38. Kapitel

Mit Luca's Stimme hätte man Eis schneiden können. In seinen Augen blitzte wilde Wut und mit wenigen Schritten war er bei mir und hatte mich hinter seinen Rücken geschoben. Er schirmte mich mit seinem Körper komplett von Sam ab.

"Ich hatte dir gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten", knurrte er ungehalten.

Sam, der ebenfalls ziemlich angepisst aussah, trat bedrohlich einen Schritt auf ihn zu. Er legte den Kopf zur Seite und ließ die Gelenke in seinem Nacken knacken. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Wenn sich die beiden hier wieder ineinander verkeilen würden, würde ich sie nicht so leicht auseinander bekommen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass Luca gestern nur gewonnen hatte, weil Sam vollkommen breit gewesen war.

Ein Gefühl sagte mir, dass es hier weniger um mich ging, sondern eher darum, dass Sam im Allgemeinen ein Problem damit hatte, sich von irgendwem anmachen zu lassen... Aber ich schwitzte trotzdem Blut und Wasser hinter Luca.

"Entspann dich Kumpel", Sam's Stimme war zwanglos, doch seine Faust geballt.

Er musste verrückt sein! Das war die einzige Erklärung für sein rebellisches Verhalten. Sein ganzer Oberkörper war sicher komplett blau und ich war mir sicher, so, wie er atmete hatte auch eine Rippe was abbekommen und trotzdem ging er schon wieder in Angriffstellung.

"Ich hab' mich bei deinem Mädchen für meinen Auftritt gestern entschuldigt. Also pack dein Lichtschwert weg und komm runter, Luke."

"Ich will, dass du sie in Ruhe lässt." Luca's Stimme war gefährlich ruhig, aber sein kompletter Körper war angespannt, bereit zum Sprung.

Man sah Sam an, dass er wahrscheinlich am liebsten "Sonst was!" gesagt hätte, doch er schluckte es herunter und nickte nur einmal mit unbewegter Miene.

Er war sauer. So viel stand fest. Trotzdem ging er gemächlichen Schrittes zur Tür. Dort angekommen drehte er sich noch einmal halb zu Luca um.

"Ich versteh schon, dass du sie beschützen willst, Luke, aber sie ist mutiger, als du denkst."

"Was zur Hölle ...?!"

Bevor Luca ihm erneut an die Kehle gehen konnte, schlüpfte ich schnell unter seinem Arm hindurch und stellte mich vor ihm. Sam war indessen leise lachend im Gang verschwunden. Er war wirklich ein elender Stänkersack...

Beruhigend legte ich eine Hand auf Luca's Brust und suchte seinen Blick.

"Hey", sagte ich leise, "er hat sich wirklich nur entschuldigt. Es ist nichts passiert."

Sein Blick war umwölkt und glitt prüfend über meinen Körper, dann schloss er geqäult die Augen und zog mich in seine Arme. Mein Herz sprang fast aus meiner Brust, als ich seinen harten Körper an meinem spürte. Leise seufzend kuschelte ich mich an ihn.

"Tut mir leid", murmelte er in mein Haar. "Es bringt mich um den Verstand, wenn ich dich mit einem anderen Mann sehe."

Dieser Satz, den er so leise sagte, dass ich ihn fast nicht hörte, ließ mein gesamtes Inneres kribbeln und beben. Es bedeutet nur, dass er mich mag, versuchte ich mich selbst runter zu bringen. Doch alle Synapsen in meinem Gehirn sahen das anders und sangen laut im Chor: Hallelujaaaaaaaaa, Halleluhhhuuuuuhhuuuuuuhuuujaaaaaaaaaa.

Perfekt: So viel zum Thema Freunde.

Mika hatte Recht... Ich war so was von am Arsch.

"Worüber denkst du nach, Schneewittchen?" Luca drehte sanft meinen Kopf in seine Richtung, sodass er mich ansehen konnte.

Leicht errötend blickte ich nach unten. 

"Daran, dass du mir noch gar nicht richtig Hallo gesagt hast", murmelte ich.

Wieder hob er meinen Kopf, damit wir uns in die Augen sehen konnten. Er grinste mich schalkhaft an.

"Hast du mich etwa so sehr vermisst, Lily?"

Die Wahrheit wäre gewesen: Ja! JA!!!!! Ich habe keine Sekunde geschlafen und  die Minuten gezählt, bis dich wieder sehe.

Aber er grinste viel zu überheblich, als das ich ihm das gesagt hätte. Also zog ich nur übertrieben nachdenklich die Stirn in Falten und meinte bemüht gelassen: "Mhhh, vermisst?!... Ich hatte echt viel zu tun. Und diese Wäsche hier hat sooo viel Reiz, hat mich totaaal abgelenkt. Sie ist so ... weiß und ... sauber!  Also: ... Nein! Ich hab dich nicht ..."

Bevor ich meinen Satz beenden konnte hatte er mich mit einem dunklen Lachen hochgehoben, welches in meiner Mitte vibrierte und trug mich zum Pausentisch. Im Reflex schlang ich meine Beine um seine Hüften und meine Arme um seinen Nacken und ließ mich von seinem Kiefernduft umfangen.

"Du bist die schlechteste Lügnerin, die ich kenne, Schneewittchen", meinte er und kitzelte meine Seiten.

Ich kreischte lachend in seinen Armen und versuchte, mich zu befreien, was natürlich vollkommen hoffnungslos war. Meine Chancen lagen bei Null, bis Minusbereich.

"Oh Gott, bitte..." kicherte ich ungehalten und wand mich an seinem Körper. Dabei entstand unglaublich viel Reibung, die sowohl mir, als auch Luca nicht entgehen konnte.

"Erst, wenn du die Wahrheit gesagt hast, Liebes", meinte er mit rauer Stimme.

Einfach so ergeben war überhaupt nicht mein Ding, aber ich war kurz davor, mir vor Lachen in die Hose zu machen.

"Ist gut! Ist gut!", japste ich so atemlos und unmädchenhaft, wie nach einem Marathon.

"Ich gestehe!" 

Er ließ von mir ab, aber nur, um besitzergreifend seine Arme um meinen Po und meine Hüften zu schlingen. Abwartend sah er mich an und seine Augen funkelten ausgelassen.

Ich fuhr zärtlich mit der Hand durch seine Haare und sah ihn mit klopfenden Herzen an.

"Ich habe dich unglaublich vermisst. Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht. An deine Berührungen. An das, was du mit mir gemacht hast. Und all die Dinge, ... die du noch nicht gemacht hast." Meine Stimme ist zu einem heiseren Flüstern geworden. Atemlos sah ich zu ihm auf.

Aus seinen Augen war jeder Schalk gewichen. Hart presste er sich an mich und ich spürte seinen rasenden Herzschlag an meiner Brust. Es war, als würden wir beide in einem eigenen Universum existieren. Eines, das nur für uns erschaffen wurde. Von uns.

Ich fühlte mich so lebendig und stark.

Langsam kam er mir näher und saugte sanft an meiner Unterlippe. Seufzend beugte ich mich ihm entgegen.

"Soll ich dir zeigen, wie sehr ich dich vermisst habe, Liebste?" Seine tiefe Stimme weckte all die Sehnsüchte von letzter Nacht in mir. Seine Berührungen ließen mich erzittern,  innerlich, wie äußerlich und ich konnte nur fühlen, nur sein, in seiner Gegenwart.

Atemlos blickte ich zu ihm auf.

"Mh, ich weiß nicht, was hier so lange dauert?!"

Er lachte laut und schob mich auf dem Tisch ein Stück zurück, spreizte meine Beine ein Stück weiter. Aber ohne den Körperkontakt zu verringern.

Mit funkelnden Augen blickte er auf mich herab und in seiner Wange zeigte sich sein wunderschönes Grübchen.

"Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mich lieber nicht provozieren, Lily?"

"Kann mich nicht erinnern", antwortete ich mit einem sanften Lächeln, das nur ihm gehörte.

In seinen Augen erkannte ich das gleiche Feuer, dass auch in mir brannte. Und ohne noch eine Sekunde zu zögern, beugte sich zu mir herab, um mich endlich!! zu küssen.

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