47. Kapitel

Als Luca mich um den Felsen herumführte, lief er hinter mir und hatte seine Hände über meine Augen gelegt.

"Es soll eine Überraschung werden", erklärte er.

"Ich mag Überraschungen", gab ich zurück und konnte mir ein Schmunzeln nicht  verkneifen.

"Dann hoffe ich, dass dir diese hier gefällt." Ich glaubte, so etwas, wie Nervosität in seiner Stimme wahrzunehmen. Doch es war gut möglich, dass ich mich irrte.

"Aber Luca, es ist stockdunkel. Ich habe mir beim Laufen fast den Hals gebrochen. Ich sehe sowieso nichts", lachte ich, ließ mich aber bereitwillig von seinem starken Armen führen.

"Willst du schon wieder mit mir debattieren, Schnneewittchen?"

Ich lächelte, was er natürlich spürte. "Nein??"

"Ich glaube, du brauchst erstmal eine kleine Lektion, bevor wir zur Überraschung kommen." Seine Stimme klang unbeschwert und ich spürte, wie er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Oho, das klang nicht gut.

"Okay, dann eben eins gegen eins. Aber ich warne dich: Ich war viele Jahre fechten und  im soliden unteren Mittelfeld. Also, stell dich auf eine Niederlage ein."

"Niederlage?! ... Na, warte", hörte ich ihn hinter mir lachen, dann verschwanden seine Hände kurz, aber nur, um mich hochzuheben und mich Richtung Wasser zu tragen. Er ging bis zu den Knien hinein und ließ seine Arme schlapp herab hängen, sodass ich mich nun wirklich wie ein Klammeräffchen an ihm festhalten musste, um nicht platschnass zu werden und Mika's Frisur und Make-up zu zerstören. Er schüttelte herausfordernd seinen Körper, wodurch auch ich mich fester an ihn krallen musste.

"Also, wer hat hier die Hosen an?", fragte er grinsend.

"Ich!!! Geh wieder zurück, du Verrückter. Du wirst ganz nass!", kreischte ich ausgelassen, während ich versuchte, mich an ihm festzuhalten und nicht nach unten zu fallen.

Seine Arme legten sich unheilvoll an meine Seiten und begannen mich zu kitzeln, wie damals im Waschraum.

Jetzt gab es kein Halten mehr. Wie ein wild gewordener Glasfrosch sprang ich lachend in seinen Armen herum und wand mich, um seinen geschickten Fingern zu entkommen.

Ohne Erfolg.

Als ich dachte, ich rutsche aus seinen Armen und lande im Ozean, fing er mich auf und presste mich eng an sich. Ich schlang meine Beine um seine Hüften und hielt mich in seinem Nacken fest.

Dunkel suchte sein Blick meinen und sein Mund näherte sich meinem.

"Ich werde nicht zulassen, dass du fällst, Lily", raunte er an meinen Lippen. Dann küsste er mich.

Wie zwei Verhungernde fielen wir über einander her. Als hätten wir uns ewig nicht gesehen. Als bräuchten wir den anderen, wie die Luft zum Atmen. Ich vergrub meine Hände in seinem verwuschelten Haar und er umfasste meinen Po fester, während er mich enger an sich zog, obwohl das kaum möglich war, weil kein Blatt mehr zwischen uns passte. Und dennoch drängte ich mich ihm entgegen.

Bis jetzt hatte ich mich als eine Pflanze gesehen, die im Schatten wachsen kann. Doch er hatte mir gezeigt, dass dem nicht so war und ich die Sonne benötigte, um zu blühen.

... Er war mein Licht.

Während Luca mich hielt, als wäre ich das Kostbarste in seinem Leben, war nur der Mond unser Zeuge. Es gab nur uns beide und das Jetzt.

Kein Gestern und kein Morgen. Vergangenheit und Zukunft hatten kein Gewicht.

Er schenkte mir die Magie des Augenblicks. Schwerelosigkeit.

Es war magisch und berauschend.

... Und furchteinflößend.

Was, wenn ich ihn irgendwann wirklich so sehr brauchte, wie die Luft zum Atmen? Und er mich nicht...

Ich schob diesen Gedanken schnell bei Seite und ließ mich von seinem Kuss davon tragen.

Als er sich schwer atmend von mir löste, funkelten seine Augen.

"Wer hat hier das Kommando, Liebes?" Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern.

Sanft fuhr ich mit den Fingern die Linie seiner Lippen nach und sah verträumt zu ihm auf. Er hielt mich immer noch fest im Arm, ohne auch nur einen Augenblick zu schwanken und ohne mich eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er verfolgte jede meiner Regungen.

"Du", hauchte ich leise.

Und ich hatte kein Problem damit, das zuzugeben.

Denn Luca hatte mich.

Voll und ganz.

Und über die Konsequenzen würde ich später nachdenken.

Denn das sie mich früher oder später einholen würden, war mir klar.

Aber nicht heute Nacht.

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