31 | Keine Spielchen, kein Hinhalten

Was soll ich euch sagen? Ich bin wieder zuhause und habe endlich wieder richtig Zugriff auf Wattpad, also geht es jetzt auch direkt mit dem Kapitel weiter :) Ich hoffe, es gefällt euch :)

Mit zitternden Fingern stolperte sie einen Schritt nach hinten, als sie das Chaos in ihrer Wohnung sah. Der Flur sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Spiegel, der an der Wand gehangen hatte, lag zerbrochen auf dem Fußboden, die Schubladen der Kommode standen teils weit offen, Schals, Tücher und Schuhe waren herausgerissen worden. Auch im Wohnzimmer lagen Glasscherben zwischen Bilderrahmen, Klamotten, CDs und DVDs auf dem Boden verstreut. Die Balkontür schien offen zu stehen.

Ihr Herz raste, als sie begriff, was in ihrer Abwesenheit passiert war. Das Blut rauschte laut durch ihre Ohren, während sie sich Halt suchend am Türgriff festklammerte; so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie blinzelte, hoffte, gleich aufzuwachen, doch nichts dergleichen geschah. Ängstlich horchte sie in die Stille hinein, doch alles, was sie hörte, war das ohrenbetäubende Hämmern ihres eigenen Herzens. Instinktiv stürzte sie rückwärts aus ihrer Wohnung und suchte hektisch nach ihrem Handy. Noch während sie sich ins Telefonbuch klickte und das Smartphone anschließend fest ans Ohr presste, flüchtete sie regelrecht aus dem Hausflur ins Freie. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis sie Amirs erlösende Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.

„Ich glaube, bei mir wurde eingebrochen", unterbrach sie ihn noch in der Begrüßung mit japsender Stimme, während sie sich aufmerksam zu allen Seiten umschaute, in der Befürchtung, die Diebe könnten noch in der Nähe sein. „Scheiße, kannst du bitte schnell herkommen?"

Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als sie sich kurz darauf auf der Couch in ihrem Wohnzimmer wiederfand. Das Gesicht in den Händen vergraben versuchte sie, sich zu beruhigen, während Felix ihr ein Glas Wasser reichte. Amir hatte sich offenbar nach dem Training mit ihm getroffen und war gerade mit ihm zusammen gewesen, als sie angerufen hatte. Nun war er damit beschäftigt, sich mit den zwei Polizisten zu unterhalten, die vor einiger Zeit eingetroffen waren. Rominas Aussage hatten sie bereits aufgenommen.

„Danke", sagte sie zu Felix, als sie ihm das Glas aus der Hand nahm. Gedankenverloren drehte sie es hin und her. Bilder aus ihrem verwüsteten Schlafzimmer blitzten vor ihrem geistigen Auge auf, als sie in Richtung des Türrahmens blickte, der von den Beamten verdeckt wurde. Überall lagen Kleidungsstücke verstreut. Die Vorstellung, wie irgendwelche Fremden auf der Suche nach Wertgegenständen in ihrer Unterwäsche herumgewühlt hatten, trieb Übelkeit in ihr hoch. Außer dem teuren Fernseher hatten die Diebe vor allem Schmuck und Bargeld mitgehen lassen. Doch viel schlimmer empfand Romina das Eindringen in ihre Privatsphäre.

„Frau Amani..."

Romina hob ihren Blick und schaute geradewegs in ein blaues Augenpaar, das zu einem der Polizisten gehörte. „Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns an", sagte der Polizist.

„Mache ich. Danke", lächelte sie schwach. Als die Beamten verschwunden waren, drehte sie Amir den Kopf zu. „Kann ich heute bei dir schlafen?"

Ihre Stimme klang wie durch Watte. Amir nickte.

„Klar."

„Gut", sagte sie und stand auf. Als sie das Schlafzimmer betrat, um ein paar Sachen zusammenzupacken, und sie das Chaos sah, das die Einbrecher hinterlassen hatten, überkam sie unmittelbar ein neuer Schwall Übelkeit. Hektisch warf sie das Nötigste in eine kleine Reisetasche, während Amir und Felix sich daran machten, die Balkontür notdürftig zu sichern.

„Brauchst du Hilfe?"

Sie fuhr zu Felix herum, der im Türrahmen des Schlafzimmers aufgetaucht war.

„Nein", seufzte sie kopfschüttelnd. „Ich schaffe das schon. Ist ja nur für ein paar Tage, bis die Tür wieder richtig repariert und meine Wohnung wieder bewohnbar ist."

Auch, wenn sie sich unwohl in ihren eigenen vier Wänden fühlte, hatte sie nicht vor, sie kampflos aufzugeben. Dennoch war sie froh, fürs Erste bei Amir unterzukommen. Sie verschwand im Bad, um ihre Zahnbürste zu holen, doch sie fand sie nicht. Sie fand generell nichts, denn alles lag durcheinander im Waschbecken oder auf dem Fußboden. Als sie die Zahnbürste schließlich gefunden hatte und ins Schlafzimmer zurückkehrte, fiel ihr Blick auf das völlig zerwühlte Bett. Die Matratze hing schief im Gestell und es war offensichtlich, dass die Einbrecher auch dort herumgeschnüffelt hatten. Wie sollte sie sich hier je wieder sicher fühlen? Was, wenn das hier wieder passierte? Und was, wenn sie beim nächsten Mal zuhause war?

Heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Es gelang ihr nicht, sie zurückzuhalten. Als Felix seinen Arm um sie schlang und sie in eine schützende Umarmung zog, wehrte sie sich nicht, sondern ließ ihren Tränen freien Lauf. Er stand einfach nur so da und hielt sie fest, wiegte sie sanft hin und her, bis sie sich wieder beruhigte.

Nachdem sie ihre Sachen gepackt hatte, verließ Romina gemeinsam mit Amir und Felix ihre Wohnung. Da sie zusammen hergekommen waren, stieg Felix zu ihnen ins Auto. Auf dem Weg zu Amir herrschte eine gedrückte Stimmung. Keiner von ihnen sagte etwas, jeder schien in eigene Gedanken vertieft. Romina konnte das Bild vom Chaos in ihren vier Wänden nicht abschütteln und die Unsicherheit, ob sie sich dort jemals wieder wohl, geschweige denn sicher fühlen konnte, nagte an ihr.

Als sie bei Amir ankamen, bot er ihr an, sich im Schlafzimmer auszuruhen, während er sich mit Felix um das Abendessen kümmerte. Obwohl sie keinen Appetit hatte, nahm sie das Angebot dankbar an und ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Der Tag hatte sie emotional ausgelaugt, also schloss sie die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Heute Nacht jedenfalls würde sie in Sicherheit verbringen.

Während sie vor sich hindöste, hörte sie gedämpfte Stimmen aus der Küche. Es war beruhigend zu wissen, dass Amir und Felix da waren und sich um sie kümmerten. Ihre Gedanken kehrten zu dem Moment zurück, in dem sie in Felix' Armen geweint hatte. Er hatte sie aufgefangen und sie hatte sich geborgen gefühlt, auch, wenn innerlich ihre Welt vollkommen durcheinandergeraten war. Nach einer Weile betrat Amir das Zimmer und ließ sich auf die Bettkante sinken.

„Das Essen ist gleich fertig. Wie geht es dir?"

Sie grinste schief.

„Danke... Wer hätte gedacht, dass du mal für mich kochst?"

Er lächelte.

„Und ich kann das gut. Auch, wenn du das nicht erwartest."

Sie schmunzelte.

„Den Gourmetstern bastele ich dir morgen, okay? Heute bin ich dazu nicht mehr in der Lage."

Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter.

„Okay. Komm. Wir setzen uns rüber."

Nach dem Abendessen begleiteten Amir und Romina Felix zur Tür.

„Danke für alles", sagte sie. Felix lächelte.

„Wenn du irgendetwas brauchst, sag mir Bescheid", erwiderte er. Sie lächelte dankbar.

„Ich weiß. Danke."

Nun wandte Felix sich Amir zu, um sich auch von ihm zu verabschieden. Als er gegangen war, drückte sie schwer seufzend die Tür hinter ihm ins Schloss und fuhr zu Amir herum.

„Ich denke, ich werde jetzt versuchen zu schlafen", sagte sie. Er lächelte.

„Wenn was ist, ich bin nebenan."

Sie nickte, dann verschwand sie im Schlafzimmer und kuschelte sich wieder in die weichen Daunen. Eine Weile starrte sie an die Decke, bis sie endlich die Müdigkeit übermannte und sie erschöpft einschlief.

Ein paar Tage vergingen, in denen Romina darauf wartete, dass die Balkontür repariert wurde. Doch auch jetzt, nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren, hatte sie sich nicht überwinden können, wieder dort zu schlafen. Die Vorstellung, in dem Raum zu sein, der von fremden Menschen durchwühlt worden war, bereitete ihr Unbehagen. Stattdessen hatte sie auch die letzte Nacht bei Amir verbracht.

Als sie an diesem Abend erschöpft von der Arbeit kam, war es draußen bereits dunkel und der lange Tag hatte Spuren hinterlassen. Einige der Jungs waren im Jugendzentrum aneinandergeraten und hatten sich geprügelt, sodass sie nicht nur hatte schlichten, sondern auch klärende Gespräche führen müssen. Außerdem hatte sich eines der Mädchen ihren Frust von der Seele geredet. Sherry war erst vor Kurzem aus dem Iran nach Deutschland gekommen, sprach die Sprache noch nicht sonderlich gut und es setzte ihr zu, dass sie sich in dem neuen Land nicht zurechtfand. Eine Klassenkameradin, die schon seit Jahren im Jugendzentrum war, hatte sie mitgebracht, und seitdem tauchte Sherry nahezu täglich mit ihr dort auf und versuchte, ihren Platz in der neuen Heimat zu finden. Dabei vermisste sie ihre Großeltern, die zusammen mit ihrem Vater im Iran zurückgeblieben waren.

Als Romina ihren Wagen vor Amirs Haus abstellte, bemerkte sie Felix' Auto am Straßenrand. Sie stutzte, denn sie hatte nicht gewusst, dass er vorgehabt hatte, vorbeizukommen. Ein nervöses Kribbeln machte sich in ihr breit, während sie ausstieg. War er etwa gekommen, um mit Amir über sie zu sprechen?

Der kühle Wind strich durch ihr offenes Haar und ließ sie frösteln, als sie die wenigen Meter von der Straße bis zum Hauseingang hinüberlief. Der Abendhimmel war von dunklen Wolken bedeckt, die Straßenlaternen warfen lediglich ein gedämpftes Licht auf den Bürgersteig. Schnell huschte sie ins Haus. Vor der Wohnungstür angekommen horchte sie neugierig in die Stille hinein, konnte jedoch nichts hören. Also schob sie leise den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vorsichtig herum. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken und sie schlich in den Flur von Amirs Wohnung. Sie blieb stehen, als sie die gedämpften Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte. Die Vorstellung, dass Felix und Amir möglicherweise über sie sprachen, ließ ihr Herz höherschlagen. Tatsächlich konnte sie in dem dumpfen Stimmgemurmel ihren Namen fallen hören. Neugierig näherte sie sich der Tür, darauf bedacht, keine Geräusche zu machen.

„Ich meine es ernst, Bruder. Keine Spielchen, kein Hinhalten", hörte sie Felix sagen. Sie hielt den Atem an, während ihre Wangen heiß wurden und ihr Puls zu rasen begann. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, während sie auf Amirs Reaktion wartete.

Doch gerade, als er etwas sagte, brach die Vibration ihres Handys die Stille und Romina zuckte überrascht zusammen. Schnell tapste sie an die Türschwelle zurück und zog ihr Smartphone hervor. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, als sie einen Blick auf das Display warf. Elian.

Ich weiß ja nicht, ne. Elian hat einfach so ein richtiges Kack-Timing. Ich meine, wir wollen ja alle hören, was die zu sagen haben und dann ruft der an. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber ich fand, es wurde höchste Zeit, dass Felix sich mit ihrem Bruder unterhält...

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