Kapitel 47: Keine Wahl
„Nein verflucht Dorian!!", rief Cara aus, doch Dorian konnte sie schon nicht mehr hören, denn sie, Helen und Sage befanden sich nicht mehr in dem Gang wo Dorian war. Helen hatte sie einfach wegteleportiert, ohne mit der Wimper zu zucken hatte sie das getan, worum Dorian sie gebeten hatte und hatte ihn so seinem Tod überlassen.
Cara riss sich los und wandte sich zu ihr um. Sie gab Helen einen heftigen Stoß der sie zurück wanken und gegen Sage prallen ließ, die empört aufatmete. Als sie jedoch Cara sah hielt sie inne.
„Wie konntest du nur? Wie konntest du ihn da drinnen lassen? Das ist sein Tod!", schrie Cara los und ging erneut auf ihre Mutter los, die sich gerade erst wieder aufgerappelt hatte. Cara packte sie an den Schultern.
„Du bist ein Monster! Lässt andere dein Drecksarbeit erledigen! Du hättest dort bleiben sollen und nicht Dorian!", schrie Cara ihr ins Gesicht und gab ihr erneut einen Stoß, der sie endgültig zu Boden gehen ließ. Cara wandte sich ab, ihre Hände zitterten heftig und diese legte sie sich an den Kopf. Sie musste nachdenken. Sie musste Dorian helfen. Irgendwie. Sie konnte ihn nicht einfach dort unten elendig verrecken lassen verdammt!
„Cara es war das Beste! Nur Dorian konnte uns da raus bringen und es war eine äußerst noble Tat von ihm!", erklärte Helen jetzt und Cara wandte sich wutentbrannt in ihre Richtung.
„Ich scheiße auf diese noble Tat! Er hat nichts mit dem Ganzen hier zu tun! Er hat mich beschützt, die ganze Zeit und jetzt soll ich ihn da unten sterben lassen?", ihr kam ein Einfall und sie stürmte erneut auf Helen zu, die zurück wicht.
„Du wirst mich sofort wieder zu ihm bringen oder ich schwöre dir...", und in der nächsten Sekunde packte sie Helen am Hals und ließ in ihrer linken Hand ihre Energie entstehen, die ihr in diesem Moment zu gehorchen schien, als hätte sie nie etwas anderes getan.
„Oder ich schwöre dir ich bringe dich eigenhändig um!", diese Worte waren Cara wie Gift in ihrem Mund vorgekommen doch sie meinte jedes Wort ernst. Sie konnte Dorian nicht im Stich lassen. Nicht nach allem was sie miteinander durchgemacht hatten!
„Cara du kannst mir drohen so viel du möchtest, aber ich werde dich nicht zurück bringen. Lieber sterbe ich selber, als dich am Ende zu verlieren!", sagte Helen seelenruhig. Cara sah eine Gefühlsregung in ihren Augen doch sie lachte bitter auf.
„Als mich zu verlieren? Du hast mich verloren und zwar vor 17 Jahren! Ich wäre längst tot wenn Dorian nicht gewesen wäre und deswegen wiederhole ich mich ein letztes Mal....Bring mich zu ihm!", sie hörte Sage, die hinter Helen stand nervös aufatmen, doch sie beachtete sie nicht.
„Ich kann nicht Cara...", sagte Helen und ließ die Augen zu Boden sinken. Cara schrie auf und lenkte einen Teil der Energie in Helens Körper, die vor Schmerz laut aufschrie und schließlich in die Knie ging. Cara hatte sie losgelassen.
„Das werde ich dir niemals verzeihen!", rief Cara aus und wandte ihr erneut den Rücken zu.
Sage war auf ihre Mutter zugestürmt und sah erschrocken zu Cara auf. Sie hätte Helen töten können, doch sie hatte es nicht getan. Sage blinzelte. Sie konnte Cara so gut verstehen, doch sie konnte ihr nicht helfen.
Cara jedoch begann langsam zu hyperventilieren. Jede weitere Sekunde die sie hier verbrachte war Dorian alleine in dieser Kanalisation und jede weitere Sekunde erhöhte die Chance darauf, dass er starb. Sie konnte und wollte das nicht zulassen! Wie sollte sie jemals weiter leben in dem Wissen, dass sie verantwortlich für seinen Tod war? Wie sollte sie weiter leben in dem Wissen, dass sie ihn nie wieder sehen würde?
Sie begann nervös auf und ab zu gehen. Sie musste zu ihm. Und keine Helen würde sie aufhalten.
Sie wollte zu Dorian. Sie konnte ihn nicht im Stich lassen. Nicht wenn sie endlich jemanden gefunden hatte, für den es sich auch zu kämpfen lohnte! Ihr ganzes Leben hatte sie danach gesucht und gerade als sie jemanden gefunden hatte sollte sie ihn wieder verlieren? Sollte das ihr Schicksal sein? Sollte Einsamkeit ihr Leben bestimmen?
Sie dachte an diesen letzten Kuss von ihm. Er war so rein und so perfekt gewesen. Sie hatte für einen Moment vergessen in welch auswegloser Situation sie sich befunden hatte. Sie sah Dorian vor sich. Als wäre er direkt hier neben ihr und einen Wimpernschlag später verschwamm alles um sie herum und formierte sich neu.
Sie hörte eine Stimme. Sie sah sich verwirrt um. Alles war noch blass, doch es nahm langsam Farbe an. Und dann sah sie ihn. Dominik. Er stand über Dorian, dessen Gesicht mehrere Platzwunden zierte. Die Situation wurde immer klarer und mit einem Mal, stand Cara genau neben Dominik. Sie ließ ihre Energie entstehen und packte ihn am Hals, noch bevor er sie überhaupt sehen konnte und riss ihn nach oben.
Sie wusste nicht, woher sie diese Kraft hatte, sie wusste nicht warum sie das alles mit einem Mal kontrollieren konnte, doch es strömte eine Klarheit durch ihren Körper die sie sich die Frage stellen ließ, warum zum Teufel sie all das nicht vorher schon gekonnt hatte!
„Wenn du Dorian noch ein einziges Mal anfasst Dominik dann schwöre ich dir, zerfetze ich dich ohne mit der Wimper zu zucken in der Luft!", sagte Cara und sie hörte, dass ihre Stimme sich anders anhörte, aber sie wusste nicht weshalb dies so war.
Dominik sah sie mit seinen eiskalten blauen Augen erstaunt an und blinzelte.
„Wo zum Teufel kommst du her?", fragte er sie erstaunt doch Cara lächelte nur.
„Das geht dich einen Scheißdreck an!", antwortete sie und merkte, dass die anderen Ghilts auf sie zukommen wollten. In ihrer freien Hand ließ sie einen weiteren Energieball entstehen, der alle zum Innehalten brachte.
Dominik bewegt seine Hand, doch Cara ließ einen Schock durch seinen Körper gehen, der gerade schmerzhaft genug war um ihn aufzuhalten jedoch nicht so heftig war, um ihn außer Gefecht zu setzen. Sie hatte ihm noch etwas zu sagen.
„Ich schwöre dir eins Dominik....", er blinzelte erneut. Er wirkte beinahe verängstigt.
„Wenn du mir oder irgendjemandem der mir Nahe ist noch ein einziges Mal auflauerst, dann wirst du nicht mehr lange leben. Ich mag vielleicht noch nicht lange in diesem Metier sein, aber ich weiß eins: Du bist mir haushoch unterlegen. Und glaub mir, ich finde dich. Egal wo du bist. Und das nächste Mal, werde ich keine Gnade haben!", sagte Cara und kam ihm dabei nah. Erneut wollte er seine kleinen Zaubertricks an ihr anwenden, doch er kam nicht weit. Denn erneut ließ Cara einen Schock durch seinen Körper fahren, der heftiger als der erste war. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und er krümmte sich vor Schmerzen. Cara drückte seine Kehle ein wenig weiter zusammen.
„Haben wir uns verstanden?", sie kam ihm noch näher. Sie konnte ihm ansehen, dass er mit sich haderte. Er wusste nicht wie weit Cara gehen würde. Um ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, ließ sie die Energie in ihrer Hand wachsen und jagte sie schließlich auf die Ghilts die um sie herum standen. Wie eine Druckwelle arbeitete sich diese Energie durch den kompletten Gang und ließ jeden Einzelnen Ghilt in die Knie gehen und kurze Zeit später das Bewusstsein verlieren. Dominik beobachtete alles stillschweigend.
„Haben wir uns verstanden?", fragte Cara ihn erneut und anscheinend hatte er eine Entscheidung getroffen, denn langsam nickte er. Er sah Dorian an und in seinem Blick lag etwas, das Cara vorher noch nie gesehen hatte. Sie konnte diese Emotion nicht einordnen, doch das wollte sie auch nicht. Eine Sekunde später ließ sie einen Schock durch seinen Körper gehen, der ihn definitiv für einige Stunden außer Gefecht setzen würde. Genauso wie die anderen Ghilts würde er irgendwann erwachen. Cara hatte keine Angst mehr vor Dominik. Er konnte ihr rein gar nichts anhaben!
Sie ließ ihn los und er landete unsanft auf dem dreckigen Boden. Sie sah sich ein letztes mal um und als sie sich sicher war, dass ihnen niemand mehr auflauern würde, verpuffte die Energie in ihrem Körper und sie fühlte sich wieder normal. Sie wandte sich um und sah Dorian auf den Knien zu ihr aufblicken.
„Wie zum Teufel hast du das gemacht?", fragte er sie erstaunt und sie ging auf ihn zu, um vor ihm auf die Knie zu gehen.
„Ich habe absolut keine Ahnung.", antwortete sie und sah Dorian einen kurzen Augenblick lang an. Er hatte, mal wieder, zu viel eingesteckt. Sein Gesicht sah zerschunden aus und das würde, selbst bei einem Krade, vermutlich Tage dauern bis es verheilte.
„Geht es dir einigermaßen gut?", fragte Cara ihn und strich ihm die paar Strähnen, die ihm im Gesicht hingen zur Seite.
„Ja, alles bestens. Mir ging es diese Woche definitiv schon beschissener, also keine Sorge!", meinte er und lächelte dabei leicht. Doch Cara konnte nicht lachen, denn da waren sie bei ihrem Hauptproblem, das sie in diesem Moment quälte.
„Warum bist du zurück gekommen?", fragte er sie und fuhr ihr mit einem Finger über die Wangen. Vermutlich sah er die Tränenspur, die vor einigen Minuten entstanden war.
„Weil ich dich nicht einfach sterben lassen konnte. Das werde ich niemals zulassen!", erklärte sie ihm und half ihm dann auf.
Sie wäre gerne zu Max zurückgekehrt, der sich vermutlich schon Sorgen machte, doch sie wusste, dass Helen ihr und Dorian noch einige Antworten schuldig war. In diesem Moment war alles glasklar in ihrem Körper. Sie wusste was zu tun war. Sie dachte an Helen und eine Sekunde später stand sie ihr gegenüber. Sie blickte verwundert auf.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte sie Cara, doch diese hielt es nicht für nötig ihr zu antworten. Stattdessen sprach sie das naheliegendste an.
„Ehrlich? Das ist deine Sorge? Wie wäre es mit der Frage, wie du deine Tochter einfach so gehen lassen konntest und ihr nicht gefolgt bist. Ich könnte jetzt tot sein. Auf dein Wort kann man also nicht viel geben....", entgegnete sie und half Dorian sich auf einen Sessel zu setzen, der in der großen hellen Wohnung stand, in die Cara sie teleportiert hatte. Cara wusste, dass diese Teleportation anders funktionierte, als die die Dorian versucht hatte ihr beizubringen. Doch das war es, was in ihr schlummerte. Fähigkeiten, die anders waren, als die der normalen Krades. Denn sie war keine normale Krade, sie war eine Mischung aus den beiden verfeindeten Rassen.
„Ich will Antworten, ohne großes Gelaber und danach werden wir uns nicht wieder sehen. Ich hab mein Leben ohne dich irgendwie überstanden und das werde ich auch weiterhin tun!", sagte Cara und ließ sich auf dem Sofa nieder, das neben dem Sessel stand. Helen blickte sie ruhig an. Ihre Gefühle waren undurchdringlich und es war Cara nicht einmal im Ansatz möglich herauszulesen, was Helen gerade empfand.
„Aber vorher brauchen wir ein Telefon. Wir müssen Max anrufen und ihm sagen, dass es uns gut geht!", sagte Cara und als Dorian sie dabei ansah stellte er fest, dass er etwas von der Kälte spürte, die sie anfangs an sich gehabt hatte.
Zwanzig Minuten später saßen alle vier in dem kleinen Wohnzimmer und warteten darauf, dass Landon dazu kam. Helen wollte diese Geschichte nicht alleine erzählen und sie war der Meinung gewesen, dass es Landon zustand dabei zu sein, wenn sie ihrer Tochter ihre Vergangenheit präsentierten. Cara hätte dies gerne vermieden, denn ihr war ihr Vater egal. Alleine der Grund für das alles und das was sie eigentlich war, interessierte sie. Auch ob sie irgendwas für die Krades tun konnte. Dafür, dass sie diesen Krieg mit ihren Geschwistern beenden konnten, doch Helen hatte darauf bestanden, nachdem Dorian das Telefonat mit Max beendet und ihm versichert hatte, dass sie bald zuhause wären und ihn gebeten hatte, dass er dort auf sie warten sollte.
Sage saß auf der anderen Seite des Sofas, das Cara für sich in Beschlag genommen hatte und warf ihrer Stiefschwester immer wieder verstohlene Blicke zu. Sie hatte nie ein Teil dieses ganzen Spiels sein wollen. Doch sie hatte keine Wahl gehabt. Als Helen und Landon sie damals mitgenommen hatten, hatten sie ihren Lebensweg geebnet. Natürlich sollte Sage wütend darüber sein, dass sie ihre leibliche Tochter dieser Gefahr nicht hatten aussetzen wollen aber dafür sie gestohlen hatten, aber Sage hatte kein schlechtes Leben bei ihnen gehabt. Sie hatten ihr Bestes gegeben ihr am Ende ein möglichst normales Leben zu bieten. Sie waren zwar oft umgezogen, sie und Helen, während Landon seinen Verpflichtungen als Oberster nachgekommen war um kein Aufsehen zu erregen, aber wer wusste schon, was für ein Leben sie ansonsten erwartet hätte. Sie sah erneut zu Cara hinüber. Vermutlich, hätte sie ein ähnliches Leben erwartet wie das, was Cara gehabt hatte.
Dennoch verstand Sage die Wut ihrer Stiefschwester. Sie hatte erst vor knappen drei Wochen von der ganzen Sache erfahren. Sie war gequält worden, ihr Freund ebenso und sie hatten gerade noch fliehen können, bevor sie dennoch gefunden worden waren von den Ghilts. Cara hatte geglaubt ihren Freund verloren zu haben und ihre eigene Mutter hatte nichts getan, um ihr zu helfen.
Sage betrachtete Helen, die aus dem Fenster blickte, während sie auf Landons Ankunft wartete. Es war nicht absehbar wann es soweit sein würde, aber Helen hatte nicht die Kraft sich Cara alleine zu stellen.
Sage war zutiefst schockiert gewesen, als Helen Sage und sich in ihre Wohnung teleportiert hatte, ohne Cara hinterherzugehen. Sage hatte wirklich geglaubt, dass zumindest die Sorge um ihre Tochter Helen dazu bringen würde, ihre Prinzipien, nämlich nie wieder mit Krades oder Ghilts zusammen zu arbeiten, über Bord werfen würde, doch das hatte sie nicht getan. Sie war skrupellos gewesen wie immer.
Sage hatte noch nie wirklich sagen können, was in ihrer Mutter vor sich ging. Sie hatte schon immer eine gewisse Kälte an sich gehabt, doch Sage hatte geglaubt das wäre die Zeichnung ihres Lebens! Der Verlust ihrer leiblichen Tochter. Doch Helen war noch viel verrohter, als Sage jemals geglaubt hatte.
Von einer Sekunde auf die Andere stand Landon vor ihnen. Er betrachtete Cara, dann Dorian, ruhig. Sagte nichts.
„Da wir jetzt vollzählig sind wollen wir mal keine Zeit mehr verlieren.", meinte Cara und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Sie verschränkte die Arme mit einander, legte ihre Beine übereinander und sah dann abwechselnd Landon und Helen an.
„Ich will alles wissen. Und ich werde keine Lügen dulden!", sagte sie mit kalter Stimme und damit war es so. Denn Cara würde so schnell niemand mehr wiedersprechen.
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