Blutige Hände
Ich bahnte mir mit White den Weg durch den dichten Wald, die Luft feucht und schwer von der nahenden Dämmerung. Äste kratzten an meiner Haut, doch ich spürte sie kaum. Die Anspannung fraß an mir, ließ mich schneller atmen, während White neben mir wie ein ruhiger Schatten durch das Unterholz glitt. Dann entdeckten wir Dark, wie er mit einem höhnischen Lächeln da stand, die schwarze Kutte locker in der Hand.
>Na, wer hätte gedacht, dass der große Feind sich einfach... in Luft auflöst?< Dark schwenkte den Stoff in die Luft, seine Stimme triefte vor Ironie. >Es war fast enttäuschend. Ein Moment hab ich gedacht, es wird spannend, aber dann... Puff. Weg.<
Ich starrte ihn an, mein Herz raste. Ich hatte Dark noch nie gemocht - diese kalte, sarkastische Seite von Ruhn, die nichts ernst nahm. Doch White war das genaue Gegenteil, ruhig und fokussiert, immer bedacht, einen klaren Kopf zu behalten. White schritt näher, seine Miene war ernst, der Kontrast zu Darks überheblichem Grinsen könnte nicht größer sein.
>Es gibt nichts mehr hier, außer diesem Stofffetzen?< fragte ich atemlos.
Dark zuckte mit den Schultern und warf die Kutte zu mir. >Fühl dich frei, es selbst zu überprüfen. Aber ich sage dir, was auch immer das war. Es ist nicht mehr hier. Was für ein schlechter Witz.<
Ich drückte den Stoff in meiner Hand zusammen, fühlte, wie die Wut in mir aufkochte. Liv lag verletzt zurück, und wir standen hier, während Dark scherzte. White sah mich ernst an, als ob er meine Gedanken lesen könnte.
>Wir müssen zurück< sagte White ruhig, doch entschlossen. >Liv braucht uns. Keine Zeit für Darks Spielereien.<
Dark seufzte gespielt enttäuscht. >Immer der Spaßverderber, White.<
Ich presste die Lippen zusammen und nickte knapp. Wir mussten weiter, es gab jetzt Wichtigeres als Darks ironische Kommentare.
White hielt abrupt inne, sein Blick auf meine blutverschmierte Hände gerichtet. >Warte< sagte er leise, mit dieser typischen, ruhigen Ernsthaftigkeit in der Stimme. Ich, verwirrt von dem plötzlichen Stopp, runzelte die Stirn.
>Was ist?< fragte ich und folgte Whites Blick.
>Das Blut...< White deutete auf meine Hände. >Seht euch das an.<
Ich hob die Hände vor mein Gesicht. Im ersten Moment sah es aus wie ganz normales Blut, rot und dick, aber als ich genauer hinsah, bemerkte ich etwas. Zwischen den roten Tropfen schimmerte etwas. Kleine, glitzernde Partikel, die in dem Blut schwammen. Blau, wie winzige Sterne, die in der Dunkelheit funkeln.
Dark trat näher, sein übliches Grinsen verflogen. >Interessant< sagte er, während er über meine Schulter blickte. >Das ist nicht normal.<
Ich starrte auf meine Hände, und in dem Moment begriff ich es. >Mondkristalle< flüsterte ich, meine Stimme kaum hörbar.
White zog scharf die Luft ein, und selbst Dark wirkte für einen Moment überrascht. >Mondkristalle in deinem Blut?< fragte White langsam, seine Stirn in tiefen Falten.
>Das ist nicht meins< murmelte ich, während ich die funkelnden Kristalle in dem Blut betrachtete. Ich schüttelte den Kopf, und sah White an. >Nein... das ist nicht mein Blut< wiederholte ich leise, fast trotzig, während ich wieder auf die schimmernden Partikel starrte. Ich wollte es nicht glauben, konnte es nicht glauben.
Dark, der meine Reaktion aufmerksam beobachtete, ließ einen kurzen, düsteren Laut hören. >Oh, komm schon, White< sagte er, diesmal ohne den üblichen Hauch von Ironie. >Das ist nicht seins. Es ist Livs Blut.<
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich fühlte, wie mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief. Die Realität sickerte allmählich durch die Verwirrung, und plötzlich schien das Gewicht meiner blutverschmierten Hände noch schwerer. Mondkristalle... in Livs Blut? Aber wie? Wieso?
Ich hob den Blick zu White, der mit ernster Miene nickte, als würde er die Wahrheit bestätigen, die Dark ausgesprochen hatte. >Es muss einen Zusammenhang geben< sagte White ruhig. >Was auch immer mit Liv passiert ist, es ist mehr als nur eine Wunde.<
Ich starrte auf das Blut. Eine Mischung aus Angst und Schuld nagte an mir, während ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber warum schuld? Ich konnte nichts für den Angriff.
Dark trat einen Schritt näher, den Blick unverwandt auf meine Hände gerichtet. >Aber mal ganz hypothetisch< begann er mit einem düsteren Grinsen >was, wenn die Kristalle nicht in die Wunde gelangt sind? Was, wenn sie schon immer in ihr waren?<
Mein Magen drehte sich um. Die Frage war beunruhigend, aber ich wusste, dass Dark selten etwas ohne Grund sagte. >Was redest du da?< fragte ich rau, auch wenn ein Teil von mir die Antwort bereits ahnte.
White sah von Dark zu mir, sein Gesicht versteinert. >Es würde bedeuten, dass Liv schon immer eine Verbindung zu den Mondkristallen hatte< murmelte er nachdenklich. >Aber das wäre unmöglich, oder?<
Dark schnaubte. >Unmöglich? Seit wann bedeutet das was? Nichts ist unmöglich, nicht bei uns. Also, was, wenn sie gar nicht so menschlich ist, wie ihr dachtet?<
Ich schloss die Augen für einen Moment, spürte die Worte durch meinen Kopf rasen. Ich dachte an die Momente, die ich mit Liv verbracht hatte.War sie vielleicht mehr als das, was sie zu sein schien? Aber wie hatte sie mich so täuschen können? Doch es gab keine andere Erklärung.
Mondkristalle waren zu mächtig, als das sie keinen Schaden anrichten würden, schon gar nicht im Blut.
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Ich hoffe ich treffe Darks Art so einigermaßen 🙈 er lässt sich wirklich schwer schreiben 😅
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