04 | Flirtereien

Ihr süßen Mäuse, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :D

Romina biss sich auf die Zunge. Sie wusste, dass es aus mehreren Gründen falsch war, sich auf diesen Flirt einzulassen. Deshalb entzog sie sich ihm und brachte schnell ein wenig Abstand zwischen ihn und sich selbst, bevor sie der Versuchung doch noch erliegen konnte.

„Ich glaube, ich brauche eine kurze Pause", überspielte sie ihre innere Anspannung mit einem Lächeln. Felix schaute erlöst zur Decke.

„Gott sei Dank", platzte es aus ihm heraus. Romina registrierte erleichtert, dass er ihr diesen kleinen Rückzug nicht übelzunehmen schien. Also verließen sie gemeinsam die Tanzfläche und zogen sich auf die Terrasse zurück. Die Sonne war längst untergegangen, die vielen Laternen und Lampions tauchten den Ort in ein verträumtes Licht. Sie hatten es sich gerade auf einem der Loungemöbel gemütlich gemacht, als eine Freundin der Braut aus dem Festsaal kam. Romina wusste, dass sie die Trauzeugin war, hatte jedoch auch ihren Namen vergessen.

„Kommt, gleich geht es los", rief sie in die Runde. Während Romina fragend die Stirn runzelte, legte Felix ächzend den Kopf in den Nacken.

„Die wollen noch Luftballons steigen lassen", klärte er sie auf. Romina zog die Augenbrauen zusammen.

„Jetzt noch?"

„Ist so'n Romantik-Ding. Pünktlich um Mitternacht...", setzte Felix hinzu. Romina schmunzelte.

„Klingt, als hättest du nicht so viel dafür übrig", stellte sie fest, während er sich erhob.

„Nee. Gar nicht", antwortete er und reichte ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen. Romina seufzte theatralisch.

„Wieso gerate ausgerechnet ich immer an die Romantik-Muffel?", fragte sie betont enttäuscht und entlockte ihm ein schiefes Grinsen.

„Weiß nicht, aber für mich klingt das nach nem guten Beuteschema."

Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Gemeinsam fanden sie sich mit den anderen Gästen im Garten zusammen, wo die Trauzeugen bereits damit beschäftigt waren, jedem einen eigenen Luftballon in die Hand zu drücken. An den Ballons hingen kleine Zettelchen, auf die die Gäste nun an runden Stehtischen ihre Wünsche für das Hochzeitspaar schreiben konnten. Anschließend ließen sie die Wunschballons in den Nachthimmel aufsteigen.

Es war mitten in der Nacht, als Romina und Felix in ihr gemütliches Hotelzimmer zurückkehrten. Doch sie waren noch viel zu aufgedreht, um sich schlafenzulegen. Romina schlüpfte aus ihren Stilettos, die mit der Zeit doch sehr unbequem geworden waren.

„Komm, wir setzen uns noch was raus", schlug Felix vor und deutete mit einem Nicken auf den Balkon. Sie schmunzelte.

„Okay", willigte sie ein, durchquerte den Raum und öffnete die Tür. Eine Brise strömte ins Zimmer und bewegte die weißen Vorhänge sanft hin und her. Während Felix die Ärmel seines Hemdes lockerte, tapste Romina in die laue Sommernacht hinaus. Felix folgte ihr. In der Hand hielt er eine flauschige Decke, die im oberen Fach des Kleiderschranks gelegen hatte.

„Hier", sagte er und reichte sie ihr, während sie es sich auf dem Stuhl gemütlich machte.

„Danke", lächelte sie, während er die Tür hinter sich zuzog und sich ihr gegenübersetzte.

„Deine Familie ist toll", sagte sie. Er runzelte die Stirn.

„Findest du?"

„Ja, klar", sagte sie. „Vor allem deine Mutter und dein Stiefvater sind echt liebenswert. Und weißt du... Ich war schon auf vielen Hochzeiten, aber ich glaube, diese hier war bei Weitem die Entspannteste."

Er lächelte mild.

„Mit dir war sie tatsächlich erträglich", räumte auch er ein. „Sogar das langweilige Spieleprogramm..."

Romina kicherte.

„Als sie die Reise nach Jerusalem in der Hochzeitsversion gestartet haben, habe ich ganz kurz darüber nachgedacht, noch eine Runde Wenn ich du wäre anzustimmen", grinste sie. Er schmunzelte.

„Du weißt, dass ich der letzte gewesen wäre, der auf dem Stuhl gesessen hätte, oder?"

Romina schürzte die Lippen.

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Mutter des Bräutigams wirkte auf mich sehr motiviert, den großen Hauptpreis mit nach Hause zu nehmen", kommentierte sie trocken und entlockte ihm ein amüsiertes Lachen. Sie stimmte bei der Erinnerung daran mit ein, wie die elegante Dame, die kaum auf ihren Pumps hatte laufen können, sie irgendwann kurzerhand ausgezogen hatte, um barfuß um die Stühle herumflitzen zu können und dabei wie eine Ente gewatschelt war. Eine ganze Weile noch ließen sie den Abend revuepassieren und lachten miteinander über die ganzen skurrilen Kleinigkeiten, die sie im Verlauf der Feier erlebt oder mitangesehen hatten. Romina fühlte sich so wohl in seiner Gegenwart, dass sie beinah vergaß, wegen welcher Umstände sie ihn begleitet hatte. Ihr Gespräch driftete nach und nach in eine privatere Richtung ab.

„Was machst du eigentlich abseits von Hochzeiten, Kraftsport und Street-Rap?", fragte sie neugierig und musterte ihn erwartungsvoll. Felix lächelte und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück.

„Eigentlich habe ich nicht viel Zeit für andere Dinge, weil meine Tage oft total durchgetaktet sind. Ich habe immer irgendwas zu tun; Fototermine, Albumproduktion, irgendein anderes Projekt, auf das ich mich konzentrieren muss...", erzählte er.

„Workaholic also", schlussfolgerte sie.

„Nicht unbedingt, aber ich arbeite fokussiert an der Erreichung meiner Ziele. Dabei kommt eine gute Work-Life-Balance manchmal zu kurz", gestand er. Sie nickte.

„Dafür liebst du, was du tust. Das kann nicht jeder von sich behaupten", erwiderte sie nachdenklich und ließ ihren Blick zu den Sternen schweifen.

„Auf jeden Fall", pflichtete er ihr bei. „Manchmal ist es ein Balance-Akt, aber meine Kunst gibt mir Energie und ist auch ein Ventil für mich..."

Romina lächelte.

„Richtig bewundernswert", sagte sie und drehte sich wieder ihm zu. „Du brennst richtig dafür. Jedenfalls erzählt Amir immer, wie viel Leidenschaft du in alles steckst, was du anfasst, und dich auch nicht davon abbringen lässt..."

Felix nickte zustimmend.

„Stimmt. Aber das heißt nicht, dass ich nicht auch mal abschalte und mich mit anderen Dingen beschäftige. Ein bisschen runterkommen und sich selbst wieder reseten ist wichtig, um kreativ zu bleiben", erzählte er.

„Ja, das ist gerade in einem so hektischen Umfeld besonders wichtig", sagte sie. Felix legte den Kopf schief. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit.

„Und wie sieht es bei dir aus? Was machst du außer Hochzeitsbegleitung und Squats im Gym? Amir meinte mal, du hast studiert..."

Romina schmunzelte.

„Ja. Und jetzt arbeite ich in einem Jugendzentrum", offenbarte sie. Felix zog verblüfft die Augenbrauen hoch.

„Echt? Und, ist es so, wie du es dir während dem Studium vorgestellt hast?", fragte er interessiert nach. Romina lächelte zufrieden.

„Es gibt nichts, was ich lieber machen würde. Es ist meine Art, etwas Gutes zu tun und den Kids eine Perspektive zu geben."

Auch auf Felix' Lippen bildete sich ein warmherziges Lächeln.

„Klingt, als würdest du deinen Job echt gern machen und darin aufgehen", stellte er fest. Romina nickte.

„Ja. Die Kids liegen mir am Herzen und ich möchte ihnen zeigen, dass sie trotz schwieriger Umstände immer noch ihre Träume verfolgen können", erwiderte sie.

„Finde ich cool", sagte er anerkennend. Sie lächelte.

„Ist es auch", gab sie zurück, ehe sie herzhaft gähnte. Während sie sich voneinander erzählt hatten, war sie müde geworden. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund.

„Willst du schlafen gehen?"

Sie seufzte leise.

„Ja, lange halte ich nicht mehr durch", gestand sie. Er lächelte.

„Dann komm, lass uns reingehen. Ich glaube, zum Übernachten sind die Stühle hier dann doch zu unbequem."

Romina folgte ihm nach drinnen und schob die Balkontür hinter sich zu. Erschöpft ließ sie sich auf das gemütliche Bett fallen und sank wohlig seufzend in die weichen Kissen. Felix blieb am Fußende stehen und musterte sie einen Moment.

„Was ist?", fragte sie stirnrunzelnd. Er deutete auf die freie Seite neben ihr.

„Ist das echt okay für dich?"

Romina grinste schief.

„Du lässt deine Freundin ihr Gepäck nicht schleppen und ich lasse meinen Freund nicht auf dem Boden pennen", erwiderte sie locker und rutschte noch ein Stück zur Seite. Felix knöpfte sich unterdessen das Hemd auf. Schmunzelnd erinnerte sich Romina an ihren kleinen Schlagabtausch in der Foto-Box zurück.

„Ich kann dich auch kurz alleinlassen, wenn du dich umziehen willst", bot er an und warf sein Hemd über den Stuhl. Sie lächelte und betrachtete ihn verstohlen.

„Musst du nicht", sagte sie. „Ich gehe gleich ins Bad. Ich muss nur einen Moment hier liegen und mich ausruhen..."

Felix ließ sich aufs Bett sinken und betrachtete sie schweigend.

„Siehst du. Deshalb tanze ich nicht", grinste er dann. Romina rieb sich ächzend die schmerzenden Knöchel.

„Ich glaube, meine Füße hassen mich jetzt ein bisschen", seufzte sie und machte ihre Beine lang. Felix schmunzelte.

„Dafür hast du wirklich atemberaubend ausgesehen", lächelte er. Sie erwiderte es.

„Danke. Trotzdem steige ich, denke ich, die nächsten Tage auf Sneakers um", erwiderte sie mürrisch, während er das Licht löschte und sich neben ihr in die Daunen sinken ließ.

„Ich hab eh keine Ahnung, wie ihr Frauen auf solchen Absätzen tanzen könnt", kommentierte er fasziniert und drehte sich auf die Seite, um sie besser anschauen zu können. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht.

„Du hast dich aber auch gut geschlagen; obwohl du das Tanzen mindestens genauso sehr hasst wie Fußpilz."

Er lachte amüsiert auf. Seine blauen Augen funkelten in der Dunkelheit.

„Ich habe zwischendurch echt gedacht, du willst die Tanzfolter noch ein paar Stunden durchziehen", offenbarte er ihr. Romina zog eine Augenbraue hoch.

„Tanzfolter? Echt jetzt?", platzte es empört aus ihr heraus. Nun drehte auch sie sich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. „Ich bin ja wohl eine tolle Partnerin."

Er grinste schief.

„Du hast jedenfalls dein Bestes gegeben, mich an deiner Seite nur halb so peinlich aussehen zu lassen, wie ich mich gefühlt habe", sagte er dann. Romina schüttelte den Kopf.

„Vertrau mir – dein Onkel Georg ist der größere Bewegungslegastheniker von euch beiden", beschwichtigte sie ihn. Er lachte auf.

„Tut mir leid, dass ich dir das zugemutet habe", sagte er. „Aber dafür hast du das echt grandios durchgezogen."

Romina zuckte mit den Schultern.

„Ach was, das passt schon", winkte sie müde ab. „Ich bekomme schließlich ein gutes Schmerzensgeld dafür."

„Wenn du willst, lege ich noch nen Hunni drauf. Die Kriegerprinzessin hat selbst mich eiskalt erwischt", erwiderte er. Sie lachte leise.

„Wie zur Hölle ist er darauf gekommen?", fragte sie kichernd.

„So random vor allem, aus dem Nichts", ergänzte Felix amüsiert. „Aber vielleicht verstehst du jetzt, wieso ich nicht einfach mit irgendeiner Affäre hierher kommen kann..."

Sie zog neugierig die Augenbrauen zusammen.

„Warum bist du nicht einfach allein hergekommen?", hakte sie vorsichtig nach, in der Hoffnung, damit keine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Eigentlich hatte sie die Frage gar nicht stellen wollen, doch sie hatten sich den gesamten Abend so gut verstanden, dass sie sich ihm tatsächlich ein wenig verbunden fühlte und glaubte, dass es ihm ähnlich ging. Felix seufzte und ließ seine Hand schwer in das weiche Kissen vor seinem Kopf sinken. Seine Finger waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt, doch sie zog sie nicht zurück. Sie mochte seine Nähe mehr als sie sollte.

„Weil ich keinen Bock auf dieses nervige Gelaber hatte. Auf jeder Familienfeier gehen mir alle damit auf den Sack, dass ich nicht jünger werde und es langsam Zeit für mich ist, sesshaft zu werden", offenbarte er ihr leise. Sie nickte.

„Das kann ich gut verstehen. Ist bei mir ähnlich", gestand sie.

„Aber bei dir müssen die Männer doch auch Schlange stehen...", mutmaßte er, den Blick fest auf ihre Augen gerichtet.

„Wieso? Weil ich in High Heels so gut aussehe?"

Felix schüttelte den Kopf.

„Nee. Weil du eine coole Frau bist. Du siehst gut aus, hast was im Kopf und bist für jeden Scheiß zu haben. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit einer so viel gelacht habe, wie mit dir heute Abend", sagte er ihr auf den Kopf zu. Romina biss sich auf die Zunge. Seine Augen funkelten geheimnisvoll in der Dunkelheit.

„Das kann ich nur zurückgeben", erwiderte sie. „Und wenn ich ehrlich bin, ist es ein kleines bisschen schade, dass die Umstände so sind, wie sie sind."

Er zog verständnislos die Augenbrauen zusammen.

„Was meinst du?", hakte er nach. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus dem Knoten gelöst hatte.

„Naja, du bist mit meinem Bruder befreundet. Das allein würde schon ausschließen, dass ich dich privat daten könnte. Dazu kommt noch, dass du mit ihm regelmäßig auf die Pirsch gehst und ich keine Männer treffe, die sich vor lauter Angeboten kaum retten können."

„Mach dir keinen Kopf, ich erwarte auch gar nichts von dir. Es ist, wie es ist. Ich habe einfach die Zeit mit dir genossen..."

Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als ihr die Augen zufielen. Eigentlich wollte sie ins Bad huschen, um sich umzuziehen, doch es gelang ihr nicht, sich zu bewegen. Dafür war das weiche Bett unter ihr viel zu einladend.

„Ich fand es auch sehr schön", murmelte sie ehrlich, bevor sie friedlich einschlief.

Was soll ich sagen, die beiden sind schon Zucker zusammen. Ich kann es nicht leugnen :D Und das sag ich ja selten, ne. Was meint ihr? Sollten sie sich daten oder das lieber lassen, nur, weil er mit dem Bruder befreundet ist?

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