40. Kapitel
Flipsi und ich hatten alle Hände voll zu tun und vollkommen verschwitzt und demzufolge froh, als endlich Mittagspause war.
Ausgepowert ließen wir uns in der Pausenecke nieder und aßen die restlichen Käsebrote.
"Also, was hast du heute Abend zum Anziehen?"
"Ich weiß nicht." Ein wenig ratlos ging ich meinen Koffer durch. Meine Mutter hatte ihn gepackt und demzufolge waren es schöne Kleider, aber ich hatte keine Ahnung, welches passend war.
"Ich komme mit raussuchen. Mika auf jeden Fall auch und wir werden..."
Die Tür zum Waschraum wurde aufgestoßen und Sam kam mit einem riesigen Tablett rein. Er balancierte alles zu unserem Tisch und ließ sich dann bei uns nieder.
"Ähm ja, klar... Setz dich Sam. Schön, dass du hier bist?...", meinte Flipsi irritiert.
Meine Hand mit dem Käsesandwich war auf dem Weg zum Mund in der Luft erstarrt und misstrauisch sah ich ihn an.
Als er unsere Blicke bemerkte hob er abwehrend die Hände.
"Hey, ich komme in Frieden und habe euch Mittagessen mitgebracht. Ist noch Teil meiner Entschuldigung. Ich weiß nicht, was ihr gern esst, aber mit Burger kann man bestimmt nichts falsch machen."
Zufrieden stellte er Flipsi und mir einen Teller mit einem echt lecker aussehenden Bun vor die Nase und biss von seinem eigenen herzhaft ab. Verwirrt starrten wir ihn an, wie er glücklich mampfend über seinem Burger hing.
Flipis warf einen Blick auf seinen Teller. "Hast du etwa vier Stück für dich mitgebracht?!", fragte sie ungläubig.
"Ey, keine Diskrimienierung. Hast du mich mal angeguckt? Ich brauch ein bisschen Masse. Und jetzt esst euer Mittag, sonst wird es kalt", meinte er zwischen zwei Bissen.
Er war mit der ersten Portion tatsächlich schon fast fertig und wandte sich der Zweiten zu.
"Ja, schon klar. Aber es bleibt trotzdem die Frage: Warum?" Flipsi hatte die Augen zusammen gekniffen und die Arme vor der Brust verschränkt. Uh, sie war im Stasi-Modus.
Sam seufzte ergeben und legte seinen Burger zur Seite.
"Hör zu, ich habe auch ne kleine Schwester zu Hause. Wenn ich einen Kerl dabei erwischt hätte, dass er das mit ihr macht, was ich gestern mit Lily gemacht habe, dann hätte ich ihn gehäutet und mit Steinen im Meer versenkt. Klar soweit?"
Er nahm den Burger wieder in die Hand und biss herzhaft hinein.
"Und jetzt esst endlich, sonst mache ich das nämlich."
Schulterzuckend sahen wir uns an und nahmen den geschenkten Burger und begannen zu essen.
"Der ist echt lecker. Danke", meinte ich in die Stille hinein.
"Ach, keine Ursache. Ich hab übrigens auch abgecheckt, dass Luke Skywalker mich hier unten nicht erwischt. Er hat irgendeinen Außeneinsatz. Nicht, dass ich Schiss vor seinen Schlägen hätte, aber wenn mein Burger was abbekommen würde, würde ich echt zur Sau werden."
Dabei grinste er und wandte sich Burger Nummer drei zu. Meine Güte, der hatte echt Hunger.
"Was ist das eigentlich genau zwischen euch? Wie lange seid ihr schon zusammen?" Interessiert blickte er mich an.
Leider war ich nicht schnell genug, da mein Mund noch voll war und Flipsi kam mir mit einer Antwort zuvor.
"Sie sind gar nicht zusammen", krähte sie. "Sie sind nur Freunde." Wieder machte sie die Gänsefüßchen in die Luft, ohne dabei ihren Patty loszulassen.
Sam lachte rau. Eigentlich hatte er ein angenehmes Lachen. Es war kehlig, aufrichtig und irgendwie ansteckend. Nur im Moment konnte ich echt nicht mitlachen...
"Wem willst du denn diese Scheiße verkaufen, Süße?", spottete er, während er den letzten Bissen von Nummer drei in sich hineinschob.
"Wie meinst du das?"
"Siehst du!!!!", tönte Flipsi triumphierend. "Er sieht das genauso, wie ich."
Sam schüttelte grinsend den Kopf.
"Wie ich das meine? Hast du gesehen, dass er mich gestern und heute am liebsten zu Gulasch verarbeitet hätte? Das macht kein Kerl, wenn er einfach jemanden vögeln will. Das macht man bei einem Mädchen, dass einem wichtig ist."
Er blickte mir in die Augen und für einen Moment sah ich eine Seite an ihm, die ernst und reifer war, als er sich gab und die er gut mit seiner rauen Art und den vielen Tattoo's verbarg.
"Für eine Frau, die man mit niemanden teilen will, hat man definitv Gefühle, die alles andere als freundschaftlich sind. Vertrau mir. Er hat es bloß noch nicht gerafft, der kleine Pisser."
Und damit wandte er sich seinem letzten Burger zu. Flipsi und ich hatten noch nicht mal den ersten zur Hälfte gegessen.
"Tja, aber du weißt hoffentlich jetzt", meinte Flipsi schmatzend, "dass Lily kein Interesse an dir hat."
"Und nenn ihn nicht so", verteidigte ich Luca.
Sam verdrehte die Augen.
"Süße, ich bin hier und spiele den Essenlieferanten, weil ich Buße tue. Dass gestern war ein Ausrutscher und ich kann's mir nicht erklären, vor allem weil sie nicht mal mein Typ ist."
Entschuldigend lächelte er mich an.
"Sorry, Süße."
"Schon ... okay." Jetzt war ich echt verwirrt .. und erleichtert ... und neugierig.
"Und wer genau ist dein Typ?", fragte ich.
"Nimm's mir nicht übel. Du bist wirklich hübsch. Die Sorte von hübsch, die einen echt umhaut, aber ich steh prinzipiell auf ältere Frauen. Frauen, die im Leben stehen. Die was erreicht haben und denken, sie können mich rumkommandieren. Und dann liebe ich es zu sehen, wenn sich der Spieß umdreht und sie nach meinem Schwanz betteln."
Er grinste verschlagen und Flipsi verzog das Gesicht.
"Uhhhhhh, zu viele Informationen!!! Danke, ich habe jetzt den Rest des Sommers Alpträume!"
"Dann kannst du deinen Burger ja mir überlassen. Sicher ist dir der Appetit vergangen."
"Ey, Hände weg von meinem Burger! Der war ein Geschenk. Außerdem habe ich heimlich draufgespuckt!"
"Bäh, du Ferkel, das hast du nicht gemacht."
"Doch, habe ich und jetzt bleib auf deinem Tablett."
"Warum machst du das?" unterbrach ich das Geplänkel der beiden. "Warum... mit den Frauen da oben ... ?"
Eigentlich ging es mich nichts an, aber was trieb einen Mann dazu, sich diesen reichen Ehefrauen und Gattinnen hinzugeben und sogar das Parfum ihrer Ehemänner aufzutragen?
"Sieh mich nicht so traurig an, Süße. Es geht mir weit besser, als du denkst und ich komme auch auf meine Kosten. Glaub mir. Außerdem mache ich das ja nicht ständig."
Er zwinkerte mir zu.
"Lily hat heute Abend ein Date mit Luca", plapperte Flipsi drauflos. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Das ging Sam ja nichts an.
"Oha", wieder war das verschlagene Grinsen zurückgekehrt. "Von wegen, nur Freunde. Luke Skywalker sollte endlich mal Farbe bekennen. Schließlich bist du wahrscheinlich der Grund, warum er hierher wollte. Er sollte eigentlich woanders hin versetzt werden, aber er hat Pete bedrängt, mit ihm zu tauschen. Nur deswegen ist er hier."
Sam, der nicht bemerkt hatte, welche Bombe er gerade hat platzen lassen und unsere schockierten Gesichter überhaupt nicht registrierte, zeigte auf meinen Burger.
"Isst du den noch?"
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