Zekes Spielchen

Pov Liv

Ich blieb vorsichtig, während ich auf die Düne zusteuerte. Mit jedem Schritt, den ich näher an die Düne herankam, fragte ich mich, was Zeke wirklich im Schilde führte. Ein Picknick? Hier im Traumland, wo er alles kontrollierte? Es war schwer zu glauben, dass es einfach nur eine harmlose Unterhaltung werden sollte.

Ich spürte seine Gegenwart dicht hinter mir, und das allein ließ mich nervös werden. Zeke war unberechenbar, das hatte ich mittlerweile begriffen. Seine leichten, fließenden Bewegungen und der ständige Hauch von Spott in seiner Stimme verbargen etwas Tieferes, Dunkleres. Etwas, das ich unbedingt verstehen wollte, aber gleichzeitig fürchtete.

Als wir die Decke erreichte, setzte ich mich langsam hin und strich mit einer Hand über den Stoff, der sich überraschend weich und warm anfühlte. Ich sah zu Zeke, der sich mit einer mühelosen Eleganz auf der anderen Seite der Decke niederließ. Er musterte mich mit seinem üblichen, undurchdringlichen Lächeln.

>Was ist das hier wirklich, Zeke?< fragte ich, direkt und ohne Umschweife. >Ein Picknick mitten im Traumland? Oder doch nur ein weiterer Trick von dir?<

Er lehnte sich zurück und zog den Picknickkorb heran, als ob das eine normale, alltägliche Unterhaltung wäre. >Du bist so misstrauisch, Liv. Manchmal ist ein Picknick einfach nur ein Picknick.<

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch. >Nicht mit dir.<

Zeke grinste, aber etwas Dunkles blitzte kurz in seinen Augen auf, bevor es wieder verschwand. >Du bist hier, weil du Antworten suchst, richtig?< Er öffnete den Picknickkorb und zog eine kleine Flasche heraus, die mit funkelndem, goldenem Sand gefüllt war. >Vielleicht findest du sie schneller, wenn du mir vertraust<

>Vertrauen?< ich lachte trocken. >Das ist nicht gerade das, was du dir verdient hast.<

>Vielleicht nicht< gab Zeke zu, während er die Flasche zwischen seinen Fingern drehte. >Aber du bist hier. Und das heißt, du glaubst, dass ich dir zumindest ein paar dieser Antworten geben kann.<

Ich schwieg einen Moment und starrte auf die Flasche in seiner Hand. Ich wusste, dass er recht hatte. Er war der Schlüssel zu vielen der Rätsel, die ich zu lösen versuchte, und dennoch war es schwer, sich auf diese unsichtbare Balance zwischen Wahrheit und Manipulation einzulassen.

Ich sah zu, wie der funkelnde goldene Sand durch die Luft strömte und im Glas plötzlich zu tiefrotem Wein wurde. Die Verwandlung war so nahtlos, als hätte Zeke es sich einfach gewünscht, und es wäre passiert. Natürlich, dachte ich, das war es, was er immer tat. Das Unmögliche mühelos geschehen lassen. Doch hinter all dieser Magie lag eine Absicht, die ich noch nicht durchschaut hatte. Und das machte ihn so gefährlich.

Ich beschloss, meine Zweifel zu unterdrücken, zumindest vorerst und ihm das Spiel zu lassen. Ich musste sehen, wie weit er gehen würde, wenn ich mich auf ihn einließ. Vielleicht konnte ich ihn so in eine Richtung lenken, die mir mehr Antworten lieferte.

>Also kein Sand, sondern Wein?< fragte ich und nahm das Glas, das er mir reichte. >Wie beruhigend.<

Zeke lehnte sich leicht zurück und nahm einen Schluck aus seinem Glas. >Ich bin nicht herzlos, Liv. Außerdem wäre Sand doch schwer verdaulich.<

Ich setzte das Glas an die Lippen, hielt jedoch kurz inne, den Blick auf Zeke gerichtet. >Und was ist das hier? Ein Friedensangebot?<

>Ein Moment der Entspannung< korrigierte er mit einem sanften Lächeln. >Du hast es verdient. Nach allem, was du durchgemacht hast, wird dir ein kleiner Augenblick der Ruhe guttun. Du weißt, dass ich recht habe.<

Ich konnte nicht anders, als über seine Worte nachzudenken. Ja, ich war müde, erschöpft sogar, von den endlosen Rätseln, den Gefahren, den unausweichlichen Intrigen. Aber ein Teil von mir wusste, dass Ruhe bei Zeke nie ohne einen Preis kam. Ich nahm dennoch einen kleinen Schluck vom Wein, spürte die sanfte Wärme, die sich in mir ausbreitete.

>Schmeckt gut< sagte ich leichthin und stellte das Glas auf die Decke. >Aber weißt du, Zeke, ich habe nicht wirklich Zeit für Entspannung. Du hältst mich hin.<

Sein Lächeln blieb, aber seine Augen verengten sich leicht. >Ich halte dich nicht hin, Liv. Ich versuche nur, dir zu helfen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.<

Ich beobachtete, wie Zeke einen weiteren Schluck aus seinem Glas nahm, das rote Flüssigkeit wie Rubin in seinen Händen glänzte. Er schwenkte es leicht und betrachtete den Wein, als wäre es das wertvollste Gut der Welt. >Was für ein ausgezeichneter Jahrgang< murmelte er und ein beinahe genussvolles Lächeln zog über seine Lippen.

Ich runzelte die Stirn. >Wie kannst du das beurteilen?< fragte ich misstrauisch. >Du kannst doch nichts schmecken.<

Doch Zeke zuckte nur lächelnd mit den Schultern.

Ich spürte, wie die Frustration in mir aufstieg. Doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Er wollte, dass ich nachgab, dass ich ihm vertraut – zumindest ein Stück weit. Vielleicht war das der einzige Weg, um weiterzukommen.

>In Ordnung< sagte ich schließlich. >Aber ich bin nicht hier, um Spielchen zu spielen, Zeke. Wenn du mich weiterhin hinhalten willst, werde ich meine eigenen Wege finden. Ich bin nicht so hilflos, wie du vielleicht glaubst.<

Zeke grinste, als ob ihm diese Antwort gefallen hätte. >Das hoffe ich doch, Liv.<

Ich nahm das Glas wieder in die Hand, meine Finger umklammerten den kühlen Rand, während ich ihn misstrauisch beobachtete.

Zeke hatte seine Augen auf mich gerichtet, ein stilles Lächeln auf seinen Lippen, während er sich selbst wieder auf die Decke sinken ließ. >Das ist doch besser, oder?< fragte er in einem Ton, der beinahe besorgt klang, aber ich durchschaute ihn. Er wollte, dass ich mich fallen ließ, dass ich mich in Sicherheit wiegte, dass ich glaubte, er hätte die Kontrolle.

>Du solltest wirklich öfter solche Momente genießen< fügte er hinzu und deutete mit einer lässigen Handbewegung auf die Decke neben sich. >Leg dich hin, Liv. Für einen Moment, nur einen Moment, vergiss alles. Die Fragen, die du hast, die Antworten, die du suchst – sie werden kommen. Aber nicht, wenn du ständig in Bewegung bist.<

Ich warf einen Blick auf die Decke, dann auf Zeke, der entspannt neben dem Picknickkorb lag und an seinem Glas nippte. Ich wusste, dass das hier nur ein weiterer Versuch von ihm war, mich hinzuhalten, mich dazu zu bringen, seine Oberhand zu akzeptieren. Doch gleichzeitig fühlte ich, dass dies der einzige Weg war, um ihn in eine trügerische Sicherheit zu wiegen. Also nickte ich leicht und legte mich langsam auf die Decke.

Der Sand unter der Decke war warm und nachgiebig, und für einen Moment ließ ich mich wirklich auf den Augenblick ein. Ich schloss die Augen und hörte dem leichten Rascheln des Winds im Traumland zu, spürte den warmen Hauch, der über meine Haut strich. Doch in meinem Kopf arbeitete es weiter. Ich wusste, warum ich hier war. Ich wusste, dass es Antworten gab, die nur Zeke mir geben konnte.

>Weißt du, Liv< begann Zeke plötzlich, seine Stimme ruhig und beinahe sanft, >manchmal ist das Suchen nach Antworten wie das Drehen in einem endlosen Kreis. Vielleicht findest du am Ende des Kreises, was du suchst... oder vielleicht merkst du, dass du gar nicht fragen wolltest.<

Ich öffnete die Augen und sah hinauf in den seltsam leeren Himmel des Traumlands. Zeke sprach in Rätseln, und ich wusste, dass er genau das wollte. Aber ich würde mich nicht darauf einlassen.

>Vielleicht< antwortete ich ruhig und drehte meinen Kopf leicht, um ihn anzusehen. >Aber du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht einfach aufgebe.<

Zeke lachte leise und hob sein Glas in einer ironischen Geste. >Das tue ich. Und das bewundere ich an dir.< Dann nahm er einen weiteren Schluck, und ich beobachtete ihn dabei genau. Irgendetwas verbarg er, aber ich war noch nicht sicher, was es war.

Ich ließ den Blick über den unnatürlich klaren Sternenhimmel des Traumlands gleiten, die Funken und glitzernden Punkte am Firmament schienen sich langsamer zu bewegen als in der realen Welt. Es war seltsam beruhigend und doch verwirrend, wie alles in diesem Reich. Ich spürte Zekes Augen auf mir und wusste, dass er darauf wartete, dass ich wieder sprach oder ihm eine Frage stellte, die er dann nach seinem Willen beantworten könnte.

Schließlich, ohne den Blick von den Sternen abzuwenden, stellte ich leise die Frage, die mir durch den Kopf ging >Und die Sandfrau? Stört es sie nicht, dass du hier bei mir bist?<

Ich konnte sehen, wie Zeke aus dem Augenwinkel leicht zusammenzuckte, als ich das Thema ansprach, das er offenbar nicht erwartet hatte. Einen Moment herrschte Stille, nur das leise Flüstern des Windes war zu hören, während der Sand sich leicht um uns herum bewegte.

>Die Sandfrau?< Zeke wiederholte meine Worte mit einem leisen Schmunzeln, doch seine Stimme klang ein wenig angespannter als zuvor. >Warum sollte es sie stören? Sie ist... eine Schöpfung von mir. Sie hat keine eigenen Wünsche oder Eifersüchteleien.<

Ich drehte meinen Kopf und sah ihn an, meine Augen suchten nach etwas in seinem Gesicht, vielleicht einer kleinen Unsicherheit oder einem verräterischen Ausdruck. >Du hast sie erschaffen, ja. Aber das heißt nicht, dass sie nichts fühlt. Sie wirkt... sehr verbunden mit dir.<

Zeke lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf, als würde er meinen Gedanken abtun. >Sie ist eine Begleiterin, nichts weiter. Jemand, der mir hier im Traumland Gesellschaft leistet. Aber sie ist kein Mensch, Liv. Sie hat keine echten Gefühle.< Er hielt inne und warf mir einen schnellen Blick zu, als wollte er abschätzen, wie weit er mit dieser Erklärung gehen musste. >Du bist es, die das alles komplizierter macht, als es ist.<

Ich schnaubte leise und blickte wieder zum Himmel. >Vielleicht macht das menschliche Nähe eben aus – dass sie kompliziert ist.< ich ließ die Worte in der Luft hängen, während Zeke nichts erwiderte. Es war ein Moment, in dem ich spürte, dass ich auf einer ganz anderen Ebene etwas bei ihm berührte, etwas, das er sonst niemandem zeigte.

>Es ist schon seltsam< sagte ich dann langsam >dass du dir so viel Mühe gibst, jemanden zu erschaffen, der dir Gesellschaft leistet, wenn du doch behauptest, niemanden zu brauchen.<

Zeke schnaubte leise, fast unwillig. >Es ist nicht so, wie du es dir vorstellst, Liv.<

>Und wie ist es dann?< ich sah ihn wieder an, und dieses Mal wich er meinem Blick nicht aus.

>Die Sandfrau ist genau das, was sie sein soll. Sie erfüllt einen Zweck. Sie lenkt mich ab... von Dingen, die ich nicht ändern kann.< Seine Augen glitzerten im schwindenden Licht des Traumlands, und für einen kurzen Moment zeigte sich eine Spur von etwas Tieferem, etwas, das er vor der Welt verborgen hielt.

Ich lehnte mich ein Stück näher zu ihm. >Lenkt sie dich ab... oder hält sie dich davon ab, das zu fühlen, was du nicht fühlen willst?<

Zeke lachte leise, aber es klang hohl. >Du stellst zu viele Fragen, Liv.<

>Vielleicht.< ich hob eine Augenbraue und beobachtete ihn genau. >Aber das bedeutet, dass es mehr Antworten gibt, als du bereit bist zuzugeben.<

Er starrte mich einen Moment an, als würde er darüber nachdenken, ob er mir antworten sollte. Doch dann zuckte er die Schultern und sah wieder in den Himmel. >Es gibt Dinge, Liv, die selbst ich nicht erklären kann. Aber die Sandfrau? Sie ist kein Problem. Jedenfalls nicht für dich.<

Ich konnte das nicht wirklich glauben. Ich spürte, dass da mehr war, dass Zeke etwas verschwieg. Aber ich wusste auch, dass es wenig brachte, ihn weiter zu drängen. Stattdessen beschloss ich, diese Information für später zu speichern. Irgendwann würde ich verstehen, welche Rolle die Sandfrau wirklich in Zekes Leben spielte und warum sie ihm so wichtig war.

Eine Weile herrschte zwischen uns Stille. Nur das leise Rauschen des Sandes um uns herum füllte die Luft, bis plötzlich ein Sandpaar über mir hinweg tanzte, seine Bewegungen sanft und elegant, wie ein Traum aus Staub und Licht. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die magische Erscheinung kam, und sah, wie Zeke seine Hand gerade wieder sinken ließ, ein fast unmerkliches Lächeln auf seinen Lippen.

>Warum...?< begann ich, leise und ein wenig verwirrt.
>Ich denke gerne an diesen Moment zurück< entgegnete Zeke.
>Warum denkst du gerne an diesen Moment auf der Dachterrasse zurück?< ich setzte mich leicht auf und drehte mich ganz zu ihm, meine Augen suchten nach einer Antwort in seinem Gesicht. Dabei wurde mir plötzlich bewusst, wie nahe wir einander wirklich lagen. Der Traumland-Sand hatte meine Bewegungen leicht verschleiert, und nun spürte ich, wie wenig Raum zwischen uns war.

Zeke hielt meinen Blick fest und musterte mein Gesicht, als ob er nach den richtigen Worten suchte. Sein Ausdruck war anders als sonst—weniger spöttisch, weniger distanziert. Für einen Moment war da etwas Sanftes in seinem Blick, etwas, das ich bisher selten gesehen hatte.

>Es war der einzige Moment< begann er schließlich, seine Stimme leise und unerwartet ehrlich, >an dem ich mich... frei gefühlt habe.< Er hielt inne, als ob die Worte für ihn schwer zu finden waren, und ich spürte die Tiefe in ihnen. >Frei von dem, was ich bin, was ich sein muss. Es war nur... dieser Augenblick, du und ich, und nichts anderes hat gezählt.<

Ich war überrascht von der Ehrlichkeit in seiner Stimme, und für einen kurzen Moment schien die Realität des Traumlandes zu verschwimmen, als ob Zekes Worte ihr Gewicht in ihrer eigenen Welt hätten.

>Frei...< wiederholte ich und ließ das Wort auf der Zunge zergehen. >Das überrascht mich. Ich dachte, du genießt es, die Fäden zu ziehen, derjenige zu sein, der alles kontrolliert.<

Zeke hob eine Augenbraue, sein Blick ruhte immer noch auf meinem Gesicht, als würde er jede meiner Regungen studieren. >Es ist nicht immer so einfach. Kontrolle ist... notwendig. Aber manchmal...< Er hielt kurz inne, sah zu den tanzenden Sandfiguren und dann wieder zurück zu mir. >Manchmal ist es schön, für einen Moment einfach nur zu sein.<

Ich konnte das nicht sofort einordnen. Ich war so sehr daran gewöhnt, dass Zeke immer einen Schritt voraus war, immer einen Plan hatte, dass er sich nie verletzlich zeigte. Doch jetzt lag er hier neben mir, im Traumland, und zeigte mir eine Seite, die ich nicht erwartet hatte.

>Und ich?< fragte ich schließlich, meine Stimme sanft, fast flüsternd. >War ich nur Teil dieser Freiheit, oder... war es mehr?<

Zeke ließ meinen Blick keinen Moment los. >vielleicht mehr, Liv. Vielleicht weniger<

Ich nahm all meinen Mut zusammen, mein Herz schlug schneller, doch meine Stimme blieb ruhig, als ich fragte >Zeke… würdest du mich jemals in Gefahr bringen?< ich sah ihn direkt an, erwartete beinahe, dass er ausweichen würde. Doch zu meiner Überraschung wirkte er verwundert, fast erstaunt über die Frage.

>Wie kommst du darauf?< erwiderte er, seine Augen schmaler werdend, als würde er den Grund hinter meiner Frage erahnen. >Meinst du wegen dem Angriff nach dem Kuss mit Ruhn?<

Mir stockte der Atem. Wie? dachte ich. Wie wusste Zeke davon? Mein Gesicht spiegelte meine Überraschung wider, doch bevor ich etwas sagen konnte, schüttelte er langsam den Kopf, als würde er meine Gedanken lesen.

>Mach dir darüber keine Sorgen, Liv< sagte er ruhig. Dann, mit einer fast spöttischen, aber doch sanften Stimme, beantwortete er meine eigentliche Frage >Ich würde dich niemals in Gefahr bringen. Niemals.<

Seine Worte hingen schwer in der Luft, und ich sah ihm direkt in die Augen. Es war der Moment, den ich nutzen musste. Ich durfte nicht zögern, durfte nicht zulassen, dass diese flüchtige Nähe meine Fragen verstummen ließ.

>Wer war es dann?< fragte ich mit fester Stimme. >Wer war am See mit uns?<

Zekes entspannte Haltung veränderte sich leicht. Einen Moment lang schien es, als hätte er etwas Unangenehmes berührt. Er legte sich plötzlich auf den Rücken, die Augen gen Himmel gerichtet, und seufzte tief. >Nicht jetzt, Liv… bitte. Zerstöre diesen Moment nicht.<

Ich starrte ihn an, spürte das Gewicht seiner Worte. Er wich aus, und ich wusste, dass er etwas verheimlichte. Aber in diesem Moment, während ich ihn so dort liegen sah, so entspannt und gleichzeitig so verletzlich, konnte ich ihn nicht weiter drängen.

Stille breitete sich aus, nur unterbrochen vom leisen Rascheln des Sandes, der um uns herum tanzte. Ich wusste, die Frage blieb unbeantwortet, aber für jetzt… würde ich es ruhen lassen.

Das sanfte Flimmern des Sternenhimmels spiegelte sich in Zekes Augen, doch er starrte weiter hinauf. Ich schob mich näher zu ihm, fühlte die feine Wärme seines Körpers neben mir, und sprach leise, fast eindringlich >Du musst nicht immer aus allem so ein Geheimnis machen, Zeke. Vielleicht hilft es dir, mit jemandem darüber zu reden.<

Seine Lippen zuckten kaum merklich, und dann sprach er, ohne seinen Blick von den Sternen zu lösen >Auf vieles hab ich selbst keine Antwort, Liv... vielleicht kennt nur der Mond die Wahrheit.<

Es klang wie eine bedeutungslose Floskel, etwas, das er so oft wiederholt hatte, dass es die Schwere verloren hatte. Doch in mir regte sich eine Erinnerung. Ein Hauch dessen, was ich gesehen hatte. Ich hielt den Atem an, während die Erkenntnis langsam durchsickerte.

Langsam atmete ich aus und ließ meinen Kopf über Zekes Brust schweben, während ich sprach. >Kein Wunder, dass du dich so einsam fühlst, wenn du jeden von dir wegstößt.< ich sah, wie seine Miene sich für einen kurzen Moment veränderte, als würde er nachdenken, vielleicht sogar nach einer Antwort suchen.

Ein unsicheres Lächeln huschte über seine Lippen. >Und was sollte ich stattdessen tun?< Seine Stimme war leise, fast fragend, als ob er wirklich wissen wollte, was ich zu sagen hatte.

>ich einfach auf den Moment einlassen.< ich sprach seine eigenen Worte nach, sah den Funken in seinen Augen, als er verstand, was ich meinte.

Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter, spürte, wie seine Anspannung nachließ. Der Atem zwischen uns wurde schwerer, heißer. Unsere Nasen berührten sich, zart und flüchtig. Es war nur ein Wimpernschlag, aber ich spürte die Hitze seiner Haut, den Rhythmus seines Atems. Zeke schloss die Augen, ließ sich in den Moment fallen, genau wie ich es ihm gesagt hatte.

Ich ließ meine Lippen ganz leicht über seine streifen, nur so viel, dass ich den Hauch einer Berührung spürte, doch ich hielt mich zurück. Es war kein Kuss, nicht wirklich, nur die Andeutung davon. Und doch war die Spannung greifbar, schwer wie der Sand, der um uns herum wirbelte.

Während ich das tat, ließ ich meine Hand ganz leicht über seinen Arm gleiten. Ich fühlte die raue Oberfläche des Handschuhs, der seine Haut vor mir verbarg. Langsam, ohne dass er es bemerkte, versuchte ich, ihn ihm abzustreifen, Zentimeter um Zentimeter. Meine Finger arbeiteten vorsichtig, während ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte, sein Herz, das in ruhigem Takt unter meiner Berührung schlug.

Zeke schien sich in dem Moment zu verlieren, ganz versunken in der Nähe, die ich ihm bot. Und ich, so ruhig wie ich nach außen hin wirkte, spürte das Rauschen meines eigenen Blutes in den Ohren. Jeder Augenblick schien sich zu dehnen, die Zeit selbst verzögerte sich. Ich war so nah daran, etwas Entscheidendes zu enthüllen. Etwas, das hinter dem Handschuh, hinter seiner undurchdringlichen Fassade lag.

Der Moment zwischen uns war von einer intensiven Stille durchzogen, als ob die Welt um uns herum innehielt, nur um unseren Atemzügen zu lauschen. Zekes Atem strich warm über mein Gesicht, und meine Finger glitten sanft über die raue Oberfläche seines Handschuhs. Die Spannung war greifbar, wie ein Funke, der gleich die Luft entzünden würde. Meine Lippen waren so nah, dass ich den Hauch seines Atems spüren konnte, doch der Kuss, der die Nähe besiegeln sollte, kam nicht. Stattdessen war es diese unerträgliche, beinahe quälende Nähe, die ihn in den Moment hineinzog.

Meine Finger schoben sich behutsam unter den Rand seines Handschuhs, als ob ich das Geheimnis, das er vor mir versteckte, endlich enthüllen könnte. Doch als ich ihn ihm beinahe abgezogen hatte, geschah es.

Etwas packte meine Hand mit einer unheimlichen Geschwindigkeit und riss mich mit sich. Ein Schrei entkam mir, bevor ich den Boden unter den Füßen verlor. Für einen flüchtigen Moment schwebte ich in der Luft, dann krachte ich hart auf den Boden. Der Aufprall raubte mir den Atem, und bevor ich mich wieder aufrappeln konnte, schossen dünne Sandfäden aus dem Boden und wickelten sich um meine Arme und Beine. Ich versuchte mich zu wehren, doch je mehr ich kämpfte, desto enger zogen sich die Fäden um meine Gliedmaßen. Panik stieg in mir auf, als ich spürte, wie die Sandstränge sich immer fester zogen.

Zeke stand plötzlich über mir, seine Arme stützten sich rechts und links von meinem Kopf ab. Sein Blick war ein Gemisch aus Wut und Enttäuschung. Seine Augen funkelten vor Zorn, als er mich fest ansah, seine Stimme gefährlich leise >Wen willst du hier eigentlich verarschen, Liv?<

Ich atmete schwer, versuchte, meine Angst zu unterdrücken, und hielt seinem Blick stand. >Und du? Glaubst du wirklich, ich würde dir näher kommen, wo du mir so viele Geheimnisse verschweigst?< meine Stimme war herausfordernd, doch tief in mir begann die Unsicherheit zu wachsen. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser Reaktion.

Zekes Wut kochte über, seine Augen schienen fast zu brennen. >Geheimnisse? Du hast keine Ahnung, was du da überhaupt sagst!<

Ein weiterer dünner Sandfaden schlang sich langsam um meinen Hals, zog sich enger und enger, bis es schwierig wurde, Luft zu holen. Mein Herz raste, und die Panik, die ich so lange in Schach gehalten hatte, begann sich durchzusetzen. Ich hatte einen falschen Weg eingeschlagen, das wusste ich jetzt. 

Gerade als Zeke sich weiter über mich beugte, seine Augen vor Wut glühend, ertönte eine tiefe, kühle Stimme. >Lass sie los, Zeke.<

Ruhn stand am Rand der Szene, seine Gestalt war ruhig und doch von einer Aura beherrschender Autorität umgeben. Zeke, immer noch voller Zorn, reagierte nicht sofort. Doch bevor er etwas tun konnte, schlug eine lila Druckwelle aus Ruhns Handfläche und erfasste Zeke mit solcher Wucht, dass er von mir fortgeschleudert wurde. Die Sandfäden lösten sich sofort, und ich schnappte nach Luft, während ich mich endlich wieder frei bewegen konnte.

Zeke landete ein Stück entfernt, erhob sich mühsam und funkelte Ruhn wütend an. Doch Ruhn blieb ruhig, seine Augen fest auf Zeke gerichtet.

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Ach herrje, ist das Kapitel lang geworden 😅🙈

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