22. Kapitel
Okay, das hier war schrecklich!
Und damit meinte ich schrecklich, in allen möglichen Farben und Facetten!
Flipsi war nach oben gerufen worden und obwohl sie mir alles haarklein erklärt hatte, wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf stand.
Verzweifelt stand ich vor einer der weißen Monster und starrte auf die vielen Knöpfe. Mit der Anleitung in der Hand!
"Das bedeutet Kochwäsche. Und das hier ist nur das Schleuder-Programm", murmelte ich leise.
Warum sollte man das nur Schleudern? Wird da der Dreck weg geschleudert oder was? Ist das ohne Wasser? Und Kochwäsche heißt so, weil... es da drin gekocht wird? Wie ein Frühstücksei sozusagen. Okay. Aber was ist dann eine "weiße Maschine". Die waren hier alle weiß.... Weiß und mit einem blöden Bullauge in der Mitte, dass mich hämisch angrinste.
"Ich bekomme das hin", sprach ich mir selbst Mut zu.
"Das ist nur eine blöde Waschmaschine und nicht der Marsrover der NASA."
Was konnte schon passieren, wenn ich aus Versehen den falschen Knopf drückte?! Eigentlich nichts oder? Hier würde schon nichts in die Luft fliegen.
Todesmutig drückte ich auf einen Kreis, der in der Mitte nochmal einen Kreis hatte. Das stand für chemische Reinigung. Da ich Bettwäsche in die Maschine geladen hatte, die mit Rotwein und Kotze (ja echt, voll #igitt) beschmuddelt war, schien mir das die beste Wahl.
Wie sollte man das sonst anders sauber bekommen? Chemisch hieß doch sicher super hygienisch oder? Hoffte ich jedenfalls.
Die Maschine setzte sich langsam in Gang und die Waschtrommel begann sich leise summend zu drehen.
Zufrieden blickte ich auf mein Werk.
"Ha, wenn du das sehen könntest, Luca", meinte ich triumphierend. Von wegen ich würde mich mitwaschen. Am liebsten hätte ich ein Selfie geschossen.
#mein erstes mal wäsche waschen <3 <3
So glücklich fühlte ich mich.
... Dieses Gefühl hielt ungefähr acht Sekunden an. Dann gab es einen großen Knall.
Erschrocken schrie ich auf und starrte auf die Waschmaschine. Dunkelgrauer Qualm kam aus ihrem Heck und es roch total angekokelt. Zudem blinkten mehrere rote Lämpchen und die Wäsche schien sich um das Hundertfache schneller zu drehen. Ich war keine Expertin, aber das war sicher nicht in Ordnung.
Panisch stürzte ich zu der Teufelsmaschine und blätterte hektisch durch die Anleitung. Aber im Englischen Teil stand nichts! Ich hatte alles richtig gemacht! Keine Ahnung, warum dieses Ding kurz vor der Kernschmelze stand.
Aufgelöst drückte ich den "STOP" Knopf. Nichts geschah. Was? Ich drückte ihn noch einmal und dann in blinder Verzweiflung alle anderen Knöpfe, woraufhin das Mistding auch noch ein klagendes Piepen ausstieß. Sie vibrierte mittlerweile so stark und laut, dass ich dachte, sie würde jeden Moment explodieren.
"Was willst du denn, du Monster", schrie ich wütend und schlug gegen das Bullauge. Das knackte bedrohlich. Ach du schande... Platzte das etwa jetzt?
Vor lauter Panik ging ich um die Maschine herum und suchte hektisch nach dem Stecker.
Wo war hier der Stecker? Ohne nachzudenken und vollkommen verschwitzt rutschte ich auf Knien auf dem Betonboden herum, um das richtige Kabel für dieses Ungetüm zu finden.
Erleichtert, als ich es gefunden hatte, zog ich daran und dachte, jetzt ist es geschafft!
Aber ich hatte das falsche Kabel erwischt. In dem Moment, als ich den Stecker aus der Buchse entfernte, ging nicht meine Höllenmaschine aus, sondern eine weiter rechts. In vollem Waschgang öffnete sie automatisch ihre Bullaugentür.
Die Wäsche, samt Seifenwasser, die sich gerade noch in einer Kreisbewegung von circa 120 km/h gedreht hatte, wurde nach draußen geschleudert und veranstaltete eine Riesensauerei.
"Ahhhhhh", schrie ich panisch und rannte zu der Wäsche, die aus der Waschtrommel in den Raum geschleudert wurde. Ein Teil traf mich am Kopf und blieb an meinem Dutt hängen.
Egal!
Schnell klaubte ich die nassen Wäschestücke vom Boden auf und versuchte sie wieder in die Waschmaschine zu stopfen. Doch das elende Seifenwasser machte mir einen Strich durch die Rechnung. Es hatte den Boden so rutschig gemacht, dass ich mit der Wäsche im Arm einen oscarreifen Abgang hinlegte. Mit den Füßen voran und einem Schrei, der Tarzan (und nicht Jane) im Dschungel Konkurrenz gemacht hätte, lederte es mich auf mein Hinterteil. Hart schlug ich auf dem Boden auf. Die nasse Wäsche über mir.
Vollkommen am Ende kroch ich heulend auf die Waschmaschine zu. Die Wäsche unter dem einen Arm geklemmt, den anderen musste ich dazu benutzen, mich voranzutasten. Ich hatte irgendwann zwischen dem "Ich rette die Wäsche" und "Ich liege wie eine Neunzigjährige auf dem Boden" meine Brille verloren. Außerdem war mir Seifenwasser in die Augen gekommen, dass so brannte, dass ich sie kaum noch öffnen konnte.
"Verdammt", heulte ich mit tränenden Augen. "Was zu Geier macht ihr in das Waschmittel. Pfefferspray oder was??? Was seid ihr für kranke Fanatiker?"
Tastend erreichte ich die Waschmaschine und zog mich an hier hoch, stopfte die Wäsche hinein und schlug die Tür wieder zu. Die Höllenmaschine neben mir lief immer noch auf Hochtouren und piepte nun ununterbrochen. Außerdem war der Qualm jetzt schwarz...
Aber eins nach dem anderen.
Ich musste erst die tote Maschine wieder in Gang bekommen. Auf allen vieren krabbelte ich halb blind zu dem Stecker, den ich vorhin gezogen hatte. Wenn ich den nur wieder reinsteckte und den anderen rausmachte, würde alles gut werden...
Mit nassen Fingern klaubte ich nach dem Stecker und steckte ihn in die Dose.
Ich hatte gehofft, dass dann alles gut werden würde.
Ich lag ja so was von falsch. Ich hatte ja so was von keine Ahnung von dieser ganzen Sch**** hier...
In dem Moment, als der (wahrscheinlich nasse) Stecker Kontakt zum Strom bekam, gab es einen riesigen Hiep und ein lautes Rumps. Drei Funken flogen und in der nächsten Sekunde ging im gesamten Waschraum das Licht aus und die Maschinen verstummten.
... Ich verstand nicht viel von Technik. Doch so viel wusste ich:
Ich hatte gerade einen fetten Kurzschluss verursacht.
Ich hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde und Luca's besorgte Stimme ertönte: "Lily", rief er laut.
"Lily, bist du hier?"
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