Kampf
>Das war vielleicht krass. Wir sind in so ein schwarzes nichts gefallen und puff, überall nur Sand und nirgends wart ihr zwei zu sehen< erzählte Fips während er mir hoch half. >Und dann war das Auto auch noch weg, aber ich sag dir eins, das kann Zeke Santa erklären<
Er schien in bester Verfassung zu sein.
>Wir sollten nicht mehr Zeit als nötig hier verbringen< Zekes Stimme klang unheilvoll. Ruhn klopfte sich den Sand von der Kleidung und sah seinen Bruder an. Sie tauschten nur ganz kurz ihre Blicke miteinander aus und schienen dann alles geklärt zu haben, was auch immer es zu klären gab.
>Kann mir jetzt bitte mal einer sagen, was unser Plan ist?< bat ich eindringlich.
>Wir suchen so nen Tempel mit verlorenen Träumen, spazieren da rein und holen das fehlende Teil vom Zepter. Und dann nichts wie weg hier. Ich hab schon Sand in den Löffeln< Fips schüttelte sich.
>Und woher wissen wir, dass das Zepter da ist?< fragte ich, als Zeke und Ruhn schon dabei waren weiter zu laufen.
>Das haben die beiden da vorne aus dem Rätsel von dem Verrückten raus gehört< zuckte Fips mit den Schultern >Wenn du mich fragst haben die beide den Verstand verloren< zischte er mir zu und ging ebenfalls los >Aber hey man stirbt schließlich nur einmal, wenigstens haben wir dann zwei denen wir die Schuld geben können< rief er und breitete die Arme aus, um sich bei seinen Brüdern einzuhaken.
Seufzend folgte ich den dreien. Von hinten waren sie schon ein merkwürdiges Gespann.
Irgend wann ließ Zeke sich zurückfallen, um neben mir her zu gehen.
>Alles in Ordnung?< fragte er aus den nichts heraus.
>Ja< verwundert sah ich ihn an.
>Ich nehme an er hat dir nicht gesagt wie gefährlich es hier ist, für einen Menschen ist< seine braunen Augen musterten mich. Ich schüttelte unweigerlich den Kopf.
>Der Geist kann sich hier frei bewegen, aber dein Körper gehört hier nicht her. Die Träume werden dich spüren und besonders die nicht so schönen, werden versuchen sich auf dich zu stürzen und dich an diesen Ort zu binden<
Ich blieb stehen >Du willst wir Angst machen?< ich hoffte inständig das er ja sagte.
Stattdessen griff Zeke unter seinen Umhang >Hier, das sollte dich zumindest etwas schützen< er hielt mir eine Kette entgegen. Ich nahm sie mit zittrigen Händen und legte sie mir um den Hals. Der Anhänger war eine Sanduhr.
>Denkst du das O'Kelly wirklich bescheid weiß?< seit Fips Reaktion zweifelte ich stark daran.
>Nein, aber einen anderen Anhaltspunkt haben wir nicht, solange Ruhn nicht klar denkt< er legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich weiter.
>Wie meinst du das?<
>Er ist nicht ganz bei der Sache. Ruhn ist eigentlich immer fokussiert, aber irgend etwas scheint ihn zu beschäftigen. So sehr das er nicht zu verstehen scheint, was für eine Gefahr uns bedroht, wenn wir das Zepter nicht wieder bekommen< mit diesen Worten setzte er seine Kapuze auf und deutete nach vorne.
Ein Tempel erhob sich aus dem endlosen Meer aus goldenem Sand wie ein Relikt aus einer längst vergessenen Zeit. Seine Struktur war alt und verwittert, doch seine imposante Größe ließ ihn fast wie ein lebendes Wesen erscheinen, das im Sand schlummerte.
Von außen wirkte der Tempel, als sei er aus schwarzem Marmor gebaut, dessen Oberfläche von der Zeit geglättet und poliert wurde. Dennoch zieren tiefe Risse die Wände, aus denen hin und wieder feiner Sand rieselte.
Gigantische Säulen ragten zu beiden Seiten des Eingangs empor, doch sie waren schief und verfallen, als ob die Struktur dem Druck des Sandes, der sie umgab, nicht mehr standhalten konnten. Verwitterte, seltsam geformte Statuen zierten die Fassade. Menschliche Gestalten mit verzerrten Zügen. Einige Statuen hatten keine Gesichter mehr, als wären sie aus den Erinnerungen der Träumenden gewischt worden.
Fips und Ruhn waren stehen geblieben.
>Das ist der Tempel der verlorenen Träume< Zekes Stimme hätte genauso gut verkünden können, dass seine Oma gestorben war, so unheilvoll klang es.
Der Eingang selbst war ein riesiges, gewölbtes Tor, das in tiefe Dunkelheit führte.
>Es sieht so aus als wäre länger keiner mehr hier gewesen< nachdenklich sah Fips sich um.
>Da geht ja auch keiner freiwillig rein< erklärte Zeke und ging auf das Tor zu.
>Klar, macht Sinn< Fips sah mich an und ließ den Zeigefinger am Kopf drehen, als zeichen das Zeke verrückt sei.
>Irgend etwas muss darin sein< Ruhns Stimme klang nachdenklich. Dann trat er an die Seite seines Bruders.
Ich griff nach Fips Hand und wir folgten den beiden hinein.
Durch einen langen Gang kamen wir in einen größeren Raum. Dicke Säulen schienen das ganze hier vor dem Einstürzen bewahren zu wollen. Mich beschlich das Gefühl beobachtet zu werden. Wir traten weiter ein in den Raum, bis wir plötzlich stehen blieben.
>Bleibt genau hier stehen< flüsterte Zeke und nahm seine Kapuze langsam herunter.
>Ich ersuche Euch, mit der Frage, ob ihr etwas habt, dass meinen Bruder gehört< sagte er mit lauter Stimme und trat einige Schritte von uns fort.
>Ein Mensch< kicherte eine helle Stimme.
>Soll das ein Tausch werden Sandmann< fragte eine weitere.
>Nein, ihr wisst genau, dass das verboten ist. Habt ihr nun etwas das ihm gehört oder nicht?< Zekes Stimme hallte im Raum.
>Haben wir etwas das der Zahnfee gehört?< fragte die helle Stimme.
>Vielleicht den Traum vom fliegen< lachte eine weitere Stimme.
>Verschwindet Sandmann< donnerte eine tiefere Stimme und ein langer schwarzer Schatten kam auf uns zu. >Nur lasst den Menschen hier< kicherte die helle Stimme.
Fips Hand umschloss meine fester, als immer mehr Schatten auf uns zu kamen.
>Verlorene Träume< flüsterte Fips.
Die Luft im Raum vibrierte vor Spannung. Ich stand neben Ruhn und Fips, der Blick auf Zeke, den Sandmann, gerichtet. Er schien ruhig, aber ich konnte den Hauch von Anspannung in seinen Bewegungen spüren. Vor uns türmten sich die verlorenen Träume auf. Unheimliche Gestalten, die aus Nebel und Dunkelheit bestanden. Ihre Augen glommen wie erloschene Sterne, und ihre Körper flossen wie Schatten, die sich nicht an die Regeln der Realität hielten. Sie formten sich immer wieder neu, waberten und flimmerten wie Albträume, die man nicht loswerden konnte.
Zeke trat nach vorn, sein brauner Ledermantel raschelte leise im Wind, und sein Umhang hob sich leicht. Die Steampunk-Brille, die auf seiner Stirn saß, funkelte im blassen Licht. Er hob langsam eine Hand, und der Sand unter uns begann sich zu bewegen. Wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt. Der Sand wirbelte auf, bildete eine wirbelnde Wolke um ihn herum, als ob er eine Armee aus Körnern unter Kontrolle hätte.
Die verlorenen Träume schrien. Es war ein grauenhaftes Geräusch, wie tausend Stimmen, die gleichzeitig flüsterten und kreischten. Ihre formlosen Körper stürzten sich auf uns, eine Flut von Schatten und Nebel, die alles in ihrem Weg verschlingen wollte.
Zeke blieb ruhig. Mit einer einzigen, entschlossenen Bewegung warf er eine Hand nach vorne, und die Sandwolke um ihn herum explodierte. Sie traf die verlorenen Träume wie eine Welle, die in sie hineinbrach und sie auseinanderzureißen schien. Sand schoss in jede Richtung, als Zeke ihn wie Wurfgeschosse nutzte. Jeder Sandkorn, der einen der Träume traf, schien wie Feuer auf ihren Schattenkörpern zu brennen. Schreie füllten die Luft, als die ersten von ihnen aufschrien und in Rauch und Staub zerfielen.
Doch es waren zu viele.
Plötzlich teilten sie sich, formten aus einem dutzende weitere Albtraum-Gestalten, die in einem unvorhersehbaren Muster auf uns zurasten. Ein Wimpernschlag später waren sie überall. Umzingelten uns, ihre kalten, gesichtslosen Hände streckten sich nach mir aus.
Zeke stand da, wie ein Fels in der Brandung. Mit einer schnellen Bewegung zog er seinen Umhang aus und warf ihn in die Luft. Der Umhang verwandelte sich in einen breiten Schwall aus Sand, der sich wie ein Schutzschild über uns legte. Jeder verlorene Traum, der versuchte, uns zu berühren, prallte gegen den Sand ab, der wie eine unzerstörbare Barriere wirkte.
Aber sie gaben nicht auf. Einer von ihnen brach durch und stürzte sich auf Zeke, die klauenartigen Hände nach seiner Kehle ausgestreckt. Bevor ich blinzeln konnte, hatte Ruhn bereits reagiert. Er hob eine Hand voller Sand auf, formte sie zu einem langen Speer und warf ihn mit tödlicher Präzision. Der Sandspieß bohrte sich durch den Kopf des Traums, der mit einem letzten, ohrenbetäubenden Kreischen verpuffte.
„Das war knapp“, murmelte Ruhn, als er seinem Bruder hoch half. Mein Herz raste vor Anspannung. Mir war nicht klar gewesen, dass die beiden Brüder so etwas konnten.
Doch Zeke war noch nicht fertig. „Zurückbleiben!“, rief er, während er seine Hände in den Himmel streckte. Der Sand um uns begann sich erneut zu drehen, diesmal schneller und intensiver. Ein Sturm aus Sand wirbelte empor, formte eine riesige Spirale, die höher und höher in den Himmel stieg. Die verlorenen Träume schienen zu zögern, als ob sie die Macht des Sandmannes nun wirklich begriffen.
Dann senkte er seine Arme, und die Sandspirale stürzte sich auf die Albtraumgestalten. Es war, als hätte Zeke die gesamte Wüste unter seinen Willen gezwungen. Der Sand verschlang die verlorenen Träume, ließ sie in ihrer eigenen Dunkelheit ersticken, bis sie keinen Platz mehr hatten, sich zu bewegen oder zu fliehen. Der Sand zog sie in sich hinein, begrub sie unter tonnenweise Körnern, bis nichts mehr von ihnen übrig war als leere Schattenfetzen, die sich in der Luft auflösten.
Als der letzte Albtraum verschwunden war, stand Zeke noch immer aufrecht, die Fäuste geballt. Der Sand um ihn legte sich wieder, wie ein ruhiger See nach einem Sturm. Atemlos sah ich zu ihm hinüber, noch immer unfähig, das Gesehene richtig zu verarbeiten. Dieser Kampf war nicht nur ein Akt der Verteidigung. Er war ein Kunstwerk aus Kraft, Präzision und absoluter Kontrolle über die Elemente, die in Zekes Welt existierten.
>Das... war beeindruckend< flüsterte ich schließlich, während sich die Stille im Raum ausbreitete.
Zeke drehte sich um, die Augen in einem fast müden Ausdruck, und antwortete mit einem trockenen Lächeln >Für solche kleinen Dinge braucht man nicht viel. Das hier ist das Traumland. Alles was man braucht ist Fantasie und ein wenig Fingerspitzengefühl<
Er gab Ruhn eine Gettofaust und richtete seinen Blick nach vorne, als wäre das alles nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen würde.
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Ich hoffe ihr bekommt keine Albträume 😅 aber das Traumland kann ziemlich düster sein
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