber sie hat nichts mehr gegen mich in der Hand und wenn du möchtest, dann können wir ja gleich einmal bei meinem Vater anrufen und fragen, wie Eleanors Vater sich gedacht hat, weiter vorzugehen, okay?", fragte Louis und lächelte mich liebevoll an. ,,Okay, das würde mich wirklich beruhigen", gab ich zurück und umarmte den blauäugigen erleichtert.

Dieser kraulte mir durch die Haare und gab einen Kuss auf meine Stirn. ,,Wie das zwischen uns weitergeht, weißt du aber hoffentlich?", fragte er und sah tatsächlich ein wenig schüchtern zu Boden. ,,Ich weiß nicht, es würde mir sicher helfen, wenn du meinem Gedächtnis da auf die Sprünge hilfst", antwortete ich kichernd, da ich einfach nicht oft genug hören konnte, dass wir nun tatsächlich auch ganz öffentlich zusammen waren. ,,Naja, ich hatte gehofft, dass es jetzt damit weitergeht, das wir beide unsere Beziehung fortführen, ohne verstecken, ohne irgendwelche Verlobten, einfach nur wir beide. Denn ich bin jetzt frei von Sorge, Angst und Eleanor und du..du würdest damit endlich bekommen, was du verdienst. Eine ganz öffentliche Beziehung, Küsse und Händchen halten, egal wer zuschaut."

,,Das klingt perfekt", murmelte ich, ,,ehrlich, das klingt so perfekt, ich kann noch gar nicht glauben, dass das jetzt Wirklichkeit wird." Ich strahlte über das ganze Gesicht, konnte noch immer nicht wirklich in Worte fassen, wie ich mich fühlte, wie viel Last von meinen Schultern fiel und wie glücklich ich einfach war, Louis nun ganz allein für mich zu haben. ,,Ich kann es auch noch nicht glauben, nach dem Tod meiner Mutter hätte ich niemals wieder daran geglaubt, dass mein Leben so toll wird, das ich wieder glücklich sein und unbeschwert lachen kann. Aber sie hatte Recht, als sie sagte, dass egal was passiert, ich niemals aufgeben soll und es ist so wahr, denn hätte ich aufgegeben, dann hätte ich dich niemals kennengelernt oder mich auch nur ansatzweise auf dich eingelassen."

Ich ergriff Louis Hände und ging einen Schritt näher auf ihn zu. Einige Passagiere liefen ab und an uns vorbei, einige schauten, andere interessierten sich gar nicht weiter für uns. Louis und ich standen jetzt schon viel weiter zusammen, als es für normale Freunde üblich war und darüber werde ich mich sicher niemals beschweren. ,,Dann gibt es ja jetzt nur noch eines, um unsere Beziehung zu besiegeln." ,,Das denk ich auch", sagte Louis, der genau wusste, wovon ich sprach. Im nächsten Moment hatte er mich zu sich herangezogen und verband unsere Lippen miteinander. Unser erster Kuss in der Öffentlichkeit, ohne irgendwelche Blockaden, Ängste oder Gefahren.

Ich blendete den Rest der Welt aus und genoss den Moment, interessierte mich nicht für die, die uns anstarrten, sondern konzentrierte mich darauf, wie gut Louis küssen konnte und das ich nicht mehr wusste, wie ich es in der Öffentlichkeit immer ausgehalten hatte, ohne ihn zu küssen. Mein Herz schlug dabei Purzelbäume und erfreute sich an Louis Nähe. Eins war mir dadurch zumindest mehr als klar, das sollte sich nie mehr ändern und ich wollte Louis nie wieder verlieren. Wir hatten es geschafft, wir hatten Eleanor nicht nur besiegt, sondern ihr auch noch die Sprache verschlagen. Nie hätte sie erwartet, so verlieren zu können, ihr Blick hatte Bände gesprochen, doch sie hat letztlich bekommen, was sie verdient. Und ich habe mit Louis und einer öffentlichen Beziehung auch endlich bekommen, was ich mir gewünscht habe. Die geheime Liebe auf See war nicht länger ein Geheimnis, dafür konnte sie nun endlich vollständig erblühen.

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Larrys erster Kuss in der Öffentlichkeit, wie findet ihr es? Wird Eleanor nochmal irgendetwas versuchen oder hat sie verstanden, dass sie verloren hat? ._.
All the love xx

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