05 - Blinx
Fahlgelbes Licht breitete sich im Käfig aus. Dunkelheit verschlang die Ecken und eine Totenstille hatte sich über die Käfige gesenkt.
Ihr Gefährte hatte den Käfig verlassen & sich Kathmorex und seinem treuen Freund Miles angeschlossen. Als sie ihn gefragt hatte, ob sie mitkommen könnte, hatte er ihr einen bösen Blick zugeworfen und geknurrt, dass das nichts für Füchsinnen sei...
Seitdem hatte sie sich gefragt, wohin sie wohl gingen.
Plötzlich fiel es ihr wie Fell von den Augen. Sie würden zu der silbernen Füchsin gehen...
Wie konnte ich das nur vergessen?
Plötzlich hörte sie lautes Pfotentrommeln und sie spitzte die Ohren und starrte auf den Gang vor ihrem Gehege.
Das Pfotentrommeln wurde lauter und eine schwarzsilberne Silhouette flog an ihrem Käfig vorbei.
Blinx schnappte nach Luft.
Ist das Blaze?
Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben einen so schnellen Fuchs gesehen.
Sie muss es geschafft haben
zu entkommen!
Das Pfotentrommeln schwoll erneut an und drei Füchse, darunter ihr Gefährte, preschten an dem Käfig vorbei. Ihre Bewegungen hatten jedoch nichts geschmeidiges oder anmutiges an sich.
Sie waren plump, jedoch ebenfalls sehr schnell.
Sie starrte den Dreien nach.
Sie haben keine Chance gegen Blaze! Sie ist schneller und hat einen größeren Vorsprung.
Blinx seufzte auf. Wie gerne sie ihr in die Freiheit gefolgt wäre!
Ein Duft stieg ihr in die Nase. Der Duft der Füchsin.
Ihr war, als verliere sie die Kontrolle über ihren Körper.
Sie tappte zur Käfigtür, streckte ihre Pfote aus und versank ihre kleine Kralle in dem Loch. Sie drehte und wendete sie. Versuchte die Käfigtür zu öffnen, wie es ihr Gefährte getan hatte.
Ein lautes Krachen ertönte plötzlich.
Sie schrak zusammen und sprang zurück. Ein kalter Schauer machte sich in ihrer Brust breit. Ein schriller, schmerzerfüllter Schrei durchschnitt die Luft, gefolgt von einem weiteren Krachen. Der Schrei erstarb.
Blinx begann unkontrolliert am ganzen Körper zu zittern.
Ein erstickter Schmerzensstöhner ertönte und daraufhin ein Schleifen.
Das Schleifen wurde lauter. Blinx drückte sich an den Boden. Ihr Herz raste.
Wenn noch nicht einmal so eine schnelle Füchsin wie Blaze es schafft zu fliehen, ist es unmöglich!
Pfotenschritte hallten durch den Gang und vor ihrem Käfig erschienen die drei Füchse. Ihr Gefährte hatte seinen Kopf hoch erhoben.
Seine messerscharfen Zähne hatte er in das Nackenfell von Blaze geschlagen. Blut färbte das Fell der Füchsin rot, dass aus ihrem Hals floss. Sie wurde am Boden hinter den dreien hergeschleift. Ihre Augen wurden trüb und ein seltsames Geräusch ertönte jedes mal wenn sie ihr Maul aufriss.
Sie erstickt! Sie bekommt keine Luft!, wollte Blinx am liebsten schreien, doch ihr Hals war wie zugeschnürt.
Etliche Kratzer und rote Striemen durchzogen das Fell der Füchsin, die eine Spur aus Blut auf dem Boden hinterließ, als sie schließlich aus Blinx Blickfeld entschwand.
Sie hörte nur noch ein Röcheln, dann kehrte wieder die Totenstille ein.
Ob sie inzwischen tot ist? Erstickt?
Ein erneutes Krachen durchriss die Stille. Ein Schmerzenslaut.
Nein, sie lebt noch.
Ein leises Wimmern hallte durch die Gänge.
Aus anderen Gehegen leuchteten helle Fuchsaugen panisch auf.
Das Wimmern hielt an. Blinx konnte nicht sagen, ob es von Blaze oder den anderen panischen Füchsen kam.
Das Wimmern verwandelte sich in einen langgezogenen gequälten Schrei, der Blinx ins Herz schnitt.
Blinx presste sich ihre Pfoten auf die Ohren und hörte ihr Blut rauschen.
Ihr Herz schlug zum Zerspringen.
Ein markerschütterndes Kreischen durchflutete ihre Sinne: Nein! Hör auf! Lasst mich los! Bitte! Helft mir!"
Blinx presste ihre Pfoten fester auf ihre Ohren.
Was tun diese Scheusale dieser Füchsin nur an? Mein Gefährte gehört zu ihnen... Er ist kein sanftmütiger Rüden. Das war er nie. Er ist einer der Schlimmsten!
Das Jaulen wurde lauter.
Wird es denn niemals aufhören?
Sie kniff ihre Augen zusammen, versuchte die qualvollen Schmerzensschreie auszublenden.
Irgendwann, nach einer Ewigkeit konnte Blinx endlich in das tiefe Schwarz hinter ihren Augen eindringen und die Schreie hinter sich lassen.
Sie blinzelte. Ein seltsamer schwarz grauer Nebel lag vor ihren Augen. Er lichtete sich langsam und enthüllte eine riesige Säule, die sacht schwankte.
Was ist das? Und wo bin ich?
Etwas gleißend helles stach ihr in die Augen. Wärme durchflutete ihren Körper. So viel Wärme hatte sie noch nie verspürt.
So viel Neues!
Sie schnupperte und schmeckte den Geruch der Freiheit.
Ich muss träumen! Aber es ist ein wunderschöner Traum!
Seltsame kleine Spitzer fielen von der Säule. Direkt vor ihre Pfoten. Sie schnupperte daran und stuppste sid an.
Es war rötlich, orange und bräunlich. Viele kleine Adern durchzogen es und endeten immer bei einer Spitze. Alle Adern fingen von ein und dem selben Ort aus an, es zu durchziehen.
Sie schaute zu dem Säulenartigen hoch.
Sie ist gigantisch!
Viele weitere Säulen sprossen aus der einen Hauptsäule heraus und diese trugen unzählige dieser roten Spitzen.
Der Wind frischte auf und die vielen Spitzen stießen aneinander und verursachten ein leises Rascheln.
Sie schloss die Augen und genoss das beruhigende Geräusch.
Plötzlich verstummte es.
Blinx riss die Augen auf und stand plötzlich wieder in dem schwarz grauen Nebel.
Dunkelheit umschloss sie. Nur sehr fahles Licht ergoss sich. Es erinnerte sie entfernt an ihr Gehege.
Ihr Herz krampfhaft sich zusammen.
Ich will hier weg! Weg von hier! Zurück zu dem wunderschönen Ort mit dem Hügel, auf dem das Säulenartige steht!
Eine leise Stimme erklang hinter ihr: „Du wirst ihn niemals finden, wenn du so weitermachen, wie bisher!"
Blinx wirbelte mit gesträubtem Fell herum.
Wer hat da gesprochen?
Doch da war nicht, außer schwarz grauer Nebel.
Blinx jaulte unsicher: „Wer bist du?"
Eine andere, tiefere, rauere und kratzigere Stimme flüsterte links neben ihr: „Du wirst hier bleiben, in deinem eigenen Käfig den du dir selbst gebaut hast."
Die Füchsin sprang mit gesträubtem Fell herum.
Nun, eine hellere und jüngere Stimme ertönte rechts neben ihr: „Du wirst den Geruch der Freiheit niemals wieder schmecken und hier bleiben. Bis zum Ende..."
Der Nebel lichtete sich und gab den Blick auf einen verlassenen, mit Gitterstäben versehenen Käfig frei. Fahles Licht erleuchteten diesen spärlich.
Das ist mein Käfig!, schoss es Blinx wie ein Schlag durch den Kopf.
Sie wich zurück und kauerte sich ängstlich zu Boden: „Wer seid ihr? Und wies kann ich euch nicht sehen?"
Die drei Stimmen antworteten flüstern im Chor: „Wie könntest du uns sehen?"
Die hellste Stimme maunzte: „ Kann man das Geschehene sehen?"
Die kratzige, tiefe Stimme stimmte ein: „Oder das Werdende?"
Die dritte Stimme wisperte: „Oder sein jetziges Spiegelbild?"
„Ich verstehe nicht...", antwortete Blinx eingeschüchtert.
Blinx senkte den Blick zu Boden, als stünde sie vor einem überlegenen Rüden.
Es war, als träfe sie sie eine schwere Pfote voller Wucht
Blinx taumelte rückwärts und die raue Stimme zischte ihr ins Ohr: „Worauf wartest du noch? Nutze gefälligst die Gelegenheit!"
Blinx hob den Blick. Entschlossenheit durchflutete urplötzlich ihren Körper und langsam verschwand der Nebel vor ihren Augen.
Das letzte, was sie hörte war die helle Stimme, die wisperte: „Wenn du dem Vergessen verfällst, wird Fell zu Blut. Wird Zahn zu Staub. Wird Hoffnung zu Nichte... Das Vergessen ist dein größter Feind..."
Als wäre nur ein Augenblick verstrichen, schrak sie plötzlich auf. Sie stöhnte entkräftet auf. Die Schreie und die Stimme hallten immer noch in ihren Ohren.
Sie stand mit wackeligen Pfoten auf und schlich zur Käfigtür.
Ich weiß, was ich tun muss... Aber ich muss mich beeilen! Ich muss muss auf meine inneren Stimmen hören und die Gelegenheit nutzen!
Ihre Kralle schoss in das Loch. Sie drehte und wendete sie.
Dann sprang die Tür auf.
Sie schlüpfte hinaus und ließ die Tür mit einem leisen Klicken wieder zufallen.
Dann huschte sie mit Flinken leisen Pfoten den Gang entlang.
Bloß fort von hier!
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