24 | Cooler Kerl

Was soll ich euch sagen, ich bin irgendwie trotz allem Team Felix, aber der sollte echt mal seinen arsch hochkriegen und mal was machen...

Nach dem Frühstück tauschte Romina ihren Jogginganzug gegen eine lockere Jeans und einen Overzised Strickpullover, streifte sich eine dunkle Lederjacke über und schnappte sich ihr Handy, ihren Schlüssel und ihre Tasche. Dann verließ sie ihre Wohnung.

Frische Morgenluft hüllte sie ein, als sie aus dem Gebäude trat. Die bunten Blätter fielen bereits von den Bäumen und die Herbstsonne tauchte die Siedlung in einen Hauch von Orange. Zielstrebig lief sie die Straße hinunter bis zu ihrem Wagen, stieg ein und machte sich auf den Weg zum Jugendzentrum.

Dort wurde sie von Susann bereits erwartet. Viel Zeit zum Quatschen blieb ihnen heute jedoch nicht, denn während Susann sich darum kümmerte, das Tagesgeschäft zu erledigen, richtete Romina den Raum her und übernahm ein paar letzte Handgriffe. Sie war gerade damit fertiggeworden, als bereits die ersten Jugendlichen eintrudelten. Sieben Jungs im Alter von dreizehn bis neunzehn Jahren und die sechzehnjährige Carla hatten sich angemeldet. Eine spürbare Aufregung lag in der Luft, als sie es sich in dem kleinen Raum auf den Sitzgelegenheiten gemütlich machten.

Ein Lächeln schlich sich auf Rominas Lippen, als Felix das Jugendzentrum betrat. Er trug einen beigefarbenen Sweater, der seinen sonnengebräunten Teint gut zur Geltung brachte, dazu eine dunkle Jeans und dazu passende Sneaker. Seine blauen Augen leuchteten, als er sich mit einem sympathischen schiefen Grinsen auf sie zubewegte.

„Hey, da bist du ja", begrüßte sie ihn, als er vor ihr stehenblieb.

„Hey, alles klar?", fragte er und zog sie für eine flüchtige Umarmung zu sich heran. Der kurze Moment der Nähe reichte aus: Sein holzig-würziger Duft hüllte sie ein.

„Ja, und bei dir?", erkundigte sie sich, als sie sich wieder voneinander lösten. Er nickte. Nach einem kurzen Smalltalk begleitete er sie zu den Jugendlichen, die ihn bereits gespannt erwarteten. Ihre Augen leuchteten, als sie zusammen mit Felix hereinkam. Es war kein Geheimnis, dass er für sie kein Unbekannter war. Zunächst stand eine lockere Kennenlernrunde auf dem Programm.

Nachdem Felix ein wenig über sich selbst geplaudert hatte und darüber, wie er zur Musik gekommen war, wollte er mehr über die Jugendlichen wissen. Dabei fläzte er sich entspannt zu ihnen in die gemütliche Sitzecke und hörte ihnen aufmerksam dabei zu, wie sie von ihren Familien oder Hobbies erzählten.

Als erster war Rachid an der Reihe. „Ich bin Rachid. Ich komme hier aus der Hood und hör von morgens bis abends nur Rap. Meistens häng ich den ganzen Tag hier rum, oder vor einem der Läden an der Ellerstraße", erzählte er. Felix grinste.

„Da ist mein Bruder Farid auch groß geworden", warf er ein und lehnte sich lässig in die weichen Polster der Couch. Rachid nickte.

„Ja, ich weiß. Der kommt da heute noch ab und zu vorbei. Als Marokko bei der letzten WM Spiele gewonnen hat, war er auf einmal da und hat ganz normal mit uns gefeiert. Der ist echt ein Vorbild für mich. Wie der das von der Straße dort hingeschafft hat, wo er jetzt ist... genau wie du...", schwärmte Rachid regelrecht und warf Felix einen bewundernden Blick zu. Der lächelte herzlich.

„Freut mich zu hören. Ich werde dem auf jeden Fall schöne Grüße von dir ausrichten, wenn ich ihn sehe", versprach Felix.

Als Nächster stellte sich Rachids Kumpel Sammy vor. Er verbrachte seine Freizeit überwiegend im Jugendzentrum oder auf dem Fußballplatz. „Und bist du gut?", wollte Felix wissen. Sammy wog abwägend seine Hand hin und her. „Weiß nicht, manchmal kacke ich ab, wenn ich nicht gut drauf bin", sagte er unschlüssig. „Laber nicht, du bist der Krasseste auf dem Platz", warf Rachid kopfschüttelnd von der Seite ein. Felix zog neugierig die Augenbrauen hoch.

„Welche Position spielst du denn?"

„Sturm", antwortete Sammy mit einem Hauch Stolz in der Stimme.

„Und, wie ist deine Trefferquote?", bohrte Felix weiter.

„5 von 10, oder so", grinste Sammy schief. Felix nickte anerkennend.

„Da ist aber noch n bisschen Luft nach oben, oder?", stichelte er frech grinsend. Sammy lachte.

„Ey, ich geb echt mein Bestes, aber keine Ahnung, ob das zum Profi reicht. Wär geil, damit mein Geld zu verdienen...", sinnierte er und richtete dabei den Blick zur Zimmerdecke. Rachid winkte ab.

„Ach, der untertreibt. Nächster Ronaldo. Safe. Wenn du dir ein bisschen mehr Mühe geben würdest, wärst du heute schon bei Dortmund und würdest nicht mit mir hier abhängen."

Sammy lachte. Seine braunen Augen strahlten.

„Ich küss doch dein Herz, Bruder", sagte Sammy. „Und außerdem: klar würde ich. Oder meinst du, wenn ich reich bin, vergesse ich meine Freunde?"

„Das ist die richtige Einstellung", kommentierte Felix zufrieden. „Nie vergessen, wo man herkommt, ganz egal, wie erfolgreich man ist."

„Isso", pflichtete Rachid ihm bei. „Alle Menschen sind gleich, egal, ob arm oder reich."

Felix schmunzelte.

„Läufst du dich schonmal warm für die ersten Bars?", grinste er herausfordernd. Rachid lachte.

„Klar, von mir aus können wir loslegen. Ich bin immer ready. Wann hat man schon mal die Chance, einem richtig guten Rapper zu zeigen, was man kann?"

Felix lächelte.

„Ich feier eure Motivation", lobte er die beiden, doch dann deutete er auf die anderen. „Aber bevor wir anfangen, will ich erstmal was über die Lady hier wissen..."

Er legte neugierig den Kopf schief, während er Carla erwartungsvoll musterte. Sie strich sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Äh, ich bin Carla. Und ich liebe es, zu malen und zu schreiben", erzählte sie zurückhaltend. Felix lächelte ermutigend.

„Echt? Was malst du denn? Ich male auch gerne", sagte er. Romina schmunzelte. Er machte das echt gut.

„Ehrlich?", fragte Carla verblüfft. „Ich dachte, du rappst nur."

Felix grinste schief.

„Ich habe viele Talente, und Malen ist eins davon", versicherte er.

„Cool", sagte Carla. „Ich habe erst hier so richtig damit angefangen. Romina hat mir dazu geraten und dann habe ich es einfach mal ausprobiert. Und ich dachte, vielleicht ist Rappen ja auch was für mich."

Felix zog die Augenbrauen hoch.

„Darf ich mir deine Bilder mal ansehen?"

Romina schmunzelte unwillkürlich. Er machte das wirklich toll. Carlas Wangen röteten sich.

„Ich hab die drüben", sagte sie nun. „Aber ich kann dir nachher mal was zeigen."

Ein Lächeln umspielte Felix' Lippen.

„Gerne..."

Die anderen Jugendlichen stellten sich ebenfalls vor, jeder mit seinem eigenen Hintergrund und seinen individuellen Interessen. Während sie von sich erzählten, fiel Romina auf, wie aufmerksam Felix zuhörte, mit ihnen lachte und Fragen stellte, um mehr über sie zu erfahren. Die Atmosphäre war herzlich und ungezwungen, was es den Jugendlichen erleichterte, sich zu öffnen. Romina wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Felix sich schließlich wieder an die gesamte Gruppe wandte.

„Danke, dass ihr mir so viel von euch erzählt habt. Ihr seid alle auf eure Art einzigartig, und das ist es, was zählt. Auch in der Musik. Jeder von euch hat seine eigene Story zu erzählen, und ich freue mich schon darauf, euch in den nächsten Tagen dabei zu unterstützen. Aber für heute würde ich vorschlagen, machen wir erstmal Schluss, und bestellen uns noch was zu Essen. Habt ihr Bock?"

Romina schmunzelte zufrieden, als sie in die begeisterten Gesichter der Jugendlichen schaute.

„Klar, man", antwortete Rachid. „Ich kenne einen guten Laden an der Ellerstraße. Die liefern auch..."

Während dem Essen redeten sie weiter über das, was die Kids in ihrem Alltag so bewegte; Motivationslosigkeit und Schwierigkeiten in der Schule, aber auch über Musik, Fußball oder die neusten Kinofilme. Als sie schließlich das Geschirr und Besteck in die Spülmaschine geräumt und den Plastikmüll beseitigt hatten, musste Romina jedoch das Jugendzentrum schließen. Nachdem die Jugendlichen verschwunden waren, blieb sie mit Felix allein im Büro zurück. Er lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen eines der Regale, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

„Lief doch schon ganz gut, oder was meinst du?"

„Ganz gut ist noch untertrieben", schwärmte sie. „Du hast das unfassbar toll gemacht."

Er legte noch immer lächelnd den Kopf schief.

„Danke. Aber eigentlich haben wir uns ja erstmal nur unterhalten, damit ich ein Gefühl für sie bekomme. Und ich bin echt positiv überrascht, wie motiviert und interessiert sie sind...", sagte er anerkennend. Romina nickte.

„Ja, oder? Ich denke, das wird eine richtig coole Woche. Und du hast eine lockere Art, mit ihnen umzugehen", erwiderte sie. Er grinste.

„Ich bin einfach nur ich selbst."

Sie lächelte.

„Du weißt schon, was ich meine. Du warst so entspannt, dass sie sich dir sofort geöffnet und mit dir über ihr Leben geplaudert haben. Das machen die nicht mit jedem, glaub mir", sagte sie überzeugt. Er zuckte mit den Schultern.

„Ich bin eben ein cooler Kerl. Solltest du eigentlich am besten wissen", erwiderte er lässig und beugte sich ihr dabei ein Stück entgegen. 

Jaaaa, ich weiß, dieser Cut. Bitte verzeiht mir, ich kann manchmal nicht anders. Also wenn ihr mich fragt, ich spüre da eine gewisse Chemie, aber kann mich natürlich auch irren :D Wie hat euch das Kapitel sonst so gefallen? 

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