Kapitel 38: Spurensuche
„Wo finden wir ihn?", fragte Cara Justin und Max, die beide wieder einmal im Wohnzimmer saßen. Justin sah in seinen Laptop und versuchte ein Muster in den Ghiltsaktivitäten zu finden. Es musste einen Grund haben, weshalb Dominik die Schattenwesen geschickt hatte anstatt Ghilts. Höchstwahrscheinlich wusste er um Caras Kräfte und wollte keine seiner Leute aufs Spiel setzen. Hätte er Ghilts geschickt, wären diese vermutlich genau wie die Schattenwesen heute nicht mehr existent.
„Ich muss erstmal herausfinden, wo sich die Ghiltsaktivitäten gehäuft haben. Es kamen in der letzten Zeit nicht viele Krades lebend aus den Auseinandersetzungen und durch Marcelles Fähigkeit können wir uns nicht sicher sein, ob die Krades dort gestorben sind wo sie gefunden wurden.
„Welche Fähigkeiten hat er?", fragte Cara mit einem Seitenblick auf Max. Sie wusste aus Dorians Erzählungen über Tamaras Tod, dass Marcelle Max' Zwillingsbruder war. Sie wusste nicht, wie es ihr gehen würde, wenn sie eine Schwester hätte die sie umbringen wollen würde. Gut konnte es einem dabei sicherlich nicht gehen, wie Dorian ihr bereits bestätigt hatte.
„Er hat sehr vielseitige Fähigkeiten, eine davon ist ganze Personengruppen zu teleportieren ohne sie dabei anfassen zu müssen. Außerdem ist er Meister in der Gedankenmanipulation. So wie Max neue Wahrheiten erschaffen kann, kann Marcelle ganze Gedankengänge, Weltanschauungen, neue Erinnerungen erschaffen!", erklärte Justin, sah Max dabei jedoch nicht an.
„Sind eure Fähigkeiten sich immer so ähnlich?", fragte Cara und sah jetzt Max dabei direkt an. Die Frage hatte sie ihm gestellt und er blickte auf.
„Sie ähneln sich, ja, aber sie sind nicht gleich. Sie variieren immer zwischen den Geschwistern. Es gibt einzigartige Fähigkeiten, doch sie sind in irgendeiner Weise immer verwandt mit denen des Zwillings.", erklärte Max und Cara dachte über die Fähigkeiten der Jungs nach, die sie bereits kannte. Doch diese waren so vielfältig, dass sie nicht einmal im Ansatz eine Übersicht in ihrem Kopf erstellen konnte. Sie wusste von Dominik, dass er ihren Körper lahm legen konnte und ihr Krallen in den Bauch rammen konnte. Hatte Dorian ähnliche Fähigkeiten? Justin schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
„Dorian kann seine Schwerter erschaffen, Dominik kämpft mit diesen Krallen. Dominik kann ganze Systeme lahm legen, dabei spielt es keine Rolle ob menschliche oder technische, Dorian kann einen mit einer Bewegung ins Koma versetzen. Das hält aber nicht lange an und er wendet es nicht gerne an.", erklärte Justin und Cara sah ihn überrascht an. Als sie nicht antwortete blickte er auf.
„Was denn?", fragte er sie doch sie blinzelte nur.
„Woher genau wusstest du, dass ich darüber nachgedacht habe?", fragte sie ihn und auch Max betrachtete ihn abwartend.
„Fuck, sorry. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Eine meiner Fähigkeiten ist es, Gedanken zu lesen doch ich habe sie eigentlich so weit unter Kontrolle, dass es mir nicht mehr unabsichtlich passiert. Es ist nicht so witzig wie es sich anhört, wenn man die Gedanken von anderen ungefiltert mtibekommt. Ich war wohl zu sehr auf den Laptop konzentriert und dachte, du hättest mit mir gesprochen.", erklärte er etwas zerknirscht und sah Cara dabei entschuldigend an.
„Das heißt ich sollte mich immer in Acht nehmen was ich denke wenn ich in deiner Nähe bin?", fragte sie ihn entgeistert. Sie wusste ja, dass er in die Köpfe eindringen konnte, doch sie hatte nicht gewusst, dass er ihre Gedanken ebenso lesen konnte.
„Nein, eigentlich nicht. Es tut mir leid ok, wie gesagt, ich mache das nie. Naja, außer ich würde Feinden gegenüber stehen vermutlich, aber da ich das schon ewig nicht mehr bin erübrigt sich das.", erklärte er und sah wieder in den Laptop.
„Aber dann hättest du ja von Anfang an herausfinden können, ob Lucien uns die Wahrheit sagt. Oder du hättest bei dem Gespräch mit Sage an Informationen kommen können, die uns weiter gebracht hätten!", sagte sie jetzt empört, doch dabei legte Justin den Laptop beiseite und sah sie an.
„Hör zu Cara, es ist niemals witzig mit dem Verstand anderer zu spielen. Deswegen beeinflusst Max so selten wie möglich die Wahrheit, Dorian versucht so selten wie möglich Menschen in ein künstliches Koma zu versetzen und ich versuche so selten wie möglich in ihre Gedanken einzudringen. Solche eine Manipulation in den Köpfen anderer kann großen Schaden anrichten. Du könntest etwas in Gang bringen, was besser im verborgenen geblieben wäre oder etwas zerstören und somit eine ganze Persönlichkeit ändern. Damit ist wirklich nicht zu spaßen und wir wenden solche Dinge nur in der allergrößten Not an. Sage ist bis jetzt keine Feindin sondern unseres Wissens nach ein normaler Mensch. Menschen reagieren auf unsere Fähigkeiten oft sehr unerwartet! Sieh dich doch an, ich hab dich ausgeknockt als ich an deine Erinnerungen wollte. Und Lucien? Der hätte das vermutlich gemerkt. Der hat ein Gespür für sowas. Er hat mit Sicherheit auch gemerkt, als Max bezüglich deines Namens gelogen hat. Das ist wohl eine von Luciens Fähigkeiten. Ein automatischer Radar für Manipulationen jeglicher Art.", erklärte ihr Justin in aller Ausführlichkeit. Cara musste zugeben, dass er nicht ganz Unrecht hatte. Dennoch hätten sie heute mit wesentlich mehr Informationen dastehen können als es der Fall war, wenn Justin sie begleitet hätte.
„Ok ich versteh schon. Spiel niemals unnötig viel mit dem Verstand von anderen.", fasste Cara zusammen und lehnte sich in dem Sessel zurück in welchem sie saß.
Justin nahm seinen Laptop wieder auf den Schoß und begann damit, eine Karte von New York aufzurufen. Es gab Teile, die sahen aus wie ein Stadtplan eben aussah. Es gab aber andere Teile, die waren mit grünen Punkten überzogen.
„Was sind das für Orte?", fragte Cara und lehnte sich weiter nach vorne um einen besseren Blick zu haben. Auch Max setzte sich jetzt neben Justin um alles genauer betrachten zu können.
„In ganz New York sind Einrichtungen verteilt, die wir nutzen. Schulen beispielsweise, die unsere Jünglinge besuchen. Büroräume und vieles mehr. Die Angriffe der Ghilts finden meist an diesen Orten, beziehungsweise in der Nähe statt. Es ist jetzt unsere Aufgabe herauszufinden, welche Ghiltsaktivitäten vielleicht von der Norm abweichen.", meinte Justin und zoomte die Karte heran.
Sie gingen jeden einzelnen Bereich durch, überall befanden sich Kradeseinrichtungen die diverse Aktivitäten erklärten. Es gab aber auch ein paar, die davon abwichen.
„Hier in dieser Gasse hat Dorian Cara damals gerettet.", sagte Justin gerade und deutete auf einen einzelnen, grünen Punkt. Bei der Erwähnung dieses Ereignisses bildete sich ein kleiner Knoten in Caras Magen, doch sie sagte nichts weiter darauf.
Justin ging jede weitere Straße durch, bei einer blieb er schließlich stehen.
„Sieh dir das an Max. Diese Ghilts hast du mir gemeldet, oder?", fragte Justin und deutete auf einen weiteren einzelnen Punkt. Max nickte.
„Die hab ich vor ein paar Tagen bei einer Ausspähmission dort entdeckt.", erklärte Max und da kam Justin wohl eine Idee. Er wusste anscheinend schon worauf er hinaus wollte und wollte seine Theorie überprüfen. Er öffnete einen weiteren Stadtplan, dieser war jedoch mit roten Punkten besiedelt. Er legte beide Stadtpläne übereinander. Für Cara wirkte es jetzt wie ein großes Durcheinander, doch Justin zoomte erneut in den Stadtplan hinein.
„Gut, dass ich vor kurzem erst die Aktivitäten von einer kleinen Gruppe Schattenwesen eingetragen habe...", murmelte er und scrollte zu der Straße, über die er vorhin mit Max gesprochen hatte.
„Sieh dir das an. Eine Straße weiter zu dem Ort, wo du die Ghilts gesehen hast, waren vermehrte Schattenwesenaktivitäten zu verzeichnen.", erklärte er Max und deutete auf die Stelle.
„Sieh nach ob es noch mehr solche Überschneidungen gibt.", sagte Max und lehnte sich noch weiter vor. Justin ging den Stadtplan durch und fand gute zwanzig solcher Überschneidungen. Sie waren nicht aufgefallen, da zwischen den Eintragungen Monate lagen!
„Kann es sein, dass die Ghilts auf der Suche nach Schattenwesen sind und diese als Angriffsmittel gegen die Krades einsetzen wollen?", fragte Cara erschrocken und sah die beiden jungen Männer an. Justin lehnte sich in der Couch zurück, während Max blass wirkte.
„Wenn das stimmt haben wir ein gewaltiges Problem am Hals!", erwiderte er ruhig, doch in seinem Inneren kochte es.
„Wie könnten sie das anstellen?", fragte Justin, als er den ersten Schock verdaut hatte.
„Ich habe absolut keine Ahnung. Selbst die stärkste Gedankenmanipulation dürfte eine größere Anzahl von Schattenwesen nicht dazu bringen, das zu tun was die Ghilts von ihnen wollen!", meinte Max und stand dabei auf.
„Das müssen wir den Obersten melden. Das hat nichts mit Cara zu tun, wir müssen sie warnen! Denn wenn das der Wahrheit entspricht, könnte es jederzeit dazu kommen, dass sie uns die Schattenwesen auf den Hals hetzen Max!", meinte Justin energisch und stellte seinen Laptop auf den Wohnzimmertisch, der mit allem möglichen technischen Kram bedeckt war. Max nickte.
„Lass mich aber zuerst mit Lucien darüber sprechen.", meinte Max doch Justin schüttelte den Kopf.
„Das werden wir zusammen machen. Das hier geht schon seit Monaten so!! Wie konnte uns das nicht vorher auffallen?", fragte Justin und fuhr sich mit zittrigen Händen durch die Haare.
„Ganz einfach, weil noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, sich Schattenwesen gefügig zu machen. Wie auch immer sie das anstellen, wenn das der Wahrheit entspricht, steht uns großer Ärger bevor.", meinte Max. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
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„Ist es möglich? Können Ghilts sich durch Gedankenmanipulation Schattenwesen gefügig machen?", fragte Cara Lucien, der jetzt in ihrer Wohnung saß und sich gerade die Pläne ansah, die Justin für ihn geöffnet hatte. Auch er erkannte ein Muster.
„Ich weiß es nicht. Ich wüsste nicht wie! Ich kenne keine Gedankenmanipulation die längere Zeit in so starkem Maße anhalten würde, dass sie sich mit den Schattenwesen eine Armee aufbauen können.", erwiderte Lucien doch auch ihm war bewusst, dass da etwas im Gange war denn er wirkte sichtlich besorgt.
„Was sollen wir tun?", fragte Max seinen Onkel, der ihn sofort ansah.
„Wir müssen herausfinden ob das der Wahrheit entspricht. Wenn dem so ist, müssen wir das verhindern. Wir müssen die Schattenwesen töten bevor die Ghilts zu einem Großangriff starten können oder...", Lucien sprach nicht weiter, doch jeder wusste, was dann geschehen würde. Wenn die Schattenwesen irgendwie auf irgendeine Art den Befehlen der Ghilts folgen könnten und diese dann auf die Krades hetzen würden dann gäbe es viele Tote. So wie Cara verstanden hatte, befanden sich alle Krades in der Zentrale. Vor allem Jünglinge, die kaum älter als 14 waren und gerade erst in diese Welt gekommen waren.
„Du bist dir sicher, dass die Schattenwesen auf die Stimme die du gehört hast reagiert haben Cara?", fragte Lucien sie und sah sie mit seinen Lavendelfarbenen Augen an.
Cara nickte.
„Ohne jeden Zweifel. Die Schattenwesen sind zurück gewichen vor mir, sie hatten Angst vor der Energie. Doch sie haben dennoch angegriffen, nachdem mehrmalig der Befehl dazu gegeben wurde.", erklärte Cara, während sie die Bilder nochmals in ihrem Kopf durchging.
„In Ordnung, dann müssen wir Alphas darauf ansetzen. Ihr verfolgt weiterhin den Plan heraus zu finden, wo Helen steckt und was es mit diesen Wesen auf sich hat, ich werde dafür sorgen, dass wir heraus finden, ob eure Theorie stimmt. So oder so, es könnte turbulent werden.", meinte Lucien und erhob sich. Cara wunderte sich darüber, dass Lucien in alles eingeweiht worden war, doch anscheinend hatte Max es für nötig empfunden. Er war vorhin kurz verschwunden um Lucien hierher zu holen. Denn Justin und Max konnten nicht gemeinsam verschwinden, schließlich lag Dorian immer noch verletzt im Schlafzimmer und beide brauchten Schutz, sollte irgendwas passieren. Sie waren mittlerweile rund um die Uhr auf der Hut.
„Wie geht es Dorian?", fragte Lucien und wechselte somit das Thema. Cara sah zur Tür, die geschlossen war.
„Besser. Cory war vorhin noch einmal hier und hat nach ihm gesehen. Er erholt sich gut und wird vermutlich morgen wieder auf den Beinen sein, wenn er seine Ruhe hat.", erwiderte Max. Doch Cara wollte noch etwas los werden, bevor Lucien sich dazu entschloss, wieder in die Zentrale zurück zu kehren.
„Solltet ihr eine Spur zu Dominik in dieser Angelegenheit finden möchte ich in Kenntnis gesetzt werden. Ich habe noch einiges mit ihm zu klären!", sagte sie und hatte dabei die Hände zu Fäusten geballt. Ihre ganze Wut richtete sich im Moment auf Dominik, denn er war schuld daran, dass Dorian beinahe gestorben wäre. Was auch immer sein Plan war, er würde Cara gerne haben können. Doch sie würde ihm alles heimzahlen, was er ihr und auch Dorian angetan hatte.
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