45. Kapitel

Als Luca bei uns angekommen war, schlangen sich seine Arme besitzergreifend um meine Taille und er küsste mich sanft.

"Entschuldige die Verspätung", sagte er an meinen Lippen.

"... Du bist so wunderschön." Sein Blick wanderte intensiv und dunkel über mein Gesicht und meinen Körper und ich vergaß alles um uns herum. Wo wir waren. Mit wem. Warum. Nur Luca und seine Nähe existierten in meinem kleinen Universum.

"Lucaaaaaa, heyhooo" Flipsis Stimme holte mich zum Glück ins Hier und Jetzt zurück. Schüchtern lächelnd rückte ich einen Schritt von ihm ab, doch er griff nach meiner Hand, als könnte er eine räumliche Trennung nicht zulassen. Fest umd warm umfasste er mich und gab mir Halt, von dem ich vorher nicht gewusst hatte, wie sehr er mir gefehlt hatte. Wie sehr ich ihn brauchte.

"Toll, dass du kommst. Du hast echt was verpasst. Fast hätten wir uns alle geprügelt", meinte Felicitas  vergnügt.

Luca's Gesicht verzog sich und schnell glitt sein Blick erneut kontrollierend über meinen Körper. Wahrscheinlich, um mich nach Verletzungen abzusuchen. Fast schmolz ich dahin. Aber nur fast. Schließlich waren wir nicht allein.

"Was meinst du mit ..?" Seine Stimme war bemüht ruhig und seine Hand umfasste mich fester.

"Ahhhhhh, der kleine Pisser hat es endlich geschafft", grinsend näherte sich Sam mit einem Bier und setzte sich an den Tisch, bevor er weiter sprach.

"... Und nein: Ich habe deine bildschöne Freundin nicht angebaggert. Und auch nein: ich habe nicht vor, Ärger zu machen. Und ja: Ich werde hier definitiv sitzen bleiben. Ist lustig hier. Also spar dir die Spucke, Kleiner."

Luca sah alles andere als begeistert aus, doch da Sam ganz friedfertig sein Bier trank und sich anständig mit Flipsi und Mika unterhielt, schwieg er nur mit zusammen gebissenen Zähnen. Stattdessden beugte er sich zu mir herunter und raunte mir ins Ohr: "Du erklärst mir das später!"

Sein Atem streifte meinen Nacken und verursachte eine Gänsehaut. Ich nickte und lächelte ihn an. Das schien ihn für einen Moment aus der Fassung zu bringen, denn sein Atem setzte kurz aus und er starrte mich an, als wäre ich ein Geist.

Besorgt sah ich ihn an. "Alles in Ordnung?"

"Ja, klar", meinte er schnell. "... Bist du bereit?"

Ich verabschiedete mich von den dreien, wobei mir Mika unauffällig ein Daumen hoch Zeichen gab, Flipsi wild winkte und Sam mir noch ein freches Grinsen schenkte und ich glaubte ihn die Worte "nur Freunde, schon klar" murmeln zu hören, war mich aber nicht sicher.

Luca beugte sich noch einmal drohend über Sam und sagte leise:

"Wenn du sie angefasst hättest, hätte ich dich zu Brei geschlagen." Seine Augen sprühten eisige Funken. Sanft griff ich nach Luca's Hand. Auf keinen Fall wollte ich, dass die beiden schon wieder in einer Rauferei landeten. Vor allem, weil Sam heute wirklich toll gewesen war. Und ich nicht hätte mitansehen können, wie Luca verletzt wird.

Doch Sam schien sich nicht im Geringsten angegriffen zu fühlen. Er grinste Luca nur verschlagen an.

"Schon klar, kleiner Pisser. Jetzt nimm dein Mädchen und hau endlich ab", erwiderte er aufgeräumt und trank gelassen noch einen Schluck Bier.

Als ich mit Luca aus der Tür des Lokal's trat, schlang er seine Arme um mich und presste mich an die Wand des Pub's, um mich leidenschaftlich zu küssen.

Sein Kuss war weder zärtlich noch sanft, sondern hungrig und gierig nach mehr. Er saugte an meiner Unterlippe, biss sanft hinein und seine Zunge forderte begierig Einlass und erkundete meinen Mund. Als unsere Zungen sich trafen, glaubte ich innerlich zu verbrennen. Seine Hände wanderten über meinen Körper, streichelten mich sanft, um dann hart in mein Haar zu greifen und mich noch enger an sich zu ziehen. Sehnsüchtig kam ich ihm entgegen und presste mich an ihn. Es war, als ob er einen Damm in mir zum Einsturz gebracht hätte.

Einen Damm, den ich den ganzen Tag mühevoll aufgebaut hatte.

Als er sich von meinen Lippen löste und ich schwer atmend an ihn lehnte, lächelte er mich entschuldigend an und fuhr mir sanft mit den Fingern übers Gesicht und meine geschwollenen Lippen.

"Tut mir leid, Liebes. Ich habe dich unfassbar vermisst."

"Ich dich auch", erwiderte ich leise und sah nach unten. Alles fühlte sich so intensiv an in seiner Gegenwart, doch ich wollte nicht, dass er in meinen Augen sah, was mein Herz schon seit dem Tag in der Besenkammer wusste.

"Sieh nicht nach unten", sagte er und hob mein Kinn in die Höhe. "Nicht bei mir, Lily."

Dann umwölkte sich sein Blick.

"Was hat dieses Arschloch Wilson von dir gewollt?" Ich sah, dass seine Augen zornig funkelten und er sich bemühte, nicht laut zu werden, doch seine Faust an meiner Taille  war geballt und der Muskel in seinem Kiefer zuckte.

Nachdem ich ihm die Situation kurz erklärt hatte, schien er sich zu entspannen und gedankenverloren streichelten seine Finger meinen Bauch.

Eine kleine Stimme in meinem Kopf flüsterte: Er ist eifersüchtig! Er sorgt sich! Er mag dich! Er mag dich!

Eine andere Stimme, eine, die lauter und angenervter war, schrie zurück: Halt die Klappe! und hielt ein krakeliges, ramponiertes Schild in die Höhe: NUR FREUNDE!

Mein Unterbewusstsein hatte dieses Schild anscheinend auch schon ein paar Mal wütend in die Ecke geworfen...

Diese verflixte Gefühlsachterbahn würde mir alle Nerven rauben. Und vielleicht noch einiges mehr.

"Komm,  Lily. Bereit für ein kleines Abenteuer?"

Er lächelte mich mit seinem Killerlächeln an und meine Knie wurden weich.

Er hätte wahrscheinlich auch sagen können: Komm, Lily. Bereit für einen Sprung ins Haibecken? Nackt und blutbeschmiert?!!!     

Und ich hätte ebenfalls dümmlich grinsend dagestanden und genickt... So viel also zu meinem Zustand geistiger Stärke ... Ganz fein. Und überaus attraktiv.

"Das fragst du noch..?", meinte ich rau und lächelte ihn an.

 Er lachte leise.

"Das ist mein Mädchen." Und zog mich zu einem Motorrad, dort reichte er mir den Mitfahrerhelm. Nachdem ich ihn übergestülpt hatte, schloss er sorgfältig den Verschluss und prüfte, ob alles richtig saß. Dann setzte er sich auf die Maschine und zeigte mir, dass ich hinter ihm Platz nehmen sollte. Als ich mich etwas verhalten an dem ... spitzen Ding am Ende des Motorrades festgehalten hatte (gab es dafür einen Namen?), seufzte er ungeduldig, schnappte sich meine Hände und legte sie sich um seine Hüften. Nun umschlang ich ihn und hing an ihm, wie ein Klammeräffchen.
Es fühlte sich wundervoll an und selbst durch den Helm konnte ich seinen Duft wahrnehmen. Seine rauen, großen Hände drückten meine energisch an seinen Körper. Er fühlte sich warm, stark und sicher an. Ich spürte das Spiel seiner Muskeln an meiner Brust und mir wurde schon wieder unfassbar heiß. 

Der Gedanke, dass ich das nicht für immer haben konnte, ließ mein Herz fast brechen.

Also schon ich diesen Gedanken bei Seite und hielt mich an ihm fest. Sehr fest.

Er drehte sich zu mir um.

"Und wehe, du bewegst deine Hände weg, Lily. Das ist das Sicherste für dich. Wenn du loslässt, halte ich an und trage dich. Verstanden, Liebes?"

"Das ist ja wohl die verlockendste Drohung, die ich je gehört habe", gab ich zurück, was er mit einem Lachen quittierte.

"Ich lass nicht zu, dass dir was passiert." Seine Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen und intensiv blickten seine Augen mich an. Ich nickte atemlos. Dieser Blick war der absolute Ladykiller!

Er nahm meine Hand, küsste noch einmal sanft die Innenseite, dann setzte er seinen Helm auf und fuhr los.

Himmel...

Wie konnte man sich nicht in diesen Mann verlieben?

Ich wusste, dass er mir am Ende wahrscheinlich mein Herz brechen würde...

Doch um nichts auf der Welt hätte ich das hier beenden können.



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