37. Kapitel

Also, wenn man mal Bilanz zog, war das hier alles gar nicht so schlecht...

Ich hatte meinen Arbeitsvertrag von Filch abgeholt. Mein Geld wurde mir Bar ausgezahlt und ich war seit zwei Stunden dabei, die Wäsche ohne Zwischefälle zu waschen.

... Die Nacht gestern kam wir wie ein Traum vor und wenn ich nicht Luca's Nummer und die zwei Nachrichten von gestern hätte, würde ich gar nicht glauben, dass sie stattgefunden hat.

Aber sie hatte stattgefunden.

Und seitdem hatte er sich nicht mehr gemeldet. Vielleicht war das ja doch alles ein Spiel für ihn?

Ich zermaterte mir den Kopf und das fühlte sich unglaublich ... blöd an. Er wollte keine Gefühle zulassen und ich ertrank praktisch in meinen... Toll. Wirklich toll, dachte ich genervt.

Aber ich konnte ihn doch auch nicht anschreiben oder?! Das wäre komisch... Oder?

Als ich die nächste Maschine fester zuschmiss, als nötig und eingestellt hatte, räusperte sich hinter mir jemand.

Erschreckt fuhr ich herum und hätte beinahe einen kleinen Schrei ausgestoßen.

In der Tür stand Sam Wilson ... Kurz dachte ich, es sei Luca...

Meine Augen suchten den Raum schnell nach etwas ab, was ich nach Sam werfen konnte. Vielleicht konnte ich ihm eine handvoll Waschpulver in die Augen schmieren, wenn er mir zu nahe kam?! Unauffällig ging ich zu dem Behälter.

Er schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein, denn er durchschaute meine Aktion sofort.

Entschuldigend hob er die Arme und blieb an die Tür gelehnt stehen. Er füllte den kompletten Rahmen aus...

"Hey, ich wollte dich nicht erschrecken, Süße. Ich ...", er rieb sich den Stiernacken, "... ehrlich gesagt, wollte ich mich für gestern entschuldigen. Das war echt ein Scheißtag für mich und ich hatte schon vor der Party ein paar Schnaps und Joints zu viel."

Reeuig blickte er zu mir. Das hier war ihm definitv genauso unangenehm wie mir. Sein Auge war blau und er hatte eine ziemlich Schramme an der Wange.

"Echt, so einen Scheiß mache ich nie. Echt nie. Ich bin nicht so einer. Ich war einfach zugedröhnt und .. also das ist keine Entschuldigung, aber ... tja ... ich schätze... ich wollte einfach nur Entschuldigung sagen."

Sein ganzer Körper war angespannt. Er steckte seine geballten Fäuste in die Hosentasche und wartete auf meine Antwort.

"Ach und ... Flipsi hat mir heute früh den Kopf gewaschen und gesagt, du hast noch Matt zu mir geschickt. Er hat mich dann in mein Zimmer gehieft .. Also, sollte ich dann doppelt danke sagen. ... Weil du mich nicht hast liegen lassen."

Er sah zur Zimmerdecke und stieß laut seinen Atem aus.

"Ohne Scheiß, ich fühle mich dadurch noch schlechter. Und ich werde jetzt auch wieder verschwinden, aber .. ich wollte das noch loswerden."

Er nickte mir noch einmal zu, sein Mund war zu einer harten Linie gepresst, dann wandte er sich langsam der Tür zu. So langsam, dass man meinen könnte, er hoffte noch auf eine Reaktion von mir.

Ich trat auf ihn zu. Da war tatsächlich noch etwas. "Warte, Sam."

Er stoppte sofort in der Bewegung und drehte sich zu mir um.

"Ja, mam?"

"Ich akzeptiere deine Entschuldigung. Unter einer Bedingung."

Er musterte mich kurz, dann nicke er. Ein kleines Lächeln umspielte seinen Mund.

"Ich kann mir schon vorstellen, was es ist."

"Tatsächlich?" Kühl schaute ich ihn an.

"Ja, ich soll mich bei Olivia Jones entschuldigen."

"Nenn ihn nicht so. Sein Name ist Mika", fauchte ich wütend. Doch ich hatte Recht: Er war definitv nicht dumm.

"Du warst super eklig zu ihm und er denkt, du bist der größte Schwulenhasser, den es gibt. Das hat ihn verletzt. Ich will, dass du das gerade biegst."

"Was?" Ungläubig sah er mich an. "Ah, Moment. Ich hatte gestern echt einen mega beschissenen Tag und hab den an meiner Umwelt rausgelassen. Ich weiß. Aber: ich bin kein Schwulenhasser", sagte er mit Nachdruck.

Er schnaubte leise. "Ich bewunder diesen kleinen Scheißer sogar. Er ist zu allen nett da oben und küsst ihre reichen Ärsche, obwohl sie ihn wie den letzten Dreck behandeln. Keine Ahnung, wie er das schafft. Und es nervt mich. Würde sie nicht umbringen, wenn er ihnen mal in ihr VOSS Wasser spuckt."

Er wirkte wütend und mega angepisst. Er war eher der Typ Mann, mit einer sehr, seeeehr, seeeeeehr harten Schale... Sein stahlharter Körper war nicht im Fitti geformt worden und so, wie er gestern gekämpft hatte, war er solchen Straßenkämpfen erfahren. Außerdem trug er immer langärmelige Shirt's, obwohl es heute wirklich warm war. Gestern, als ihm sein Shirt nach oben gerutscht war, habe ich gesehen, dass sein kompletter Bauch und seine Arme tattowiert waren.

Also wo auch immer er groß geworden war, ... ich konnte mir vorstellen, dass es keine tolle Gegend gewesen ist.

"Entschuldige dich bei ihm und wir sind quitt", meinte ich und stopfte die nächste Waschmaschine voll. Es war ein besonders böses Modell, bei dem das Bulllauge immer klemmte. So auch jetzt. Mit aller Kraft drückte ich dagegen, aber es lachte mich nur aus. Blödes Teil...

Da erschien ein Arm hinter mit, der es mit leichtem Druck in seine Form drückte und schloss.

Schnell schoss ich zu ihm herum.

Ich hatte keine Angst vor ihm. Die hatte ich schon gestern nicht gehabt. Irgendwie wusste ich, dass er nicht böse war. Heute roch er auch ganz anders. Er hatte eine Note von Tabak und Minze ... Er roch gut ...

"Du hast ein anderes Parfum als gestern", meinte ich. Das war mir einfach so rausgerutscht. Er schien ungerührt. Zumindest äußerlich.

Er holte eine Zigarette aus einer Schachtel in seiner Arschtasche und spielte damit.

"Das gehört dem Ehemann einer ziemlich reichen Frau da oben. Manche haben komische Vorlieben. Sie steht drauf, wenn ich es auflege." Seine Augen blickten hart, als er das sagte.

Dann sah er mich an und  der Ausdruck seiner Augen wurde weicher.

"Du hast keine Angst vor mir. Du weichst keinen Schritt zurück, obwohl ich echt ein mieses Dreckschwein war. ... Du bist echt tough, oder?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ist so ein Bauchgefühl. Es ist nett, dass du dich entschuldigst."

Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu und suchte seinen Blick.

"... Aber falls du mich oder anderes Mädchen nochmal so bedrängst, zeige ich dich an. Verstanden?"

Er zuckte bei meinen Worten leicht zusammen und sah beschämt nach unten.

"Ja, mam. Wird nicht wieder vorkommen."

"Okay, dann musst du dann bloß noch mit Mika sprechen." Ich drehte mich wieder um, um meine Arbeit zu beenden. Flipsi war oben, um uns Frühstück zu holen und müsste gleich zurück sein. Bis dahin wollte ich hier fertig sein.

"Soll ich dir ... noch irgendwas helfen?" Ratlos sah er sich zwischen den Wäschbergen um.

Ich lächelte leicht. Ich hatte die Aktion gestern bestimmt nicht vergessen, aber irgendwie wirkte das hier doch ein bisschen drollig. 

"Du musst jetzt keine Abbitte tun. Ich sehe, dass du beim Atmen ziemliche Schmerzen hast. Luca hat ordentlich ausgeteilt. Das ist, denke ich, Strafe genug."

"Mh", er schien noch etwas sagen zu wollen, aber er wurde von einer wütenden Stimme hinter uns unterbrochen.

"WHAT THE FUCK, hast DU hier zu suchen?"

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