Kapitel 50: Der 14. Tag



Dorian und Cara landeten in ihrer Wohnung. In dem altvertrauten Bereich, an den sich beide so gewöhnt hatten und den sie doch bald aufgeben müssten, da jetzt klar war, dass nicht mehr geheim war, dass sie sich hier befanden.

Cara glaubte zwar nicht, dass Dominik in nächster Zeit etwas unternehmen würde, doch sie mussten auf Nummer Sicher gehen.

Max war noch nicht zuhause und so ging Dorian ins Schlafzimmer, wo er das neue Handy, das Max ihm gegeben hatte und er dort hatte liegen lassen, holte und Max' Nummer wählte. Zehn Sekunden später stand Max, mit dem Handy noch an seinem Ohr, in der Wohnung. Er sah Cara an, die nach wie vor Sages Jacke trug und darunter die Unterwäsche, die man ihr angezogen hatte. Sie fühlte sich dreckig, denn erst jetzt wurde ihr klar, dass jemand sie nackt gesehen haben musste, um ihr diese Teile überzuziehen. Sie zog die Jacke enger um sich.

„Was zum Teufel ist passiert?", fragte Max sie mit weit aufgerissenen Augen und stürmte dabei auf Cara zu um sie in den Arm zu nehmen. Sie fühlte sich sicher hier. Sie fühlte sich wohl. Und dennoch war sie innerlich auf eine Art und Weise zerbrochen, die sie nicht erklären konnte.

Die Ereignisse der letzten 24 Stunden, die Erkenntnisse, die Enttäuschungen und Ängste brachen auf sie ein und sie wandte sich zu Dorian, der sie betrachtete. Er sah schlimm aus. Wirklich schlimm. Und auch wenn sie sich wiederholte, sie war schuld daran, dass er, schon wieder, beinahe gestorben wäre.

„Dominik hat uns entführt. Helen und mein Vater haben uns gerettet.", erklärte Cara, doch Dorian schüttelte dabei den Kopf.

„Eigentlich hast so ziemlich du uns den Arsch gerettet, Helen hatte nur ein sehr gutes Timing und uns ein klein wenig geholfen.", meinte er, ein sehr sehr leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, doch Cara blieb ernst.

„Ich habe fast das ganze Gebäude in die Luft gesprengt.", sagte sie nüchtern und ließ jetzt komplett von Max ab. Sie wandte sich in Richtung Schlafzimmer.

„Ich werde mich duschen und umziehen.", erklärte sie den Beiden, die kurz darauf nickten. Als Cara die Tür hinter sich schloss, sah Max Dorian an, der mal wieder voll getrocknetem Blut war.

„Was zur Hölle ist eigentlich los mit dir, dass du dich momentan ständig nur in Schwierigkeiten bringst?", fragte er, da er die Situation noch nicht überblickte. Doch Dorian beschloss, ihn in die Geschehnisse einzuweihen. Dann müsste Cara das alles nicht nochmals von sich geben. Und so setzten sich die zwei Krades an den Tisch und Dorian begann Max all das zu erzählen, was er seit seinem Aufenthalt auf der Krankenstation verpasst hatte.

Max hatte seinen Kopf in seinen Händen abgestützt und sah auf die Tischplatte.

„Wahnsinn...", er wusste nicht, wie er sonst auf alles Erzählte reagieren sollte. Das war alles so viel mehr, als er erwartet hatte. Es war so einschneidend, so bedeutungsvoll, dass man das gar nicht wirklich realisieren konnte.

„Glaubst du Helen wird sich an Caras Forderung halten und mit Lucien in Kontakt treten?", fragte Max Dorian, da dies das letzte war, was Dorian ihm erzählt hatte. Verflucht, Cara war seine Cousine. Wahrhaftig. Er hatte nur den falschen Vater im Verdacht! Er wäre nicht einmal im Traum darauf gekommen, dass Cara eine Mischung aus beiden Rassen sein könnte. Sowas war nicht möglich. Oder es hätte nicht möglich sein dürfen. Denn offensichtlich war es geschehen.

„Ich weiß es nicht.", meinte Dorian und betrachtete die Tür. Cara brauchte schon einige Zeit.

„Sie ist tatsächlich die Tochter eines Krades und eines Ghilts...", murmelte er, da diese Tatsache gerade erst auf ihn hereinbrach.

„Das erklärt auch ihre enormen Kräfte würde ich sagen. Die Frage ist, wie weit gehen diese Fähigkeiten? Was kann sie noch alles?", fragte Max, doch er erwartete keine Antwort, denn Dorian wusste genau so viel wie er.

„Ich glaube wir müssen als erstes zusehen, dass wir eine neue Wohnung bekommen. Hier sind wir offensichtlich nicht mehr sicher....und dann sollten wir uns ein paar Tage Ruhe gönnen. Das ist echt zu viel, um das in kürzester Zeit zu verarbeiten. Vor allem für Cara.", sagte Dorian und sah erneut auf die Tür. Wie lange würde Cara denn noch brauchen? Er musste ebenso duschen und er musste zu Cory, die sich seine Verletzungen zumindest mal ansehen musste. Genau in diesem Moment ging die Tür auf und Cara kam heraus.

„Was ist der Plan?", fragte sie unvermittelt und Max blickte auf.

„Ich werde zu Lucien gehen, er muss uns eine neue Wohnung besorgen. Und dann werden wir sehen....ich habe keine Ahnung, wie wir mit all diesen Erkenntnissen umgehen sollen. Ich denke an erster Stelle muss stehen, dass wir die Sache mit den Schattenwesen in den Griff bekommen.", meinte Max und griff sich dabei ans Kinn.

„Landon wird wohl einiges tun, um diesen Angriff zu verzögern. Es hörte sich auch nicht so an, als wäre die Gefahr im Moment akut. Er teilte uns nur mit, dass sie das Serum herstellen um Schattenwesen zu schaffen und einen Angriff planen. Ich denke wenn es jetzt gerade akut wäre und wir in den nächsten Tagen damit rechnen müssten, dann hätte er uns das so gesagt.", entgegnete Cara und Max nickte.

„In Ordnung, also dann alles Schritt für Schritt. Wir müssen die Welt nicht heute neu ordnen, das sollte ein wenig Zeit haben, bis wir einen Plan haben. Dann kümmere ich mich um alles weitere. Ihr zwei bleibt unter dem Radar, bis Lucien was anderes sagt! Cara...", jetzt sah Max ihr direkt in die Augen.

„Soll ich Lucien sagen, wer dein Vater ist?", fragte er sie, denn das war ihr Geheimnis das erzählt werden würde nicht seines. Cara nickte.

„Ja, diese ganze Sache ist für uns zu groß. Wir brauchen jemanden, der Erfahrungen hat und du vertraust Lucien oder?", auf diese Frage hin nickte Max. Ja er vertraute ihm. Er mochte keine gute Beziehung zu ihm gehabt haben in den letzten Jahren, eigentlich gar keine, aber er vertraute ihm ja. Nur das warum konnte er sich selber noch nicht so ganz beantworten.

Zwei Tage später hatten sie ihre neue Wohnung bezogen, diese war etwas größer und auch zentraler als die Erste.

Cara hatte nicht mehr viel gesprochen, seitdem das mit Dominik und ihren Eltern geschehen war. Doch Dorian und Max glaubten, dass sie alles erstmal nur verarbeiten musste, was naheliegend wäre. Ihr gesamtes Leben hatte sich in den letzten drei Wochen komplett verändert. Sie wurde in Dinge eingeführt, von denen sie vorher nichts gewusst hatte, hatte herausgefunden, dass sie besondere Fähigkeiten besaß, war dreimal beinahe gestorben und hatte ihre Eltern getroffen, bei denen sie sich die letzten 17 Jahre gefragte hatte warum sie sie einfach weggegeben hatten.

Dorian und sie hatten nicht über diesen Kuss gesprochen, kein einziges Mal und langsam begann er zu glauben, dass er nie wirklich geschehen war. Es war so unwirklich. Alles was da passiert war, so dass selbst er noch Probleme damit hatte, das alles als real zu betrachten. Wie sollte es dann Cara gehen?

Sie hatten noch keine Fortschritte gemacht, was die Schattenwesen anging. Die Analyse aller Daten würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem war Lucien nach wie vor der Meinung, die anderen Obersten nicht mit ins Boot zu holen. Durch den ganzen Hintergrund begann er immer mehr daran zu glauben, dass es in den eigenen Reihen Verräter gab. Personen, die über all das was hier lief Bescheid wussten. Deswegen wollte er die Aufmerksamkeit weder auf sich, noch auf Max und Dorian und erst recht nicht auf Cara ziehen. Sie würden erstmal abwarten müssen.

Helen hatte sich, wie erwartet, noch nicht mit Lucien in Verbindung gesetzt, doch Cara würde sie in dieser Sache nicht auskommen lassen. Sie würde sie finden, wenn sie es darauf anlegte und sie würde Lucien höchstpersönlich zu ihr bringen, wenn es nötig werden sollte.

Diese Sache durfte nicht im Sande verlaufen, dafür hingen viel zu viele Leben dran. Und Cara war es vollkommen egal, wie Helens Leben dadurch beeinflusst wurde. Sie hatte die letzten 17 Jahre friedlich vor sich hin gelebt. Das war jetzt vorbei.

„Cara, geht es dir gut?", fragte Dorian sie, als sie zu dritt in dem neuen Wohnzimmer saßen, welches in einen kleinen Gang mündete und wo drei Türen in drei Räume führten. Der eine Raum war das Badezimmer, die anderen beiden führten in zwei kleine Schlafzimmer. Definitiv eine Verbesserung zu der vorherigen Wohnsituation.

„Ja, ich hänge nur meinen Gedanken nach.", erklärte sie Dorian und sah ihn dabei direkt an. Gefühlt das erste Mal, seit den Geschehnissen. Sie stand auf und verließ das Wohnzimmer ohne weitere Worte. Beide sahen ihr hinterher.

„Ich hab ein schlechtes Gefühl.", sagte Max und sah schließlich zu Dorian hinüber, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

„Ich auch....", antwortete er und wusste, dass morgen die 14 Tage um wären. Er hatte ein verdammt schlechtes Gefühl.

Am nächsten Morgen begegnete Cara Max, der in der Küche, die direkt am Wohnzimmer anschloss, stand und Kaffee kochte. Sie war bereits fertig angezogen und froh darüber, dass sie jetzt Max gegenüber stand und nicht Dorian. Doch sie würde nicht einfach gehen. Sie würde sich auch von ihm verabschieden, auch wenn es schwer werden würde.

„Max?", ihre Stimme war zögerlich und leise und Max wandte sich zu ihr um.

„Du gehst?", fragte er sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Natürlich wusste er es, schließlich hatte Cara ihren Rucksack dabei. Sie trug schwarze Jeans und die Lederjacke ihrer Mutter. Sie hatte sich so sehr an sie gewöhnt und nur weil sie ihre Mutter jetzt kannte änderte das nichts an den Erinnerungen zu dieser Jacke. Sie liebte sie.

„Ja. Ich muss...ich kann das alles nicht mehr einfach so hinnehmen. Ich kann einfach nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr ständig in Schwierigkeiten seid wegen mir Max!", versuchte sie ihm zu erklären, doch er schüttelte mit dem Kopf.

„Komm schon Cara, du weißt, dass das nicht deine Schuld war und ist!", er setzte sich schließlich an den Tisch und Cara setzte sich zu ihm. Sie rang nach den richtigen Worten um Max erklären zu können, was in ihr vor sich ging. Warum sie gehen musste und eigentlich gar keine Wahl hatte. Nur warum sie heute gehen musste, konnte sie ihm nicht sagen. Das war eine Sache zwischen ihr und Dorian.

„Ja natürlich, ich habe Dorian diese ganzen Sachen nicht persönlich angetan, oder zumindest einen Teil nicht, aber er war doch überhaupt erst in dieser Situation wegen mir. In diesen Situationen! Ich muss herausfinden, wer ich wirklich bin und zwar ohne Angst um Menschen zu haben, die mir wichtig geworden sind. Verstehst du das?", sie sah Max flehend an und er verstand es, sie wusste es sofort. Doch das bedeutete nicht, dass er es akzeptierte.

„Was hast du denn jetzt vor Cara? Was willst du denn da draußen ganz alleine?", fragte er sie stattdessen und verschränkte die Hände auf der Tischplatte ineinander.

„Ich war mein ganzes Leben lang alleine, das kann ich also sehr gut. Ich kann mich zur Wehr setzen, das wissen wir jetzt und du musst dir deswegen also keine Sorgen mehr machen. Aber ich muss herausfinden was oder wer ich bin. Ich muss herausfinden, was ich will. Und ich muss herausfinden wie es weiter gehen soll. Und dafür brauche ich Zeit. Zeit für mich. Es heißt nicht, dass das hier ein Abschied für immer ist Max, meinetwegen melde ich mich regelmäßig bei dir, aber ich kann nicht hier sitzen und so tun, als wären all diese Sachen nicht geschehen, verstehst du es nicht? Das hier betrifft mich. Mein Leben. Dominik war und ist hinter mir her. Nicht hinter euch! Ich muss erstmal mit dem ganzen fertig werden und das muss ich alleine tun.", sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu viel preis zu geben.

„Ich kann dich sowieso nicht aufhalten oder? Ich kann dich nicht zwingen hier zu bleiben. Aber du musst mir eine Sache versprechen....", sagte Max und sah Cara dabei an.

„Du bist meine Familie. Ich werde mir immer Sorgen um dich machen und deswegen wirst du dein Handy behalten und wir telefonieren zumindest einmal wöchentlich. Ich verstehe, dass du Zeit für dich brauchst, aber ich kann dich nicht gehen lassen ohne dieses Versprechen von dir zu haben.", Max lächelte dabei und Cara lächelte zurück. Ja er war Familie. Die Einzige Familie die sie im Moment eigentlich hatte. Denn trotz der Rückkehr ihrer Eltern, fühlte sie sich Max um einiges näher als sie es vermutlich jemals bei ihren Eltern tun würde. Max war ein toller Kerl und sie liebte ihn. Sie hatte es immer gewusst. Diese Vertrautheit, die sie beide verbunden hatte. Und jetzt hatte sie ihre Antwort darauf. Sie waren verwandt, Cousin und Cousine und das würden sie immer bleiben.

„Ich verspreche es dir.", sagte sie lächelnd und stand schließlich auf. Sie sah sich einmal in der neuen Wohnung um, die nicht zu ihrem zuhause geworden war.

„Weißt du wo Dorian ist?", fragte sie Max möglichst beiläufig, doch er sah sie vielsagend an.

„Du weißt, dass du bei ihm nicht so leichtes Spiel haben wirst, oder?", fragte er sie und sie zuckte mit den Schultern. Sie tat so als wäre es belanglos, obwohl es ihr am Ende doch alles bedeutete. Und deswegen musste sie auch gehen.

„Er wird es nicht ändern können...", antwortete Cara und zielte dabei auf das Versprechen hab. Er hatte gesagt wenn sie gehen wollte, dann würde er ihr helfen. Er hätte keine Wahl.

„Er ist in der Zentrale bei Cory. Ich hole ihn...", meinte Max und zog Cara schließlich in seine Arme. Sie fühlte sich nach wie vor geborgen und bei dem Gedanken, diese Geborgenheit gegen ungewisses einzutauschen, schmerzte ihr Herz.

„Bis bald Cara...", hörte sie Max sagen und zog sich zurück. Sie lächelte. Und eine Sekunde später war er verschwunden.

Sie trat auf die Fensterfront zu, die diese Wohnung zierte und blickte hinaus auf die Straße. Sie hatte sich einen Plan zurecht gelegt. Sie würde sich vorerst eventuell einen Job suchen und in einem Motel unterkommen. Sie hatte immer noch das Konto, das Max ihr eingerichtet hatte und davon würde sie erstmal locker leben können.

Sie fuhr mit den Fingern über die seidig dünnen Vorhänge und lächelte einen Augenblick. Es waren nicht nur schlimme Dinge geschehen in dieser Zeit. Nein, sie hatte die Menschen gefunden, die ihr innerhalb von nur drei Wochen so wichtig geworden waren, wie vorher nichts in ihrem Leben. Das war viel wert. Und genau deswegen musste sie erst herausfinden, was es mit ihr genau auf sich hatte, bevor sie diese Menschen weiter in Gefahr brachte. Denn man musste diese Sache mal ganz nüchtern betrachten: Sie war eine tickende Zeitbombe. Sie wusste nicht, was für Kräfte sie genau hatte und woher sie diese Energie eigentlich nahm. Sie wusste nicht, ob sie diese Kräfte zu jeder Zeit kontrollieren konnte. Und sie wusste nicht, was geschehen würde wenn nicht.

Außerdem wusste sie nicht, wer ihr alles auf den Fersen war. Wenn irgendjemand heraus bekam, was sie tatsächlich war, dann würden diese nicht locker lassen, bis sie sie hatten. Und Max und Dorian würden alles tun, um sie zu beschützen. Das hatten sie bewiesen. Das hatte Dorian bewiesen, als er sich selber hatte töten lassen wollen, damit Cara fliehen konnte. Und das würde sie niemals zulassen.

„Was ist hier los?", hörte sie seine zögerliche Stimme und erschrak ein wenig. Als sie sich umwandte bemerkte sie, dass Dorian auf ihren gepackten Rucksack hinab sah und schließlich seinen Blick auf sie richtete.

„Ich werde gehen Dorian.", antwortete sie schlicht und ergreifend, doch Dorian schüttelte den Kopf.

„Warum?", die Frage war so schlicht und doch beinhaltete sie alles, was Cara gerade durch den Kopf ging.

Warum war alles so geschehen wie es geschehen war? Warum hatten sich ihre Eltern überhaupt ineinander verliebt? Warum hatten sie sie einfach weggegeben? Warum war sie genau Dorian und Max begegnet? Warum war sie auf dem besten Wege sich in Dorian zu verlieben, obwohl er der Person, die sie im Moment am meisten hasste, so verblüffend ähnlich sah? Warum war sie dabei sich in ihn zu verlieben, obwohl sie doch eigentlich innerlich verkrüppelt war? Warum hatte es so weit kommen müssen?

„Weil ich keine andere Wahl habe Dorian.", sie blieb ruhig, auch wenn in ihrem Inneren ein heftiger Sturm tobte.

Es war ihr klar geworden, als Dorian sie geküsst hatte und als Helen sie schließlich wegteleportiert hatte. Es war ihr klar geworden, als sie geglaubt hatte, ihn nie wieder sehen zu können.

„Das ist eine miese Masche Cara und das weißt du! Du hast bis heute gewartet, weil du wusstest, dass ich dich nicht zurückhalten kann. Dass ich nichts tun oder sagen kann, dass dich daran hindern würde zu gehen!", meinte Dorian und verschränkte die Arme vor der Brust. Cara sah auf den Boden.

„Ja ich weiß, aber so bin ich nunmal. Auf meinen eigenen Vorteil bedacht, allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehend Dorian. Ich sage nicht, dass ich euch im Stich lassen werde. Wenn ihr mich jemals irgendwie brauchen solltet, werde ich da sein. Aber bis dahin brauche ich Zeit für mich!", sie sagte nur die halbe Wahrheit. Sie würde es nicht ertragen, wenn Dorian jemals etwas zustoßen würde. Und sie würde nicht damit leben können, wenn sie verantwortlich dafür wäre.

„Du weißt, dass das nicht stimmt Cara.", Dorian zielte auf den ersten Part ihrer Antwort ab und Cara schloss einen Augenblick die Augen.

„Du wolltest dein Leben für mich geben Dorian, was hast du denn erwartet was ich daraufhin tue? Darauf warten, bis es wirklich notwendig wird? Darauf warten, dass jemand erkennt wie wichtig du...ihr mir seid und euch wieder benutzt um mir weh zu tun? Denn das könnten sie. Verdammt, das wäre vermutlich im Moment der einzige Weg, wie man mich in die Knie zwingen kann und das kann ich nicht. Ich kann nicht in der ständigen Angst leben, dass euch etwas zustößt....", meinte Cara und wurde jetzt doch ein wenig lauter. Sie hatte es ruhig klären wollen, erwachsen, doch sie war emotional. Natürlich war sie das. Sie konnte kaum atmen bei dem Gedanken daran, Dorian oder Max nie wieder in ihrem Leben zu sehen. Also zog sie die Reißleine, solange es ihr überhaupt noch möglich war. Dorian kämpfte mit sich, Cara konnte es sehen. Sein eigener Körper hielt ihn davon ab die Dinge zu sagen, die sie umstimmen könnten, Er wandte sich ab und gab dem Tisch einen heftigen Stoß. Cara beschloss, dass es Zeit wurde. Sie wollte ihn nicht länger quälen, wollte sich nicht länger quälen. Sie wollte frei sein. So wie ihr ganzes Leben lang schon.

Sie ging auf ihren Rucksack zu und hievte sich diesen auf den Rücken, dann steckte sie den zweiten Arm hindurch.

„Wohin wirst du gehen? Wo kann ich dich finden?", fragte Dorian sie und drehte sich zu ihr um. Sie erkannte die Wut in seinen Augen. Die Wut darüber, dass er nichts an dieser Situation ändern konnte.

„Ich weiß es noch nicht...", antwortete sie und trat einen Schritt auf ihn zu.

„Werden wir uns wieder sehen Cara?", er sah auf sie hinab, als sie vor ihm angekommen war.

„Ich weiß es nicht...", antwortete sie wieder und spürte, dass sie die Fassung nicht mehr lange halten könnte. Sie war dabei sich zu verlieben, es war vielleicht sogar schon längst geschehen. Und dieses Gefühl würde sie früher oder später umbringen, wenn sie nichts dagegen tat.

„Komm schon Cara...tu das nicht.", diese Worte hatte sie schon einmal von Dorian gehört.

„Ich muss.", sie schloss die Augen einen Moment, um Tränen zurück zu halten. Sie wusste nicht, was ihre Zukunft bringen würde. Doch sie musste es herausfinden. Alleine.

Sie war versucht sich auf die Zehenspitzen zu stellen und Dorian zu sich herunter zu ziehen, eine Sekunde lang war sie kurz davor, doch stattdessen wandte sie sich von ihm ab. Wenn sie das tat, würde er es ihr unmöglich machen zu gehen. Und das konnte sie nicht zulassen.

„Leb wohl Dorian....", waren ihre letzten Worte, bevor sie die Tür öffnete und schließlich ohne zurück zu blicken hindurch trat. Als sie sie schloss, hörte sie erneut ein lautes Krachen und zuckte zusammen. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Doch selbst wenn es das Schwierigste war, was sie je in ihrem Leben getan hatte: Sie würde die Menschen die sie liebte beschützen. Auch wenn es noch so sehr schmerzte.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top