Liv

Ich räusperte mich, worauf Fips lachen erstarb und er sich zu uns drehte.
>Amüsierst du dich?< meine Stimme hallte von den Wänden wieder.

Zeke klatschte in die Hände und ließ die herrenlose Träume verschwinden.
Fips rappelte sich auf und musterte uns.
>Hab ich was verpasst oder habt ihr da wen vergessen?< fragte er langsam, als er auf uns zu kam.
>Ruhn hat es für wichtiger empfunden erst dich zu retten< zuckte Zeke mit den Schultern und drehte uns den Rücken zu, um wieder zurück zu gehen.
>Was heißt hier zuerst? Wo ist Liv? Ich hatte recht, ihr habt beide keine Ahnung von Frauen!< er warf hilflos die Hände in die Luft und stapfte Zeke hinterher.

>Was hängst du hier mit meinen Träumen ab?< fragte Zeke zurück.
>Ich habe versucht sie zu überzeugen mich nicht zu zerreißen. Falls ihr es vergessen habt, ich kann diesen ganzen Hokuspokus nicht< Fips klang mal wieder mehr als eingeschnappt.

Ich ging einige Schritte hinter ihnen und fühlte mich in diesem Moment wie in einen Zustand der inneren Zerrissenheit gefangen. Trotz der unmittelbaren Bedrohung, die die verlorenen Träume darstellten, hatte ich eine seltsame Ruhe, als wäre ich Zeuge eines Geschehens, das sich jenseits meiner Kontrolle abspielte. Liv war in Gefahr, das war offensichtlich, und doch drängte es mich nicht, sofort zu handeln.

Es war, als würde ein tief verwurzeltes Gefühl in mir flüstern, dass Liv gerade in einem Prozess war, der für uns bedeutungsvoll war. Es war kein einfacher, blinder Instinkt, der mich daran hinderte, sie befreien zu wollen, sondern eine Art intuitive Erkenntnis, selbst wenn dies inmitten von Gefahr geschah.

Wir gelangten wieder in den Raum wo Fips und Liv verschwunden waren.
>In welche Richtung müssen wir?< fragte Fips. Zeke sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich zuckte die Schultern, ich wusste wirklich nicht wohin. Das ganze war so schnell gegangen.
Fips verdrehte die Augen, während Zeke sich hinhockte und seine Finger in den Sand auf dem Boden bohrte. Schleifspuren im Sand wurden sichtbar.
Sofort liefen wir los.

In der Dunkelheit erkannte ich Liv. Sie lag da, in der Luft schwebend. Eine dicke schwarze Masse windete sich wie eine Schlange um ihren Körper.

>W...w...was ist das?< flüsterte Fips.
>Eine verlorene Erinnerung< Zeke klang verwundert >Erinnerungen dürften hier gar nicht sein und sich schon gar nicht einfach so an einen Menschen heften<

Zeke näherte sich der dunklen Masse der verlorenen Erinnerung langsam.

Plötzlich schoss aus der Dunkelheit eine lange, schattenhafte Gestalt hervor, die an einen verzerrten Arm erinnerte und packte Zeke mit unnatürlicher Kraft an der Kehle. Die Hand bestand aus nichts Greifbarem, sondern schien aus reiner Finsternis zu bestehen, die sich an ihn klammerte, als wolle sie ihn ersticken. Seine Augen weiten sich in Schock, und er begann, nach Luft zu ringen. Die Dunkelheit schien in ihn einzudringen, wie ein Gift.

>Zeke!< Meine Stimme wirkte gedämpft, als ob die Dunkelheit selbst jedes Geräusch verschlucken würde. Fips, der normalerweise über solche Situationen hinweg einen Witz machen würde, blieb still und sah mit schmalen Augen auf das Geschehen. Ein Ausdruck von Panik huschte über sein Gesicht, während er nervös auf der Stelle trat.

Zeke versuchte verzweifelt, sich zu befreien, doch je mehr er kämpft, desto enger zog sich die schattenhafte Hand um seine Kehle. Die verlorene Erinnerung schien sich von seiner Angst zu nähren.

Ich reagiert sofor und hob das Zepter, das in meiner Hand pulsierte, als ob es auf die Dunkelheit um Zeke reagieren würde. >Lass ihn los!< Ein greller Lichtstrahl schoss aus dem Zepter und traf die schattenhafte Hand. Die Dunkelheit kreischte, als ob sie lebendig wäre, und Zeke wurde zurückgeschleudert. Er fiel schwer zu Boden und rang nach Luft, während die Erinnerung wie eine lebendige Kreatur auf mich zu schoss.
Sie traf mich an der Schulter und schleuderte mich gegen die nächste Säule. Ich verlor mein Zepter beim Aufprall.

>Zeke!< Fips kniete sich neben seinen Bruder. Doch Zeke, keuchend und bleich, hob die Hand, um ihn zu stoppen.

>Ich... ich schaff’s,< murmelte er mit schwacher Stimme. >Versuch Liv davon los zu reißen<

Zeke und ich kämpften uns wieder auf die Beine, den Blick fest auf die dunkle Erinnerung gerichtet, die sich nun enger um Liv windete. Die Schatten wirkten bedrohlicher, lauter, als ob sie mehr Macht hätten als zuvor.

Fips huschte flink unter den schwarzen Fäden hinweg, schaffte es aber auch nicht Liv zu erreichen. Kurz bevor er sie berühren konnte, flog auch er im hohen Bogen gegen die Wand.
>Was nun?< rief ich Zeke zu.
Er wollte antworten, da fiel auf einmal Livs Körper zu Boden. Die schwarze Masse verschwand einfach.

Zeke sprintete los, Fips und ich hinterher. Er ließ sich auf die Knie fallen und hob ihren Oberkörper an.
>Lebt sie?< fragte Fips vorsichtig.
Ich vermochte nicht zu atmen.

Auf einmal schlug Liv die Augen auf, atmete tief ein und griff nach Zekes Arm.

>Wir müssen nach Aachen<

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