20. Kapitel
Da stand er!
Einfach so!
Vor mir!
In seiner Arbeitskleidung und er war noch viel attraktiver, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Mein Herz hüpfte vor Freude wild hin und her, ohne dass ich dagegen etwas hätte tun können.
Er dagegen wirkte gar nicht so begeistert, mich zu sehen und sein Blick war umwölkt, als er mich musterte.
"Lily, was machst du hier unten? Gibt es eine Beschwerde?", fuhr er mich an und mir wurde siedend heiß bewusst, dass er mich als Tochter aus gutem Hause kannte und nicht als Hilfskraft.
Ob er mich jetzt verraten würde?
Erstarrt sah ich ihn an. Ungeduldig kam er näher, bis er knapp vor mir stand und seine Gestalt vor mir aufragte, wie die eines Wikingers.
"Was machst du hier?", seine Stimme war leise, aber dominant. Lügen war definitiv keine Option. Er würde es wissen.
"Ich..." ... war viel zu eingeschüchtert, um auf die Schnelle etwas Schlagfertiges von mir zu geben.
Zum Glück kam Flipsi mir zu Hilfe.
"Ach, du kennst sie, Luca?", fragte sie erfreut. "Wie schön! Das wird ja ein toller Sommer. Sie wurde mir gerade zugeteilt. Sie ist meine Hilfskraft und will sogar bleiben. Ist das zu fassen? Und danke für's Reparieren. Jetzt kann ich ohne Lebensgefahr die Bettlaken waschen, haha."
Summend räumte sie einen der Wagen zur Seite, sodass sie kurz aus unserem Blickfeld verschwand.
Luca zog mich am Arm hinter eine der Maschinen und sah mich durchringend an.
"Sag mir die Wahrheit. Was zum Teufel machst du hier? Du bist die Hilfskraft? Was soll der Scheiß?", aufgebracht sah er mich an.
Himmel, wieso war er schon wieder so wütend?
"Ich bin durch Zufall hier unten gelandet. Ich soll Timothy zurück gewinnen. Aber ... ich will das nicht", trotzig sah ich auf den Boden. Ich spürte seine Finger sanft an meinem Kinn. Er zog es nach oben, sodass ich ihn wieder ansehen musste.
"Sieh mir in die Augen, wenn ich mit dir rede, Lily", meinte er rau. Durch seine Berührung aus dem Konzept gebracht, verlor ich kurz den Faden. Worüber hatten wir gesprochen?
Ach ja. Meinen Job als Hilfskraft. Die ich nicht war.
"Ich kann das hier schaffen. Niemand wird mich da oben suchen und vermissen", versuchte ich ihn auf meine Seite zu ziehen.
"Ich werde mir richtig viel Mühe geben und hart arbeiten. Ich will hier bleiben. Bitte, verrate mich nicht. Ich ... ich kann dir nichts anbieten... Höchstens mein Gehalt als Schweigegeld. Aber mehr habe ich nicht. Ich ..." Was könnte ich ihm noch geben? Fieberhaft überlegte ich, bis ich von seinem Schnauben unterbrochen wurde.
Wütend betrachtete er mich. "Ich will nichts von dir, Schneewittchen. Aber das hier ist nicht ohne. Du kannst doch mit den Maschinen gar nicht umgehen. Flipsi hätte bei dem Kurzschluss letzte Woche ernsthaft verletzt werden können. Das ist ... es ist gefährlich für dich." Wieder schnaubte er und sah zur Seite.
Machte ... er sich etwa Sorgen um mich? Bei dem Gedanken schmolz mein Innerstes dahin.
Schnell drehte er sein Gesicht wieder mir zu, als ob er meine Gedanken gehört hätte. Seine dunklen Augen schossen Blitze in meine Richtung.
"Ach, mach was du willst. Aber glaub nicht, dass ich dir wieder aus der Patsche helfe."
Okay, er machte sich wahrscheinlich doch keine Sorgen. Mein Herz wurde schwer und das Geschmolzene fror wieder zu.
"Wieso bist du immer so gemein? Es tut mir leid, dass du hierher versetzt wurdest! Wirklich! Aber ich habe versucht, dich zu beschützen!", erwiderte ich hitzig und piekte ihm mit meinem Zeigefinger in die Brust. Die war unfassbar hart ... und muskulös.
"Ich ... Ja, aber du ... du musstest ja gleich einen Kamikaze Angriff starten. Danach hätte dich nicht mal die Queen retten können."
So... jetzt hatte ich es ihm aber gegeben.
Herausfordernd sah ich ihn an und die Situation hatte so viel Ähnlichkeit mit der, in der Besenkammer.
Wir waren wütend .
Und aufgebracht.
Und er war immer noch viel zu weit von mir entfernt.
Er hätte sich von mir abwenden können. Einen Schritt zurück treten.
Doch das tat er nicht.
Stück für Stück näherten sich unsere Gesichter. Er beugte sich ein Stück zu mir herunter, ich stellte mich auf Zehenspitzen und kam ihm entgegen und stützte mich dabei an seiner starken Brust ab. Ich spürte, wie sich seine Muskeln unter meinen Fingern anspannten und wie sich seine Hände um meine Taille legten um mich fest an ihn zu ziehen.
Jaaaaa! Jajajajaj!! schrie mein Herz.
Seine Augen waren dunkel auf meine Lippen gerichtet. Er mir so nah war, dass sich unser Atem mischte und ich in seinem Kiefernduft ertrank.
"Du machst schon wieder nur Ärger, Lily", flüsterte er heiser an meinen Lippen. Sein Atem roch nach Pfefferminz und angenehm rauchig.
Ich war flüssiges Wachs in seinen Händen und konnte an nichts anderes denken, als daran, dass ich den Verstand verlieren würde, wenn er mich nicht sofort küsste.
"Lily", ertönte da eine laute Stimme in meinem Kokon aus Glückseeligkeit.
"Lily, Luca, wo seid ihr denn?", rief Flispi nach uns.
Ohne, dass ich etwas dagegen hätte tun können, löste sich Luca von mir und trat schnell zurück.
"Ach, hier seid ihr. Lily, wie siehst du denn aus? Du bist ganz rot. Ist alles okay?", fragte Felicitas besorgt.
Mehr als ein "Hmmrg" brachte ich nicht raus.
Aufgewühlt blickte ich zu Luca, der sich wieder vollkommen im Griff hatte und sich nichts anmerken ließ.
WAS war nur mit ihm?!!!
Er würde mich noch umbringen mit diesem Mist!
"Ihr geht es gut. Ich denke, du kannst ihr alles zeigen", meinte er an Flipsi gewandt. Mich ignorierte er wieder. War ja klar.
Es bedeutete zwar, dass er mich nicht verraten würde, aber trotzdem brannten meine Lippen von dem Kuss, den ich nicht bekommen hatte. Von meinem geschundenen Herz wollte ich gar nicht erst sprechen.
Als er sich in Richtung Tür wandte, um zu gehen, streckte ich ihm, wie ein kleines Kind, die Zunge raus.
Genau in diesem Moment musste er sich natürlich noch einmal umdrehen.
Schalkhaft lachten seine Augen mich aus und er fragte scheinheilig: "Alles in Ordnung, Lily?"
Tss, hier war so was von gar nichts in Ordnung. So ein arroganter Idiot...
"Ja, alles super. Ich wollte mich nur nochmal bei dir bedanken", gab ich schmallippig zurück.
Nun lachte er tatsächlich ein tiefes, kehliges Lachen, dass ich so liebte und das ich in meinen Träumen seit jenem Abend immer wieder gehört hatte...
"Flipsi, pass auf sie auf. Sie hat so gar keine Ahnung von dem Ganzen hier. Nicht, dass sie aus Versehen mit gewaschen wird." Und damit war er aus dem Raum verschwunden.
"Ich werde das hier ganz toll machen und die Wäsche wird so ... gereinigt sein, wie nie zuvor!", schrie ich ihm wütend hinterher.
Als Antwort erhielt ich nur ein weiteres tiefes Lachen und ein amüsiertes:
"Herausforderung akzeptiert!"
Dann war er im Gewühl der Gänge verschwunden.
Mein Kopf war so was von sauer auf ihn. Er war so arrogant und so ... unausstehlich.
Doch mein Herz tanzte einen Freudentanz, dass er mit mir hier war.
Die ganzen Semesterferien.
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