Wir spielen verstecken
,,Und wenn sie nicht gestorben sind ...."
,,dann leben sie noch heute", beendeten die Kinder die sich vor mir im Kreis versammelt haben im Chor meinen Satz. Es war Donnerstag Nachmittags und Mom befand sich momentan in Behandlung bei Isabell. Mom dachte, es wäre eine gute Idee, wenn ich den Kindern hier im Krankenhaus vorlesen würde.
Zugegeben, es machte mir auch einen riesen Spaß. Diesen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern bereitetes mir einfach eine Freude. Ihr Alltag wurde schon in jungen Jahren von Chemotherapien bis hin zur Infusionen begleitet. Sie kannten dieses Krankenhaus vermutlich besser als alle Ärzte und Schwestern hier zusammen.
,,Liest du uns noch eine Geschichte vor?", fragte mich ein kleines Mädchen. Ich sah auf meine Uhr. Knapp vor 16 Uhr.
Es zerbrach mir das Herz, den Kindern dies mitteilen zu müssen. Aber ich musste Mom gleich abholen. ,,Ehm... ich muss leider weg. Aber .. wie wäre es, wenn ich nächste Woche wieder vorbei komme? Was hält ihr davon?".
Mir kam ein einvernehmliches ,,Ja" und ,,Das wäre toll" entgegen. Ich packte das Buch weg, während die Kinder sich von mir verabschiedet hatten und sich wieder auf ihre Zimmer begaben.
,,Ich fand es sehr schön, wie Sie den Kindern vorgelesen haben. Vielen Dank dafür".
Eine etwas ältere Frau mit einer Afro-Mähne stand mir gegenüber. Ich lächelte sie lieb an und schulterte meine Tasche. ,,Ach, dafür brauchen Sie mir nicht zu danken. Die Kinder hier sind wunderbar. Außerdem, finde ich es schön, ihnen eine Freude zu bereiten".
,,Haben Sie soetwas schon mal gemacht? Der Umgang mit den Kids hier schien Ihnen sehr leicht zu fallen".
Mein Lächeln wurde noch größer als ich ihr antwortete:,, Ja, das habe ich tatsächlich. Früher, in der Stadt in der wir vorher gelebt haben, gab es ein kleines Weisenheim, in dem ich regelmäßig den Kindern vorgelesen habe".
Der Paiger der Schwester gab einen Piepton von sich. ,,Oh ich muss leider unser Gespräch beenden. Die Kinder und ich würden uns freuen, wenn wir Sie hier bald wieder sehen. Ich bin übrigens Rose".
,,Oh, ich bin Meghan, aber nennen Sie mich Meg. Wir werden uns bestimmt noch öfter sehen und über den Weg laufen". Ich sah ihr die Verwirrung im Gesicht an. Sie hatte jedoch vermutlich keine Zeit mehr nachzufragen, was ich wohl damit meinte und verabschiedete sich schnell von mir.
Ich machte mich auf dem Weg zu Mom und stieg in den Fahrstuhl, als mich plötzlich eine Nummer anrief.
,,Ja Hallo?", beantwortete ich misstrauisch den Hörer.
,,Heute Abend, 9 Uhr, hinter deinem Haus. Sei pünktlich".
,,Alec?".
,,Nein, Alec".
,,Ha-Ha, du Witzbold. Woher hast du meine Nummer und was hast du heute Abend vor?", die Türen öffneten sich und ich lief in Moms Richtung.
,,Also Erstens, habe ich da meine Wege und Zweitens, lass dich einfach überraschen. Zieh dir einfach etwas bequemes an. Und oh, warm sollte es vielleicht auch sein".
Ich konnte über ihn einfach nur den Kopf schütteln. Ich bog gerade in den nächsten Gang ein.
,,Ach- Dad?!".
,,Oh, Meg. Ich glaube nicht, dass du mich so nennen solltest". Ich blieb abrupt stehen, und sah meinen Vater vor dem Behandlungszimmer von Mom warten. Er hatte mich noch nicht entdeckt. Ich versteckte mich um die Ecke.
,,Oh Gott du Idiot! Ich meine doch nicht dich! Mein Dad ist hier im Krankenhaus!"
,,Ja und?", fragte er total irritiert über mein Verhalten.
,,Er darf nicht wissen, dass deine Mom meine Mom behandelt! Wie du ja anscheinend vergessen hast, herrscht zwischen unseren beiden Vätern Krieg". Es blieb kurz leise auf der anderen Leitung. .
,,Ja. Ja, das hatte ich zumindest versucht zu vergessen". Mein Eindruck war, dass er tatsächlich diesen Punkt irgendwo vergessen wollte, da Alec wirklich versuchen will unsere Freundschaft aufzubauen ohne irgendwelche familiären Hindernisse.
,,Okey Meg. Ich muss jetzt los. Du schaffst das schon. Vergiss nicht, wir sehen uns heute Abend!", und bevor ich noch etwas erwidern konnte, ertönte ein wiederholtes Piepen, als Zeichen, dass das Telefonat beendet worden war.
Okey. Show time.
,,Daaaaad! Was machst du denn hier?", versuchte ich gespielt fröhlich zu klingen.
,,Hallo mein Spatz. Ich wollte deine Mutter überraschen und spontan zum Essen ausführen. Ich wusste nicht, dass du hier bist. Ich dachte du wärst bei Miley wegen eures Chemieprojektes?".
Oh Gott. Das Chemie Projekt! Seit dem letzten Vorfall im Labor, wo Alec mir seine Meinung gegeigt hatte, hatten wir uns nicht mehr darum gekümmert.
,,Ja, achso das. Ja, weißt du Dad-", doch er schnitt mir das Wort ab.
,,Mit wem hast du eigentlich Telefoniert?". Meine Augen weiteten sich.
,,Telefoniert?"
,,Ja, ich habe dich telefonieren sehen. Ist alles in Ordnung? Du wirkst so angespannt?", fragte er nun deutlich misstrauischer.
,,Ehm. Nein"
Dad zog eine Augenbraue in die Höhe:,, Nein?".
,,Ja, das am Telefon. Das war Miley. Ihr geht es momentan nicht so gut, deswegen hängen wir so mit dem Projekt hinterher. Das macht mir etwas zu schaffen, verstehst du das ... Dad?". Ich hörte mich zwar nicht sehr überzeugend an, jedoch klang meine Erklärung plausibel.
Er begutachtete mich noch einmal, ehe er sagte:,, Ach Spatz, mach dir keine Sorgen. So ein Chemieprojekt, das packst du doch mit links!". Ich gab nur ein breites gespieltes Lächeln von mir. Er hatte es geschluckt. Ein Problem gelöst. Auf zum nächsten.
Wie kriege ich Dad dazu, dass er Isabell nicht sieht?
,,Dad, könntest du mir ein Schokoriegel unten vom Automaten besorgen? Ich warte währenddessen auf Mom".
,,Spatz, lass uns das doch auf dem Weg nach draußen machen. Dann muss ich nicht hin und her laufen". Na Super. Das hatte ja mal so gar nicht geklappt.
Okey, denk nach. Denk nach.
Lieber Gott bitte hilf mir. Ich schloß meine Augen und versuchte meine Gehirnzellen anzustrengen. Doch genau in dem Moment, passierte etwas unglaubliches.
,,Spatz, ich muss kurz um die Ecke telefonieren. Bin sofort wieder da". Bingo.
Als er um die Ecke verschwand, stürmte ich in Mom's Zimmer. Isabell entfernte ihr gerade die Zufuhr für die Infusion. ,,Mom. Schnell raus hier. Dad ist hier".
Die beiden sahen mich nur entgeistert an, und Isabell machte sich daran, ihre Arbeit schneller zu verrichten. ,,Was macht er denn hier?", fragte Mom. Ich zuckte nur meine Schultern und antwortete:,, Er wollte dich überraschen und mit dir Essen gehen".
,,Schatz?", tönte seine Stimme. Oh Nein. Wieso telefonierte dieser Mann nur so schnell?
,,Ich komme", Mom wurde hektisch und packte schnell ihre Sachen zusammen ehe Dad uns hier zusammen mit Alecs Mom zusammen sah. ,,Komm Schnell", sie zog mich an der Hand zur Tür.
Doch Dad stand bereits da. ,,Hallo Schatz. Na, wie geht es dir heute?".
Mom sah ihn erst einmal nur schockiert an, ehe sie sich einmal schüttelte und feststellte, dass Isabell wie vom Erdboden verschluckt gewesen war.
Was sie nicht wusste, war, dass sie sich schnell hinterm Medikamententresen versteckt hatte.
Dad merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, und schaute sich einmal im Raum um.
,,Ist alles in Ordnung?", er nahm ihr ihre Sachen ab.
,,Ja .. ehm .. Ich hab nur ... nur nachgesehen, ob ich nichts vergessen habe".
,,Na dann. Ich habe ein riesen Hunger und möchte nun mit meinen zwei Mädchen Essen gehen". Er streckte Mom seinen Ellenbogen hin, als Zeichen, dass sie sich einhaken sollte. Die beiden gingen vor, während ich noch einmal in Isabells Richtung sah.
Sie kam langsam hervor und ließ einen lauten Seuftzer hinaus.
Das ging ja noch mal gut. ,,Ehm, wir sehen uns dann noch Mrs. Sanchez".
Ich flüchtete aus dem Raum und lief meinen Eltern schnell hinterher, ehe sie mir etwas erwidern konnte.
Kurz bevor ich ins Auto stieg, bekam ich noch eine SMS.
Vergiss' mich heute Abend nicht!
Wenigstens konnte ich mich heute noch auf etwas freuen.
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