Kapitel 23: Die Bitte
Dorian wachte auf. Er hatte keine Ahnung, wie lange er hier schon lag, doch es war bereits dunkel draußen. Cara hatte ihm einen Schlag verpasst und dieser hatte es ganz offensichtlich in sich gehabt. Es waren bereits Stunden vergangen seit ihrer Auseinandersetzung. Er griff sich an den Kopf. Hämmernde Kopfschmerzen dröhnten in seinem Kopf und er stand langsam auf.
„Fuck Cara...", flüsterte er und griff sich an die Hand. Sie brannte.
Er zog das Handy aus seiner Hosentasche und wählte Max' Nummer.
„Dorian? Was ist passiert?", fragte Max ihn augenblicklich. Dorian hörte im Hintergrund stimmen. Offensichtlich befand sich Max gerade auf einer Mission, weswegen er auch den ganzen Tag unterwegs gewesen war. Max war Profi in der Beschaffung von Informationen vor Ort, weswegen er recht häufig eingesetzt wurde. Dorian hingegen war Profi im Bereich des Kampfes. Glücklicherweise war er nicht so oft gefragt, was immer darauf hindeutete, dass weniger Ghiltsaktivitäten vorhanden waren.
„Cara ist verschwunden. Sie hat mich ausgeknockt und ist abgehauen!", erklärte Dorian ohne Umschweife.
„Was heißt sie hat dich ausgeknockt?, fragte Max ihn irritierte. „Sie hat mir einen Schlag verpasst und ist verschwunden. Ist doch scheißegal wie es passiert ist, oder? Sie ist abgehauen noch mal für die ganz langsamen.", sagte Dorian und ging ins Schlafzimmer, dessen Tür immer noch offen stand. Er sah sich um, auf der Suche nach irgendwelchen Informationen die ihm zeigen könnten, wo sie hin verschwunden war. Er hatte keinen einzigen Anhaltspunkt und es konnte Tage wenn nicht sogar Wochen dauern sie zu finden, wenn sie geschickt vor ging.
„Ruf Justin an, er soll überprüfen ob es Kontoaktivitäten gab.", setzte Max an, doch Dorian schüttelte den Kopf.
„So blöd ist sie niemals. Sie weiß, was Justin kann. Sie würde niemals auf das Geld zugreifen, wenn es nicht dringend notwendig wäre!", meinte Dorian.
„Es ist unser einziger Anhaltspunkt oder? Ruf ihn an und vergiss euren Streit von heute Nachmittag. Ich glaube wir haben jetzt größere Sorgen oder? Ich kann hier gerade nicht weg Dorian. Das musst du selber klären!", Dorian hörte im Hintergrund eine Stimme und Max begann zu flüstern.
„Dorian ich muss aufhören. Meld dich wenn du was neues weißt!", und schon legte er auf und der Anruf wurde beendet.
„Ok Cara, wo bist du hinverschwunden?", überlegte er laut und sah sich erneut um. Und genau in diesem Moment bemerkte er, dass der Brief auf dem Boden lag. Er ging darauf zu und als er ihn umdrehte stellte er fest, dass der Umschlag leer war.
Sie hatte den Brief also gelesen. Egal was auch immer da drinnen stand hatte sie dazu bewogen zu verschwinden.
„Scheiße Cara. Warum sprichst du nicht mit mir?", murmelte er vor sich hin und trat ans Fenster.
Was konnte da drinnen gestanden sein? Wohin könnte sie gegangen sein?
Cara lief durch die Straßen. Sie hatte vorhin die Chance genutzt sich aus dem Staub zu machen. Dorian war alleine gewesen. Wenn er und Max zu zweit gewesen wären hätte sie keine Möglichkeit mehr gehabt.
Sie hoffte, dass es Dorian gut ging und sie ihm nicht ernsthaften Schaden zugefügt hatte doch sie hatte gehen müssen.
Natürlich hatte sie Angst. Angst vor dem was noch geschehen oder kommen würde, doch ihr war auch eine weitere Sache klar geworden. Sie konnte entweder kämpfend untergehen oder als Feigling. Und kämpfend war definitiv die bessere Option. Sie musste nur sehen, für welche Seite sie sich am Ende entscheiden würde.
Sie sah den Brief nochmal an. Sie sollte sich um neun Uhr bei der Freiheitsstatue mit jemandem treffen. Sie wusste nicht ob es eine Falle war, aber sie musste diese Möglichkeit ergreifen.
In dem Brief war gestanden, dass diese Person wichtige Informationen hätte und sie wollte diese nur Cara höchstpersönlich übergeben. Sie sollte alleine kommen. Und da sie sonst keinerlei Anhaltspunkte hatten, wo Helen steckte und dieses Mädchen ganz offensichtlich darauf gewartet hatte, dass Cara nach New Brunswick kam um nach ihr zu suchen, musste sie einfach daran glauben, dass es keine Falle war und sie heute der Lösung ein wenig näher kommen würde.
Sie kam um zehn vor neun bei der Freiheitsstatue an und sah sich um. Hunderte Leute tummelten sich hier und Cara war sich sicher, dass die Person diesen Ort gewählt hatte, weil es zu viele Zeugen gäbe, sollten Ghilts oder Krades auftauchen. Sie waren so sehr bedacht darauf, ihr Geheimnis zu schützen. Sie würden niemals riskieren, dass hunderte Menschen etwas beobachteten.
Cara ließ sich auf der Bank nieder, die in ihrem Brief genannt worden war und ließ ihren Blick erneut über die Menschen schweifen. Es war merklich abgekühlt und Cara schloss den Reißverschluss ihrer Jacke und nahm sich schließlich den Brief noch einmal zur Hand.
Es war eine weibliche Schrift, so viel konnte sie sagen und sie war der festen Überzeugung es handelte sich dabei um die Schrift von dem Mädchen, das sie im Park gesehen und die ihr den Brief in den Mülleimer gelegt hatte.
Es stand nichts weiter drin, als dass Cara zum vereinbarten Treffpunkt kommen sollte und dies alleine. Außer, dass die Person Informationen hatte, konnte Cara dem Brief nicht mehr entnehmen. Plötzlich saß jemand neben ihr und als sie aufblickte, entdeckte sie das Mädchen aus dem Park. Sie erschrak und wich auf der Bank zurück.
Cara musste aufmerksamer werden und sich mehr auf ihre Umwelt konzentrieren. Sie hatte das Mädchen nicht kommen sehen oder gehört.
„Cara, es ist schön, dass du meiner Bitte nachgekommen bist!", sagte das Mädchen, das braune, kinnlange Haare hatte und sie mit ihren dunklen braunen Augen betrachtete. Sie wirkte nicht wie ein Ghilt, sie hatte aber auch nichts von einem Krade.
„Wer bist du?", fragte Cara sie so ruhig wie möglich, obwohl ihr Herz ihr bis zum Hals schlug.
„Mein Name ist Sage.", erklärte das Mädchen und sah dann über die Menschenmenge hinweg, fast so als würde sie nach jemandem Ausschau halten.
„Du bist keine Krade und auch keine Ghilt, oder?", fragte Cara sie überrascht, Sage wandte sich wieder in ihre Richtung und lächelte.
„Nein, das bin ich nicht.", entgegnete sie ungerührt und gab damit Cara einen entscheidenden Hinweis.
„Aber du weißt von deren Existenz!", stellte Cara deswegen fest und sah sie sich genauer an.
„Wer bist du?", fragte sie sie erneut und erneut lächelte Sage.
„Nun, eigentlich wären wir so etwas wie Schwestern schätze ich mal. Wenn wir unter normalen Umständen aufeinandergetroffen wären meine ich!", Caras Herz bekam einen Stich.
„Du bist das Mädchen, das meine Eltern statt meiner mitgenommen haben!", sie versuchte ruhig dabei zu klingen, doch im Geheimen empfand sie eine nagende Eifersucht gegenüber dem Mädchen, das jetzt nickte.
„Richtig Cara. Ich soll dir ausrichten, dass sie dich immer nur beschützen wollten!", erklärte das Mädchen und lächelte dabei.
„Sie haben dich weggegeben weil sie dich schützen wollten!", meinte sie weiter und sah Cara dabei eindringlich an.
„Meine Mutter war eine Krade, ich glaube sie hätte mich ausreichend schützen können.", erwiderte Cara hingegen und nun war Sage dran, sie überrascht anzusehen.
„Du weißt es also schon? Was weißt du über deinen Vater?", fragte sie Cara doch diese zuckte mit den Achseln.
„Gar nichts. Aber warum erzählst du mir nicht einfach etwas über ihn, schließlich bist du bei ihnen aufgewachsen.", ja Caras Worte hörten sich zickig an aber sie konnte nichts dagegen unternehmen.
„Glaubst du ich habe mir das ausgesucht? Ich bin genauso von meinen Eltern zurück gelassen worden. Ob man es als Fluch oder Segen ansehen kann, dass deine Eltern mich mitgenommen haben weiß ich nicht genau. Was ich aber weiß ist, dass sie mir ein Leben ermöglicht haben. Aber ein Leben in dieser Welt mit diesem Wissen?", Cara sah weg. Sie hatte dieses Mädchen verurteilt, obwohl sie keine Ahnung von ihrem Leben hatte.
„Seit wann weißt du es?", fragte Sage sie und Cara betrachtete ihre Hände dabei.
„Vor etwa einer Woche wurde ich von einem Ghilt angegriffen, zwei junge Krades haben mir mein Leben gerettet. Vorgestern habe ich erfahren wer meine Mutter war.", erklärte ihr Cara wahrheitsgemäß.
„Ist...", ihre Stimme war ruhig gewesen, aber Cara hatte Sage sehr gut verstanden und blickte auf.
„Es stimmt also? Sie lebt noch?", fragte Cara und obwohl sie davon ausgegangen waren, war es jetzt etwas ganz anderes es von jemandem zu hören, die sie kannte.
„Sie hat mich hierher geschickt.", erklärte Sage ihr und lächelte erneut.
„Warum?", Cara konnte nicht verstehen, weshalb ihre Mutter sich nicht selber an sie gewandt hatte, wenn sie ihr etwas zu sagen hatte.
„Sie konnte nicht selber kommen Cara. Das alles ist nicht sicher für sie!", erklärte ihr Sage, doch sie war noch nicht fertig.
„Und für dich ist es auch nicht sicher. Du kannst niemandem trauen, verstehst du? Es ist etwas im Gange was keiner von euch absehen kann. Was niemand voraus sehen kann!", erklärte ihr Sage und ihre Worte wurden dringlicher. Cara verstand jedoch keines davon.
„Von was sprichst du? Lucien, einer der Obersten weiß um meine Mutter und so wie er von ihr sprach gehe ich davon aus, dass er ihr helfen würde, wenn sie zurückkehrt!", Sage schüttelte den Kopf.
„Cara du verstehst nicht um was es geht. Es geht hier nicht nur um die Krades oder Ghilts. Es gibt eine Macht, die viel größer und wesentlich gefährlicher ist!", versuchte Sage ihr klar zu machen und sah auf die Uhr.
„Cara, ich muss bald wieder los. Wir müssen uns nochmal treffen!", erklärte Sage ihr und sah sich um.
„In zwei Tagen in New Brunswick in dem Park, wo du mich heute gesehen hast!", Sage stand auf und ging ein paar Schritte.
„Vertraue niemandem Cara. Du kannst nicht wissen wer tatsächlich zu dir gehört oder eigentlich gegen dich ist, hast du mich verstanden?", und bevor Cara sie aufhalten konnte lief sie davon. Cara stand auf und folgte ihr, doch Sage war schnell und einen Wimpernschlag später, war sie verschwunden. Cara hingegen hatte das Gefühl, als hätte etwas ihre Wange gestreift und so hielt sie ihre Hand an die Stelle.
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Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, mal ein paar Kommentare zu lesen! ^^
Mich würde interessieren, was ihr von der Story bisher haltet? Fallen euch irgendwelche Logikfehler auf? Was denkt ihr von den Charakteren? Wohin könnte sich das Ganze entwickeln? Was sind eure Theorien?
Gerne könnt ihr mich auch jederzeit auf Rechtschreibfehler hinweisen. Die übersieht man leider auch mal ganz leicht beim erneuten durchlesen!
Ich habe leider bisher sehr wenig Rückmeldung bekommen, würde aber gerne wissen, was ihr von dieser Story haltet?! Ich arbeite momentan sehr viel an ihr und der Plot ist jetzt so ziemlich komplett in meinem Kopf (und notiert). Es macht mir unglaublich Spaß sie zu schreiben aber ich würde halt auch gerne wissen, was ihr darüber denkt. Also hoffe ich darauf, ein paar Vermutungen zu lesen. :)
Also wie immer:
Ich (so wie alle Schreiberlinge) würde mich sehr über Kommentare/ Rückmeldung und Votes freuen!
Eure lullaby1988
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