10 - sightseeing
Am Abend hatte ich Louis dann wie verabredet seine Jacke wiedergegeben und auch wenn ich mir gewünscht hätte, das wir noch ein bisschen miteinander reden, musste er leider schnell weiter, da seine Verlobte auf ihn wartete. Nur die Details für unseren heutigen Ausflug nach Tunis schafften wir noch zu besprechen. Um zehn Uhr morgens legte das Schiff an und um zwölf Uhr wollten wir uns dann mit Louis und Eleanor in der Eingangshalle treffen, um gemeinsam loszugehen. Ich war schon um sechs Uhr aufgestanden, hatte geduscht, mir nach dem Essen dreimal die Zähne geputzt und stand nun vollkommen verzweifelt vor meinem Kleiderschrank, während Niall schon fertig war und mich grinsend beobachtete. Nachdem Louis mich gestern so berührt und gesagt hatte, ich hätte süß in seiner Jacke ausgesehen, war ich völlig durch den Wind.
,,Es ist doch egal was du anziehst, du willst doch niemanden beeindrucken, oder?" Nialls selbstgefälliges Lächeln reichte von hier bis nach Mexiko und machte mich wahnsinnig. Ich wusste ja selbst nicht, wieso ich so verzweifelt war, ich wollte einfach gut aussehen für Louis. ,,Ich suche ja nur nach einem praktischen Outfit, wir werden heute schließlich viel laufen", versuchte ich mich rauszureden und griff nach einer schwarzen, lockeren Sporthose, die mir bis zu den Knien ging. Sie war luftig und würde ihren Zweck sicher erfüllen. ,,Natürlich liegt es nur daran", der Ire lachte in sich hinein und kam dann zu mir, um meine Klamotten unter die Lupe zu nehmen. ,,Die Hose find ich gut und wie wäre es mit diesem Shirt hier?" Niall zupfte mein weißes Shirt mit dem Rolling Stones Aufdruck hervor.
,,Meinst du wirklich? Und was mache ich mit meinen Haaren? Und was für Schuhe ziehe ich an?" Niall schmunzelte, verkniff sich aber jegliche Kommentare. Stattdessen gab er mir meine schwarzen Sportschuhe und zupfte ein Bandana aus meinem Kleiderschrank, das ich aus einem alten Hemd von mir gemacht hatte, und wickelte es mir um den Kopf. ,,So, dass ist doch mal ein praktisches Outfit, um Tunis zu erkunden, jetzt pack deinen Rucksack, wir haben nur noch fünf Minuten", Niall tippte auf seine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk und überprüfte dann selbst nochmal, ob er alles eingepackt hatte. Überfordert, dass ich jetzt wirklich so viel Zeit vertrödelt hatte, stopfte ich alles wichtige in meinen Rucksack und es war erstaunlich, das wir relativ pünktlich in der Eingangshalle standen und sogar noch auf Louis und Eleanor warten mussten.
Ich war nervös, Louis Verlobte kennenzulernen, denn auch wenn ich sie jetzt schon ein zweimal gesehen hatte, das einzige Mal wo sie was gesagt hatte, war im Streit zwischen den beiden. Vielleicht hatte sie da ja nur einen schlechten Tag erwischt, aber seitdem hatte ich schon eine etwas schlechtere Sicht auf sie. Vielleicht lag es aber auch daran, das Louis immer unglücklich aussah, wenn er bei ihr war und ihn unglücklich zu sehen bereitete in meinem Magen auch ein unangenehmes Gefühl. ,,Hey", plötzlich wurde mir auf die Schulter getippt, sodass Niall und ich uns umdrehten, wo Eleanor und Louis standen. Sie hielten Händchen und Niall hatte mit seiner Beschreibung ehrlich nicht übertrieben, es sah total gezwungen und beinahe ungemütlich aus.
Als ich Louis sah, schlich sich sofort ein Lächeln auf meine Lippen und auch er suchte mit seinen blauen Augen die meinen. ,,Eleanor, das ist Harry und das ist Niall. Niall, Harry, das ist meine Verlobte Eleanor", stellte Louis uns dann gegenseitig vor. Die Braunhaarige ließ Louis Hand los, um erst Niall und dann mir die Hand zu schütteln. ,,Hey, du bist doch der, der in der Eisdiele arbeitet, oder?" Freundlich lächelte sie mich an, was mich nicken ließ. ,,Niall arbeitet dort auch", erzählte ich weiter, was sie wiederum nicken ließ. ,,Ich bin froh, dass es Leute wie euch gibt, die die niedere Arbeit vollrichten", hätte ich was getrunken, hätte ich mich definitiv daran verschluckt, nach diesem Satz aus Eleanors Mund. Das klang ja, als wäre sie die Prinzessin auf der Erbse und wir ihre Bediensteten. ,,Ist aber aufjeden Fall schön, mal nicht nur mit Louis dem Geschichtsbanausen unterwegs zu sein, ich hab mich schon fast gefreut, als er sagte, dass ihr uns ein bisschen herumführt."
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und sah zu Louis. Ich war noch nie in Tunis gewesen und Niall auch nicht, wie sollten wir die beiden dort herumführen? ,,Eleanor, Schatz geh doch schonmal mit Niall vor, Harry und ich wollen noch eben besprechen, wo wir lang laufen, dann kannst du dich überraschen lassen." Niall sah auch etwas hilflos aus, aber die Hauptsache war, das Eleanor freudig zustimmte und Niall schonmal hinter sich her aufs Festland zog. ,,Herumführen Louis? Wie kommt sie darauf?" Fragte ich ihn sofort, kaum das Eleanor außer hörweite war. ,,Ich war noch nie in Tunis, ich war noch nie irgendwo", fuhr ich etwas verzweifelt fort und bereute langsam, dass ich Nialls Idee am Anfang noch gut gefunden hatte. ,,Ich weiß, tut mit leid, ich wusste nur nicht, wie ich Eleanor sonst erklären sollte, dass zwei Jungs mitkommen. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich einfach nur nicht mit ihr alleine sein will. Also hab ich gesagt, dass ich euch hier kennengelernt habt, wir uns gut verstanden haben und Niall und du euch deshalb als Reiseführer angeboten habt, damit sie jemanden hat, mit dem sie über Geschichte reden kann."
Entschuldigend lächelte Louis mich an und hielt mir ein Reisehandbuch über Tunis hin, das einen Stadtplan und ein wenig historisches Wissen enthielt. ,,Wenn das mal nicht in einer Katastrophe endet", brummte ich und las mir schnell die wichtigsten Fakten durch. ,,Quatsch, das wird gut. Ich hab die Sehenswürdigkeiten eingekreist, die der Kapitän genannt hatte, die können wir besichtigen und danach Eleanor in einer Shoppingmall absetzen. Sie wird gar nicht merken, das ihr keine Ahnung von Tunis habt. Sieh es als Abenteuer", Louis klopfte mir leicht auf den Rücken und selbst die Berührung löste aus, das mein Herz schneller gegen meinen Brustkorb klopfte. ,,Und wirklich danke nochmal Harry, dass ihr mich begleitet, ich sehe das nicht als selbstverständlich und es bedeutet mir viel, das ihr das tut. Übrigens, das Bandana steht dir richtig gut", Louis lächelte mich süß an, während ich über seine Worte stolperte und meine Wangen rot anliefen. Dennoch fragte ich mich auch, warum Louis unbedingt so wenig Zeit mit seiner Verlobten wie möglich verbringen wollte und wollte ihn das definitiv nochmal fragen. ,,Dann lass uns Tunis mal erkunden."
Der erste Stop auf unserer Liste war der berühmte Palast Dar Ben Abdallah. Eleanor wollte lauter Fakten dazu wissen, weshalb Niall und ich uns irgendwas ausdachten. Ein wenig wusste ich zwar tatsächlich, aber ich war nunmal nicht Wikipedia und hatte den Geburtstag des Architekten im Kopf. Bei den Personen, die in diesem Palast gewohnt hatten, dachte Niall sich irgendwelche seltsam klingenden Namen aus, wobei Louis und ich uns vor Lachen fast nicht mehr einkriegten. Beim nächsten Palast, dem Dar El Bey, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, lief das gleiche Spiel. Eleanor konnte sich sowieso keine dieser Fakten merken.
Während ich die Architektur bewunderte, musste Louis hunderte von Fotos schießen, die Eleanor vor diesem Palast zeigten. Die Sonne brannte auf der Haut, Niall und ich verkrümmelten uns während des Wartens in den Schatten, machten eine Trinkpause und schmierten uns nochmal ein. Die Stadt war stark geprägt durch arm und reich, aber auch die alten Gebäude, die sich aus dem 19. Jahrhubdert noch erhalten hatten, wurden so gut wie möglich in Stand gehalten. Als Eleanor noch ein paar Selfies vor dem Palast schießen wollte, kam Louis leicht verschwitzt zu uns in den Schatten und ließ sich auf die Bank plumpsen. ,,Hier", ich reichte ihm meine Wasserflasche, aus der er durstig einen großen Schluck nahm. ,,Dankeschön. Es ist so heiß, ich würde am liebsten einfach wieder an Pool auf dem Schiff", jammerte Louis und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
,,Wir haben nur noch eine Anlaufstelle, das archäologische Museum Bardo, das die römischen Mosaike in einem Palastkomplex aus dem 15. Jahrhundert präsentiert. Danach sind wir fertig, also halte durch", versuchte ich Louis aufzumuntern. Jetzt verstand ich noch mehr, warum er nicht alleine mit Eleanor unterwegs wollte. Es war wirklich höllisch anstrengend und es wurden nur minimale Pausen gewährt. Kaum, dass sie mit ihren Fotos zufrieden war, was noch eine halbe Stunde gedauert hatte, liefen wir weiter zum Museum, das zum Glück eine Klimaanlage besaß. Der Kapitän hatte aber Recht behalten, sich das mal anzugucken war definitiv ein Muss, denn es war wunderschön und einzigartig. Das sich das noch so gut erhalten hatte, war atemberaubend und mein Highlight des Tages gewesen.
,,Also ich würde dann jetzt gern shoppen gehen, wie siehts mit euch aus?" Eleanor sah fragend zu uns, wir drei fächerten uns Luft zu und waren vollkommen außer Puste. ,,Wir gehen zurück zum Schiff", antwortete Niall für uns, was Eleanor mit den Schultern zucken ließ. ,,Na dann, ihr verpasst was. Aber danke nochmal für die Führung. Bis heute Abend Baby", sie gab Louis einen Kuss, der alles andere als liebevoll aussah und verließ uns dann. ,,Also ich geh wirklich zurück zum Schiff, ich muss dringend duschen und was essen. Harry du musst noch für Gemma das Wappen kaufen, vielleicht möchte Louis dich ja begleiten?" Fragend sah Niall den braunhaarigen an, ohne mich überhaupt zu fragen. Und obwohl Louis schon so aus der Puste war, stimmt er trotzdem zu, mich noch zu begleiten. Damit verließ auch Niall uns und ließ nur noch uns zwei übrig, was mein Herz schneller schlagen ließ und mich wieder einmal ziemlich nervös machte.
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Jetzt ist Larry allein, was die wohl für ein Unwesen treiben?🌝
Was haltet ihr von Eleanor?
All the love xx
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