Was kommt nach dem Licht?

Pov Liv

Das durchdringende Klingeln des Weckers ließ mich schlagartig hochfahren. Reflexartig tastete ich nach meinem Handy und stellte das schrille Geräusch ab. Es dauerte einen Moment, bis mein Herzschlag sich beruhigte und ich die Umgebung wirklich wahrnahm. Über mir spannte sich eine weiße, makellos gestrichene Decke – nicht die braunen, hölzernen Balken des Hotels, an die ich mich gewöhnt hatte. Ich blinzelte, sah mich um und erkannte, dass ich in meiner eigenen Wohnung war. Meine kleine Einzimmerwohnung mit dem chaotischen Schreibtisch in der Ecke, das zerwühlte Bett, die Bücherstapel auf dem Boden.

Ein flaues Gefühl breitete sich in mir aus. Wie…? Wie war ich hierher zurückgekommen?

Ich setzte mich langsam auf und nahm mein Handy in die Hand. Der Bildschirm zeigte zwei Nachrichten von Quinn und eine von meiner Mom. Noch halb in Gedanken öffnete ich zuerst die Nachricht meiner Mom.
📲 Sorry, dass wir morgen nicht kommen können, Liv. Ich weiß, du hattest dich so darauf gefreut, aber vielleicht können wir das nächste Wochenende nachfeiern?

Morgen? Mein Geburtstag… wäre morgen?

Mein Herzschlag beschleunigte sich erneut, diesmal aus einem anderen Grund. Mein Geburtstag. Morgen. Das Datum fühlte sich seltsam falsch an, wie ein unpassender Schlüssel in einem Schloss. Ich erinnerte mich an etwas… ein verschwommenes Bild, ein Gefühl, das ich nicht ganz greifen konnte. Ich schloss die Augen, versuchte, die flüchtigen Erinnerungen festzuhalten – Joon, eine tiefe Dunkelheit, Stimmen, die wie ferne Echos durch meinen Kopf hallten.

Das Licht.

Plötzlich war da ein Bild in meinem Kopf: dieses blendende Licht, das den Raum durchflutet hatte. Joon hatte meine Hand gehalten, ein fester Griff, als wollte er mich vor etwas schützen. Etwas Unerklärliches hatte uns umgeben, eingehüllt und aufgesogen in eine andere Welt. Die Bruchstücke dieser Erinnerung machten keinen Sinn, und doch fühlte ich es, als ob es mehr gewesen war als nur ein Traum.

Joon. Wo war Joon?

Ich sprang aus dem Bett und sah mich in der kleinen Wohnung um, als könnte er irgendwo in einer Ecke stehen und auf mich warten. Doch ich war allein. Kein Joon, kein Hinweis darauf, was mit uns geschehen war. Ein seltsamer Schmerz durchzog mich, als ich mich an sein Gesicht erinnerte – wie er dort neben mir gestanden hatte, mit diesem Ausdruck voller Sorge und… Abschied?

Ein Anflug von Panik kroch in mir hoch. War das alles nur ein Traum gewesen? Hatte ich mir alles nur eingebildet, die Begegnungen, die seltsamen Orte, diese Wesen, die so viel über uns und sich selbst gesprochen hatten? Oder… hatte ich tatsächlich all das erlebt und konnte es einfach nicht mehr festhalten?

Ich ließ mich auf die Bettkante sinken, mein Blick fiel auf die Nachrichten auf meinem Handy. Quinn, meine Mom – das waren Dinge aus meiner alltäglichen Welt, so real und vertraut, und dennoch fühlten sie sich jetzt seltsam weit weg an. Als ob ich eine Brücke zwischen zwei Welten überschritten und nicht mehr wusste, wie ich zurückfinden sollte.

Langsam beruhigte sich mein Atem wieder, aber ein dumpfes Gefühl blieb in meiner Brust zurück. Es fühlte sich an, als ob ich etwas Wichtiges vergessen hatte, etwas, das mich veränderte – und jetzt war ich hier, zurück in meiner kleinen Wohnung, in meinem alten Leben, und wusste nicht mehr, wo ich hingehörte.

Das Wasser prasselte auf mich herab, und ich spürte, wie die Wärme langsam die Kälte in mir vertrieb. Trotz allem – der Unklarheit, dem dumpfen Gefühl, das irgendwo in meinem Inneren lauerte – spürte ich, wie mir die Dusche half, zumindest ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Es war befreiend, wieder in meiner vertrauten Umgebung zu sein, meine eigenen Sachen zu benutzen.

Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, griff ich nach einem weichen, altbekannten Pulli aus meinem Schrank und schlüpfte in meine Jeans. Ich band meine nassen Haare locker zusammen und sah in den Spiegel. Zu meinem Erstaunen blickte mir dort das gleiche Gesicht entgegen wie immer – nichts deutete auf die Erlebnisse hin, die in meinem Gedächtnis wie ein verschwommener Film zurückblieben. Und doch… war da etwas Fremdes, eine Art Leere in meinen Augen, als ob ein Teil von mir immer noch an jenem anderen Ort verweilte, den ich mir kaum erklären konnte.

Mein Blick wanderte zur Uhr über der Badezimmertür, und ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Verdammt, ich hatte die Zeit völlig vergessen! Das Café müsste in wenigen Minuten aufgeschlossen werden, und hier stand ich noch, barfuß und halb in Gedanken. Ein wildes Durcheinander aus Erstaunen, Frustration und dem vagen Gefühl, etwas verpasst zu haben, durchzog mich, doch ich schüttelte es ab.

>Jetzt reiß dich zusammen, Liv< murmelte ich und schlüpfte schnell in meine Schuhe. Mit einer letzten, hastigen Bewegung schnappte ich mir Handy und Schlüssel, zog im Hinauslaufen die Jacke an und machte mich an den Weg die Treppe hinunter.

Der Wind draußen war kühl und frisch, und als ich das Gebäude verließ, schob ich mir die Hände in die Taschen und versuchte, die Hektik abzuschütteln. Je schneller ich lief, desto mehr spürte ich die vertrauten Muster meines Alltags in mir. Es war fast beruhigend – die Bewegung, der morgendliche Weg, die Routine.

Doch in einem winzigen Winkel meines Bewusstseins blieb das Gefühl, dass etwas anders war, dass etwas Tiefgreifendes fehlte. Joon, der Gedanke an seine Hand, die meine hielt, das Licht, das uns verschluckte – die Erinnerungen schwebten wie ein ferner Nebel in meinem Kopf, schwer zu fassen, aber unmöglich zu vergessen.

Das leise Klicken des Schlosses hallte durch den leeren Raum, als ich die Tür des Cafés aufschloss und mich schnell hineinschob. Die Luft roch nach frisch gemahlenem Kaffee, und der vertraute Geruch ließ mich für einen Moment entspannen, als wäre ich in einem sicheren Hafen angekommen. Ich band mir die Schürze um, versuchte die vertrauten Bewegungen wirken zu lassen wie ein beruhigendes Ritual, das alles in Ordnung bringen könnte. Vielleicht war das genau das, was ich brauchte – Normalität, Routine, ein kleines Stück Alltag, an das ich mich klammern konnte.

Doch es half nicht wirklich. In mir tobte ein Chaos, das keine Ruhe finden wollte, und die Frage, was eigentlich los war, pochte wie ein ständiger Widerhall in meinem Kopf. Alles hier, die leeren Tische, der vertraute Anblick der Kaffeemaschine, die Regale voller Tassen und Gläser, wirkte plötzlich so fremd, so… flach. Als wäre ich nur eine Schauspielerin, die in einem Film ihre Rolle spielte und nicht wirklich hier sein sollte.

Da noch keine Kunden da waren, nutzte ich die Gelegenheit. Mein Handy lag in meiner Tasche und wog schwer, als könnte es die Antworten bringen, die ich brauchte. Also zückte ich es, atmete tief durch und begann zu tippen. Julien Bam und Joon. Der Name kam fast wie von selbst – ich musste wissen, ob er irgendwo zu finden war, irgendetwas, das meine Erinnerungen bestätigen würde.

Die Suchergebnisse flimmerten auf dem Bildschirm. Da waren Artikel, Social-Media-Profile, Videos. Ich tippte auf ein Bild von Julien Bam und hielt den Atem an. Es war das gleiche Gesicht, das ich kannte. Der Mensch auf dem Bild war in meinem Kopf lebendig und vertraut, doch hier, in der kalten Welt des Internets, wirkte er… anders. Eine andere Person. Und doch war ich mir Sicher, dass war das Gesicht in welches ich auf dem Dach gesehen hatte, welches mir so fremd vorgekommen war.

Und dann Joon – kein Hinweis auf ihn, nichts Greifbares, als hätte er nur in meiner Vorstellung existiert. Ein verschwommener Film lief vor meinem inneren Auge ab, und ich sah ihn wieder vor mir, seine Hand in meiner, seine Augen, die mir vertraut und doch verloren vorkamen. Hatte das alles überhaupt stattgefunden? War ich verrückt geworden? Oder gab es wirklich eine Welt, in der wir zusammen gewesen waren, die von einem grellen Licht verschluckt worden war und die jetzt nur noch in meinem Kopf existierte?

Ich versuchte mich zu beruhigen. Ich hatte schließlich nichts weiter als Joons Vornamen. Vielleicht fand ich deswegen nichts.

Ich starrte auf den Bildschirm meines Handys, die Finger zitterten leicht, und mein Herz klopfte schnell. Irgendwo da draußen gab es vielleicht eine Wahrheit, die ich noch nicht verstehen konnte, und hier war ich – in einem Café, das mir einst so vertraut gewesen war und nun nur noch wie eine leere Hülle erschien.

>Liv?< Die Stimme einer Kollegin riss mich aus meinen Gedanken. Schnell legte ich das Handy vor mir hin und zwang mir ein Lächeln auf.

>Ja, bin da!< rief ich zurück und versuchte, die Fassade zu wahren. Aber innerlich wusste ich, dass nichts mehr so war wie früher – und dass ich Antworten finden musste, egal, wie lang der Weg sein würde.

Ein letztes Mal fiel mein Blick auf mein Hand, auf die dort geöffnete Seite.

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**Julien Bam veröffentlicht sein vorletztes Hauptvideo – Ein Abschied von YouTube?**

Heute veröffentlichte Julien Bam das vorletzte Video auf seinem Hauptkanal, und für Fans des kreativen YouTubers fühlt es sich an wie das Ende einer Ära. Julien Bam, der sich über die Jahre mit seinem unverwechselbaren Stil, spektakulären Musikvideos, Comedy-Sketches und aufwändig produzierten Clips einen Namen gemacht hat, kündigte an, dass er seine Arbeit auf seinem Hauptkanal vorerst beenden wird.

Mit Spannung warten die Zuschauer nun auf das letzte Hauptvideo, das sicher noch einmal einen besonderen Abschied darstellen wird. Bis dahin bleibt Julien Bam eine der prägendsten Figuren der deutschen YouTube-Szene, und seine fast ikonischen Charaktere wie den Osterhasen oder die Zahnfee wird sicher keiner so schnell vergessen.

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Die Ladentür öffnete sich. Mit klopfendem Herzen hob ich den Kopf und sah in das Gesicht meiner besten Freundin.
>Guten Morgen Liiiiv< quiekte sie.

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