23 | Zwei Herzen
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D
Warme Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster und tauchten Rominas Wohnzimmer in ein angenehmes Licht. Sie saß am Esstisch und starrte nachdenklich in eine dampfende Kaffeetasse. Immer wieder hatte sie die vergangene Nacht Revue passieren lassen und sich gefragt, wie es nun weitergehen würde.
Romina schreckte aus den Gedanken, als es klingelte. Sie stand auf und machte sich auf den Weg in den Flur. Dort drückte sie auf den Türöffner und wartete auf Gia. Es dauerte nicht lang, bis sie mit einem breiten Grinsen am oberen Treppenabsatz auftauchte.
„Ich kann kaum erwarten, zu hören, wie dein Date gelaufen ist", sagte sie aufgeregt, nachdem sie einander kurz begrüßt hatten und sie ihr ins Wohnzimmer folgte. Dort ließ sie sich auf die Couch plumpsen und musterte Romina erwartungsvoll.
Romina bot ihr zunächst etwas zu trinken an, dann begann sie zu erzählen; davon, wie sie sich in der Cocktailbar getroffen hatten, von ihrer lockeren Unterhaltung und schließlich von dem Moment, in dem Elian sich ihr genähert hatte. Gia hörte ihr aufmerksam zu, sog jede Information auf wie ein Schwamm.
„Aber dann...", schloss Romina ihre Berichterstattung ab, „habe ich einen Rückzieher gemacht."
Gias Augen weiteten sich überrascht.
„Was? Wieso?", platzte es verständnislos aus ihr heraus. Romina rührte nervös mit dem Löffel in ihrer Kaffeetasse herum.
„Ich musste an die Dinge denken, die ich ihm bisher nicht erzählt habe und habe mich schlecht gefühlt..."
„Weil du Escort machst, meinst du?", hakte Gia nach und rutschte ein Stück an sie heran. Romina nickte.
„Ja. Genau. Ich fühle mich nicht bereit dazu, es ihm zu sagen. Felix meinte, ihn würde das total abfucken, und ich habe mich gefragt: was, wenn Elian das genauso sieht?"
Es tat gut, ihre Zweifel offen auszusprechen. Gia schnaubte.
„Felix würde das abfucken?", platzte es wütend aus ihr heraus. „Das ist ja wohl ein schlechter Witz. Ich meine, um sich eine Begleitung zu buchen, ist die Frau gut genug, aber daten würde er sie nicht?"
Sie schüttelte den Kopf und kniff die Augenbrauen zusammen, während Romina seufzend die Schultern sinken ließ.
„Seine Doppelmoral ist gerade gar nicht der Punkt, Gia. Ich mag Elian und möchte nicht, dass er mich mit anderen Augen sieht..."
Gia lächelte ermutigend.
„Ich verstehe dich. Aber du musst es ihm sagen. Alles andere wäre nicht fair und du würdest das, was sich da zwischen euch entwickelt, auf einer Lüge aufbauen. Wenn er dich genauso mag wie du ihn, wird er dich akzeptieren, wie du bist, und dich dafür nicht verurteilen."
„Hoffentlich", seufzte sie. „Aber weißt du, was das Schlimmste ist?"
„Nee, was denn?", hakte Gia nach. Romina strich sich eine verlorene Haarsträhne hinters Ohr.
„Er hat so verständnisvoll reagiert, als ich ihm gesagt habe, dass ich noch nicht bereit bin, einen Schritt weiterzugehen, und gibt mir alle Zeit der Welt. Gia, er ist so geduldig und ich habe das Gefühl, dass ich das gar nicht verdiene, weil ich nebenbei andere Männer treffe...", offenbarte Romina reumütig und sah ihr verzweifelt ins Gesicht. Gia lächelte sanft.
„Romy, du verdienst es mehr, als du denkst. Du hast das Recht, dir deine Zeit zu nehmen. Dass er so reagiert hat, zeigt bloß, dass er ernsthaftes Interesse an dir hat. Und nur, weil es Felix abfucken würde, muss Elian nicht genauso denken. Ich finde, du nimmst dir das sowieso viel zu sehr zu Herzen, dafür, dass ihr nur Freunde seid", redete Gia ihr ins Gewissen. Romina ließ ihre Worte einen Moment auf sich wirken, dann seufzte sie schwer.
„Klar fand ich es verletzend, dass er so rein gar nichts von meinen Verabredungen mit alten, reichen Männern hält", gab sie bissig zurück. Gia sah ihr nach wie vor ins Gesicht und zog auffordernd die Augenbrauen hoch.
„Weil er dir mehr bedeutet, als du dir eingestehen willst", sagte sie ihr auf den Kopf zu. Romina schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, Gia. Wir sind wirklich nur Freunde und bisher klappt das auch ganz gut. Wir verstehen uns super und können gut miteinander arbeiten. Er gibt mir das Gefühl, dass ich mich auf ihn verlassen kann und andersrum würde ich dasselbe für ihn tun; ganz unabhängig davon, ob wir nun miteinander schlafen oder nicht", fasste Romina ihr Verhältnis zu Felix zusammen. Gia schenkte ihr einen skeptischen Augenaufschlag.
„Wenn du das sagst...", erwiderte sie misstrauisch. „Also schlägt dein Herz für Elian?"
Romina biss sich auf die Zunge. Die kritischen Fragen ihrer besten Freundin brachten sie mehr in Bedrängnis, als ihr lieb war.
„Mit ihm ist es leichter, entspannter. Weil die Situation anders und Amir nicht mit beteiligt ist. Ich fühle mich wohl in Elians Nähe, er versteht mich. Trotzdem bin ich gehemmt, mich darauf einlassen", sagte sie ehrlich. Gia nickte.
„Weil du trotz allem tief in dir noch an Felix festhältst", resümierte sie.
„Gar nicht wahr", protestierte Romina. Gia schüttelte energisch den Kopf.
„Wohl wahr. Ich finde, du solltest dir Zeit geben, herauszufinden, ob du es mit Elian versuchen möchtest, oder er für dich nur eine Option ist, um dich davon abzulenken, dass du viel lieber mit Felix zusammenwärst und es aufgrund der Umstände nicht kannst. Erst, wenn du dir wirklich sicher bist, kannst du eine klare Entscheidung treffen."
Romina schluckte unmerklich. Gia hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
„Felix sollte gar keine Option für mich sein. Abgesehen von Amirs Ansage und seinem Respekt für ihn trifft er auch andere Frauen, und im Gegensatz zu mir lässt er da nichts anbrennen... So einen Mann kann ich an meiner Seite nicht gebrauchen, weshalb ich mich rein rational dafür entscheiden sollte, Elian eine Chance zu geben, ganz egal, wie oft Felix gegen ihn stichelt", erwiderte sie.
„Was auch immer es ist – ich bin immer für dich da, um dir einen Rat zu geben, wenn du mich brauchst", lächelte Gia und drückte ihre Hand. Romina erwiderte es.
„Danke, Gia. Es tut gut, mit dir zu sprechen."
Als Romina einige Tage später von ihrem Handywecker geweckt wurde und langsam die Augen aufschlug, kitzelten bereits warme Sonnenstrahlen ihre Nase. Müde tastete sie nach ihrem Smartphone und tippte auf das Display, um den Wecker auszuschalten, bevor sie seufzend in die weichen Daunen zurücksank. Ein vorfreudiges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie realisierte, dass heute der erste Tag des Rap-Workshops anstand. Einen Moment verlor sie sich in möglichen Szenarien, bevor sie schließlich die Decke zur Seite schob und die Beine aus dem Bett schwang.
Nach einer erfrischenden Dusche schlüpfte sie in einen gemütlichen Jogginganzug und machte sich einen Kaffee. Dabei dachte sie lächelnd an ihre letzte Verabredung mit Felix zurück, bei der sie die letzten Details für den heutigen Tag noch einmal durchgegangen waren. Noch immer war sie fasziniert davon, wie charismatisch und motivierend er war. Ihr Bauch kribbelte sanft, als sie sich daran zurückerinnerte, wie überzeugt er von seinem Vorhaben gesprochen hatte, mit den Jugendlichen zum Abschluss Songs aufzunehmen und mit ihnen zusammen ein kleines Konzert zu geben. Als sie sich dabei erwischte, schob sie ihre Gefühle schnell beiseite, schließlich wollte sie Elian gegenüber loyal sein.
Reumütig biss sie sich auf die Zunge. Seit sie gemeinsam mit Susann in den letzten Zügen für die Vorbereitung der verschiedenen Workshops gesteckt hatte, hatte sie keine Zeit mehr gefunden, sich mit ihm zu treffen. Sie hoffte, dass er es ihr nicht übelnahm oder glaubte, es könnte etwas damit zu tun haben, dass er versucht hatte, sie zu küssen. Romina hatte sich vorgenommen, ihre Beweggründe bei ihrer nächsten Verabredung sicherheitshalber noch einmal klarzustellen. Als ihr einmal mehr bewusstwurde, dass es noch etwas ganz anderes gab, was sie mit ihm besprechen musste, schluckte sie. Eine unangenehme innere Unruhe machte sich in ihr breit, während ihr Magen zu rumoren anfing. Um sich nicht in einer Gedankenspirale zu verlieren, verdrängte sie ihre Bedenken und konzentrierte sich darauf, das Beste aus dem heutigen Tag herauszuholen.
Also ich finde gut, dass Romina eine Freundin wie Gia hat, die die richtigen Fragen stellt. Ich denke nämlich auch, dass das mit Elian keinen Sinn hat, solang ihr Herz an Felix hängt. Aber who am I to judge, ne...
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