28 | Nächtliche Überraschungen

So, nach dem ganzen Drama vom letzten Mal gehts dann auch turbulent weiter :D Viel Spaß.

Es war Romina nicht gelungen, ihre wirren Gedanken zu ordnen, als sie zu Elian zurückkehrte. Doch viel Zeit blieb ihr nicht, denn er musterte sie bereits erwartungsvoll, als sie sich wieder zu ihm an den Tisch fallenließ. Sie setzte ein entwaffnendes Lächeln auf, in der Hoffnung, ihn damit ein wenig zu beschwichtigen.

„Tut mir leid, aber das konnte ich so nicht stehenlassen", sagte sie und griff nach ihrem Getränk, um die ganzen schlechten Gefühle mit einem großen Schluck herunterzuspülen.

„Stimmt es, was er gesagt hat? Hattet ihr was miteinander?", fiel Elian mit der Tür ins Haus und sah ihr beharrlich in die Augen. Sie seufzte.

„Es war nicht so, wie er es dargestellt hat, und-"

„Ja oder nein?", unterbrach er sie ungeduldig.

„Ja", gab sie zu. „Aber-"

Sie erschrak, als er seine Fäuste auf den Tisch fallen ließ.

„Und wann wolltest du mir das sagen?", schnitt er ihr abermals das Wort ab. Ihr Herz begann zu rasen, als er sie finster ins Visier nahm. Seine Wut war so intensiv, dass es sich anfühlte, als würde sie den gesamten Raum einnehmen.

„Ich habe es dir nicht erzählt, weil es mir nicht wichtig erschien. Das zwischen uns hat nicht funktioniert und wir sind Freunde", versuchte sie einmal mehr, ihm die Situation zu erklären. Elian schnaubte verächtlich.

„Das ist also deine Art von Ehrlichkeit? Erzählst du mir erst davon, nachdem er hier auftaucht und seine Show abzieht?"

„Ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst", beteuerte Romina, doch sein Gesichtsausdruck blieb finster.

„Und was wollte er hier? Dir zeigen, dass du noch eine Option hast, falls das mit uns nicht klappt?", bohrte er triefend vor Sarkasmus nach. Romina biss sich auf die Zunge, als sie erkannte, wie richtig er eigentlich mit seiner provokanten Frage lag.

„Du weißt, dass du mir wichtig bist", erwiderte sie und streckte ihre Finger nach seinen Fäusten aus, die noch immer vor ihr auf dem Tisch lagen. Doch als sie seine Hände berührte, zog er sie weg.

„Und warum bist du dann ihm nachgelaufen, statt mit mir darüber zu reden, und hast mich hier sitzenlassen wie einen Idioten?", schoss er zurück. Seine Worte schnitten tief in ihr Herz, als sie sich bewusstwurde, dass es stimmte.

„Sollen wir das vielleicht draußen klären? Ich will nicht, dass das zwischen uns eskaliert", schlug sie vor. Er zögerte, sein Blick ruhte auf ihren Händen, die sich nun doch berührten. Schließlich seufzte er schwer und nickte widerwillig.

„Okay..."

Die Anspannung zwischen ihnen war deutlich spürbar, als sie kurz darauf das Restaurant verließen und in die kühle Nachtluft hinausraten. Es hatte aufgehört zu nieseln und der Rhein glitzerte im fernen Licht der Stadt, doch weder Romina noch Elian hatten gerade ein Auge für die schöne Skyline, die sich vor ihnen erstreckte.

„Also, erzählst du mir jetzt, wie genau das zwischen euch war?", hakte Elian ungeduldig nach, als sie ein paar Meter gegangen waren.

„Felix ist mit meinem Bruder befreundet, seitdem ich denken kann. Irgendwann hat er eine Hochzeitsbegleitung gebraucht, weil seine eigentliche Begleitung abgesprungen ist, also bin ich eingesprungen", schwindelte sie. Eigentlich wollte sie ihn nicht belügen, doch die ganze Wahrheit konnte sie ihm unmöglich erzählen. Bei der Vorstellung, er könnte sie wie Felix in eine Schublade stecken, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.

„Aha", machte Elian grimmig. „Und weiter?"

„Wir haben uns gut verstanden und eines Tages sind wir uns nähergekommen. Aber Amir hat das mit der Hochzeit rausgefunden und ihm klargemacht, dass er keine Beziehung zwischen uns dulden würde. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir Freunde bleiben. Dann habe ich dich kennengelernt", beschönigte sie den Verlauf ihrer Geschichte mit Felix.

„Und wieso wusste dein Bruder nicht, dass du ihn begleitet hast?", hakte Elian misstrauisch nach.

„Weil Felix das nicht an die große Glocke hängen wollte. Und mir war das auch lieber", antwortete sie. Er seufzte schwer, dann blieb er stehen.

„Hör zu, Romina. Vertrauen und Ehrlichkeit sind zwei Dinge, die mir in einer Beziehung extrem wichtig sind. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, wie ich dir jetzt noch vertrauen soll..."

Sie schluckte hart, als sie begriff, was seine Worte bedeuteten. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen aufgebaut, eine frostige Kälte ging von ihm aus und auch seine gesamte Körperhaltung spiegelte Distanz wider. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

„Elian...", begann sie, doch er hob abwehrend die Hände und unterbrach sie.

„Ich muss das erstmal sacken lassen", sagte er entschlossen. Sie nickte benommen.

„Okay...", brachte sie mühsam hervor.

„Bis dann, Romina."

Mit den Worten ließ er sie stehen, so, wie sie Felix vorhin hatte stehenlassen. Sie fühlte sich seltsam leer, während sie ihm hinterherschaute. Als er schließlich in seinen Wagen gestiegen war, den er am Straßenrand abgestellt hatte, setzte auch sie sich in Bewegung. Die Straßen waren mittlerweile fast menschenleer und die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt. Schnellen Schrittes ging sie zu ihrem Auto und machte sich auf den Weg nach Hause.

Romina wusste nicht, wo ihr der Kopf stand, als sie kurz darauf aufgewühlt ihre Wohnung betrat. Nachdem sie sich die Pumps von den Füßen gestreift hatte, schälte sie sich aus der schicken Bluse und ihrer engen Röhrenjeans, warf die Klamotten in die Wäsche und schlüpfte in einen kuschligen Hoodie und eine Leggings. Dann sank sie schwer seufzend auf die Couch im Wohnzimmer und zog ihr Handy zu sich heran. Sie wusste, dass es schon spät war, aber sie brauchte jetzt den Rat ihrer besten Freundin, um ihre Gedanken zu sortieren.

„Bist du wach?", tippte sie in den letzten Chat mit Gia und schaute einen Moment hoffnungsvoll auf das Display. Zu ihrer Erleichterung färbten sich die zwei Häkchen blau und Gia begann zu schreiben.

„Hey, ja, bin wach. Ist alles okay?", hakte sie direkt nach. Statt ihr zu antworten, wählte Romina ihre Nummer. Es dauerte nicht lang, bis es in der Leitung klickte und sie Gias Stimme hörte und sich Rominas Augen mit Tränen der Verzweiflung füllten.

„Was ist passiert?", kam sie unmittelbar zur Sache. Sorge lag in ihrer Stimme. Romina seufzte schwer, dann verlor sie schließlich die Fassung und brach in Tränen aus.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll", schluchzte sie.

„Oh mein Gott, Maus, wer hat dich geärgert?", fragte Gia einfühlsam. Romina strich sich durchs Haar und versuchte, ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen, doch sie platzten regelrecht aus ihr heraus.

„Felix, dieser Arsch, und Elian."

„Beide gleichzeitig?", hakte Gia ungläubig nach. „Wow, wen von beiden soll ich zuerst dafür schlagen, dass sie dich zum Weinen gebracht haben?"

Unwillkürlich huschte Romina ein Lächeln über die Lippen. Sie atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe, dann begann sie zu erzählen; davon, wie Elian sie in das teure Restaurant eingeladen hatte, wie Felix auf einmal an ihrem Tisch aufgetaucht war und von der folgeschweren Auseinandersetzung, die sie anschließend mit beiden gehabt hatte. Gia hörte aufmerksam zu, unterbrach sie nur ab und an, um nachzuhaken oder einen mürrischen Kommentar in Richtung der beiden Männer abzugeben.

„Und jetzt sitze ich hier und weiß überhaupt nicht mehr, was ich eigentlich denken und fühlen soll...", schloss Romina schließlich ihre Berichterstattung ab und strich sich schwer seufzend mit den Fingerspitzen durchs Haar.

„Das kann ich verstehen", erwiderte Gia einfühlsam. „Tut mir leid, dass sich alles so beschissen entwickelt hat."

Romina seufzte schwer und ließ sich tiefer in die weichen Polster sinken.

„Und mir erst...", jammerte sie. „Vor allem Felix' Worte haben mir sehr wehgetan. Ich hasse ihn für dieses beschissene Ego. Langsam glaube ich, es kam ihm ganz gelegen, als Amir ihm damals diese Ansage gemacht hat."

„Weil er sich der Sache gar nicht mehr stellen musste und einfach einen Cut machen konnte, ganz unauffällig?", hakte Gia nach.

„Genau", nickte Romina und schüttelte wütend den Kopf. „Er setzt sich zu uns an den Tisch und behauptet, dass er ein Auge auf mich haben muss, weil ich ein schlechtes Händchen habe. Aber eigentlich hätte ich ganz trocken sagen müssen: was man an dir ganz deutlich sehen kann...", fügte sie mürrisch hinzu und entlockte Gia ein Lachen.

„Verdient hätte er es", pflichtete sie ihr bei. Romina lächelte tapfer und strich sich eine stille Träne aus dem Augenwinkel. Es war schön, eine beste Freundin wie Gia zu haben. Sie wollte gerade etwas sagen, als es klingelte und Romina vor Schreck zusammenzuckte.

„Erwartest du jemanden?", hakte Gia nach. Romina runzelte die Stirn.

„Nee", erwiderte sie verwirrt und warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr auf ihrem Handydisplay. „Keine Ahnung, wer um die Zeit sein Leben riskieren möchte."

Mühsam rappelte sie sich auf und schlich zum Fenster. Vorsichtig zog sie den Vorhang zur Seite und linste auf die dunkle Straße. Sie hielt den Atem an, als sie Felix' Auto dort stehen sah.

„Oh mein Gott, Gia. Ich glaube, das ist Felix", flüsterte sie und kniff die Augen ein Stück zusammen, um noch einmal genauer hinzusehen. Es war tatsächlich sein Wagen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie realisierte, dass er wirklich vor ihrer Tür stand.

„Dein Ernst?", platzte es aus Gia heraus.

„Ja", wisperte Romina, so, als könne Felix sie sprechen hören. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und hämmerte regelrecht in ihrer Brust.

„Geh nicht an die Tür. Er kann das brauchen", sagte Gia bestimmt. Es klingelte erneut, diesmal länger und ungeduldiger. Romina war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie wissen, was Felix ihr zu sagen hatte, andererseits wollte sie ihn schmoren lassen, damit er verstand, wie sehr er sie eigentlich verletzt hatte.

Ihre Hände zitterten, als sie unentschlossen in den Flur tapste. Sie hielt einen Moment inne, während sie ihren Finger an den Türöffner legte.

„Ich rufe dich gleich nochmal an, okay?", sagte sie zu Gia, noch immer unsicher, ob sie dabei war, einen Fehler zu machen. Ihre beste Freundin seufzte theatralisch.

„Mach. Ich bin hier", gab sie nach und sie beendeten das Telefonat. Rominas Herz überschlug sich beinah, als sie nun auf den Türöffner drückte. Anschließend legte sie ihre nervöse Hand auf die Klinke und atmete tief durch, ehe sie die Tür einen Spalt breit öffnete. Ihr Bauch begann vor Nervosität zu kribbeln, als sie Felix' Schritte durch den Flur hallen hörte und er schließlich am oberen Treppenabsatz auftauchte. Noch immer trug er das teure Designerhemd und die dunkle Hose und sah darin unverschämt gut aus. Trotzdem setzte sie ein kühles Gesicht auf.

„Was willst du hier?", begrüßte sie ihn abweisend, doch selbst sie bemerkte das aufgeregte Beben in ihrer Stimme. Felix blieb vor ihr stehen und vergrub seine Hände in den Taschen seiner dunklen Hose. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten.

„Kann ich reinkommen? Wir müssen reden."

Würdet ihr ihn reinlassen oder abblitzen lassen, wenn er nach allem bei euch vor der Tür auftaucht?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top