Kapitel 1: Das Mädchen und der Überfall

„Cara du kleines Miststück! Komm endlich her und mach das, was ich dir aufgetragen habe!", schrie Parker, als er bemerkte, dass Cara sich ihm wiedersetzt hatte.

Hinter geschlossenen Schranktüren versteckte sich das siebzehnjärige Mädchen und hoffte, dass er sie nicht fand. Dass er ihr nicht zu nahe kam.

Wie lange schon musste sie das alles hier ertragen? Es handelte sich um ihre fünfte Pflegefamilie in siebzehn Jahren und gleichzeitig auch um die Schlimmste. Doch sie hatte es nicht geschafft ihrer Sachbearbeiterin dies begreiflich zu machen, denn sie hatte vorher schon viele Geschichten erfunden, in denen sie ihre Pflegeeltern oder deren Kinder diskreditierte. Sie hatte einen Fehler begangen, denn sie hatte dadurch ihre Glaubwürdigkeit verloren und dies hatte zur Folge, dass niemand ihr mehr vertraute.

Das erste Mal hatte sie mit fünf gelogen, als sie behauptet hatte im Keller schlafen zu müssen. Die Familie hatte ihr ein wunderschönes Mädchenzimmer präsentiert, doch sie hatte sich nicht wie zuhause gefühlt. Es hatte etwas gefehlt und so hatte sie gelogen. Sie war aus der Familie herausgenommen worden und erneut in ein Kinderheim gegeben worden, doch schon bald hatte sich die nächste Familie gefunden. Es ging immer so weiter, bis sie sich mit vierzehn Jahren in ihren Pflegevater verliebt hatte. Sie hatte stets die Angewohnheit gehabt, sich in die falschen Männer und Jungs zu verlieben. Allesamt waren es Jungen gewesen, die sie schlecht behandelten. In Jim hatte sie jedoch den perfekten Mann gesehen. Er war stets freundlich zu ihr gewesen, war für sie da und hörte ihr zu. Sie interpretierte ihre Zuneigung als Liebe. Sie kannte nichts anderes, denn sie war weit herum gekommen ohne je tiefere Gefühle für jemanden zu entwickeln. Schon bald hatte Rosie, Jims Frau, Wind davon bekommen und war nicht länger bereit gewesen, ihr ein Dach über dem Kopf zu bieten. Cara war selber schuld gewesen, hatte sie schließlich versucht Jim zu verführen.

Jetzt befand sie sich jedoch in einer wesentlich schlimmeren Situation, denn seit drei Jahren schon lebte sie bei den Westons, die ihr die Hölle auf Erden präsentiert hatten. Sie war ausgebeutet worden, war tatsächlich in den Keller gesperrt worden und noch schlimmeres. Es hatte sie abgehärtet, doch die letzte Aktion hatte sie erschauern lassen. Parker, ihr Pflegevater, war mit einem Arbeitskollegen nachhause gekommen und hatte Cara zu sich gerufen. Dann hatte er von ihr verlangt sich auszuziehen. Er hatte eine Grenze überschritten, die vorher noch niemals angetastet worden war und so war sie davon gelaufen. Parker war nicht hinterhergekommen, da er stark alkoholisiert war. Wenn Maggie, Parkers Frau, gewusst hätte wozu ihr Mann im Stande war, hätte sie dies vermutlich verurteilt jedoch nichts dagegen unternommen. Parker war ein jähzorniger Mann der auch nicht vor Gewalt zurück schreckte wenn er merkte, dass er nicht das bekam was er wollte. Und das wusste auch Maggie.

Etwas ging zu Bruch und Cara erschrak so sehr, dass sie gegen die Schranktür stieß. Ihr Herz blieb stehen und sie kauerte sich ins hinterste Eck zurück in der Hoffnung, der Schrank möge sie in sich aufsaugen und nie wieder ausspucken. In ihr war schon so viel zu Bruch gegangen, sie war sich sicher, dass sie nie wieder jemandem vertrauen könnte, doch wenn Parker sie erwischen und sie dazu zwingen würde, das zu tun was er wollte, dann würde sie in tausend Scherben zersplittern und niemand würde je wieder die Möglichkeit erhalten, sie wieder zusammenzusetzen.

„Ich habe dich gehört Cara...", ein boshaftes Lachen folgte diesen Worten, was Caras Körper zum zittern brachte. Angstschweiß trat ihr auf die Stirn bei dem Gedanken daran, was Parker mit ihr anstellen würde, wenn er sie tatsächlich schnappen würde. Sie machte sich noch kleiner, doch Parker würde sie unweigerlich sofort sehen, wenn er die Tür öffnete. Sie hörte seine schweren Schritte auf dem Holzboden ihres Zimmers. Er war ihr nah. So nah, dass er sie vermutlich atmen hören könnte also presste sie sich ihre Hand auf den Mund und hoffte, dass ihr kein einziges Geräusch entkam.

„Eins, zwei, drei....Ich komme!", rief Parker, so wie Mr. Cordon, ihr zweiter Pflegevater. Er war ein guter Mann gewesen und hatte häufig mit den Kindern gespielt. Warum Cara diese Familie verlassen musste, wusste sie heute nicht mehr, doch es trieb ihr Tränen in die Augen. Er würde sie jeden Moment finden.

Sie sah sich panisch nach etwas um, das sie nutzen könnte. Sie besaß nicht viele persönliche Gegenstände doch sie meinte sich daran zu erinnern, dass sie einst ein Jagdmesser geschenkt bekommen hatte, dass sie in ihrem Schrank aufbewahrte. Im hintersten Eck, damit Parker es nicht fand. Er hatte ihr alles genommen was er in die Finger bekommen hatte. Lediglich die Briefe ihrer Mutter, ein Medaillon, dieses Messer und ihre schwarze Lederjacke hatte er nie angerührt. Fast so, als könne er diese Dinge gar nicht warhnehmen. Das Messer befand sich im hintersten Eck des Schrankes, doch auf der anderen Seite im obersten Karton. Sie legte die andere Hand über ihre erste und krallte ihre Fingernägel in die Haut um nicht auszuflippen. Sie liebte den Schmerz in ausweglosen Situationen. Sie hatte ihn sich häufig selber zugefügt um sich sicher zu sein, überhaupt noch zu leben. Wie sollte sie dieses Messer jetzt holen, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Sie blickte sich panisch um, als ein Schatten vor den Rillen ihres Schrankes auftauchte. Die Tür wurde aufgerissen und ein betrunken lächelnder Parker stand mit einer Hand in die Hüfte gestemmt da und sagte „Hab dich..."

Cara schrie los, doch sie konnte sich nicht gegen den starken Griff wehren, der sich um ihren Fußknöchel legte und sie nach draußen zerrte.

„Cara wie oft habe ich dir gesagt, dass wir zwei keinerlei Probleme miteinander haben werden wenn du das tust was ich dir sage??", meinte Parker ruhig, während er sie immer weiter nach draußen zerrte. Er schleuderte sie gegen ihr Bett, wo sie zum liegen kam. Sie hörte ihren eigenen Schrei, doch die Angst lähmte sie. Was sollte sie tun?

Sie warf einen panischen Blick in das Eck, wo sie das Messer versteckt hatte. Wie sollte sie dorthin kommen? Es waren lediglich zwei Meter, doch sie schienen unüberwindbar.

Erneut wurde sie an ihrem Knöchel gepackt und nach vorne gezerrt. Vollkommen außer Atem blieb sie schließlich auf ihrem weichen Teppich liegen und glaubte für einen kurzen Augenblick, dass das schlimmste überstanden war doch schon kurz darauf spürte sie das Gewicht, das sich auf sie niederließ.

„Cara, hör auf dich zu wehren! Ich weiß doch, dass du es auch willst! Und wenn du aufhörst dich dagegen zu wehren, dann wirst du sicherlich viel Spaß haben!", meinte Parker nah an ihrem Gesicht. Ihr wurde übel bei seinem Mundgeruch der eine Mischung aus Alkohol und kaltem Zigarettenrauch darstellte und so wandte sie ihr Gesicht ab wurde jedoch gleich wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück versetzt. Parker packte ihren Kiefer und wandte ihr Gesicht wieder in seine Richtung.

„Hör auf....bitte....", Cara liefen Tränen über das Gesicht und sie begann ihn anzuflehen, doch als Antwort bekam sie lediglich ein tiefes Lachen.

„Glaubst du etwa, ich füttere dich drei Jahre lang durch ohne eine Gegenleistung? Komm schon, uns war doch beiden klar, dass es früher oder später dazu kommen wird!", er war ihr so nah, dass sie die gleiche Luft atmeten. Ihr Magen rebellierte, doch sie gab nicht auf. Sie kannte die Angst und sie wusste, dass sie sie stets zur Erstarrung brachte doch diesesmal regte sich in ihrem Inneren etwas, dass sie bisher nur sehr selten verspürt hatte. Parker fuhr mit seinem Finger über ihre Lippen.

„Lass mich los du perverses Arschloch!", schrie sie und biss Parker so stark sie nur konnte in den Finger. Er schrie laut auf, doch er ließ nicht von ihr ab. Er saß rittlings auf ihr und betrachtete seinen Finger, gleichzeitig begann Cara jedoch wild um sich zu schlagen. Sie hoffte Parker zu erwischen und ihm die Augen auskratzen zu können, doch Parker war ein großer, kräftiger Mann und ihre Schläge waren für ihn beinahe nur Streicheleinheiten.

Er nutzte beide Hände um Caras Arme auf dem Boden festzupinnen. Jetzt war sie gefangen und vollkommen entblößt.

„Bitte...", wimmerte sie, doch Parker reagierte gar nicht mehr.

„Jetzt bist du fällig...", und so erhob er sich minimal um seine Lippen auf ihre senken zu lassen. Cara nutzte diese Möglichkeit sofort und als sie spürte, dass sie eines ihrer Beine bewegen konnte stieß sie ihm so fest in die Eier, wie sie nur konnte. Diesem Tritt folgte ein lauter Schrei und kurz darauf spürte sie, wie er von ihr abließ und sich nach hinten sinken ließ. Sofort robbte sie auf ihren Schrank zu, entdeckte den Karton genau dort wo sie ihn gelassen hatte und riss ihn auf. In dem Moment jedoch wurde sie wieder nach hinten gezogen, sie hingegen packte den Karton und riss ihn mit sich. Ein Schrei entwich ihrer Kehle.

„Du kleine, miese Fotze! Ich schwöre dir, diese Nacht wirst du nie wieder vergessen...", er drehte Cara um, während sie verzweifelt nach dem Messer tastete. Tränen flossen ihr über das Gesicht und vermischten sich mit Spucke und Rotz, die ihr Gesicht verschmierten. Sie spürte einen Ruck an ihrer Bluse und eine Sekunde später stand sie offen. Sie war entblößt, sie trug nur noch einen BH, der nicht viel aushalten würde.

Sie schrie, doch Parker presste ihre seine Hand auf den Mund. Und während sie ihre andere Hand nutzte um ihn im Gesicht zu kratzen, tastete ihre andere immer noch panisch auf dem Teppich entlang. Sie konnte ihren Blick nicht auf die Seite richten da Parker sie festhielt. Und gerade in dem Moment, in dem seine Hand sich ihren Brüsten näherte ertastete sie das kalte Metall, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte und stieß es in seinen Rücken, so tief und so fest sie nur konnte.

Ein lauter Schrei entwich seinem Mund und er rollte sich von ihr ab.

„Was hast du getan du kleine, miese Schlampe!", schrie er und versuchte das Messer herauszuziehen, doch er erreichte es nicht. Seine wuchtigen, fetten Arme hatten keine Chance und während die Farbe aus seinem Gesicht wich und immer mehr Blut in den weißen Teppich sickerte wusste Cara, dass sie hier so schnell wie möglich verschwinden musste.

Sie stand auf und wischte sich mit der Hand über das Gesicht, das vollkommen nass war. Ihre Beine zitterten und sie hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Sie drückte sich die flache Hand auf den Magen und versuchte ihre Atmung zu regulieren, doch dieser kam nur stoßweise vermischt mit immer wieder kehrenden, tiefen Schluchzern. Parker hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren, doch sein Freund wartete immer noch irgendwo in diesem Haus und wenn sie sich nicht beeilte, würde er sie holen. Vielleicht schlief er auch gerade seinen Rausch aus und lag in dem Sessel, in den er sich vorhin gesetzt hatte, als Parker Cara zu sich gerufen hatte. Sie hatte die Hoffnung, dass es so war, war er schließlich auch bei ihrer Auseinandersetzung und Parkers Schreien nicht aufgetaucht.

Sie eilte auf ihren Schreibtisch zu und packte sich ihren braunen Schulrucksack, in den sie wahllos Kleidungsstücke zu stopfen begann. Immer wieder wischte sie sich mit dem Arm über das Gesicht und während ihre Tränen unaufhörlich weiter flossen, eilte sie auf den Schrank zu und nahm den Umschlag mit den Briefen. Auch diesen stopfte sie schnell in den Rucksack. Sie lief ins Schlafzimmer ihrer Pflegeeltern und riss die Kommode auf. Sie wusste genau, dass Parker dort einige hundert Dollar aufbewahrte und schnell hatte sie sie gefunden. Dieses Geld gehörte sowieso ihr, denn die Westons hatten ohne Unterlass Geld vom Jugendamt bekommen, sie jedoch hatte nie etwas dafür bekommen. Sie hatte immer nur so viel bekommen um nicht zu stark abzunehmen, oder um gut gekleidet zu sein, damit niemand auf den Zustand in dem sie lebte aufmerksam wurde. Ihr stand dieses Geld zu!

Sie riss es aus der Kommode heraus und lief zurück in ihr Zimmer zurück wo sie befürchtete, Parker in die Arme zu laufen. Sie hatte die fanatische Vorstellung, dass er sich wieder erholt hatte und jetzt jeden Moment vor ihr stand, als sie ihn jedoch nach wie vor auf dem Boden liegend vorfand, atmete sie erleichtert auf. Aus ihrem Kleiderschrank zog sie ein T-Shirt und einen Pullover mit Kapuze. Beides zog sie sich in Sekundenschnelle an. Sie hielt einen Moment lang inne, während sie sich erneut über das Gesicht strich. Immer noch war es nass, sie weinte immer noch und sie glaubte nicht, jemals damit aufhören zu können. Sie überlegte fieberhaft, ob sie irgendwas vergessen hatte, doch ihr blieb keine Zeit mehr. Sie hörte wie die Haustür aufging und wie Maggie nach ihnen rief. Sie klang fröhlich.

Cara eilte auf ihr Bett zu, nahm sich ihre schwarze Lederjacke zog sie sich über und schmiss sich den Rucksack über die Schulter.

„Cara Liebes? Parker? Wo seid ihr Beiden?", hörte sie Maggies Stimme, die aus der Küche kam. Wahrscheinlich lud sie gerade die Lebensmittel aus, die sie besorgt hatte. Maggie war ein guter Mensch und Cara wünschte ihr, dass sie ihren eigenen Weg finden würde. Sie riss das Messer aus Parkers Rücken, was einen noch stärkeren Blutfluss auslöste, wischte die Klinge schnell an ihrem Bettzeug ab und steckte es in die Seitentasche ihres Rucksackes. Ihr Leben hatte eine schnelle Wende gefunden, nicht die die sie sich erhofft hatte, aber ihr blieb jetzt keine Wahl. Man würde sie einsperren, wenn man sie schnappte und aus diesem Grund musste sie fliehen.

Ein letzter Blick galt Parker, der schwach atmend auf dem Boden lag. Er würde jeden Moment verbluten und Cara hoffte, dass er hier alleine verreckte, doch sie hatte keine Zeit mehr sich dessen zu vergewissern. Sie lief durch den Gang und die Treppe hinunter, achtete dabei nicht darauf leise zu sein.

„Cara? Wohin gehst du?", rief Maggie ihr zu, als sie aus der Küche trat. Der dunkle Gang ermöglichte es ihr nicht, Caras Gesicht zu sehen.

„Es tut mir leid Maggie....", war alles was Cara sagte und schon zog sie die Tür auf und eilte in die Nacht hinaus.

Sie stand auf der verlassenen Vorstadtstraße. Hinter den Fenstern der Nachbarshäuser spielte sich das Leben ab, das sich viele wünschten, doch Cara begann zu laufen. Sie wusste nicht wohin sie wollte, sie wusste nicht in welche Richtung sie sollte, doch sie lief so schnell es ihr möglich war. Weit hinter hier hörte sie noch Maggies Rufe, doch Cara wandte sich nicht noch einmal um. Sie würde Maggie nie wieder sehen und glücklicherweise auch Parker nicht.

Sie lief in eine Gasse hinein, musste jedoch anhalten. Ihre Brust schmerzte, sie konnte kaum atmen und sie befürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Hinter einer Mülltonne, die sie vor Passanten der Hauptstraße verbarg, lehnte sie sich an die Wand und begann zu würgen. Sie hatte heute Abend noch nichts gegessen doch sie wusste, dass sie sich jeden Moment übergeben würde.

Parker, der auf ihr lag, kam ihr in den Sinn. Sein stinkender Atem, seine fetten Pranken die auf ihrem Körper gelegen hatten und schon spürte sie, wie ihr die Galle hochkam und sie erbrach sich in der Dunkelheit und der Abgeschiedenheit. Sie war vollkommen alleine und kotzte sich dabei die Seele aus dem Leib. Man würde sie schnappen, würde sie ins Gefängnis bringen. Sie konnte nur hoffen, dass Parker nicht verreckte, denn dann hätte sie keine Chance. Doch sie würde auf jeden Fall geschnappt werden, denn sie hatte keine Ahnung, wie man vollkommen untertauchte.

„Ist da jemand?", hörte sie eine tiefe männliche Stimme, die sie aufschrecken ließ. Sie musste sich immer noch übergeben und dieser Drang war stärker als der, sich zu verstecken. Schritte näherten sich ihr langsam, verstummten jedoch schlagartig. Sie hatte das Gefühl, ein Flattern zu hören, doch eine Sekunde später war es wieder verschwunden und zurück blieben nur ihre Würgegeräusche, obwohl sie schon längst nichts mehr im Magen hatte, das raus wollen konnte.

Schweiß und Tränen liefen ihr Gesicht hinab und als sie merkte, dass sie nicht mehr Gefahr lief, sich weiterhin zu übergeben drehte sie sich mit dem Rücken zur Wand und lehnte sich für einen kurzen Augenblick mit verschlossenen Augen dagegen. Sie dachte nicht mehr an den Mann, der doch eigentlich auf sie zugekommen war, sie dachte einzig und allein an die friedliche Stille, die für einen Moment Besitz von ihr ergriff und ihr weis machte, es könnte vielleicht doch noch irgendwie alles gut werden.

Sie stöhnte leise auf, da ihr Magen sich immer wieder verkrampfte, doch sie zwang sich dazu sich von der Wand abzustoßen und weiter zu gehen. Sie musste weg von hier, sie musste in die Innenstadt, wo sie nicht so leicht zu finden war. Sie könnte mit dem Bus fahren, der bräuchte nur zehn Minuten bis nach Brooklyn, oder sie könnte zu Fuß gehen und damit das Risiko minimieren. Sie entschied sich, zu Fuß weiter zu laufen denn die frische Luft würde ihr gut tun. Sie würde sie nicht so sehr zum nachdenken bringen, denn wenn sie über das, was geschehen war, nachdenken würde, würde sie sich erneut übergeben müssen.

Gerade als sie hinter der Mülltonne hervortreten wollte, sah sie eine Gestalt, die gerade im Begriff war auf sie zuzukommen. Sofort setzte ihr Herz einen Schlag aus.

„Du warst heute ein wirklich böses Mädchen Cara!", sagte der Mann, der hochgewachsen und kräftig wirkte. Seine Stimme war so tief und kalt, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Befand sie sich etwa in einem ewig währenden Albtraum? Woher kannte dieser Mann ihren Namen?

„W-Wer sind Sie?", ihre Stimme klang kraftlos und schmal. Es kam ihr nicht richtig vor die Stille der Nacht so eindeutig zu durchschneiden.

„Mein Name ist Dominik meine Liebe und ich glaube, dass hier jemand ein gewaltiges Problem an der Backe hat!"

Dominik? Sie kannte keinen Dominik! Wer zum Teufel war er?

Sie ging einige zögerliche Schritte rückwärts, doch sie würde nicht weit kommen, denn sie saß hier in einer Sackgasse fest. Sie würde nicht weglaufen können.

„Was wollen Sie von mir? Und woher kennen Sie meinen Namen?", Cara klang selbstbewusster als sie es eigentlich war. Sie fürchtete sich, wollte sich irgendwohin zurück ziehen und alleine sein. Dieser Abend war unendlich lang und er würde vermutlich niemals enden.

„Oh ich will nichts weiter als dein Leben Cara. Es wird schnell gehen, versprochen.", sagte Dominik ruhig doch Cara glaubte sich verhört zu haben.

„Mein Leben? Warum?", stand sie wirklich hier und fragte einen Mann, weshalb er sie umbringen wollte? War sie soeben von dem Regen in die berüchtigte Traufe gekommen?

„Ganz einfach, du kannst uns gefährlich werden und das haben wir nicht gerne. Das was du da mit Parker angestellt hast ist nichts im Vergleich zu dem, was du uns antun kannst also...", was redete der Mann da? War er ein Geisteskranker der aus dem Irrenhaus ausgebrochen war? Und woher wusste er von Parker? Egal was er war und was er auch wusste, Cara wurde klar, dass sie schnell abhauen musste, doch mit einem Mal hatte sie das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können.

„Cara, Cara, Cara....du wirst doch wohl nicht wirklich in Erwägung ziehen vor mir wegzulaufen, oder?", die Stimme des Fremden klang eiskalt.

„Ich verstehe kein Wort von dem was Sie da sagen, verdammt! Wer sind Sie?", Cara versuchte ihre Beine zu bewegen, doch sie schienen auf dem Boden festzukleben. Dominik kam ihr immer näher und mit jedem Schritt, ging ihr Atem noch stoßweiser als einen Moment zuvor. Mit jedem Meter den er überbrückte hatte sie mehr das Gefühl, dass ihr echte Gefahr drohte und, dass sie jeden Moment vor Angst und Spannung platzen würde. Als der Mann in den Schein einer Lampe trat, die den Hinterbereich dieser Gasse ein wenig ausleuchtete sog Cara scharf den Atem ein. Dieser Mann war mehr ein Junge, vielleicht 19 Jahre alt und gehörte zu den schönsten Menschen, die sie jemals in ihrem Leben gesehen hatte. Er hatte die kältesten, blauen Augen die ihr jemals begegnet waren und den einnehmendsten Blick, den sie jemals gespürt hatte. Sie fühlte sich sofort nackt unter seinem Blick und bei seinem Anblick hob und senkte sich ihre Brust noch mehr, weil sie so tief ein- und ausatmete.

„Wer bist du?", fragte Cara beinahe flüsternd, doch Dominik trat immer weiter auf sie zu.

„Dein Untergang Liebes...", flüsterte er ihr ins Ohr und plötzlich hatte sie das Gefühl, als würden sich gleichzeitig vier Messer in ihren Bauch bohren. Sie schrie vor Schmerzen laut auf, doch mit einer winzigen Handbewegung Dominiks, verstummten ihre Schreie in der Nacht. Sie wusste, dass sie schrie, denn sie durchlitt in diesem Moment grausame Schmerzen, doch es kam kein Laut über ihre Lippen.

Sie spürte, wie eine warme Flüssigkeit ihren Pullover durchtränkte, spürte wie sich die Messer immer weiter in sie hinein arbeiteten und glaubte, dass kein Mensch auf der Welt eine solch langsame Qual ertragen könnte.

„Hör auf, Bitte!", schrie sie, doch Dominik konnte sie nicht hören, denn nach wie vor kam kein Laut über ihre Lippen.

„Es ist wirklich ein Jammer, dass ein so schönes Wesen wie du in dieser Gasse ihren Tod findet. Unter anderen Umständen, hättest du mir vielleicht gefallen. Unter anderen Umständen....", er verstummte und plötzlich wurden die Messer zurück gezogen. Cara öffnete die Augen, doch sie sah nur noch verschwommen.

„Dorian...", murmelte Dominik und wandte sich von ihr ab. Sie konnte vielleicht nicht scharf sehen, doch sie bemerkte sehr wohl, dass sich sämtliche Dunkelheit scheinbar an einer einzigen Stelle bündelte. Dominik entfernte sich von ihr, schien sie vollkommen vergessen zu haben und ihre Erstarrung löste sich genauso schnell, wie sie gekommen war. Sie sackte auf dem kalten Boden zusammen und presste ihre Hände auf den Bauch. Sie würde hier sterben, so viel war sicher.

„Hey, bei dir alles in Ordnung?", fragte eine weichere Stimme als die Dominiks sie und als sie die Augen für einen Moment öffnete, kniete ein blonder Junge vor ihr und hielt seine Hände an ihre Wangen.

„Ich verblute...", wollte Cara sagen, doch es kam kein Ton aus ihr heraus.

„Schaff sie hier weg Max, sofort!", hörte sie Dominiks Stimme rufen, doch weshalb sollte Dominik diesen Jungen darum bitten sie wegzuschaffen. Außer dieser Max gehörte zu Dominik!

Cara begann sich unter seinem Griff zu winden, sie wollte fliehen, wusste gleichzeitig jedoch mit Sicherheit, dass sie keine Chance haben würde.

„Beruhige dich, ich hab dich und ich bring dich in Sicherheit!", meinte Max und obwohl er eine potenzielle Bedrohung darstellte, beruhigte seine Stimme sie und sie begann in einen Dämmerschlaf abzudriften. Als letztes, bevor alles um sie herum schwarz wurde, sah sie einen hellen Lichtblitz durch die Luft fliegen der auf einen Körper prallte. Den Körper, der aus der absoluten Dunkelheit herausgetreten warund sie gerettet hatte.










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Hallo zusammen. Sollte dieses Kapitel irgendwie durcheinander wirken oder sollten Sätze einfach so bzw. Nicht passend enden bei euch,  gebt mir bitte Bescheid :) würde darauf hingewiesen finde aber leider keinen Fehler.

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