Der Ursprung der Wahrheit

Pov Liv

Das schwarze Nichts um mich herum lichtete sich, und plötzlich tauchte ich in eine leuchtende, beinahe surreale Welt ein. Das grelle Licht zwang mich, die Augen zusammenzukneifen, während ich mich orientierte. Der blaue Himmel spannte sich weit über mir, das saftige Grün des Grases unter meinen Füßen fühlte sich seltsam vertraut an, und dennoch wusste ich, dass ich diesen Ort noch nie zuvor gesehen hatte. Verwirrt schaute ich zur Seite und erkannte Zeke. Er stand ruhig da, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und legte einen Finger an seine Lippen. Ein stummes Zeichen, ich solle leise sein.

Zeke deutete stumm nach vorn, und ich folgte seinem Blick. Langsam drehte ich mich um, die Augen noch immer leicht zusammengekniffen, und sah fünf Gestalten, die sich gegenseitig musterten. Santa, Fips, Eos, Ruhn und ... Zeke? Ich blinzelte verwirrt, konnte kaum glauben, was ich sah. Die fünf sahen sich um, als wären sie auf der Suche nach etwas, dann drehten sie sich langsam um und gingen getrennte Wege. Nur einer von ihnen, Zeke, blieb stehen. Er rief den anderen etwas hinterher, doch keiner von ihnen schien ihn zu hören.

>Das ist der Anfang< flüsterte Zeke plötzlich neben mir, so leise, dass ich ihn kaum verstand.

>Der Anfang von was?< fragte ich verwirrt und sah ihn an, während mein Herz schneller schlug.

>Von mir und meinen Brüdern< antwortete er, seine Stimme tief und schwer, als ob die Erinnerung eine Last war, die er kaum tragen konnte. >Es ist meine erste Erinnerung, und sie beginnt mitten in unserem Leben. Merkwürdig, oder?<

Ich nickte langsam, obwohl ich nicht wirklich verstand, was er meinte. Der Zeke in der Ferne verschwand und ließ nur eine bedrückende Stille zurück. >Warum zeigst du mir das?< fragte ich schließlich, doch Zeke antwortete nicht. Stattdessen machte er eine schnelle Handbewegung, und die Welt um uns herum veränderte sich erneut.

Wir befanden uns plötzlich in einer Werkstatt, Santas Werkstatt, um genau zu sein. Die Luft roch nach Öl und Metall, und das Licht war warm, aber schwach. Vor mir standen Santa mit verschränkten Armen, Fips, der gelangweilt auf einer Werkbank hockte, Eos, der lässig gegen eine Säule gelehnt war, und Ruhn, der ungeduldig mit seinem Zepter spielte. Zeke stand vor ihnen, die Augen ernst und entschlossen.

>Du hast zu viele Albträume geschaut, versuch es mal mit Netflix< spottete Fips und rollte mit den Augen.

>Ich gebe ihm ungern recht, aber ich stimme Fips zu< mischte sich Eos ein, seine Stimme kühl und abweisend. >Wir fünf? Ein Mensch? Nur weil du das Gefühl hast?<

Zeke, der vor ihnen stand, wirkte frustriert. >Es ist mehr als nur ein Gefühl. Ich weiß, dass ich Recht habe, auch wenn ihr es nicht sehen wollt. Ihr seid so abgestumpft, dass ihr nichts mehr fühlt. Aber ich... ich fühle den Schmerz. Ich...<

>Zeke, ruh dich aus, bevor du dich noch weiter blamierst< unterbrach ihn Ruhn, sein Tonfall eisig, fast verächtlich.

Die Szene wechselte erneut, und plötzlich befanden Zeke und ich uns in einem dunklen Wald. Der Geruch von feuchter Erde stieg mir in die Nase, und die Bäume um uns herum warfen lange, bedrohliche Schatten. Zeke stand vor mir, seine Augen schimmerten voller Emotionen – Wut, Schmerz, Reue. All diese Gefühle schienen ihn zu überwältigen.

>Ich habe die Erinnerungen meiner Brüder an dieses Gespräch vernichtet< sagte Zeke mit einer Stimme, die schwerer klang als je zuvor. >Danach...< Er zeigte auf sich selbst, auf den jüngeren Zeke, der vor uns durch den Wald streifte.

Ich folgte seinem Blick und erstarrte, als ich sah, wie der jüngere Zeke sich zu einem kleinen Jungen hinunterhockte – dem Jungen, mit dem ich als Kind gespielt hatte.

>Du musst mir helfen< hörte ich Zeke sagen, seine Stimme sanft, fast verführerisch. >Deine Freundin... schaffst du es, sie ins Wasser zu stoßen? Im Gegenzug werde ich all deine Albträume verschwinden lassen. Versprochen.<

Der kleine Junge willigte ohne zu zögern ein und rannte los, bereit, Zekes Plan auszuführen.

Ich wirbelte herum und sah den Zeke, der mir diese Erinnerungen zeigte, fassungslos an. >Ich verstehe das alles nicht< flüsterte ich, während Tränen in meinen Augen brannten. Die Erinnerungen verwirrten mich, zerrissen mein Verständnis von der Welt, die ich kannte. >Warum hast du das getan?<

Doch Zeke sagte nichts, sein Blick war starr auf sein jüngeres Selbst gerichtet, als würde er das Geschehen immer wieder durchleben. Dann sprach er leise weiter >Am Ende habe ich auch meine eigene Erinnerung daran zerstört, zumindest habe ich es versucht. Aber es hat nicht komplett funktioniert. Ich wusste, dass sie mich sonst verschlingen würden. Aber in jener Nacht habe ich eine Macht in einem Menschenkind versteckt. Eine Macht, die ich selbst nicht mehr verstehe. Es fiel mir erst wieder ein, als ich die Mondkristalle in deinem Blut gesehen habe. Ich wusste nicht, dass du es warst der ich das damals angetan habe“

Er hielt inne, seine Stimme zitterte leicht. >Stück für Stück kehrt die Erinnerung zurück. Aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Deswegen habe ich geschwiegen.<

Die Worte hallten in mir nach, als ich Zekes inneren Kampf spürte. Seine Schuld, seine Verzweiflung. Und nun hatte er mich in dieses düstere Geheimnis hineingezogen. Was würde ich mit diesem Wissen tun?

>Das Gespräch mit deinen Brüdern, worum ging es da?< fragte ich, als die drückende Stille uns einhüllte. Zekes Augen verengten sich, als er in die Ferne starrte, seine Schultern sanken leicht. Er schien zu überlegen, wie viel er mir wirklich erzählen sollte, bevor er schließlich antwortete.

>Mich hat damals das Gefühl beschlichen, dass ich nicht immer das hier gewesen bin< begann er leise. >Als ich noch schlafen und träumen konnte, da war ich... ein Mensch. Zumindest in meinen Träumen. Und dann, erschien inmer wieder dieser Traum. Ich wache einfach auf dieser Wiese mit meinen Brüdern auf. So als wäre es immer so gewesen, als hätten wir nie etwas anderes gekannt. Mit der Zeit habe ich viele dieser Gedanken vergessen wollen. Manches ist auch von selbst einfach verschwunden. Mittlerweile kann ich auch gar nicht mehr schlafen, als würde dieser menschliche Anteil in mir, wie bei den anderen aussterben. Alles was blieb war diese Erinnerung von...< Er brach ab und schaute ins Leere, als ob er tief in seinen Erinnerungen graben müsste.

>Joon< beendete ich seinen Satz für ihn.

Zeke nickte langsam. >Genau. Das Bild von ihm blieb. Ein winziger Splitter in meinem Gedächtnis. Und dann kam Ruhn plötzlich mit dir an, und er fing an, von Menschlichkeit zu reden. Es hat alles wieder zurückgebracht. Alles wurde plötzlich so klar, so bedrückend präsent.< Seine Stimme klang heiser, fast gebrochen, als ob das Gewicht seiner eigenen Erinnerungen ihn erdrücken könnte.

Ich konnte die Verzweiflung in seinen Augen sehen. Es war wie ein Abgrund, in den er immer weiter fiel, unfähig, sich selbst zu retten. Und doch, etwas daran fühlte sich an, als ob ich tiefer graben musste. Als ob ich diese Erinnerung wirklich verstehen müsste, um alles zu durchschauen.

>Zeig mir noch einmal das auf der Wiese< forderte ich ihn ruhig auf.

Zeke hielt einen Moment inne, als wollte er sichergehen, dass ich mir dessen wirklich bewusst war, was ich da verlangte. Dann nickte er und hob die Hand. Die Welt um uns herum verschwamm, und plötzlich standen wir wieder auf jener Wiese. Die frische Luft roch nach Gras und Blumen, der Himmel war strahlend blau. Vor uns standen seine Brüder: Santa, Fips, Eos, Ruhn – und Zeke selbst. Sie standen in einem Kreis, sahen sich flüchtig an, dann drehte sich einer nach dem anderen um und ging.

Ich beobachtete die Szene mit zunehmender Unruhe. Ich drehte mich langsam zu dem Zeke neben mir, der diese Erinnerung mit mir teilte, und sah ihm tief in die Augen.

>Du musst mich aufwachen lassen< sagte ich plötzlich, mein Herz hämmerte in meiner Brust. >Sofort.<

Zeke blinzelte, sichtlich überrascht. >Was? Warum?< Seine Stimme zitterte, als hätte er die Kontrolle über die Situation verloren, die er selbst geschaffen hatte.

>Mach es bitte einfach, vertrau mir<

Mit einem letzten, warnenden Blick schnippte er mit den Fingern – und die Welt um mich herum zerfiel.

Ich schreckte hoch. Ein Schwindel erfasste mich, als ob die Welt um mich schwankte. Meine Hände krallten sich in die Bettdecke, während ich tief durchatmete. Es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, wo ich war – das Zimmer im Hotel, das Lumi mir damals gegeben hatte. Der schwere Vorhang ließ nur gedämpftes Licht herein, das Zimmer wirkte dadurch fast beruhigend, aber der Knoten in meiner Brust wollte sich nicht lösen.

>Leg dich wieder hin. Dein Körper ist noch nicht ganz bei Kräften< hörte ich Zekes ruhige Stimme neben mir. Er saß am Rand des Bettes, sein Gesicht voller Sorge.

>Nein< schüttelte ich den Kopf, auch wenn mir sofort schwindelig wurde. Mein Magen drehte sich, doch ich zwang mich aufzustehen. >Ich muss etwas tun.<

Zeke streckte eine Hand aus, um mich aufzuhalten, doch ich stand bereits auf wackeligen Beinen. Der Schwindel machte mir das Gehen schwer, aber ich konnte mich jetzt nicht zurückhalten. Etwas drängte in meinem Kopf, eine Ahnung, die sich nicht abschütteln ließ.

Ich trat auf den Flur hinaus, hielt mich am Geländer fest und zwang meine Beine, mich vorwärts zu tragen. >Wo ist Ruhn?< fragte ich Zeke, der mir besorgt gefolgt war.

>Ich weiß nicht genau< antwortete er. >Lumi wollte seine Verletzungen versorgen<

Das genügte mir. Ich stützte mich schwer auf das Treppengeländer und machte mich auf den Weg nach unten. Der alte, knarzende Boden unter meinen Füßen fühlte sich seltsam vertraut an, aber mein Kopf pochte und der Raum schien sich bei jedem Schritt leicht zu neigen. Am Empfangstresen vorbei ging ich zur Küche.

Dort saß Ruhn auf der Arbeitsplatte, wie ein König auf seinem Thron, und beobachtete Lumi, der zwischen den Töpfen hantierte. Ruhns Blick fiel auf mich, als ich den Raum betrat. Seine Stirn legte sich in Falten vor Überraschung.

>Liv, wie geht e...<

>Du musst mich küssen< schnitt ich ihm das Wort ab.

Die Worte waren einfach aus mir herausgeplatzt. Ruhn zog eine Augenbraue hoch, völlig perplex, und sah über meine Schulter hinweg zu Zeke.

>Ist sie bei klarem Verstand?< fragte er und zeigte mit einem Finger auf mich.

>Ich bezweifle es< murmelte Zeke, der sichtlich irritiert war, und nahm mich sanft am Arm, als ob er mich von Ruhn fernhalten wollte. Seine Berührung war sanft, aber fest, und ich spürte, wie die Welt um mich herum verschwommener wurde. Aber das durfte nicht sein.

>Nein!< sagte ich bestimmt und riss mich von ihm los. Der Schwung war zu viel für meinen angeschlagenen Körper, und sofort verlor ich das Gleichgewicht. Panisch griff ich nach etwas, um mich festzuhalten, doch meine Finger fanden nur einen Turm aus gestapelten Töpfen. Mit einem lauten Scheppern fiel ich zu Boden, und die Töpfe und Pfannen krachten gleich hinterher auf mich drauf.

Autsch< kommentierte Ruhn trocken.

Zeke und Ruhn griffen beide gleichzeitig nach mir und zogen mich vorsichtig aus dem Berg von Töpfen. Ihr Griff war fest, aber ich war zu aufgewühlt, um mich um die Schmerzen zu kümmern, die durch meinen Körper zogen.

>Was hast du mit ihr gemacht?< fragte Ruhn zweifelnd, während er Zeke einen misstrauischen Blick zuwarf.

>Zeke, hör mir zu< begann ich hektisch, bevor er antworten konnte. >Als Ruhn mich geküsst hat... da habe ich plötzlich etwas gesehen. Es war eine Vision – ich sah einen Mann, er stand auf der gleichen Wiese, die du mir gezeigt hast.< Meine Worte stolperten übereinander, aber ich musste es erklären. >Da war dieses grelle Licht. Erst dachte ich, ich hätte vergessen, was danach passiert ist, aber ich erinnere mich jetzt. Ich bin mir sicher, dass ich euch alle gesehen habe – so wie in der Erinnerung, die du mir gezeigt hast.< Ich hielt inne, mein Atem ging schnell, während Zeke mich mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. >Ich glaube... ich glaube, ihr alle seid durch dieses Licht zu dem geworden, was ihr jetzt seid.<

Meine Stimme klang verzweifelt, und ich hasste es, dass mir die Tränen in den Augen brannten. >Das klingt vielleicht verrückt, aber was ist hier schon verrückt? Ich rede mit dem Sandmann und bin in einem verfluchten Hotel!< Ich atmete schwer, während ich Zekes Gesicht absuchte, ob er verstand, was ich meinte. >Ich glaube, ihr alle – Eos, Fips, Santa, Ruhn und du – ihr seid eigentlich...<

Meine Worte versiegten, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Joon stand da, versteckt im Türrahmen, offensichtlich schon eine Weile. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er sah mich entsetzt an.

>Du meinst, sie sind Ju?< fragte er leise, seine Stimme schwankte zwischen Unglauben und Furcht.

Die Stille, die auf seine Worte folgte, war erdrückend.

📖

Das Rätsel der Verlorenen Seelen – Die Suche nach Einheit

Fünf Seelen zerstreut in der Dunkelheit,
Getrennt durch den Schatten, der Raum und Zeit entzweit.
Einst waren sie eins, doch nun liegen sie fern,
Gefangen in Welten, die keiner erkennt gern.

Ein Freund des Menschen hat sie gefunden,
Die Bruchstücke der Seelen, für immer gebunden.
Doch der Schlüssel erwacht, durch Herz und Verstand,
Um die Fünf zu vereinen, in einem einzigen Band.

Der Mond trägt die Antwort, im verborgenen Schein,
Doch der Weg zur Einheit ist verschlungen und klein.
Vier Pfade gespalten, durch Tränen und Schmerz,
Vereint erst, wenn Liebe das Dunkel durchfährt.

Ein Kristall im Herzen, ein Licht in der Nacht,
Wenn die fünf Seelen wieder vereint, neu erwacht.
Doch nur, wer die Wahrheit des Freundes erkennt,
Kann die Reise vollenden, die Trennung bekennt.

Ein Spiegel wird brechen, der das Siegel verbirgt,
Wenn der Schlüssel das Rätsel durch Mut nur entwirrt.
Fünf Teile, fünf Seelen, die Einheit ersehnt,
Das, was einst getrennt war, wird wieder versöhnt.

Doch hüte dich, Wanderer, vor dem Sternenlicht klar,
Denn nicht alles, was strahlt, ist auch wirklich wahr.
Nur wer den Schatten des Ganzen versteht,
Wird finden, was im Herzen des Rätsels besteht.

Der Schlüssel steht bereit, die Zeit ist gekommen,
Fünf Seelen vereint, und das Dunkel zerronnen.
Doch wisse, was verloren, kehrt nur schwerlich zurück,
Denn nur in der Einheit liegt das wahre Glück.

📖

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top