12. Kapitel

Als er vor mir stand, konnte ich seine Wärme und seinen unfassbaren Kiefernduft wahrnehmen.

Schwer atmend schaute ich ihm in die dunklen Augen.

"Ich weiß noch nicht mal deinen Namen." Meine Stimme war nur noch ein raues Flüstern.

Langsam hob er seinen Arm und löste sanft meine verkrampfte Hand von der Tür und schloss sie hinter uns. Danach schob er mich ein Stück weiter, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Seine großen Hände stützte er auf Kopfhöhe neben mir ab und beugte sich zu mir herunter. Auch er atmete schwer.

"Luca", antwortete er mit belegter Stimme. "Freut mich, dich kennen zu lernen, Lily."

Was er immer mit Lily hatte erschloss sich mir null, aber ich war auch nicht in der Lage, danach zu fragen.

Ich konnte an nichts anderes denken, als ihn. Wie nah er mir war. Wie sehr mich seine Nähe ausfüllte und mir das Gefühl gab, richtig zu sein. Er hatte mich eingekesselt zwischen der Wand, seinen Armen und seinem starken Körper. Ich konnte nirgednwohin.

Und es hatte mich in meinem Leben noch nichts mehr erregt, als das.

Noch nie, hatte ich mich so lebendig gefühlt.

Langsam senkte er den Kopf. "Hör zu Lily", erklang seine Stimme rau an meinem Ohr und sein heißer Atem verbrannte meinen Nacken. Wie zufällig streiften seine Lippen mein Ohrläppchen. Ich erschauderte und wollte mehr! Das hier war nicht genug.

Wie aus Reflex legte ich meinen Kopf zur Seite und bot ihm die Verletzlichkeit meines Halses dar. Nichts brauchte ich in dem Moment dringender, als ihn zu spüren.

"Ich gehöre nicht zu den Guten." Luca's kratzige, tiefe Stimme vibrierte im Inneren meines Seins.

Als ich bemerkte, dass er sich tiefer hinab beugte und seine Lippen wie Schmetterlingsflügel an meinem Nacken und der empfindlichen Stelle am Haaransatz entlangfuhren, entschlüpfte mir ein leichtes Stöhnen und mein Körper bog sich ihm entgegen.

"Doch, das tust du ... Luca", widersprach ich ihm heiser und sah ihm mit brennenden Blick an.

Er schluckte schwer und erwiderte mit rau: "Wie kommt es, dass du mir den ganzen Abend nur Widerworte gibst. Ich dachte, du bist gut erzogen?"

Seine Hände verließen den Platz neben meinem Gesicht, aber nur, um sich um meine Taille zu legen und mich fest an sich zu pressen. Dass ich dabei seine Erregung deutlich spüren konnte, ließ mich fast den Verstand verlieren.

"Sag mir", presste er kehlig hervor, "woher willst du das wissen?" Diese Antwort schien wichtig zu sein und mutig geworden durch seine Berührungen, streichelte ich ihm sanft über die Narbe am Kinn und antwortete leise: "Du hast mir das Cutter-Messer nicht wiedergegeben. Du bist nicht gegangen." Kurz stockte ich. Doch ich wollte ihn nicht belügen. Dazu gab es keinen Grund. "Mein zukünftiger Verlobter hätte es mir vor die Füße geworfen und wäre schon längst verschwunden. Du bist nicht das Arschloch, was du manchmal raushängen lässt. Aber ich verrat es keinem. Versprochen."

Bei dem Wort Verlobter, zuckte ein Muskel an seiner Wange. Was zugegeben unfassbar heiß aussah. Und männlich. Und wild. Zu gern hätte ich ihn glatt gestrichen.

"Bedeutet er dir etwas?", seine Stimme vibrierte vor unterdrückter Wut. "Dein Verlobter?"

Seine offensichtlicher Zorn entfachte das Feuer in mir noch mehr. Es hatte etwas Dunkles und Gefährliches, was mich anstachelte. Noch etwas, dass ich von mir nicht kannte.

"Nein" gab ich zurück, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. "Nur wegen ihm quäle ich mich wieder dort hinaus. Weil nach heute Abend vielleicht alles vorbei ist. Wenn er mich stehen lässt, bin ich frei. Denn wer würde jemanden wie mich noch nehmen?" Meine Stimme zitterte leicht, als ich das sagte.

Keiner von uns hatte sich auch nur einen Millimeter bewegt. Ich hing immer noch an ihm, wie eine Klette und er hatte seine Arme schützend um meine Taille gelegt.

Langsam glitten seine Hände von meiner Seite zur weichen Haut meines Bauches. Als sie sanft darüber strichen und zarte Kreise um meinen Bauchnabel zeichneten atmete ich scharf ein. Als sie höher wandern wollten, spürte ich, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und der Muskel an seinem Kiefer erneut zuckte.

"Sag so was nicht Lily. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass du eine Kämpferin bist", knurrte er.

"Tatsächlich? Ich dachte, ich hätte vorhin das Wort verrückt gehört", wisperte ich erfreut über seine Worte und spürte, wie ich errötete.

"Das auch. Beides auf Platz 1."

Danach atmete er tief aus und langsam glitten seine Finger hinunter zum Reißverschluss des Overalls.

Langsam, fast sinnlich zog er ihn nach oben und verfolgte seine Bahn aufmerksam mit den Augen. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, doch das Anziehen war in dem Fall unglaublich heiß und intim. 

 Als er den Anzug bis oben geschlossen hatte, suchten seine Augen meine.

"Hat er", begann er und der Muskel in seiner Wange zuckte erneut. Ich fand es zum dahin Schmelzen. Der hingerissene Teil in mir wollte glauben, dass er eifersüchtig war. Der rationale Teil dagegen hielt ihn klein, indem er es auf Magnesiummangel und Stress schob.

"Hat er dich schon mal so gesehen?", presste er hinaus. Mit so meinte er vermutlich in BH und Slip.

Als ob ihm die Frage unangenehm wäre, trat er schnell einen Schritt zurück und löste sich von mir. Schaffte eine räumliche Distanz zwischen uns.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihn gehen zu lassen. Obwohl es mich fast umbrachte. Das hier fühlte sich nicht gut an. Es sollte wieder so wie voher sein!

Als ob mein Gehirn jetzt erst wieder seine Funktionen aufnimmt, fragte ich mich, was gerade hier passiert ist. Hatte ich mich ihm echt an den Hals geworfen und mit ihm rumgekuschelt?! Oh Gott ... Das war ihm jetzt bestimmt zu viel geworden.

Nervös nestelte ich an dem Verschluss des Overalls. "Ähm, nein. Auf keinen Fall" vehement schüttelte ich den Kopf. "Schon der Gedanke ist..." erschaudernd schüttelte ich mich leicht.

Er nickte und wirkte zufrieden mit dieser Antwort, aber das konnte ich mir auch eingebildet haben. Ich hatte schließlich nur noch 50 % Sehkraft...

"Hör mal, Lily...", begann er und trat wieder auf mich zu und mein Herz sprang fast aus meiner Brust: WAS?????  SAG MIR ALLES!!!! schrie es förmlich.

Doch er wurde jäh unterbrochen als Mister Hemken freudestrahlend die Tür aufriss und mir fast ein zweites blaues Auge verpasst hätte.

"Ich habe die Kühlakkus, mein Mädchen", tönte er glücklich und stürmte in den Raum.

Nur weil Luca mich schnell an an seine durchtrainierte Brust zog, entging ich dem Schicksal der totalen Blindheit.

Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar und murmelte verärgert in mein Ohr: "Ich kann nicht immer da sein, Lily. Du musst besser aufpassen auf dich aufpassen, verdammt."

Als ob ich das absichtlich machen würde, dachte ich empört! Doch bevor ich ihm das sagen konnte, waren seine schützenden Arme bereits verschwunden.

Das alles hatte nur eine Sekunde gedauert und bevor Mister Hemken überhaupt etwas mitbekommen hatte, hatte sich Luca in seiner coolen "Ich-bin-so-was-von-der-eiskalte-Elektriker" Pose an die Wand gelehnt.

Nur ich blieb erneut zurück. Mit seinem Kiefernduft in der Nase und dem Nachhall seiner Berühung auf der Haut.

Himmel. Das musste endlich aufhören!! Denn wenn nicht:


... war ich verloren.

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